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Was würdet ihr für eine Veröffentlichung alles ändern?

Begonnen von Kaeptn, 10. Dezember 2008, 17:14:17

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Falckensteyn

Zitat von: Kaeptn am 10. Dezember 2008, 17:14:17
mich würde interessieren, wie sehr überzeugt ihr von euren Werken seid.

Also wenn mein Erstlingsmanuskript eines Tages steht, seinen Testlauf und seine Reifung bei allen Beta-Lesern bestanden hat und ich rundum zufrieden mit meinem "Baby" bin, dann werde ich sehr überzeugt davon sein. Es würde mir schwerfallen, elementare Teile ändern zu müssen. Kleine Änderungen wären verkraftbar. Aber wenn Verhaltensweisen von Charakteren, oder sonstige wichtige Handlungsstränge ändern müsste, hätte ich ein Problem damit. Wie ich damit umgehen würde, weiss ich nicht. Ich wurde gottlob mit sowas noch nicht konfrontiert.  ;)


Leon

#16
Hallo

Bei den meisten hier genannten kleinen Veränderungen - kein Problem. Diese durchzuführen, dazu würde man mich genauso bewegen können wie Euch. Doch wie verhält es sich, wenn man sich den Luxus, einen Vertrag abzulehnen nicht leisten kann? Wenn man auf das in Aussicht gestellte Honorar mehr oder weniger angewiesen ist? Wie weit könnte der Verlag in solch einem Falle gehen, bis eure Schmerzgrenze erreicht ist?
Tatsache ist doch, je finanziell unabhängiger und/oder je bekannter ich bin, desto weniger muss ich Veränderungen hinnehmen. :hmmm:

Gruß
Leon

Lomax

Nun melde ich mich auch mal mit einem Einwand zu Wort ... Ich hab ja eine Weile gezögert, weil er ein wenig vom Thema fortführt. Aber in gewisser Hinsicht ist die Frage falsch gestellt. Das Setting: "Seele verkaufen oder gar nicht verkaufen" ist klischeehaft, aber trifft den Alltag eigentlich nicht. Denn in der Praxis stellt sich die Frage "ändern oder Veröffentlichung platzt" eher selten - und wenn ein Projekt schon derart auf der Kippe steht, springt der Verlag meist trotz aller Änderungen ab, weil er im Grunden nicht überzeugt ist.
  Wichtiger als Nachgiebigkeit ist, dass man sein Projekt insgesamt stimmig vertritt. Ein Verlag will womöglich keine völlig uneinsichtigen Autoren, die nur fürs eigene Wohlbefinden schreiben. Aber ein Lektor wird sich auch kaum mit einem Manuskript glücklich fühlen, dass der Autor durch sein Verhalten als rohes Stück Knetmasse erscheinen lässt, von dem nicht mal der Autor selbst überzeugt ist.

Geli

ich bin noch weit von einer Veröffentlichung entfernt
habe mir aber über meinen gerade diesen Sommer zuende geschriebenen
Roman inzwischen von ausreichend vielen Menschen  anhören müssen:
dein Konzept ist zu fusselig
konzentrier dich mal auf den Handlungsstrang, der dir am meisten am Herzen liegt

daraus kann man nur schließen:
wenn das schon Freunde sagen, was sagt er ein Profi???

mir fällt gerade mein Lieblingszitat von Isaac Asimov ein:

A professional author will alter a novel
- but never without grumbling

Leon

#19
Zitat von: Geli am 12. Dezember 2008, 12:11:36
mir fällt gerade mein Lieblingszitat von Isaac Asimov ein:

A professional author will alter a novel
- but never without grumbling

Hallo Geli

Die Übersetzung des Zitats: Ein Berufsautor wird einen Roman verändern - aber nie ohne zu murren!

Hilf mir doch mal auf die Sprünge. So ganz verstehe nicht den Sinn dieses Zitats, (Hättest Du auch in Deutsch schreiben können. Falls noch nicht aufgefallen, wir befinden uns im deutschsprachigen Raum ;)) wie es im Zusammenhang zu den anderen Aussagen dieses Themas steht? ???

