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Wortwiederholungen vermeiden

Begonnen von Coppelia, 03. Januar 2009, 08:20:38

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Alana

#30
Hallo,

danke euch beiden!
Das Thema schaue ich mir gleich mal an.
Es stimmt schon, dass guter Stil immer von der Zielgruppe und dem geschriebenen Text abhängt, aber so, wie Lomax seinen Post formuliert hat, hatte ich den Eindruck, dass es ein paar Grundregeln gibt, die man kennen sollte. Hab ich vielleicht falsch verstanden.

Ich lese übrigens sehr viel auf Deutsch :)
Aber ich fange gerade erst an, darauf zu achten, was die Autoren so an Stilmitteln benutzen, wie sie Spannung erzeugen und so weiter und finde das schon sehr interessant.
Vielleicht nehme ich mir den guten Herrn Ende einfach nochmal vor.
Es ist sowieso schon viel zu lange her, dass ich Die unendliche Geschichte zum letzten Mal gelesen habe.

Liebe Grüße

Alhambrana

Lomax

Zitat von: Alana am 06. Januar 2009, 19:35:41..., aber so, wie Lomax seinen Post formuliert hat, hatte ich den Eindruck, dass es ein paar Grundregeln gibt, die man kennen sollte.
Die gibt es wohl auch, aber ich denke mal nicht, dass man genau die und nur die irgendwo zusammengefasst findet.
  Stilfibeln aller Arten findet man dafür sehr zahlreich (und ich denke, dafür gibt's hier auch irgendwo einen Thread?), wobei jede einzelne wohl jeweils ihrer eigenen "Schule" anhängt und in denen manche Dinge mal so, mal so gesehen werden. Die "Grundregeln, die jeder kennen sollte", sind dann wohl die Dinge, in denen sich die meisten Ratgeber und auch die meisten Profis der Branche ziemlich einig sind.
  Und selbst dann gibt es kaum etwas, was immer und unter allen Umständen eingehalten werden muss ;) Am Ende kommt man also nicht darum herum, möglichst viele Stimmen zu sammeln, sie mit der Praxis zu vergleichen - und irgendwann festzustellen, wo man selbst sich in dem breiten Spektrum der Möglichkeiten zu verorten.

Moni

Ach je, die böse Falle der Wortwiederholungen. Ich gehöre auch zu denen, die da regelmäßig reintappen, aber im Gegensatz zu früher versuche ich mittlerweile nicht mehr krampfhaft ein Synonym zu finden. Manche Wortwiederholung fielen mir selber nämlich weitaus stärker auf, als meinen Testlesern.  :innocent: Ein bißchen Neutralität beim Lesen ist gar nicht so schlecht, manchmal reicht da ja ein Abstand von ein paar Tagen. Dann nehme ich mir einen Text nochmal vor und lese ihn (versuche es zumindest  ;) ) wie einen Fremdtext. Wenn mir dann viele Wortwiederhilungen ins Auge springen, merze ich sie aus, wenn nicht ist gut.

Gerade wenn es um wörtliche Rede und einen Ersatz für "sagte" geht, wähle ich jetzt nur noch Wörter, die wirklich genau das wiedergeben, was ich ausdrücken will.
Sonst könnte ich ja mit Suchen/Ersetzen über einen Text gehen und wahllos alle paar Absätze "sagte" durch "sprach", "rief", "erwidert" etc. ersetzen... Was dann nicht wirklich guter Stil wäre.


Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

gbwolf

Welche Wörter mich in Wiederholungen und in Massen stören, sind vor allem die Füllwörter.
Ein "sagte" mehr oder "Pferd, ..., Pferdemist", das überlese ich ganz gut, wenn die Satzrhythmik insgesamt stimmig ist und der Text fließt, gegenüber von "Das Pferd ... die Schindmähre, ... das Tier, ... Brauner" (man kommt ab und an ins Grübeln, ob ein neues Wesen ins Spiel kommt, wenn zu oft ein anderes Wort auftaucht).
Wirklich schlimm finde ich ständig "auch/doch/noch/...". In 70-80% der Fälle kann man das ohne Qualitätsverlust streichen, meistens werden die Sätze sogar geschmeidiger, wenn man es sich verkneift oder leicht umformuliert (mir fiel das auf, als ich mehrere Kilo "auch" aus meiner Diplomarbeit gestrichen habe). Als Hilfsmittel, um solche Wörter aufzustöbern, kann man das hier benutzen: http://forum.tintenzirkel.de/index.php?topic=1658.0
Aber bitte auf keinen Fall als Dogma verwenden! Ich finde, es ist ein interessantes Hilfsmittel, um sich seinen Text näher anzusehen, mehr nicht. Ein guter Testleser und lautes Vorlesen wirken mehr Wunder (vor allem das laut vorlesen).

