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Buchübergreifende Handlungsbögen

Begonnen von maggi, 04. März 2009, 23:34:24

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maggi

Hallo ihr Lieben!

Ich hab schon die Suche bemüht, aber nichts gefunde, deswegen mach ich den Thread hier mal auf.
Also ich habe folgendes Problem:
Ich schreibe gerne Buchserien. Die sind ja in der Fantasy-Sparte auch relativ häufig vertreten. Mein jetziges Projekt (momentan noch in der Planungsphase) ist zwar nicht wirklich Fantasy im klassischen Sinne, aber das Setting und die Figuren bieten sich für mehrer Bücher gerade zu an.
Ich bin jemand der Handlungsbögen im Vorraus plant, aber mometan will mir einfach nichts vernünftiges Einfallen, deshalb dachte ich, tausche ich mich mal mit euch aus, vielleicht kommt mir dann ja eine gute Idee.

Also, an alle die schon mal eine Serie (Trilogie) geschrieben haben. Wie Buchübergreifend waren da eure Handlungsbögen? Hattet ihr überhaupt welche? Und wenn ja, welcher Art?
Die Dinge die mir momentan Einfallen und die sich gut für einen längeren Handlungszeitraum eignen sind: Liebesbeziehungen oder zwischenmenschliche Beziehungen allgemein. Klär-die-Vergangenheit-auf-Plots (aka, was ist passiert bevor die Geschichte begann) und Mystery-Plots (in welchem Zusammenhang stehen all diese Ereignisse? Wer steckt dahinter? Was ist der Zweck? So ähnlich wie bei Lost, oder dem neuen Battlestar Galactica)

Karnos

Hallo erstmal!

Also ich habe bisher noch keine Trilogien oder mehrere zusammenhängende Teile geschrieben, allerdings schon ein paar durchgeplottet.

Meistens habe ich mich an dem Protagonisten angelehnt, der ja ohnehin für die meiste Spannung sorgen sollte.

In einer Geschichte ist er 44 und verbittert.

In einer anderen knapp 20 und ein recht fröhlicher Jungspund.

Wieder in einer anderen 58, düster, nachdenklich, distanziert.

Die Geschichten an sich spielen (natürlich) in der gleichen Welt, allerdings ändern sich die Handlungsorte.

Hin und wieder bringe ich Mal einen Charakter rein, der bereits bekannt ist. Unter anderem der Antagonist.
Viele Charaktere kennt man nur vom "Hörensagen" und bekommen dann einen Feinschliff und größere Rollen.

Natürlich kann man auch Geschichten aneinander reihen. Das heißt Geschichte 1 hört bei X auf und Geschichte 2 macht ziemlich genau bei X weiter.

Ich glaube da hat jeder seine Vorlieben. Ich bin ein Freund von größeren Zeitsprüngen, muss aber nicht jeder Manns Sache sein.

Gruß,

Karnos

Moni

Die Trilogie an der ich schreibe, wurde von mir zu Beginn nicht als solche geplant. Ich habe irgendwann einfach festgestellt, daß ich viel zuviel Plot für ein Buch habe und das auch zwei nicht ausreichen. Sollte es sich ergeben, bin ich auch bereit auf einen vierten Band auszuweichen. Mittlerweile habe ich auch begonnen, den "Über"plot der Trilogie konkret zu planen und unterwerfe den "Unter"plot der einzelnen Bände dem Gesamtplot.
Bei mir ist der Gesamtplot durch politische Entwicklungen vorgegeben, in deren Intrigengespinst meine Charaktere verwickelt werden.

Buchübergreifende Handlungsbögen entstehen eigentlich immer, wenn du eine Figur über einen längeren Zeitraum begleitest und die Handlung eben den Rahmen eines Buches sprengt. Durch eine solche Figur kommen dann die zwischenmenschlichen Entwicklungen und Dramen hinzu (Familie, Liebe, Freunde etc.), die aber meiner Meinung nach nicht plottragend sein sollten, sondern eher der Färbung der Geschichte dienen und das "richtige" Leben in die Handlung bringen. (Familie ist das beste Drama!)

Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Wilpito

#3
Ich denke und schreibe eigentlich immer in Serien. Dabei habe ich drei verschiedene Konzepte ausprobiert:

a) Serie. Die Handlung wird in jedem Buch abgeschlossen. Jedes Neue Buch beginnt wieder mit einem neuen Handlungsfaden, einzig gleich bleiben die Protagonisten und/oder die Antagonisten
so wie die Welt, in der der Roman spielt und wenn möglich einen gewissen offener Handlungsfaden.
Ein Beispiel: Harmony Sands (SciFi)
Der hintergründige Handlungsfaden ist die erstmalige Sichtung raumfahrender Außerirdischer, die nicht mitsich reden lassen.
Buch 1:  "Harmony Sands auf Raumpatrouille" Eine Junge Frau aus einer Überschwerkraftwelt kommt als Außenseiterin zusammen mit einem N**** [Edit Alana] Problematisches Vokabular entfernt[Edit] in die Elitäre Raummarine. Die beiden, die sich vorher nicht kannten freunden sich an. Diese erste Reise endet in einer Beinahevernichtung ihres Raumschiffs, den die Protagonistin durch ihre Besondere Herkunft abwenden kann.
Buch 2: "Harmony Sands in der Knochenmühle" Harmony und ihr Freund kommen zusammen mit einer Hochadeligen die sie auf der Reise kennengelernt haben an die Raumakademie, genannt die Knochenmühle. Hier werden sie nicht nur zu Offizieren ausgebildet, sondern durch eine Gruppe Adeliger, die sie nicht im Offizierskorps haben wollen verfolgt. Das geht so weit, bis sie nach einem Mordversuch den schuldigenselber stellen.  Brücke: Sichtung einer größeren menge Außerirdischer Raumschiffe. Sie werden wieder auf ein Raumschiff versetzt.
Buch 3: "?????" Beginnt damit, dass die drei Hauptpersonen an Bord eines Kampfschiffes kommen....
*** Band 1 geschrieben, band2 50% geschrieben ***



b) Trilogie und Co. Die Handlung unterteilt sich in mindestens zwei Stränge. In jedem Roman, muss mindestens ein Strang abgeschlossen werden. Darüber hinaus kann ein neuer Handlungsstrang beginnen, der den Anschluss zum Folgeprojekt gibt, oder einen anderer Strang aus dem Vorhergehenden Buch abgeschlossen werden.

Ein Beispiel aus meinem Projekt Drachenerde:
Buch 1: "Drachenei" Ein Darchenei wird gefunden, es schlüpft ein Drache, der einsam ist und nach einer Legende geht man auch Suche nach weiteren Dracheneiern. Es werden mehr als 50 Eier gefunden. Der bis dato versteckte Drache wird der Öffentlichkeit vorgestellt.
Buch 2: "SOS aus USA Knüpft direkt an 1 an. Die Dracheneier werden in Paketen zu je 6 Stück an verschiedene Staaten verteilt. ein Paket verschwindet spurlos. die Drachen wachsen auf und lösen einen weltweiten Stromausfall aus...  Dieses Problem wird zum ende des Buches gelöst. Kurz vor Schluss taucht ein schwarzer Drache auf, den es eigentlich nicht geben dürfte.
Buch 3: "Die Schwarzen Drachen" Setzt 6 Jahre später wieder ein. Es gibt allein in Deutschland mehr als 1000 Drachen, die alle Reiter haben.  Ein neuer Protagonist kommt in die alte Gruppe und wird teil der Drachenreiter. Nur durch seine Ideen wird die Bande der schwarzen Drachen besiegt.
*** Projekt in Arbeit***

c) Weltenprojekte
Weltenprojekte können Einzelbücher, Trilogieen und Serien beinhalten. Das Verbindende Objekt ist hierbei die Welt auf der die Romane Spielen.
Beispiel: Mein Sternenhändleruniversum (SciFi)
Der Erste Roman und Anfang einer Serie spielt in ferner Zukunft. Ein junger Sternenhändler entdeckt eine verschollene Raumkolonie, auf der sich die isolierte Menschheit mit Hilfe von Magischen Kräften entwickelt hat.
Der Zweite Roman, ein Einzelbuch, spielt Jahrhunderte vorher und handelt um die Entstehung der neuen Kultur
Der dritte Roman, eine Trilogie, spielt einige Hundert Jahre später und beschäftigt sich mit einer Jungen Frau, die nicht gewillt ist für sei geplante Rolle zu übernehmen und zu einer Amazone wird.
*** Diese Bücher habe ich in einem Frühstadium meiner Schreibtätigkeit erstellt und sie sind nicht zum veröffentlichen geeignet***


Ich hoffe ich konnte dir mit meinen Überlegungen auch weiterhelfen.

maggi

Haben eure Serien denn irgend ein übergeordnetes Ziel? Sowas wie "Voldemort töten" in Harry Potter oder "Von der Insel weg" in Lost?

