• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Die "böse" Seite

Begonnen von Feuertraum, 01. Januar 1970, 01:00:00

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 3 Gäste betrachten dieses Thema.

Sarina

Einhorndildo???

Scheint, als wäre die Entscheidung das Buch nicht zu lesen die richtige gewesen...

Wölfin

Naja,
mein erster Roman war einmal aus Sicht der "Guten" und einmal aus Sicht der "Bösen" geschrieben. So wollte ich zeigen, dass böse eben nicht gleich böse ist, sondern jeder seine Motive/Beweggründe hat.
Von der Idee her ist das auch gar nicht so schlecht geworden, aber wenn ich mir heute den Stil angucke....  :d'oh: :nöö:
Naja, ich war noch jung und unerfahren. Jetzt bin ich etwas älter und ein kleines wenig erfahrener....oder auch nicht.

Okami

Warlock

Ja, ich kenne solch ein Buch. Sehr gut sogar. Es ist mein eigenes.

Mich hat schon seit je her die dunkle Seite fasziniert, ohne dabei
gleich "böse" mit assozieren zu wollen. Ich finde die "dunklen" Typen eben
am besten.
_____________

Es kommt in jedem Märchen vor, in jedem gutem Film und auch überall sonst. Aber was ist eigentlich Gut und was ist Böse?

Böse:
Die Menschen suchten bereits früh die Gegensätze. Schon in der Steinzeit hielten sie z.B. den Säbelzahntiger für böse, weil er sie angriff. Aber ist es wirklich böse, wenn man wie der Säbelzahntiger nur versuchte zu überleben? In den Augen des Urzeittigers waren die Menschen böse, weil sie ihn töten und verwerten wollten. Somit liegen Böse hier im Auge des Betrachters. Sobald zwei konkurrierende Mächte aufeinander trafen, galt immer die gegnerische Macht als böse oder zu mindestens falsch. Doch woran lag das? War man nicht bereit, die Meinung des Anderen zu akzeptieren? Oder wollte man nur auf seinen eigenen Vorteil hinaus? Hätte der Säbelzahntiger sich andere Beute als den Menschen gesucht, hätten unsere Vorfahren vielleicht nie von dem Raubtier erfahren. Somit beruht das Gut – Böse Prinzip auf Gegensätzlichkeit.

Gut:
Hier wäre das Beispiel Mittelalter angebracht. Die Leute glaubten damals an die Wirkung des Ablasshandels (,,Wenn das Geld in der Kasse klingt, die Seele in den Himmel springt"). Nie wären sie auf den Gedanken gekommen, dass die Kirche sie nur zu ihrem eigenen Vorteil ausnahm. Doch warum vertrauten sie der Kirche? Ganz einfach: Einmal konnten viele einfache Leute weder lesen noch schreiben, aber der größte Teil sah die Kirche als ,,gut" an. Nie würden das Volk auf die Idee kommen, dass ,,ihre Beschützer vor dem Teufel (der damals für alles verantwortlich gemacht wurde)" sie hintergehen können. Und doch kam es so. An diesem Beispiel sehen wir, dass Gut und Böse auch etwas mit der Erscheinung und dem Geben nach außen hin zu tun hat.

Zusammenfassung von Gut und Böse:
Gut und Böse liegen im Auge des Betrachters. Ein Terrorist würde sich niemals als böse ansehen, er denkt, er opfert sich für seinen Glauben und sein Land und gilt somit als gut.

In seiner Vorstellung ist die Regierung ,,das Böse", während wir es genau anders herum sehen.

Gut und Böse beruht auf Gegensätzlichkeit. Wenn kein Gut da ist, kann es auch kein Böse geben.

Gut und Böse haben etwas mit dem äußeren Erscheinungsbild zu tun. Handelte man oft gut und kam überzeugend rüber, traute einem niemand mehr eine ,,böse Tat" zu. Man munkelte dann höchstens, man wäre ,,besessen".

saraneth

@ Grey: Das erinnert mich ein wenig an Bartimäus von Jonathan Stroud. Der Dämon war, aus meiner Sicht, jedenfalls ein sehr großer Sympathieträger. Auch, wenn er so seine Macken hatte. ;)

Grey

Hm, hab ich nicht gelesen ... werd ich glaub ich auch nicht, um mich vor Plagiatsvorwürfen zu schützen ^^

zDatze

#50
Sehr interessante Beiträge.  Danke an euch alle :)

Bitte nicht böse sein, wenn ich noch ein bisschen aushole und nachträglich einige weitere Fragen in die Runde werfe.^^

Einige haben ja schon Erfahrungen mit der "bösen" Seite gemacht ... in welcher Weise hat sich euer  Char von anderen unterschieden? Andere Gedankengänge, Handlungen und Reaktionen? Was versteht ihr unter einer typisch "bösen" Handlung? Oder besser ausgedrückt: was hat ihn/sie böse gemacht?
Oder einfach "nur" Interessenkonflikte?

Mich würde es extrem reizen mal was in diesem Bereich zu schreiben, doch habe ich meine Zweifel, dass die Hauptfigur dann glaubwürdig rüberkommt. Deshalb all diese Fragen.  ::)

Grey

Wenn ich mal Darkwing Duck zitieren darf: "Oh nein, jetzt kommt wieder die alte Geschichte Wie ich böse wurde ..."

In anderen Worten: Böse wird man nicht. Entweder man IST ein wirklich böses Wesen (wie ein Dämon eben) und einfach im Dunkel geboren. Oder man ist es eben nicht und wird halt einfach nur ganz kolossal missverstanden von den sogenannten Guten.

Was die Darstellung eines solchen Charakters betrifft, unterscheidet sich eigentlich nicht wirklich davon, einen "normalen Helden" darzustellen. Entweder du schaffst es, dich ausreichend intensiv mit ihnen auseinanderzusetzen, um ihre Sicht der Dinge hinterher glaubwürdig schildern zu können, oder solche Charaktere passen einfach nicht zu dir. Du kannst ja niemanden zwingen, in deinem Kopf einzuziehen. Da hilft nur ausprobieren. Wichtig ist, von vornherein nicht mit zu genauen Vorstellungen ranzugehen, wie so ein "Böser" sich verhalten soll. Hör zu. Dann werden deine Fieslinge dir schon erzählen, wie sie so drauf sind ;)

Coppelia

Ich denke schon, dass man böse werden kann, allerdings kann man wohl kaum absolut böse werden (ebenso wenig wie absolut gut), es sei denn, man ist kein menschliches Wesen. ;)

Eine böse Person qualifiziert sich in meinen Augen durch böse Taten. Wenn ein verständliches System dahinter steckt, umso schlimmer. Aber was ist eine böse Tat? In meinen Augen das, was man bewusst tut, um sich selbst Vorteile zu verschaffen, dabei aber anderen schadet. Wenn eine Figur nicht weiß, dass sie anderen schadet, sondern denkt, sie tut das Richtige, ist es zweifelhaft, ob man wirklich eine böse Figur hat.

Aber als optimistische Natur glaube ich, dass auch eine böse Figur besserungsfähig ist, zumal eine Hauptfigur.

Ich hab mal eine Liste mit den Klischeebösen erstellt und wollte immer eine Art Fragebogen machen, "welcher Bösi bist du?" ... wenn ich mal wieder Zeit hab. ;D

Lomax

Zitat von: Coppelia am 03. November 2007, 08:12:18Aber was ist eine böse Tat? In meinen Augen das, was man bewusst tut, um sich selbst Vorteile zu verschaffen, dabei aber anderen schadet.
Dann wäre ja schon ein Wettläufer böse, der sich ernsthaft Mühe gibt, schnell zu laufen, und dabei seinen Konkurrenten überholt. Oder der Käufer, der das letzte Stück ein Sonderangebots ergattert ;D
Ich denke, es fällt schwer, das Böse abstrakt zu definieren. Aber man erkennt es, wenn man es sieht. Leider erkennt jeder ein wenig anderes, und damit fangen dann die Probleme an, die das Thema interessant genug machen, um darüber zu schreiben - was der "Klischeebösewicht" nicht leisten kann, denn der zeichnet sich ja gerade dadurch aus, dass alle Erkennungsprobleme ausgeklammert werden.

Ich persönlich halte es übrigens für "böse", jemandem zu schaden, wenn man selbst keinen Vorteil davon hat. Das mögen viele für selbstverständlich und eine Mindestanforderung halten - trotzdem wird man überrascht sein, wie viele Alltagssituationen schon davon betroffen sind.

Sarina

Unter "dabei den anderen schadet" würde ich aber verstehen, wenn dein Wettläufer den anderen vorher Schlafmittel verabreicht oder ein Bein stellt ;-)

Dorte

Ich würde auch wie Lomax den Schaden als Schwerpunkt nehmen und den Vorteil als Bonus. Besonders böse ist es doch, wenn jemand andere fertig macht, obwohl es ihm überhaupt nichts bringt - außer persönlichem Kick vielleicht.

Coppelia

Der persönliche Kick ist doch ein entscheidender Vorteil ... ;) Den habe ich natürlich bei den Vorteilen mit eingerechnet. Ich weiß ja selbst (leider), dass viele Menschen einfach nur andere deswegen fertig machen, weil sie sich selbst dadurch "cool" fühlen. Ich vermute, wenn es ihnen wirklich gar nichts brächte, kein besseres Gefühl und auch sonst keinen Vorteil, täten sie es nicht.

Das mit dem Laufen ist aber kein so gutes Beispiel. Wenn mehrere Leute laufen, dann sind alle darauf vorbereitet, so gut zu laufen, wie sie können, und dass einer von ihnen gewinnt und die anderen verlieren. Indem sie mitlaufen, zeigen sie ja, dass sie damit einverstanden sind. Es ist aber etwas anderes, wenn jemand überfallen und ausgeraubt wird - darauf ist man nämlich normalerweise nicht vorbereitet und auch nicht einverstanden. ;)

Oh nee, Sokrates. Ich glaube, ich bin gefangen. Ich muss weiter, ehe ich in Aporie gerate. ;D

saraneth

Oh, eine Idee, eine Idee. ;D Wie wärs, wenn man einfach einen durch und durch Bösen (mit Beweggründen) den Guten umbringen lässt.

Sozusagen einen kompletten Satire-Roman mit Fantasy auf die Beine stellt. Aus der Sicht des Bösen. ;)

Versteht jemand, was ich meine? oO

Lomax

Zitat von: Coppelia am 03. November 2007, 11:41:08Der persönliche Kick ist doch ein entscheidender Vorteil ... ;) Den habe ich natürlich bei den Vorteilen mit eingerechnet. Ich weiß ja selbst (leider), dass viele Menschen einfach nur andere deswegen fertig machen, weil sie sich selbst dadurch "cool" fühlen.
Das ist die offensichtliche Seite dessen, was ich meinte. Die problematischen Fälle sind subtiler.
  Als idealtypisches Beispiel ziehe ich gerne einen Fall aus meiner Ausbildungszeit heran. Damals stand ein Passus im Vertrag, dass man 40% (oder so) der Lehrbuchkosten selbst trägt. Das stand auch schon im Jahrgang vorher, dort aber war das Kassieren vergessen worden, so dass de facto wir die ersten waren, die die 40% zahlen sollten. Einige waren darüber sehr aufgebracht, fanden das ungerecht und wollten sich beschweren. Ich habe massiv dagegen interveniert, weil auf Grundlage der vertraglichen Regelungen hätte man durch eine Beschwerde nur eines erreicht: Man hätte die Geschäftsleitung daran erinnert, dass man beim vorangegangenen Jahrgang das Kassieren vergessen hat, und die hätten auch noch bezahlen müssen.
  Mit einer Beschwerde hätte man also vielleicht für "Gerechtigkeit" gesorgt - aber de facto hätte man nur dem Vorjahrgang geschadet, ohne selbst dadurch etwas zu gewinnen. So sieht für mich das ganz alltägliche, banale Böse aus.
Zitat von: Coppelia am 03. November 2007, 11:41:08Wenn mehrere Leute laufen, dann sind alle darauf vorbereitet, so gut zu laufen, wie sie können, und dass einer von ihnen gewinnt und die anderen verlieren. Indem sie mitlaufen, zeigen sie ja, dass sie damit einverstanden sind. Es ist aber etwas anderes, wenn jemand überfallen und ausgeraubt wird - darauf ist man nämlich normalerweise nicht vorbereitet und auch nicht einverstanden. ;)
Hm, und wenn jemand sich auf einen Job bewirbt, ist er auch darauf vorbereitet, nicht genommen zu werden, und deshalb ist es auch in Ordnung, wenn ich ihm den Job wegschnappe? Ich glaube, diese Rechnung geht nicht auf. Konkurrenz bedeutet immer, dass man sich selbst einen Vorteil auf Kosten ein anderen beschafft, und konkurrenz ist ein so essenzieller Bestandteil unseres Daseins, dass man sich ihm nicht entziehen kann - für jede reguläre Konkurrenzsituation also "Einverständnis" zu unterstellen, geht an der konkreten Wirklichkeit oft vorbei.
  Ich bezweifle, dass man so die erlaubten von den unerlaubten "Vorteilsnahmen" formal sauber abgrenzen kann. Wenn dem so wäre, könnte man sogar sehr mühelos die Bösen zu Helden machen ...

felis

Zitat von: Coppelia am 03. November 2007, 08:12:18

Ich hab mal eine Liste mit den Klischeebösen erstellt und wollte immer eine Art Fragebogen machen, "welcher Bösi bist du?" ... wenn ich mal wieder Zeit hab. ;D
Das finde ich ne coole Idee. Mach doch bitte und stells hier rein!  :-*