Sprotte

Zum Thema lautes Vorlesen kann ich voll und ganz zustimmen.
Dank WG habe ich meine erste Betaleserin eigentlich immer greifbar. Mittlerweile ist sie aber zur Betazuhörerin mutiert. Nicht nur, daß wir beim lauten Vorlesen jede Holprigkeit, jeden wurschteligen Satz und auch die meisten der von Word übersehenen Tippfehler finden - ich selber merke meine "Lieblingsworte" auch sehr schnell.
"regelrecht" ist derzeit mein Todfeind Nummer Eins. Es ist gruselig, wie oft ich das schreibe.
(Sie drängelte sich regelrecht an den Männern vorbei, rannte den langen Flur regelrecht wie von Furien gejagt entlang...  :wums:)
Merke ich die Lieblingsworte nicht, hört meine Beta sie sehr schnell heraus und kritisiert gnadenlos.  :vibes:

Amber

Ich habe das Problem auch oft.

Bei Personen benutze ich in der Regel nur Namen oder Pronomen, ganz selten noch manchmal die Frau/der Mann... etc. Lilagrüngestreifthaarige haben bei mir nichts verloren  :no:

An Substantiven schlage ich mich auch meist mit 'Augen' und 'Blicken' herum, ebenso wie 'sehen'....  :d'oh:

Und ganz schlimm sind sämtliche Konjunktionen. 'doch, aber, und, jedoch, dennoch, allerdings'.... manchmal konnte ich vor lauter 'und's' den Text nicht mehr sehen.

Waffelkuchen

Das laut vorlesen ist auf jeden Fall zu empfehlen. Und wenn man keinen Betaleser hat, liest man es sich eben selber vor. Dabei kann man sich zwar am Anfang seltsam vorkommen, aber man gewöhnt sich an alles.  ;)
Ungewollte Wortwiederholungen fallen einem da auf jeden Fall schnell auf und wenn ich gerade wieder meine "Wiederholung als Stilmittel"-Phase hab, merk ich auch gleich, ob es wirkt oder nicht.
Grundsätzlich verlasse ich mich bei dem Thema auf mein Gefühl und das meiner Beta-Leserin. Solange keiner von uns unangenehm darüber stolpert, gehe ich davon aus, dass es so in Ordnung ist.

Ich gehöre wohl auch zu der Fraktion, die 'sagen' häufig durch andere Verben ersetzt. Aber ich meide es nicht aber völlig, manchmal passt 'sagen' eben immer noch besser als alles andere.

Spezielle Probleme hab ich ebenfalls mit den Augen. Gerade wenn es emotional wird (Und ich liebe emotionale Szenen.  ;D ), schleichen sich diese fiesen Dinger ein, ohne dass ich es unterm Schreiben abstellen könnte. Außerdem hab ich in der letzten Zeit eine seltsame Zuneigung zu 'Stille' entwickelt.
"..., sagte er in die Stille hinein."
"Dann wurde es still."
"Stille. Nur das Prasseln des Regens gegen die Fensterscheibe..."
Und so weiter, und so fort.
Ganz schlimm war auch eine Szene mit Sturm auf dem Meer, in der es nicht nur Sturzbäche regnet und die Wellen auf das Deck stürzen, nein, logischerweise hat das Schiff dann auch noch ein Leck. 'Wasser' wurde in dieser Szene mein absoluter Todfeind und ich fürchte, unsere Beziehung hat sich bis heute nicht normalisiert...  :happs:

Was die Bezeichnung der Protagonisten angeht, halte ich es da ähnlich wie Sprotte: 'Die Blonde', 'der Braunhaarige' etc. würde ich in einer Szene gar nicht tippen können, so furchtbar finde ich es. Brr. Da lieber einmal zu viel 'er' oder 'sie'. 'Der Mann/die Frau' verwende ich nur bei namenlosen Statisten, für meine Hauptcharas ist mir das irgendwie zu distanziert. Was dann noch einigermaßen geht, sind ihre 'Berufsbezeichnungen', also in meinem Fall mit den Piraten 'der Kapitän', 'der Navigator', 'die Ärztin' usw. Aber das auch nur, wenn es gar nicht anders geht oder ich ihre Rolle gerade noch mal speziell betonen muss.

Im Endeffekt finde ich es aber schwierig, etwas als guten bzw. schlechten Stil zu bezeichnen. (Außer es ist offensichtlich schlecht geschrieben, und damit meine ich so was wie meine Erlebniserzählungen in der 2. Klasse.  ;) ) Ob einem etwas gefällt oder nicht, ist schließlich rein subjektives Empfinden, und auch wenn man viele allgemeine Regeln aufstellen kann, was Wortwiederholungen, Füllwörter, Adjektive usw. angeht, macht das Einhalten dieser Regeln nicht jeden Text zwangläufig besser.
In vielen Fällen ist es sicher sinnvoll, sich daran zu halten. Aber sobald man nach dem Überarbeiten mit Hilfe dieser Regeln merkt, dass einem der eigene Text fremd geworden ist, sollte man sich auch trauen, sie zu brechen. Es kommt immer auf das richtige Maß an.
Das ist jedenfalls meine Meinung.  :)

LG, Waffelkuchen
Ich heb mein Glas und salutier dir, Universum / Dir ist ganz egal, ob und wer ich bin
Fremde - Max Herre, Sophie Hunger

Ary

Betaleser und laut vorlesen - ohne das würde es in meinen Texten wohl von "und"s und "aber"s, "doch"s und ähnlichen Börartigkeiten nur so wimmeln.
Mein größtes Problem: meine Charaktere lächeln und seufzen definitiv zu viel. Immer wenn's entspannt wird, wird gelächelt und wenn das Chaos wieder ausbricht, seufzen sie sich zu Tode.
*seufz*
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Amber

Oh ja, lächeln ist auch so ne Sache... -__- Ich kenn schon sämtliche Synonyme, die mir der Thesaurus vorschlägt, auswendig. Aber ich kann sie doch nicht wirklich 'grienen' lassen....  :schuldig:

Ary

Neeee, grienen find ich furchtbar. Wenn es passt, nehme ich "grinsen".
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Coppelia

Aber so sind Menschen halt: Sie lächeln und seufzen. ;D

Grey

Genau. Und blicken und schauen tun sie auch die ganze Zeit. Wir visuell fixierten Tiere ;D

Hr. Kürbis

Zitat von: Grey am 19. März 2009, 18:20:46
Genau. Und blicken und schauen tun sie auch die ganze Zeit. Wir visuell fixierten Tiere ;D
Oh ja, datt nervt ... ich muss echt mal Protagonisten erdenken, die blind sind ... würde vieles einfacher machen.

Füllwort-Wiederholungen bekomm ich mittlerweile ganz gut in den Griff, da gibt es ja auch technische Möglichkeiten. Ansonsten ist meine Betaleserin sehr sehr gut, der fällt sogar eine Wiederholung auf, die ganze 5 Seiten später ist. :buch:

Sprotte

Ein Blinder hilft nicht weiter.  :wums:Schon ausprobiert. Der dreht dann immer den Kopf und lauscht ganz angespannt und aufmerksam. Das hält man auch nicht lange durch.  :wums:

Coppelia

Ich konnte heute feststellen, dass meine Charaktere immer das Gesicht verziehen, die Stirn runzeln und lautlos seufzen. Daran merkt man schon, dass das Leben hart ist in meinen Geschichten ... ich glaube aber, das Problem sind weniger die Wortwiederholungen als mein Blabla. :)