Sprotte

Ich schreibe auch an einer Serie - meiner zweiten.

Es sind in sich abgeschlossene Bücher. Man könnte sie auch in völlig verkehrter Reihenfolge lesen oder nur ein einzelnes aus der Reihe. Sie bauen chronologisch aufeinander auf, und ich denke, es wäre sinnvoller, sie in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Mit einem Betaleser habe ich den Test gemacht und ihm nur den achten Band der Maynard-Serie in die Hand gegeben. Er meinte, er hätte keine Probleme gehabt, sich einzufinden. Einige kleinere Anspielungen hat er natürlich nicht verstehen können.

Meine Serien haben kein alles überspannendes Endziel. Maynard z.B. darf sich in jedem Serienband mit einem anderen Gegner auseinandersetzen. Ich hole manchmal Personen aus früheren Bänden der Serie wieder an Bord (Antagonisten ebenso wie Nebenfiguren oder Protagonisten). Derzeit möchte ich auch kein Endziel haben, weil das bedeuten würde, daß ich die Serie begrenze, ihr Ende voraussehe und -bestimme. Und noch gehen mir die Ideen nicht aus.

Wilpito

Inweiweit meien Serien eien übergeordnetes ziel haben kann ich pauschal nicht beantworten:
In meinem Kinder Sci-Fi Harmony sands geht es letzendlich um den Sieg gegen ide Außerirdischen so in etwa im Band 20 bis 25, den damit währe die Serie beendet.
In Drachenerde ist es eigentlich die Integration der Drachen in unsere Kultur.
Bei Weltenprojekten gibt es eigentlich kein übergeordnetes Ziel, weil jeder Handlungsfaden auf dieser Welt für sich abgeschlossen ist.


Romy

#7
Wenn ich so darüber nachdenke, würde ich wohl auch drei verschiedene Arten von Zyklen/Trilogien unterscheiden.

1. Die von Wilpito schon genannten Weltenprojekte. Die Romane hier sind alle in sich abgeschlossen, haben unterschiedliche Protagonisten und hängen nur insofern zusammen, dass sie auf derselben Welt spielen. Die Geschichten können z.B. ganz unterschiedliche Epochen derselben Welt zeigen. Die Reihenfolge, in der der Leser die Bücher liest, ist i.d.R. völlig egal.
Beispiel: Die Darkover Romane von Marion Zimmer Bradley oder die Scheibenwelt-Romane von Terry Pratchett.

2. Jene Zyklen und Trilogien, die ein übergeordnetes Ziel haben, das von Buch zu Buch voran getrieben wird.
So etwas habe ich auch in meinem aktuellen Lieblingsprojekt, wo es über drei Bücher darum geht, den gegnerischen Magier-Orden möglichst mit Stumpf und Stiehl auszurotten. (Klingt so grob zusammengefasst nach plakativem Schwarz-Weiß-Gemale, ist in Wirklichkeit aber etwas tricky das Ganze, weil die beiden Orden zugleich eng zusammenhängen und dummerweise auch mehr oder weniger aufeinander angewiesen  ;)). Nach Band 1 sind es für die "Guten" schon ganz gut aus, allerdings gibt es ein halboffenes Ende, sodass er auch als Einzelroman funktionieren würde. In Band 2 trumpfen dann die "Bösen" wieder auf.
Beispiel: Die Trilogie "His dark materials" von Philip Pullman (Goldener Kompass, Magisches Messer, Bernstein Teleskop) und natürlich Harry Potter und Herr der Ringe.