Gruß
Leon

Lomax

Zitat von: Leon am 12. Dezember 2008, 12:54:58...wie es im Zusammenhang zu den anderen Aussagen dieses Themas steht? ???
Änderungswünsche tun immer weh. Aber ein Profi darf sie nicht deswegen zurückweisen, sondern berücksichtigt sie trotzdem in seinem Text.
  Das ist doch eigentlich eine sehr klare Aussage zum Thema  ;)

Leon

#21
Tja, dann bin ich wohl zu dumm, um einen so klaren Zusammenhang zu sehen.  :'(

Kaeptn

Zitat von: Linda am 11. Dezember 2008, 15:47:06Wenn man aber was Grundlegendes ändert (was über ein Exposee oder eine neue Leseprobe hinausgeht)...
[Gebetsmühle einschalt] dann nur mit Vertrag. [Gebetsmühle ausschalt]

Tja, ratet mal wer 1996 keinen hatte... :( Dumm genug war ich damals

Abakus

Was würdet ihr für eine Veröffentlichung alles ändern?

Also diese Frage habe ich mir noch nie gestellt. Und um ehrlich zu sein: darauf habe ich keine passende Antwort!  :hmmm:

Tenryu

Eine Veröffetlichung in einem Verlag ist mir eigentlich nicht so wichtig. Sicher würde es meinem Ego schmeicheln (obwohl ich nie unter meinen Namen sondern pseudonym veröffentlichen würde). Und gegen Geld habe ich auch nichts einzuwenden.

Nur, als unbekannter, unbedeutender Autor verdient man eh kaum etwas, so daß die Gefahr durch ein in Aussicht gestellters Honorar korrumpiert zu werden eher gering ist. Und wenn ich ein Erfolgsautor wäre, würde sich der Lektor kaum getrauen, mit unliebsamen Änderungswünschen anzukommen.

Wie auch immer. Diese Frage wird sich mir in den nächsten Jahren bestimmt nicht stellen. Denn bevor ich nicht mindestens noch fünf weitere Romane geschrieben habe, will ich nicht versuchen, einen zu verkaufen. Ich weiß, daß ich noch viel Übung brauche. Und ich habe mir gegenüber den Anspruch, nicht mit einem unreifen Anfängerwerk an die Öffentlichkeit zu gehen. (Auch wenn andere damit vielleicht reich geworden sind.)

Nachtblick

Wenn ich - als nun mal sehr junge Autorin - die Aufsicht auf eine Veröffentlichung bei einem Verlag hätte, würde ich mich aber auch zurückhalten müssen, nicht überstürzt zu handeln. Ich habe einmal meinen Hauptcharakter und Dutzende Male verschiedene Nebencharaktere auf anhaltenden Kritik meiner Betaleser umbenannt, aber das ist jetzt auch schon ewig her. Wenn es veröffentlichungsrelevant wäre, wäre ich aber für solche "Banalitäten" wie Namensänderungen durchaus bereit. Den Plot zu ändern, würde mich, glaube ich, weniger stören, als die Charaktere zu ändern oder gar zu streichen.

Wenn mir dann irgend eines fernen, egal wie noch so unwahrscheinlichen Tages das Schicksal einen Vertrag mit einem großen Verlag in Aussicht stellen wird, werde ich mich wieder mit der Frage auseinander setzen. Falls das passiert, ich melde mich. :hmhm?:

Nox,
Nachtblick

Ilargi

#26
Kaixo!

:hatschi: Also nach dem dieses interessante Thema jetzt zwei Jahre Staub angesetzt hat belebe ich mal wieder... und mit einem meinem netten Heuschnupfen ist der Staub auch gleich viel weniger auf diesem Thema vorhanden.

Also, bei mir ist es so, das man mir genau erklären sollte warum man etwas geändert haben will, bei Namen sehe ich wieder etwas lockerer; die sind austauschbar! Ich meine ob ein Mensch jetzt Eosur oder Kalarim heißt bleibt sich doch gleich, oder?

Bei der Handlung ist das wiederum etwas komplizierter, alles was ich schreibe bewirkt die späteren Handlungen, wenn man auch nur eine Sache ändert, dann kann sich alles ändern, getreu nach dem Motto: "Wenn ich in die Vergangenheit reise und meinen Großvater töte, kann ich gar nicht existieren, weil er niemals Kinder bekommen hat!" Voraussetzung dafür ist natürlich das er noch nicht verheiratet ist/ Kinder, sprich meinen Vater/Mutter gezeugt hat.

