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Schreibblockade - Was ist Euer Geheimrezept?

Begonnen von Rei, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Pestillenzia

In der aktuellen Ausgabe der "Federwelt" gibt es einen Artikel über Methoden, mit denen man seine Produktivität steigern kann. Der kam für mich wie gerufen, weil ich meinem Zeitplan katastrophal hinterher hinke und einfach nicht in den Text finde. Ich kann eigentlich nicht mit Musik schreiben, weil ich davon genauso abgelenkt werde wie durch die Umgebungsgeräusche, wenn ich im Garten sitze.
Trotzdem habe ich es mit den "binauralen Beats"versucht. Ich gestehe, ich hatte davon noch nie gehört und hielt es für irgendwas mit Techno ... Weit gefehlt. Laienhaft ausgedrückt sind das Tonfrequenzen, die unterschiedlich stimulierend auf das Gehirn wirken, also z.B. beruhigend, einschläfernd, fokussierend, kreativitätssteigernd etc.
Es gibt jede Menge kostenfreie Apps dazu, von denen ich mir zwei oder drei heruntergeladen habe. Die Apps bieten gleichzeitig auchandere Geräusche wie prasselndes Feuer oder Wellenrauschen sowie meditative Musikstücke, die man mit den Beats kombinieren kann (oder auch mit eigener Musik). Die Beats alleine empfinde ich nämlich als nervtötend. Zusätzlich kann man die Lautstärke der Geräusche und der Beats separat einstellen.
Ich habe mich für"kreative" Beats in Kombination mit prasselndem Regen und Musik entschieden. Und was soll ich sagen - es hat funktioniert.
Ich habe mich mit Kopfhörern bewaffnet in den Garten gesetzt und war innerhalb kürzester Zeit vollkommen von der sonst so störenden Umwelt isoliert und ganz auf den Text konzentriert. Die Musik (läuft in Endlosschleife) habe ich ebenfalls bald gar nicht mehr bewusst wahrgenommen.

Wer gute Kopfhörer hat, dem kann ich das nur empfehlen. Funktioniert sicher nicht bei jedem, aber einen Versuch ist es wert.

Topaz

Zur Zeit hilft mir am besten, wenn ich keine Lust auf gar nichts habe, zu schreiben, dass ich keine Lust habe.
Und dann liste ich alle Gründe auf, die gerade gegen das Schreiben sprechen und alles was ich jetzt lieber täte. Irgendwann steht da dann immer "schreiben tät ich jetzt lieber". Dann schreibe ich worüber oder woran ich denn gerade lieber schreiben würde, oder warum ich auf das aktuelle Projekt keine Lust habe.
Damit habe ich schon manche Schreibblockade und schon manches Plotproblem weggeschrieben, weil plötzlich die Lösung da stand. :)

Turiken

Momentan ist mein Chef die Schreibblockade. ;D Wir haben derzeit so viele Projekte am Laufen und müssen wegen Urlaubsunterbesetzung so viele Stunden abreißen, dass ich abends todmüde heimkomme (bin gestern bei "Solo" im Kino fast eingeschlafen, obwohl der Film richtig cool war) und nichts mehr Produktives hinbekomme. Und morgens NOCH früher aufzustehen als sechs Uhr, schaffe ich einfach nicht. Ich brauche meinen Schönheitsschlaf. Wenn ich so viel mit Korrekturlesen und Setzen beschäftigt bin, leidet meine Schreibe einfach darunter.
Aber ab Donnerstag wirds besser. Bestimmt! Hoffentlich. Vielleicht ...

Dämmerungshexe

Normalerweise schreibe ich mit den Word-Standart-EInstellungen, also Times New Roman, 12pt. Irgendwie gibt mir das das Gefühl, einen "echten" Text vor mir zu haben. Gestern habe ich mein bisher Geschriebenes dann mal auf Normseiten umgestellt - und prompt hat mein Hirn einen Gang höher geschalten und war schon beinahe wieder bei seiner alten Leistung.
Also Umformatieren kann helfen.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Mrs.Finster

Zitat von: Dämmerungshexe am 16. Juni 2018, 09:29:02
Also Umformatieren kann helfen.

Aber nur wenn sich die Seitenzahl erhöht  ;D Anders herum hatte ich es auch mal (Schrift unbewusst gewählt) und das war dann doch sehr demotivierend.

Auch die erste leere Seite finde ich immer total toll. Viele fürchten sich ja regelrecht davor. Ich denk mir immer: Toll, ein neues Abenteuer. Auf geht´s  :) Das hilft mir manchmal aus dem Schreibloch heraus.
Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)

Dämmerungshexe

Ich glaube es hätte weniger mit der Seitenzahl zu tun, da ich meist eher unter der angegebenen leide, dass ich zuviel schreibe. Eher der veränderte Zugang, Mal wieder Alles in neuer Form zu sehen. Vor allem auch eine, die ich normalerweise eher als Testleser gewohnt bin.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Koboldkind

Ich habe für mich noch eine Schreibblockade entdeckt: Mein Hirn hat am Ende des Tages nichts mehr für kreatives übrig.
Mein Leben lang hab ich körperliche Arbeiten gemacht, die keine Hirnkapazität brauchten. Auch während des Studiums ging es gut, da hatte nur meine Leseleistung drunter gelitten, weil ich ja genug zu lesen hatte, aber Schreiben ging. Seit letztem Jahr bin ich in einem Bürojob mit vielen kleinen Aufgaben, Selbstorganisation, mit Azubis reden und wenn ich Glück habe, kann ich mich kreativ am Erstellen von Unterricht auslassen. Vorteil an der Arbeit ist meine Pendelzeit, so regelmäßig wie da habe ich noch nie geschrieben. Nachteil ist eben, dass meine Hirnkapazität die Segel streicht. In den Ferien habe ich dank Baustellen noch  mehr Pendelzeit, die keinesfalls zu mehr Schreibzeit führt, weil mir langsam der ruhige Schlaf fehlt.

Hat noch jemand die Erfahrung mit der Hirnkapazität gemacht?

Ich weiß, dass eine Lösung mehr körperliche Betätigung ist. Es reicht ein langer Spaziergang, ein bisschen neue Musik, auf mal Radtouren oder so, irgendwas, das mir das Gefühl gibt, Geistig-Körperlichen Ausgleich zu erreichen.
Dem steht meine Müdigkeit und die allgemeine Erschöpfung im Weg :-/ Ich bin gerade echt geneigt, die Ferien einfach auszusitzen und zu lesen, Input zu holen und mich auf November vorzubereiten. Ein Wechsel der Tätigkeit, mehr Plotten als Schreiben oder Editieren. Zumindest hat mir das die letzten Monate auch schon geholfen, die Wahl zwischen Schreiben und Editieren zu haben.
Wer jetzt nicht wahnsinnig wird, muss verrückt sein.

Gizmo

Mir geht es nach einem langen Tag im Büro ähnlich, als ich noch in der Bank gearbeitet habe, war es praktisch jeden Tag so. Auch mir hat nur ein körperliche Aktivität geholfen. Es musste nicht direkt Sport sein, Spazierengehen hat gereicht. Da fing mein Hirn dann oft wieder an zu arbeiten, ohne dass ich groß etwas dazu tun musste.
Schreiben kann man so natürlich nicht, aber dann nutze ich die Zeit, um über den Plot oder bestimmte Probleme nachzudenken. Zuhause mache ich mir dann ein paar kurze Notizen und habe so zumindest 'etwas geschafft'. Für mich ist es immer tödlich, wenn ich zu lange gar nicht an meinem Projekt arbeite. Dann wieder reinzukommen oder mich überhaupt erst aufzuraffen empfinde ich als sehr schwer.
"Appears we just got here in the nick of time. What does that make us?"
"Big damn heroes, sir!"
- Joss Whedon's "Firefly", Episode 5, "Safe"

zDatze

Mir ging es sehr ähnlich, als ich noch als Programmiererin im Büro gearbeitet habe. Da sitzt man den ganzen Tag da und löst Problem um Problem und am Abend ist das Hirn so leergesaugt, dass kreativ gar nichts mehr geht. Damals habe ich meist meine Pendelzeit am Morgen genützt, um zu schreiben. Da war mein Kopf noch halbwegs frisch, wenn auch öfter mal im Halbschlaf, weil übernächtig. NaNoWriMo war ein kleiner bis größerer Kraftakt, bis ich die Kraft dazu auch nicht mehr hatte und pausiert habe. Das hat mich ordentlich gewurmt. Jedes Mal wieder.

Da ich kein Morgenmensch bin, hat es für mich auch nicht funktioniert eine Stunde früher aufzustehen. Das ist meistens der Lösungsvorschlag, den man bekommt: Schreiben, wenn der Kopf noch nicht leer ist. Funktioniert leider auch nicht bei jedem Job und unter jeder Bedingung. Eine Zeit lang habe ich dann statt Mittag zu essen, in der Mittagspause geschrieben. (Hatte immer mein Netbook mit dabei.)

Ja, und dann hab ich lange auch gar nicht geschrieben. Keine Energie dazu.

Mittlerweile versuche ich auch etwas ausgeglichener an das Ganze heranzugehen: Schreiben geht gerade absolut nicht, weil die Energie/der Kopf dazu fehlt? Dann plotte/brainstorme/recherchiere ich für eines meiner Projekte. Oder lese einen meiner Texte und korrigiere/schreibe Kommentare/klopp ihn in die Tonne. Manchmal guck ich auch einfach nur Videos übers Schreiben oder lese einen Artikel oder auch ein Buch, das in eine ähnliche Richtung schlägt wie mein Projekt. Oder ich surfe im Zirkel und stöbere in alten Threads herum. Hauptsache es hat etwas mit Schreiben zu tun.

Meine Empfehlung ist: Nicht ärgern, dass gerade xy nicht klappt, sondern etwas suchen, wozu noch genug Hirnkapazität da ist.
Ich kann sehr empfehlen, da eine Liste anzulegen, was einem wann leicht(er) fällt. Dann muss man auch nicht jedes Mal zuerst x Optionen durchgehen, was wiederum auch wieder Energie kostet. :)

Gizmo

#324
Das mit der Liste ist eine interessante Idee! Ich glaube, das probiere ich mal aus. Und wieder was gelernt!  :)
"Appears we just got here in the nick of time. What does that make us?"
"Big damn heroes, sir!"
- Joss Whedon's "Firefly", Episode 5, "Safe"

Doro

Ich würde gerne eine Erfahrung teilen, die für einige von euch vermutlich nichts Neues ist, aber anderen vielleicht weiterhelfen kann.
In der Vergangenheit hatte ich oftmals das Problem, dass ich mit dem Schreiben beginnen wollte und stattdessen vor dem weißen Blatt Papier oder dem blinkenden Cursor saß und mein Kopf auf einmal völlig leer war. Oder ich habe denselben Textabschnitt wieder und wieder und wieder neu geschrieben.
Mit meiner neuen Herangehensweise passiert mir das kaum noch. Ich mache Folgendes:
Bevor ich eine Szene schreibe, mache ich mir erst einmal (wild durcheinander) Notizen, um ein Gefühl für die Szene zu entwickeln. Welche Infos soll der Leser erhalten? Andeutungen? Wie soll die Stimmung sein? Tageszeit? Geräusche? Gerüche? Lautstärke? Wer oder was ist anwesend? Emotionen? Taktile Wahrnehmungen? Wetter? Schauplatz? Umgebung? Handlungen? Gegenstände? Pflanzen? Tiere? Kleidung? Sonstige Details? Usw.
Wenn ich mit diesen Notizen fertig bin, weiß ich zumeist sehr genau, was ich schreiben will.
Der ganze Vorgang klingt aufwändig, spart mir persönlich aber tatsächlich sehr viel Zeit und hilft mir über Blockaden hinweg.

Rotkehlchen

Ich mache das sehr ähnlich. Bevor ich ein neues Kapitel beginne, schreibe ich in Stichpunkten den Ablauf auf. Manchmal auch sogar Teile von Dialogen, die mir zuvor durch den Kopf gegangen sind und die ich gut finde.
Generell mache ich mir vor den Schreiben sehr genau Gedanken, schreibe meine Stichpunkte auf, sodass ich beim eigentlichen Schreibprozess "bloß" nur noch meine Notizen von oben nach unten abarbeiten muss (dabei entstehen aber fast immer noch neue, bessere Ideen).

Für meine Bücher habe ich es immer so gehandhabt, dass ich ein Dokument angelegt habe, in welches ich all meine Ideen für künftige Kapitel aufgeschreibe. So komme ich nicht durcheinander und die Ideen gehen nicht verloren.

Manchmal schießen mir auch Geistesblitze durch den Kopf, die schnell verloren gehen können. Vor allem dann, wenn die Handlung komplexer wird. In solchen Fällen spreche ich den Geistesblitz eben schnell als Memo aufs Handy oder mache mir im Handy eine Notiz, damit ich später in einer ruhigen Minute meine Gedanken in meine Ideensammlung übertragen kann.
,,Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, wo kämen wir hin, und keiner ginge mal nachsehen, wo man hinkäme, wenn man hinginge."
Kurt Marti

Fianna

#327
Sehr viel plotten oder Details notieren funktioniert aber nicht für jeden. Manche sind eher Pantser und kommen vielleicht mit "NaNo-Schreiben" besser durch Blockaden - so nenne ich das immer für mich.  ;D

Ich habe mal die Arbeitsweise im NaNo angewendet und es hat sehr gut funktioniert: in meinem ersten NaNo habe ich teilweise Szenen begonnen mit einer Situation oder einem Gefühl der Figur und dann instinktiv das Erste geschrieben, was mir in den Sinn kam und gut klang.

