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Die schreckliche Deutsche Sprache

Begonnen von Tenryu, 08. Dezember 2008, 20:49:06

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Manja_Bindig

Echt, Churke? Ich kann dir das nicht so recht abkaufen... nicht nach meinem Umfeld. Klar gibt man sich Mühe, im Beruf hochdeutsch zu reden und sich allgemein verständlich auszudrücken, aber den Dialekt killen kann man damit nicht. Mei Säggsch schläscht immor dursch, kannsch mach'n wasch will. Nur eben mal stärker, mal weniger... und kaum treffe ich wen mit meinem Dialekt, ist all die Mühe, die ich auf eine hochdeutsche Sprache verwende, umsonst und weg und ich sächsle wieder auf Heftigste.
Dialekt ist ein Teil der Identität(schon allein, weil alle Dialekte sich gegenseitig verlachen und auf die Schippe nehmen - nicht unbedingt böse gemeint) und entsprechend bewahrt ihn sich jeder so gut er kann.

Aber auch ich begreife nciht, was das mit der Schrecklichen deutschen Sprache an sich zu tun hat - über Dialekte kann man auch im Bezug auf die englische Sprache philosophieren.

Plus, dass auch ich zu den Uneingeweihten gehöre, die nicht verstehen, worauf Tenryu hier hinaus will.

Churke

Innerhalb eines Sprachraumes ist ein Dialekt nicht überall gleich. Im Pfälzischen konnte man (?) früher anhand der Aussprache und des Wortschatzes die Herkunft des Sprechers auf 30 - 50 km eingrenzen. Durch die zunehmende Mobilität verwischen und verschwinden diese Grenzen und es bildet sich ein Einheitspfälzisch heraus. Es würde mich wundern, wenn das in anderen Dialekten anders wäre.

ZitatMei Säggsch schläscht immor dursch, kannsch mach'n wasch will.

Ich weiß nicht, ob Sächsisch ein richtiger Dialekt ist, weil Wortschatz und Grammatik weitestgehend der Hochsprache entsprechen.



Schreiberling

Zitat von: Churke am 07. Januar 2009, 13:56:53
Innerhalb eines Sprachraumes ist ein Dialekt nicht überall gleich. Im Pfälzischen konnte man (?) früher anhand der Aussprache und des Wortschatzes die Herkunft des Sprechers auf 30 - 50 km eingrenzen.

Ich komme aus Hessen, sprich der Dialekt ist Platt. Von der Aussprache her ist es bei uns wirklich so, dass meine Eltern und Großeltern (fast immer) sagen können, aus welchem Dorf der jeweilige Sprecher kommt.

Liebe Grüße,
Schreiberling

Lavendel

Hm, also ich benutze die Wörter Motschekiebchen oder Bemme nie, weil ich nicht aus Sachsen komme ...

Aber das wird jetzt wirklich zu OT  (:pfanne: <- mich selbst für die Antwort hau). Ich schlage vor, wir warten jetzt auf Tenryu. Immerhin ist es sein Thread, und ich würde gerne von ihm hören, wie er sich die Diskussion vorgestellt hat.

Manja_Bindig

Deiner MEinung, Lavendel.

@Churke: Das liegt daran, dass die deutsche Hochsprache ursprünglich in Sachsen "erfunden", will sagen, festgeschrieben wurde. Genauer gesagt, im wunderschönen Dresden... großspurig gesagt also ist Sächsisch das ursprüngliche Hochdeutsch.

Aber das führt hier jetzt endgültig zu weit... hatten wir nicht mal nen Thread über Dialekte?

Falckensteyn

Zitat von: Churke am 07. Januar 2009, 10:28:58
Der Deutsche differenziert die regionalen Idiome in der Schweiz nur nach dem Grad des Nichtverstehens.  ;D

Je weiter weg von der deutschen Grenze, desto schwieriger wird es für die Deutschen, uns zu verstehen.

Ja, ich bin auch gespannt auf Tenryus Antwort/Stellungnahme. Er wohnt ja in Basel, und müsste nur mal nach Sissach/Gelterkinden fahren und sich dort bei den Kindern und Jugendlichen umhören. Die reden deutlich anders als in Basel.  ;)

Auch ich selbst lege grossen Wert auf gepflegtes "Baselbieterisch".

Aithoriell

#66
@Tenryu
Ja, nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil! Ernsthaft! Ich hatte mich ein wenig verritten, da ich mich ein wenig zu sehr in die Übersetzung der Bibel aus dem Latein für das gemeine Volk versteift hatte. Buchdruck war ja "ungefähr" zur selben Zeit. Insofern hast du natürlich recht, dass der Buchdruck zur Verbreitung einer Sprache nützlich war. Aber auch "nur" nützlich. Letzten Endes wird man - Buchdruck hin oder her - niemanden in Frankreich davon überzeugen können, Deutsch zu lernen (es sei denn in der Schule und neben der eigenen Muttersprache) und Französisch ganz zu lassen. ;)

@Falckensteyn
Öh... geht so, ne! Also, es ist auch immer eine Frage, wie sehr man sich auf etwas einlässt. Ich jedenfalls mag das Schweizerisch und deswegen gebe ich mir auch Mühe, es zu verstehen, wenn es gesprochen wird. Aber das mag daran liegen, dass ich generell ein Fan von Dialekten bin. Ich weiß, dass du im übrigen auch in der Lage wärest, den Dialekt schriftlich zu Papier zu bringen aber dennoch schreiben Deutsche, Österreicher und Schweizer (und Bayern ;)) hochdeutsch. Das ist für mich viel eher faszinierend, als der Streit, ob die deutsche Sprache schrecklich ist.