Das heißt also, wenn der Verlag etwas geändert haben will muss ich mich mit dem Lektor zusammensetzen und mit ihm ausdiskutieren, was, wie, wo und warum! Wie seht ihr das? Zumindest würde ich es so gerne machen, ob das jetzt der Wirklichkeit entspricht ist eine andere Geschichte :hmmm: vermutlich nicht!

et cetera

Ein interessantes Thema :) Nachgedacht habe ich darüber schon viel und festgestellt, dass ich mittlerweile ruhiger geworden bin, was mögliche Änderungswünsche durch einen Verlag angeht. Früher lief mir schon ein kalter Schauer über den Rücken, wenn ich nur daran dachte, meinen Titel aufgeben zu müssen, von Namen ganz zu schweigen. Mittlerweile weiß ich, dass ich meinen Charakteren fast jeden Namen geben kann, denn ich gewöhne mich sehr schnell daran.

Bei der Handlung sieht es aber wieder anders aus. Meine letzten Romane hatten immer eine Grundidee, um die sich die Handlung aufgebaut hat. Von dieser Grundidee würde ich nicht abrücken wollen, denn ohne sie kann die Geschichte nicht mehr funktionieren. Das Fundament wird dadurch quasi abgetragen.
Aber innerhalb dieser Grundidee gibt es jede Menge Handlungsspielraum. Es gibt manche Szenen, an denen ich sehr hänge, aber wenn man mir einen plausiblen Grund nennt, warum die Verfolgungsjagd in Kapitel X eher durch eine Kusszene ersetzt werden sollte, bin ich dafür offen.
Schwierig ist nur, was man als plausiblen Grund ansieht, da gehen meine Meinung und die des Verlags vermutlich weit auseinander ;D Solche Aussagen wie "Das Buch verkauft sich besser, wenn es eine Dreiecksliebesgeschichte gibt." sind so ein Beispiel. Sie ist vermutlich richtig, aber ich kann schlecht einen neuen Charakter einbauen, der nichts anderes zu tun hat, als mit dem Protagonisten anzubändeln, vor allem wenn ich keine Liebesgeschichte schreiben will.
Um es kurz zu machen, die Athmosphäre und die Intention müssen erhalten bleiben, aber über den Rest kann man gerne verhandeln.

Was bei mir auffällt: Ich brauche oft etwas Abstand zu meinen Romanen, bis ich schwerwiegende Änderungen durchführen kann. Meinen Vampirroman habe ich deshalb aus Eis gelegt, denn darin gibt es zu viele Charaktere, bei denen ich es aber noch nicht über das Herz bringe, sie rauszuwerfen. Also warte ich ein wenig, bis ich diese Nähe zum Roman nicht mehr habe.
Ich fürchte nur, sollte ich jemals halb- oder vollprofessionell als Schriftsteller arbeiten, kann ich mir das auch nicht mehr leisten

Ary

@Ilargi - nein. Nein,nein,nein! Namen sind alles andere als austauschbar. Ich würde an die decke gehen, wenn ich Namen von hauptfiguren ändern müsste, denn bei mir fängt eine Figur erst dann an zu leben, wenn si ihren namen hat. ich kann auch nicht mit Platzhaltern arbeiten. Ohhe richtige Namen gehts nicht, und keiner nimmt mir meine Namen weg. Sorry - aber da bin ich pingelig. ich denke mir was bei meinen Namen, sie sind mir wichtig. Ich verwende fast so viel zeit auf die Namenssuche wie aufs Plotten.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Ilargi

Kaixo Aryana,

Ist natürlich jedem selbst überlassen, aber vor ein paar Tagen hat mein Beta mir gesagt das er wegen Eosur und Eneko... das er die beiden ständig verwechseln würde, wegen der Ähnlichkeit der beiden Namen. Da habe ich leider keine andere Wahl als einen der Namen zu ändern, allerdings bleibt Eosur sein zweiter Vorname; ist so eine Art Kompromiss. Es fällt mir auch nicht leicht mich von meinen Namen zu verabschieden, aber wenn es sein muss, muss es halt sein. Ich bin da sehr pragmatisch veranlagt. Aber ich finde es gut das du deine Prinzipien hast und an ihnen fest hältst :pompom: