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Währungen

Begonnen von Smaragd, 19. April 2009, 13:05:40

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Smaragd

Ich bin mal neugierig - woraus bestehen eure Währungen? Und wie legt ihr den Wert fest? Ich bin im Moment beim Klassiker Kupfer, Silber und Gold angelangt und schlage mich gerade mit der Frage herum, was die Übernachtung in einem Gasthaus im Vergleich zu einem guten Pferd kosten soll. So langsam habe ich den Verdacht, ich muss mir erstmal eine Tabelle mit mehreren Preisen anlegen, an der ich mich orientieren kann. Wie macht ihr das?

Chuck

Ein wichtiger Indikator für Währungen ist natürlich die Möglichkeit der Beschaffung / Seltenheit eines Produktes/Dienstleistung.
Wirtschaftliche Aspekte wie Globalisierung müssen in den meisten mittelalterlichen Settings ja nicht beachtet werden, wobei die Grundzüge natürlich die selben sind.

Gibt es in diesem Ort viele Gaststätten? Kommen viele Leute in die Stadt? Wie sieht es mit der Züchtung von Pferden aus? Welche Kosten muss der Gastwirt im Gegensatz zum Züchter decken?

Es ist wichtig eine Relation zu haben.

Man könnte sich da an typisch wirtschaftlichen Indikatoren entlang hangeln:

Wie sieht das Angebot zur Nachfrage aus?

-> Ein Gasthaus im Ort wird eher mehr pro Nacht nehmen, als wenn zehn Gasthäuser an einer Straße stehen.

- Welche Kosten müssen gedeckt werden?


-> Der Züchter wird nicht jeden Tag ein Pferd verkaufen, wohl aber doch jeden Tag essen und Pferde verpflegen müssen

- Wie sieht die Kaufkraft in diesem geografischen Bereich allgemein aus?

-> In Gegenden mit hoher Reichen Dichte werden die Sachen beinahe automatisch teurer sein bzw. in einem Dorf mit wenig Kaufkraft werden sehr hohe ("Unbezahlbare") Preise kaum Sinn machen.



Churke

Ich hab's mir einfach gemacht:
http://www.imperiumromanum.com/wirtschaft/wert/preise_index.htm

Das geht natürlich nur, wenn man von ähnlichen Wirtschaftsstrukturen und einem ähnlichen Wertverhältnis Gold:Silber:Kupfer ausgeht. (War damals anders als heute)

Über solche zeitgeistigen Absurditäten wie 400.000 Sesterzen Schauspielerhonorar muss man natürlich hinweg sehen.


Mrs.Finster

Also in dieser Hinsicht ist meine Story total einfach gestrickt. Ein Beutel Gold- das war´s  :rofl:
Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)

Tenryu

Über Währungen habe ich mir noch keine besonderen Gedanken gemacht. In meinen Geschichten spielt das Geld aber bislang auch keine bedeutende Rolle, so daß es dem Leser egal sein kann, was eine Übernachtung kostet.

Im allgemeinen kann man sich folgender Überlegungen bedienen:
In einer nicht-industrialisierten Welt dürften Waren im Allgemeinen bedeutend teuerer sein, als Dienstleistungen. Das allgemeinen Wohlstandsniveau ist viel tiefer. Luxusgüter sind für normale Menschen absolut unerschwinglich.
Ein gut ausgebildetes Turnierpferd etwa soll im Hochmittelalter so viel gekostet haben, wie heute ein Ferrari Sportwagen.

