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Kursiv formatieren als Hervorhebung im Text

Begonnen von Silvia, 16. November 2008, 01:26:37

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Leon

#15
Hallo

Ich persönlich benutze Kursiv hauptsächlich für die Gedankengänge meiner Protagonisten.

Gruß
Leon

Ryadne

Hallo,

wie an anderer Stelle schon mal kurz erwähnt, hab ich aus einem lektorierten Manuskript alle meine Kursivsetzungen "entformatiert" bekommen. Ich fand es mit der Begründung in Ordnung (= ein Satz soll für sich selbst sprechen und nicht erst durch Formatierungen dem Leser seine Bedeutung klarmachen) und hab die Änderungen daher übernommen.

Nun lese ich mir den Text aber nochmal durch und stolpere ständig über die ehemals kursiv gesetzten Wörter. Vielleicht liegt das einfach nur daran, dass ich mich jetzt schon so daran gewöhnt habe, aber ich bin kurz davor, doch wieder ein paar Wörter kursiv zu setzen.

Mal zwei Beispiele:
"Für sie würde ich töten. Für sie habe ich getötet."

"Das Mädchen hing weniger an, als vielmehr in der Mauer."

Würdet ihr "habe" und "in" da lieber kursiv sehen oder nicht?

Und wie steht es um die Konsequenz - wenn jemand einmal ein Wort durchs Kursivsetzen besonders betont, sollte er es dann jedes Mal machen, wenn er etwas betont haben will? Oder wirklich nur in wenigen Einzelfällen, damit diese Textteile dann besonders wirken?

Die hier angesprochene Sache mit den kursiven Gedanken habe ich auch lange gemacht, sie mir inzwischen aber abgewöhnt. Nur, wenn jemand etwas ungläubig in Gedanken wiederholt, was jemand anderes gesagt hat, überlege ich manchmal noch, den Gedanken kursiv zu setzen, eben um die Ungläubigkeit zu betonen.

Nirahil

Hallo Ryadne,

ich habe bei den von dir erwähnten Beispielen die Betonung auch ohne Kursivsetzung gefunden, daher würde ich das nicht vermissen. Ich habe den Thread kurz überflogen, Feuertraum hatte in einem der ersten Posts etwas von Rückschlüssen geschrieben, das trifft hier ziemlich gut zu.

An sich habe ich das Kursivschreiben bei mir auch schon bemerkt, allerdings eher dann, wenn die Rückschlüsse ohne eigene Betonung eher verwirrend wären. Zum Beispiel war in einer Geschichte von einer sie die Rede, die ich allerdings nie beim Namen genannt habe. Um also zu vermeiden, dass der Leser das "sie" als Rückschluss zu einem Satzteil ansieht, habe ich es kursiv gesetzt, damit durch die Betonung das "sie" zu der Namenlosen Dame wurde. Und eben nicht zu einem "sie haben dieses oder jenes getan", z. B. Oder noch besser: "Ich hatte sie". Da das ganz ohne vorherige Erklärung kam, könnte das sie alles bedeuten - um zu betonen, dass es die namenlose Dame ist, habe ich es kursiv gesetzt.
Ich hoffe, das ist Verständlich, ich kriege irgendwie gerade meine Aussage nicht vernünftig hin.

Ansonsten bin ich auch eher der Meinung, dass ein Text ohne großartige Betonungen verständlich sein müsste. Es sei denn eben, es wäre verwirrend, wäre es nicht betont, dann vermisse ich das Kursive manchmal, weil es einfach verständlicher ist.
Ich tanze wie ein Kind im Nebel,
zufrieden, weil ohne Ziel.
Callejon - Kind im Nebel

Kati

#18
Die Sätze kannst du auch so stehen lassen, denke ich. Ich habe mir vorher denken können, welche Teile kursiv gesetzt waren, also der Leser betont das schon von sich aus so. Ich musste mir das Kursivsetzen auch mühevoll abgewöhnen, aber es ist leider wirklich so, dass Leser sich, wenn zuviel kursiv gesetzt ist, ein bisschen veralbert vorkommen. Als würde ihnen der Autor nicht zutrauen, den Text richtig zu lesen. Das steht ganz oben auf der Liste der "pet peeves" gleich neben "schwere Wörter erklären". Also, diese beiden Beispiele lassen sich sehr gut aus dem Kontext heraus richtig betont lesen, ohne, dass du es kennzeichnen musst.  :)

Was ich aber weiterhin mache, ist Gedanken kursiv setzen. Ich schreibe viel Ich-Perspektive und, wenn meine Figur etwas denkt, das nicht zum eigentlichen Erzählen gehört, setze ich es kursiv. Das ist für mich so ähnlich wie wörtliche Rede kennzeichnen. Allein schon, um Verwirrung zu vermeiden, wenn ich innerhalb der Ich-Perspektive zwischen den Zeiten herumspringe. Also ungefähr so: "Ich versuchte die Tür zu öffnen. Verdammt, sie ist verschlossen!" Selten doofes Beispiel, aber ich glaube es wird klar, was ich meine.  :) Außerdem habe ich die Angewohnheit, dass meine Figuren in Gedanken mit sich selbst sprechen, also wie so eine kleine Stimme im Kopf. Das setze ich dann auch kursiv.

Malinche

@Ryadne: Bei deinen Beispielen finde ich es nicht unbedingt nötig. Ich denke, beim ersten würde mir eine Kursivsetzung eventuell noch gefallen, sie passt zur Nachdrücklichkeit des Satzes. Beim zweiten würde ich nicht kursiv setzen. Da ergibt sich die korrekte Betonung eigentlich schon durch den Inhalt.

Ich versuche, Kursivsetzung zur Betonung eines einzelnen Wortes zu vermeiden - aber ich bin auch der Meinung, dass es eben nicht immer ohne geht. Da kann man auch nicht einfach sagen, dass der Autor einen Fehler gemacht hat, wenn der Satz nicht allein für sich spricht. Es ist manchmal einfach so, dass sich die Bedeutung eines Satzes je nach Betonung verschiebt und man als Leser verwirrt ist, wenn man beim Lesen erstmal einen anderen Fokus wählen würde. Wir hatten dazu mal sehr schöne Beispiele im Englischunterricht:

"Wir können durch dieses Fenster einsteigen."

Je nachdem, welches Wort betont ist, liegt der Fokus anders:

"Wir können durch dieses Fenster einsteigen."
... aber nicht jemand anders, z.B. der einhändige Antagonist

"Wir können durch dieses Fenster einsteigen."
... aber nicht nur die anderen, weil die z.B. verschlossen sind.

"Wir können durch dieses Fenster einsteigen."
... aber nicht durch die Tür oder die kleine Luke.

"Wir können durch dieses Fenster einsteigen."
... aber wir kommen dann nicht mehr raus.

Natürlich ergibt es sich auch manchmal aus dem Kontext. Aber so ganz ohne Kursivsetzung würde ich z.B. auch nicht auskommen.

[EDIT] Kati und Nirahil waren schneller. :)
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Churke

Zitat von: Ryadne am 21. März 2013, 12:45:55
Ich fand es mit der Begründung in Ordnung (= ein Satz soll für sich selbst sprechen und nicht erst durch Formatierungen dem Leser seine Bedeutung klarmachen) und hab die Änderungen daher übernommen.

Sprechblase. Meistens geht es nicht um den Satz oder seine Semantik, sondern um die Person/Figur, die diesen Satz verwendet. Kursive Formatierung ist die vielleicht effizienteste Methode, um einen Subtext unterzubringen. Ein Stilmittel. Nur bitte sparsam verwenden, sonst nutzt es sich ab.

Ryadne

Danke für eure Rückmeldungen. Dann werde ich das meiste so lassen, und in ganz unsicheren Fällen besser nochmal mit der Lektorin Rücksprache halten.

Zitat von: Nirahil am 21. März 2013, 13:07:06
Zum Beispiel war in einer Geschichte von einer sie die Rede, die ich allerdings nie beim Namen genannt habe. Um also zu vermeiden, dass der Leser das "sie" als Rückschluss zu einem Satzteil ansieht, habe ich es kursiv gesetzt, damit durch die Betonung das "sie" zu der Namenlosen Dame wurde.

Das habe ich auch mal in einer Kurzgeschichte ausprobiert. So etwas mag ich eigentlich ganz gerne in kurzen Texten, aber ich hab mich letztlich dann doch nicht getraut, es völlig durchzuziehen...

Adam_Charvelll

#22
Zitat von: Ryadne am 21. März 2013, 19:50:47
Das habe ich auch mal in einer Kurzgeschichte ausprobiert. So etwas mag ich eigentlich ganz gerne in kurzen Texten, aber ich hab mich letztlich dann doch nicht getraut, es völlig durchzuziehen...

Diese Geschichte kenne ich ja (denke ich?), da war das auch völlig legitim. (Oder hast du da überhaupt das sie verwendet? Ich glaub du hast das anders gelöst, aber ich meine mich erinnern zu können, dass du in diesem Text viel mit Kursivschrift gearbeitet hast)
Allgemein denke ich, dass man das Kursive sehr schön als Stilmittel und Betonung einsetzen kann. Auch ich habe es in letzter Zeit für mich entdeckt, gehe allerdings relativ sparsam damit um, da es meiner Meinung nach durchaus einen inflationären Charakter besitzt. Zum Beispiel hatte ich gestern einen Dialog geschrieben, in dem eine Person gefragt wird, was denn hinter dieser Türe sei und sie antwortet: "Da ist mein Zimmer". Und auf die wiederholte Frage, was denn da drinnen sei, verdeutlicht die Person: "Du verstehst nicht. Da ist mein Zimmer". Also als Warnung, dass man sich davon fernhalten sollte.
Ich denke hier ist es angebracht, wenn nicht sogar nötig, mit der Kursivschrift zu arbeiten. Immer wenn der Leser irritiert werden oder einen Hinweis versäumen könnte, muss man meiner Meinung nach durch dieses Werkzeug eine Betonung markieren. Und ich werde das in Zukunft auch weiterhin so machen, denke ich.

Bei deinen Beispielen, Ryadne, hätte ich allerdings auch kein Problem gehabt, wenn es nicht markiert gewesen wäre :)

Verwirrter Geist

#23
Ich finde, dass bei "alternativer" Kommunikation und Wahrnehmung (Gedanken, magisches Sprechen, kurze Träume/Visionen etc.) Kursivsetzen ein probates Mittel ist, um den Leser zügig darauf hinzuweisen und nicht die ewig gleichen Gerüste drum herum bauen zu müssen.  Imho ist das, gerade bei Fantasy, auch noch immer verbreitet.
In (fast) allen anderen Fällen finde ich sie aber schwierig, als Ersatz für Betonung schlicht fehlt am Platz.

Als Autor hat man ja nicht nur die sprachliche Ebene, sondern kann sie auch jederzeit noch mit einer Handlungsebene verbinden. Und das sollte man auch unbedingt nutzen, wenn es nötig ist.
Ich greife jetzt mal Malinches Beispiele raus, um zu zeigen, was ich meine:

Zitat von: Malinche am 21. März 2013, 13:11:53
"Wir können durch dieses Fenster einsteigen."

Je nachdem, welches Wort betont ist, liegt der Fokus anders:

"Wir können durch dieses Fenster einsteigen."
... aber nicht jemand anders, z.B. der einhändige Antagonist


"Wir können durch dieses Fenster einsteigen", gab xy mit einem mitleidigen Blick in zys Richtung zu bedenken.

Zitat
"Wir können durch dieses Fenster einsteigen."
... aber nicht nur die anderen, weil die z.B. verschlossen sind.

"Wir können durch dieses Fenster einsteigen." Sie deutete mit dem Kinn auf das einzige Fenster, welches nicht vergittert war.

Zitat
"Wir können durch dieses Fenster einsteigen."
... aber nicht durch die Tür oder die kleine Luke.

"Wir können durch dieses Fenster einsteigen." Er ging von der eisenbegeschlagenen Tür weg und zeigte nach oben.

Zitat
"Wir können durch dieses Fenster einsteigen."
... aber wir kommen dann nicht mehr raus.

"Wir können durch dieses Fenster einsteigen, aber ..." Der Satz hing unbeantwortet in der Luft.

Das sind nun natürlich alles Schnellschüsse, man versteht aber vermutlich, worauf ich hinaus möchte.

ZitatNatürlich ergibt es sich auch manchmal aus dem Kontext. Aber so ganz ohne Kursivsetzung würde ich z.B. auch nicht auskommen.