Judith

Nochmal zum Buchdruck:
Zitat von: Aithoriell am 16. Januar 2009, 12:00:20
@Tenryu
Ja, nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil! Ernsthaft! Ich hatte mich ein wenig verritten, da ich mich ein wenig zu sehr in die Übersetzung der Bibel aus dem Latein für das gemeine Volk versteift hatte. Buchdruck war ja "ungefähr" zur selben Zeit. Insofern hast du natürlich recht, dass der Buchdruck zur Verbreitung einer Sprache nützlich war. Aber auch "nur" nützlich. Letzten Endes wird man - Buchdruck hin oder her - niemanden in Frankreich davon überzeugen können, Deutsch zu lernen (es sei denn in der Schule und neben der eigenen Muttersprache) und Französisch ganz zu lassen. ;)
??? Darum gings aber doch gar nicht - Tenryu hat von Vereinheitlichung, nicht von Verbreitung gesprochen.
Und zu einer Vereinheitlichung der deutschen Schriftsprachen hat der Buchdruck auf alle Fälle beigetragen.

Immerhin hat es der Buchdruck erstmals ermöglicht, Hunderte von Ausgaben zu publizieren, die völlig gleich waren und überregional verbreitet wurden. Und da die Druckereien daran interessiert waren, die Bücher in möglichst hoher Stückzahl und überregional zu verkaufen, war es in ihrem Interesse, Texte so zu vereinheitlichen, dass regionale Eigenheiten möglichst abgebaut wurden.
Klar wurde mit dem Buchdruck nicht sofort die Deutsche Schriftsprache einheitlich (im Hochdeutschen etwa gab es 5 große Druckersprachen, und im Niederdeutschen kamen wohl auch noch einige dazu), aber ohne die neuen Verbreitungs- und Vervielfältigungsmöglichkeiten wären die Forderungen nach einer einheitlichen Schriftsprache vielleicht nie laut geworden. Und wenn doch, dann hätten einzelne Schreibkanzleien wohl niemals die gleiche Wirkung erzielen können wie Druckereien.


Steffi

Zitat von: Aithoriell am 16. Januar 2009, 12:00:20
. Ich weiß, dass du im übrigen auch in der Lage wärest, den Dialekt schriftlich zu Papier zu bringen aber dennoch schreiben Deutsche, Österreicher und Schweizer (und Bayern ;)) hochdeutsch.

Da schlägt der Linguist in mir durch und sagt: die schreiben Standarddeutsch, Standardösterreichisch und Standardschweizerdeutsch. Die Variationen mögen sich nur in Kleinigkeiten unterscheiden, aber sie sind da :)
Sic parvis magna

Berry

Noch bin ich recht ungebildet auf dem Gebiet der Sprachenbildung, aber ein paar Dinge möchte ich trotzdem loswerden:
Zitat von: Tenryu am 01. Januar 2009, 20:05:45
Um bei o.g. Beispiel zu bleiben: ein Teller ist ein flacher Gegenstand, dementsprechend wäre es logisch, zu sagen, er liege auf dem Tisch. Wohingegen ein Glas in der Regel in länglicher Gegenstand mit vertikaler Ausdehung ist, der demzufolge richtigerweise steht. Und genau diese Unlogik und Widersinnigkeit ist es, die mich am Deutschen ein bißchen stört.

Ein Teller ist sehr breit und wenig hoch, trotzdem steht er auf dem Tisch. Die Strecke zwischen Zinkenende und Stielanfang der Gabel ist ihre Höhe, da sie nicht im Tisch spießt, liegt sie (anwendbar auch auf anderes Besteck).

@Shay, Betr.: Put - Setzen/ Stellen /Legen:
Put wird meiner Erfahrung nach nur verwendet, wenn die endliche Position des Gegenstands egal ist, wenn man konkret auf diese eingehen möchte, kann man immerhin lay benutzen.

Zitat von: Tenryu am 01. Januar 2009, 20:05:45Ach ja: Kann mir jemand erklären, wieso man neuerdings Flußschiffahrt mit drei s und f schreiben muß, Mitttag hingegen nicht mit drei t?

Mittag wird zusammengesetzt aus Mit-te und Tag, also wurde die zweite Silbe der Mitte weggelassen. Leider heißt es nicht Fluße. Und das Schiffahrt ursprünglich scheinbar ebenso gebildet wurde wie Mittag und die Fahrt der Schiffe zu sein scheint, wurde genauso scheinbar ignoriert. Dies ist aber reine Spekulation.

Lomax

Zitat von: Berry am 18. Januar 2009, 15:02:03Mittag wird zusammengesetzt aus Mit-te und Tag, also wurde die zweite Silbe der Mitte weggelassen. ... Und das Schiffahrt ursprünglich scheinbar ebenso gebildet wurde wie Mittag und die Fahrt der Schiffe zu sein scheint, wurde genauso scheinbar ignoriert.
Die Welt wird viel logischer, wenn man sie nicht durch zu viel Um-die-Ecke-Denken kompliziert macht ;)

Ich würd einfach mal sagen, der Unterschied zwischen "Mittag" und "Schifffahrt" rührt daher, dass "Mittag" kein Kompositum ist, sondern ein eigenständiges Wort. Das Wort "Mitt" für sich allein gestellt gibt's nun mal im derzeitigen Wortschatz nicht :) Schiff und Fahrt hingegen schon, und damit sind's zwei verschiedene Paar Stiefel.