In einem solchen Wirtschaftssystem dürfte es noch kein Papiergeld und kein Bankwesen geben, so daß man nur Metallgeld auf Basis von Bronze, Silber und Gold hätte, wobei es nur auf das Metallgewicht ankommt. So daß in- und ausländisches Geld im Prinzip den selben Wert pro Gewichtseinheit und Feingehalt hätte.

eclipse

#5
Der Problematik versuche ich auch immer ganz gerne zu entgehen, aber bei dem Herumgewerfe mit Goldbeuteln fehlte mir als Leser immer der misstrauische Blick des Empfängers, ob auch wirklich genug Geld drin ist oder vielleicht nur ein paar schäbige Messing-Knöpfe...  ;D
Meine Protagonisten leben im Augenblick größtenteils von der Hand in den Mund oder tauschen - mit Hilfsdiensten, Medikamenten oder anderen Dingen. Dabei "zahlen" sie dann natürlich auch immer mal wieder drauf, aber das gibt ganz guten Tobak für die Handlung. :) Wenn kostbare Erbstücke für ein bisschen Brot und eine alte Schindmähre den Besitzer wechseln, weil es nun mal keine Alternative gibt, dann ist mir das lieber als jedes Gold-Gefeilsche.

Wenn es doch mal nötig ist, auf die Währung einzugehen, bediene ich mich auch am liebsten beim klassischen Edelmetall. Darunter kann sich sofort jeder was vorstellen ohne erst im Anhang nachblättern oder eine eingeschobene Erklärung, die den Handlungsfluss in Fetzen reißt, lesen zu müssen.
Und die Verhältnismäßigkeiten legt dann die Gesellschaft mehr oder weniger von selbst fest - je nachdem, wie wohlhabend Land und Leute nun einmal sind. Zu viele Tabellen sind da wahrscheinlich eher hinderlich, schließlich kostet auch so eine Übernachtung nicht überall gleich viel und was dem einen günstig erscheint, das hält ein anderer für Wucher.

Nu ja, wenn der Prota beim genannten Preis nach Luft schnappt, dann weiß der Leser, dass der Preis für ihn unverschämt hoch sein muss - vollkommen egal, welche Tabelle ich mir da im Vorfeld ausgetüftelt hab. ;)

Feuertraum

Wenn es bei mir ans Zahlen geht, dann nutze ich die Währungen Gold, Silber, Kupfer etc. Einzige Ausnahme ist die Gaststätte "Zum zu zahlenden Königreich". Dort kosten Getränke je nach Exklusivität mal ein kleines, mal ein großes Königreich.

LG
Feuertraum
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Beate

In meinem Rollenspiel haben wir Gold- und Silbermünzen sowie Groschen. Als es an die Währungsentwicklung ging, haben wir uns zu dritt Tagelang den Kopf zerbrochen, was wie viel kostet usw. und dafür auch eine richtige Orientierungsliste geschrieben.

In einem Romanprojekt gibt es die Währung Kju. Diese ist rein elektronisch und umfasst nur ganzzahlige Werte. Es gibt sozusagen nur noch Plastikgeld. Der spielt allerdings auch in der Zukunft ;). Und damit muss man sich wenig Gedanken über Geldbeutel machen *g*

Churke

Im Prinzip sind die Grundlage eines jeden Preisgefüges die Lebenshaltungskosten. Adam Smith sagt deshalb auch, dass die wahre "Währung" der Weizen sei.

Wer richtig in Preise und Geldwert einsteigen will, dem lege ich Adam Smith ans Herz: "Wohlstand der Nationen" - In der Voltmedia-Ausgabe ist auch eine Tabelle mit Weizenpreisen von 1202 bis 1837

Murphy

Durch VWL und BWL Unterricht habe ich auch etwas über Preisentwicklung etc gelernt. Bisher musste ich nur für eine einzige Geschichte eine eigene Währung erfinden. habe mich da auch auf Gold und silber (vor allem) festgelegt und lediglich eine gewisse Preisstufe versucht zu finden. Und dort dann auch gleich für die Insel auf der alles spielt und für das Ausland, denn in der Geschichte leben die Menschen, welche auf jener Insel leben, vor allem vom Handel.

Habe es mir aber ansonsten auch eher leicht gemacht und weniger über "Wie oft kommt Gold vor" Gedanken gemacht - das überlasse ich meiner Mitautorin, die ist da Spitzenmeisterin drin! (meine ganz partaische Meinung)

Alaun

In meiner Heiler- und Magierwelt wird mit Halbedelsteinen gezahlt, deren Wert Schwankungen unterliegt.
In Krisenzeiten ist z.B. der Granat die wertvollste Währung, da er Stabilität und Durchhaltevermögen verleiht (deshalb war der Granat übrigens auch hierzulande nach dem 1. und 2. Weltkrieg ein beliebter Schmuckstein).
Genauso gibt es Steine, deren Wert bei Epidemien steigt, da sie Heilwirkung haben, oder die in kalten Wintern aufgrund ihrer wärmenden Wirkung wertvoll werden.

Ein recht schwankendes System, mit dem die Bank des Landes auch einiges zu tun hat  ;D

Hanna

Hier geht es mir genau wie in dem Politikthread: ich habe wohl bisher zu wenig darüber nachgedacht. Ich fürchte, ich bin ein Weltentwickleranfänger. *grübel*
#notdeadyet

Lomax

#12
Zitat von: Gothanna am 07. Juli 2009, 13:18:11Hier geht es mir genau wie in dem Politikthread: ich habe wohl bisher zu wenig darüber nachgedacht. Ich fürchte, ich bin ein Weltentwickleranfänger.
Keine Sorge - muss man wohl auch nicht, wenn der entsprechende Sachverhalt für die Handlung überhaupt keine Rolle spielt und kaum je erwähnt wird. Selbst beim Herrn der Ringe mit seiner tief ausgearbeiteten Welt wüsste ich jetzt nicht, ob Tolkien auch das Währungsystem detailliert entworfen hat ... dem Buch merkt man es ja nicht an.
  Wenn etwas für die erzählte Geschichte nicht wichtig ist, kann man es zwar immer noch als Steckenpferd des Autors in die Weltentwicklung einpflegen. Aber wer das Steckenpferd nicht teilt und das Thema nicht braucht, muss sich auch nicht verpflichtet fühlen, da nachzuziehen.

P.S.: Zu viel kann auch nerven - Ich beispielsweise benutze eine für meine Erzählungen entwickelte Welt auch im Rollenspiel, und die Spieler sind immer ganz fürchterlich genervt von der Vielfalt an historisch gewachsenen und schlecht konvertiblen Währungen, die zum Teil in denselben Regionen nebeneinander existieren und deren Wert dann auch noch neben Nenn- und Materialwert oft auch noch regional nach dem örtlichen Ansehen der ausgebenden Institution schwankt. Wenn ich da jemals einen Protagonisten durchreisen lasse, könnte ich den halben Roman schon mit seinen Zahl- und Münzproblemen füllen - was ich tunlichst lassen werde. Ganz im Gegenteil, da wäre weniger mehr :pfanne:

Hanna

Das beruhigt mich jetzt tatsächlich ein wenig, obwohl es ja durchaus reizvoll ist, sich diese ganzen kleinen Details auszudenken. Zum Glück muss ich aber gerade gar keine Welt entwickeln, da mein derzeitiges Projekt genau im Hier und Jetzt spielt. Bloß eben mit sprechenden Tieren. Da kam mir aber gestern auch der Gedanke, womit eine Katze eine Libelle bezahlt, die für sie ein Telegramm übermittelt.  ???
#notdeadyet

Lomax

Mir allerdings kommt bei dem Thema gerade eine geniale Romanidee, wo genau diese Elemente storytragend sind: Von dem Gesellen, der nach 7 harten Jahren vom Meister aus dem Haus geworfen und mit ein paar Hellern abgespeist wird. Der sich dann quer durchs Reich nach Hause zurückschlägt und durch geschickte Wechselkursgeschäfte als reicher Mann zum Hof seiner Eltern zurückkehrt. Ein neuer "Hans im Glück". :hmmm:
  So in etwa müsste wohl ein Roman aussehen, für denn solche kleinen Details wirklich nötig sind. Der Fantasyroman für die "Generation BWL". Und dann soll noch mal jemand was sagen von wegen "Eskapismus" und Fantasy wäre zu fern von den Anforderungen des realen Lebens ...