Teilweise habe ich später (vor der nächsten Schreibzeit) meinen groben Plot für die nächsten Kapitel verändert und Elemente des spontan Geschriebenen aufgenommen. Diese Textstellen waren nur aus einer Art Brainstorminghaftem Schreiben entstanden, aber was es für den Plot oder die Figuren bedeutet, hat sich doch ganz gut ins Gesamtbild einfügen lassen.
In einer kaltblütigen Planungssitzung wäre ich auf so einen Plotverlauf nicht gekommen.

Also vor Projekten plane ich immer grob (mit dem 7 Punkten oder Save the Cat) und steuere meine Figuren auf diese Plotpunkte zu.
Mit mehr oder weniger detaillierterer Planung zwischen diesen Plotpunkten wird geschrieben.

Wenn ich hänge, versuche ich dieses instinktive spontane Schreiben zu machen wie im NaNo.

Und danach schaue ich, ob das so entstandene Textstück zu meinem Plot passt und wie ich damit weiter zum nächsten Punkt kommt.
Wenn eine andere Figur oder ein Umstand für die Handlung sehr wichtig ist, nehme ich mir nochmal mein grobes Plotkonzept vom Anfang und passe das alles in die Handlung ein.

Ich schwanke ganz seltsam zwischen Pantser und Plotter, aber seit ich nicht mehr versuche, mit Plotten und Planung durch die Hänger zu kommen, klappt es sehr gut.

Zusammengefasst:
Einfach drauf los schreiben, was sich gut anfühlt (mit einem groben Ziel vor Augen) und wenn man auf diesem Weg die Handlung wesentlich erweitert oder bereichert, nochmal den groben Plotplan überarbeiten.


Mondfräulein

@Doro Das klingt so offensichtlich, wenn man es so liest, und als müsste das doch total klar sein, aber ich hätte den Tipp an vielen Stellen gut gebrauchen können. Mir hilft das wirklich sehr. Einfach so drauf los schreiben funktioniert bei mir nicht und anstatt mich auf den ersten Satz zu konzentrieren, sollte ich manchmal vielleicht einfach darüber nachdenken, wo ich mit der Szene hin will.

Was mir auch hilft, ist Dinge manchmal einfach zu überspringen. Ich überarbeite gerade grob und in einer Szene merke ich, dass ich schnell zum spannenden Teil kommen wollte. Der erste Absatz ist nur so hingerotzt und vorher sollten eigentlich mehr spannende Dinge passieren, aber das habe ich übersprungen. Das ist mehr Arbeit in der Überarbeitung, aber wenn ich die Szene so erstmal runtergeschrieben bekomme, warum nicht?

Rotkehlchen

Noch eine Sache, die ich ergänzen möchte:
Auf meine Buchidee bin ich auch nicht durch striktes Plotten gekommen. Plotten hilft einem, wenn man weiß, wohin die Reise im Groben hingehen soll. Es ist unglaublich wichtig, um den Überblick nicht zu verlieren und um sich später nicht in Widersprüche zu verstricken.

Als ich vor einigen Jahren wieder mit dem Schreiben angefangen habe, habe ich mehrere Kurzgeschichten zu Papier gebracht, bzw. auf den Bildschirm. 😉 Ich hatte zuvor absolut keine Ideen und keine Inspirationen. Im Grunde hatte ich das Schreiben schon an den Nagel gehängt. Eine Freundin von mir hatte mich aber überredet, einfach ein paar Kurzgeschichten zu schreiben.
Irgendwann, nachdem ich 4 bis 5 Geschichten geschrieben hatte, kann mir die Idee, diese miteinander zu verknüpfen. Und irgendwann ist eine Buchidee entstanden.

Ich habe im Laufe der Zeit einzelne "Handlungsinseln" verfasst. Später habe ich zwischen den Inseln "Brücken geschlagen". Die Ideen kamen dann wie von selbst. Die habe ich dann immer in meiner Ideensammlung niedergeschrieben.

Für mich war diese Herangehensweise sehr experementell und passt eigentlich nicht zu mir. Davor habe ich immer chronologisch geschrieben. Aber ich muss sagen, dass dabei richtig tolle Ideen entstanden sind. Das wäre niemals möglich gewesen, wenn ich chronologisch geschrieben hätte.
,,Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, wo kämen wir hin, und keiner ginge mal nachsehen, wo man hinkäme, wenn man hinginge."
Kurt Marti