3. Eine Mischform aus 1 und 2. Die Romane spielen in derselben Welt und sind zugleich lose miteinander verbunden, z.B. indem die Protagonisten des neuen Romans jeweils die Kinder/Verwandten des vorherigen sind, die ihre eigenen Abenteuer bekommen. Oder es sind immer dieselben Protagonisten, die neue Abenteuer erleben. ... usw.usf.
Beispiele: Der "Narnia" Zyklus von C.S. Lewis und die "Artemis Fowl" Reihe von Eoin Colfer, "Rhapsody Saga" von Elizabeth Haydon, Elfen-Trilogie von Bernahrd Hennen 

Am Meisten verwende ich selbst Form 2 und 3. Was Punkt 1 angeht, habe ich da nur eine einzige Welt, in die ich quasi alle Geschichten verpflanze, die sonst nirgends rein passen und wo ich zu faul bin, ihnen eine eigene, neue Welt zu stricken - und wo ein Einzelroman auch ausreicht.

gefion

Hallo Maggi,
deine Frage beschäftigt mich auch immer wieder.
Ich schreibe gerne in Serie - allerdings meistens ungeplant.
Für mich gibt es da drei Varianten - alle unter der Prämisse, dass die Figurenbesetzung identisch ist, wenn auch nicht immer dieselben Protas benutzt werden müssen:

1. Romane im ? ? ?-Stil, bzw TKKG und andere Dauerserien, was es ja auch bei fantasy geben kann: Die Protas erleben jeweils pro Band ein abgeschlossenes Abenteuer. Die Art der Abenteuer ähnelt sich, die Romanlänge ebenfalls. Eine Entwicklung der Protas ist minimal - beim Schreiben verliert man nach wenigen Bänden die Lust.

2. Die Harry Potter Variante: eine abgeschlossene Zahl Romane, die aufeinander aufbauend sich um eine Hauptfigur drehen. Diese hat diverse Einzelabenteuer zu lösen, die jeweils im Roman abgeschlossen werden. Darüber hinaus ist ein Grundproblem vorhanden, das über alle Bände trägt und erst am Ende aufgelöst wird. Für solche Serien braucht man einen langen Atem.

3. Romane, die alle derselben Welt entstammen - sagen wir Fantasyland xy. Und dort gibt es eine Figurenbesetzung, aus der man dann für jeden Band individuell den Prota wählt. Hier dürfen Inhalte und Romanlängen variieren - Außenstehende Leser merken zuweilen nicht mal, dass sie eine Serie lesen. Diese Variante hat für mich bisher den größten Reiz, da sie mir die größten Freiheiten erlaubt. Meine Welt wird immer umfangreicher.

Deine Frage zielt meiner Ansicht nach auf Romane der Variante zwei.  Dafür ist ein übergeordnetes Ziel unerlässlich, finde ich. Denn nur so erhalten die Romane den Zusammenhalt, den du dir wünschst.
Also solltest du dir vorher schon sehr genau überlegen, welches Problem für deinen Prota am intensivsten ist. Und das muss die gesamte Story über alle Bände hinweg tragen.

Vorher zu bestimmen, wie viele Bände du brauchst, halte ich persönlich für nicht nötig. Wichtiger ist es, für den Einzelband jeweils noch ein eigenes Problem zu haben, das exakt diesen Band zu einem Leseerlebnis macht. Das heißt, er darf nicht nur bezogen auf das Gesamtproblem ein offenes Ende haben, sondern sollte auch ein befriedigendes geschlossenes Ende für das Einzelproblem aufweisen. Sonst schreibst du nämlich nur EINEN Roman mit mehreren Bänden, die lediglich gewählt sind, weil sich dreitausend Seiten schlecht in ein Buch fassen lassen.
Wichtig hier ist auch die Entwicklung deines Protas - siehe Harry Potter, der einfach jedes Jahr älter wird.


LG
Gefion


Lila

#9
Zitat von: maggi am 04. März 2009, 23:34:24Wie Buchübergreifend waren da eure Handlungsbögen? Hattet ihr überhaupt welche? Und wenn ja, welcher Art?

Eine gute Frage! Bei meinem derzeitigen Projekt sieht der Plan so aus, dass sich die Haupthandlung über drei Teile erstreckt. Es sollte also schon von Anfang an eine Trilogie werden. Allerdings ist es mir zum Glück ganz gut gelungen, diese Haupthandlung in drei Etappen einzuteilen. Die erste Etappe würde ich einfach mal den "Aufbruch" nennen, wohingegen die zweite Etappe die "Reise" darstellt und die dritte und damit also auch die letzte quasi als die "Auflösung" gesehen werden kann.

So sieht das also bei mir aus. Bis jetzt bin ich von dem Konzept relativ überzeugt und würde es wahrscheinlich auch auf weitere geplante Werke anwenden.
Livid Oppressed King: Ignite!
Tyranny Has Overcome Rules."
(oder: was man nicht alles aus LOKI & THOR machen kann!) - TasTä (aka Lila)

Shay

Ich hab zwar noch kein Buch fertig geschrieben (ok, bei einem sind meine Koautorin und ich gerade in der Endkorrektur), aber schon viele geplottet. Ich neige dazu, die gleichen Figuren immer wieder zu verwenden und daraus ergeben sich automatisch Serien. Im Normalfall versuche ich, die Haupthandlung in einem Buch abzuschließen, aber die Entwicklung des Charakters läuft natürlich weiter. Und wenn dann mal jemand explizit mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird, dann gibt es natürlich stärkere Zusammenhänge.
Mein Wunschziel wäre es, wenn man jedes Buch für sich allein lesen kann, wenn aber jemand, der alle kennt, dann immer mal wieder so ein kleines Aha-Erlebnis hat. "Ach, daher kennen die sich" oder so.

Sprotte

@ Shay: Genauso mache ich es auch. Ich hatte das sogar extra getestet, ob jemand die Maynard-Bücher auch kreuz und quer versteht. Test verlief positiv, wenngleich ohne den schönen Aha-Effekt.

maggi

ZitatIch hab zwar noch kein Buch fertig geschrieben (ok, bei einem sind meine Koautorin und ich gerade in der Endkorrektur), aber schon viele geplottet. Ich neige dazu, die gleichen Figuren immer wieder zu verwenden und daraus ergeben sich automatisch Serien. Im Normalfall versuche ich, die Haupthandlung in einem Buch abzuschließen, aber die Entwicklung des Charakters läuft natürlich weiter. Und wenn dann mal jemand explizit mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird, dann gibt es natürlich stärkere Zusammenhänge.
Mein Wunschziel wäre es, wenn man jedes Buch für sich allein lesen kann, wenn aber jemand, der alle kennt, dann immer mal wieder so ein kleines Aha-Erlebnis hat. "Ach, daher kennen die sich" oder so.
Wie genau gestaltest du das denn? Führst du die Figuren und das Setting in jedem Teil neu ein? Fasst du es kurz zusammen? Packst du's in einen Prolog oder in ein Glossar?
Mein neustes Projekt spielt nämlich in einer Post-Apokalyptischen Welt. Der erste Teil beginnt quasi mit der Katastrophe, aber ich bin mir nicht sicher, wie genau ich die Sache in den darauf folgenden Teilen anpacken soll ohne ins Mega-Infodropping zu rutschen.

"Wie du weißt, Owen, gab es vor 2 Jahren eine Katastrophe die 99,7 % der Menschehit auslöschte.", sagte Ray, "Damals haben wir uns kennen gelernt, als du auf der Flucht vor einem Slavenhändler warst."
"Ach echt?", sagte Owen, "Hatte ich ja ganz vergessen... deswegen ist es hier also so leer."

Ne, ne... so geht das ja nicht...

Waffelkuchen

#13
Zitat von: maggi am 31. März 2009, 11:40:01
"Wie du weißt, Owen, gab es vor 2 Jahren eine Katastrophe die 99,7 % der Menschehit auslöschte.", sagte Ray, "Damals haben wir uns kennen gelernt, als du auf der Flucht vor einem Slavenhändler warst."
"Ach echt?", sagte Owen, "Hatte ich ja ganz vergessen... deswegen ist es hier also so leer."

;D Solches Zeug würden meine Protas vermutlich auch vom Stapel lassen, wenn ich es ihnen erlauben würde...
Die Trilogie, an der ich im Moment schreibe, war eigentlich nicht als solche geplant. Ich hatte auch ursprünglich nur eine Geschichte im Kopf, für die ein Buch locker gereicht hätte. Aber je intensiver ich mich dann mit den Charakteren, ihrer Vergangenheit und ihren Motiven auseinander gesetzt hab, desto klarer ist mir geworden, dass ich diese Kerngeschichte allein nicht stehen lassen kann, denn dann hätte ich viele Handlungsstränge am Ende lose stehen lassen müssen.
Als dann der erste Teil der Katastrophenreise an Länge wuchs und wuchs ("fertig", also, vor der Überarbeitung sind es jetzt etwa 400 Normseiten), hat sich die Unterteilung in drei Bücher förmlich aufgedrängt und ich hatte dann auch recht schnell einen groben Über-Plot im Kopf (Wobei ich immer noch keine Ahnung habe, wie sich das ganze Chaos dann im 3. Teil auflösen soll... Vor allem, weil ich einen Knalleffekt geplant hab, aber keine Ahnung, wie ich das schaffen will. Na ja, irgendwann wird er es mir schon verraten...). Allerdings wäre diese Unterteilung in drei Bücher auch jederzeit wieder umkehrbar- sie sind auch so eng miteinander verknüpft, dass es nichts bringen würde, den 2. Teil zu lesen, ohne den Ersten zu kennen. Hm. Wenn sich zum Schluss herausstellen sollte, dass es doch nicht so viele Seiten werden, klebe ich es vielleicht wieder zusammen.  (Oder ich kürze noch das ein oder andere... Ob ich das wohl übers Herz bringen würde?  :d'oh: )

Also, grob gesagt sind es drei große, in sich abgeschlossene Abenteuer (die dann relativ flüssig ineinander übergehen, also keine großen Zeitsprünge), die alle zusammen schließlich am Ende zu dem bombastischen Knalleffekt führen sollen, von dem ich selbst noch keine Ahnung hab. Tja, und da heißt es doch, man sollte vor dem Schreiben den Anfang und das Ende kennen... Kannte ich ja auch. Bis ich auf die Idee kam, aus einem Abenteuer drei zu machen...  ::)
Ich heb mein Glas und salutier dir, Universum / Dir ist ganz egal, ob und wer ich bin
Fremde - Max Herre, Sophie Hunger

Shay

@maggi
Infodropping ist sowieso immer doof. Ich bin eigentlich ein großer Fan davon, die Infos irgendwo beiläufig unterzubringen. Man muß auch nicht alles gleich am Anfang wissen. Natürlich braucht jeder Charakter in jedem Buch eine Einführung, die muß aber nicht immer gleich sein. Und man kann viele Sachen wirklich ganz nebenbei abhandeln. In unserem aktuellen Buch sagt einer der Protas mal sinngemäß "Weiter südllich muß es Land geben, das habe ich auf einer von Jotans Karten gesehen". Wer Jotan ist und warum der Prota mit ihm befreundet ist, ist für denjenigen, der die anderen Geschichten nicht kennt, vollkommen egal. Für einen, der die anderen Geschichten kennt, ist Jotan dagegen mehr als nur ein Name - das ist nämlich einer der besten Navigatoren seiner Zeit.

Ich denke, wenn auf deiner Welt vor kurzem 99,7% der Menschheit ausgelöscht wurden, dann sollte sich das im Setting bemerkbar machen, selbst wenn du es nicht explizit schreibst. Da müssen ja überall verfallene Häuser rumstehen, Familien wurden zerstört, alte Bidnungen zerrissen. Jede Person, der man begegnet, wird man ausfragen, ob sie von irgendwelchen Vermissten weiß... Du brauchst da nur ein paar Szenen und ein Blinder mit Krückstock weiß, was los ist.
Wie die beiden sich aber begegnet sind hat entweder Auswirkungen auf ihre Beziehung untereinander, dann wird es früher oder später unterschwellig sowieso zur Sprache kommen. Oder es ist egal, dann hat es in der neuen Geschichte auch nichts verloren. Und selbst wenn die Beziehung der beiden durch irgendein Ereignis in der Vergangenheit geprägt ist, muß das nicht unbedingt zur Sprache kommen, wenn die Details für die Geschichte nicht wichtig sind.
Ich hab z.B. eine Figur (Firas), die extrem arrogant und auch aufbrausend ist. Er ist ein exzellenter Kämpfer und das weiß er und von anderen läßt er sich gar nichts sagen. Es gibt aber eine Person (Eirik), die ihn knallhart zurechtweisen darf und das sogar vor anderen. Eirik ist eigentlich genau das Gegenteil, sehr sanft und zurückhaltend. Selbst die engsten Freunde der beiden, verstehen nicht, warum Firas sich das widerspruchslos gefallen läßt. Der Hintergrund davon ist, daß Firas sich Eirik gegenüber schuldig fühlt. Was damals tatsächlich passiert ist, ist eine vollkommen andere Geschichte. Wer sie kennt, weiß vielleicht ein bißchen mehr über die beiden. Aber man kann dieses Verhalten auch einfach als Tatsache hinnehmen.