Ich behaupte mal ganz frech: Kursiv in solchen Fällen ist einfach nicht nötig. Und ich kann mir vorstellen, dass einige Lektoren das sogar als "faul" ansehen.

Zitat von: Ryadne am 21. März 2013, 12:45:55
Und wie steht es um die Konsequenz - wenn jemand einmal ein Wort durchs Kursivsetzen besonders betont, sollte er es dann jedes Mal machen, wenn er etwas betont haben will? Oder wirklich nur in wenigen Einzelfällen, damit diese Textteile dann besonders wirken?

Und man steht sonst auch dauernd vor diesem Problem.

Fianna

Ich setze nur Fremdwörter (erfunden; lateinisch; altägyptisch) oder die Gedanken des personalen Erzählers kursiv. Letzteres fällt vllt ohnehin auf, da dort schon mal ein ich auftaucht, aber kursiv finde ich besser.

FeeamPC

Ich gebe noch zu bedenken, dass beim Umkopieren eines Textes in ein Textsatzprogramm ( bei mir z.B. QuarkXpress) oder in das Ebook-Programm Sigil meist alle Formatierungen mit kursiv wie durch Zauberhand verschwinden, und ich dann mühsam den ganzen Originaltext durchforsten und das Kursive von Hand wieder einfügen darf.
Deshalb: nein, ich mag kein kursiv.
Und das geht möglicherweise auch anderen Kleinverlegern so, je nachdem mit welcher Software die arbeiten.

Amberle

Mich wirft kusiv oft aus dem Text und ich mag es dashalb nicht. Obwohl die Verwendung manche Betonungsproblem oft vereinfachen würde. Kursiv verwende ich eigentlich nur, wenn ein Wort wirklich stark betont werden soll (und auch dann nur selten) oder wenn ein sonst gebräuchliches Wort eine ganz spezielle Bedeutung bekommt. Mir fällt nur grade kein geeignetes Beispiel dafür ein.

Arcor

Zitat von: Fianna am 22. März 2013, 14:44:04
Ich setze nur Fremdwörter (erfunden; lateinisch; altägyptisch) oder die Gedanken des personalen Erzählers kursiv. Letzteres fällt vllt ohnehin auf, da dort schon mal ein ich auftaucht, aber kursiv finde ich besser.
Für Fremdwörter oder Namen von Dingen (Schiffsnamen z.B.) finde ich Kursivsetzung auch ein sehr passables Instrument, so mache ich es im Moment auch. Ansonsten habe ich früher zur Betonung viel mit Kursivsetzung gearbeitet, aber inzwischen festgestellt, dass ich das selber beim Lesen auch nicht brauche. Ich setze die Betonungen auch intuitiv, ohne Hilfestellung vom Autoren. Seitdem mache ich es viel weniger.

@FeeamPC
Das Argument kann ich natürlich verstehen, so etwas macht wirklich unnötig Mehrarbeit. Danke für den Hinweis, das werde ich in Zukunft berücksichtigen.  :)
Not every story is meant to be told.
Some are meant to be kept.


Faye - Finding Paradise

Kay

Interessant.
Am Besten finde ich den Vergleich mit dem Salz, das ist eine gute Arbeitshilfe.

Ich mag als Autor wie als Leser sinnvoll und konsequent eingesetzte Kursiva eigentlich ganz gern. Ich hätte bei den aktuellen Fragesätzen den ersten kursiviert und den zweiten vielleicht nicht. Wobei es mich nicht gestört hätte.
Irgendein amerikanischer Autor hat in einem Online-Workshop mal gesagt, dass Kursiv als Betonung nur dann in Betracht käme, wenn man beim Vortrag dabei den Zeigefinger heben würde, weil normale Stimme nicht reicht. Als letztes Mittel der Betonung quasi, ein formattechnischer Drama-Button.

Wenn ich statt einem Kursiva, immer auf einen Nebensatz ausweiche, dann verliere ich auch leicht mal "Dichte". Gerade bei atmosphärisch aufgeladenen Dialogen, spart man ja gern jedes Wort. Da ist dieser Workaround evtl. kontraproduktiv.

Ich bin da versöhnlicher. Es muss passen. Ein guter Text wird durch Kursiva nicht schlecht und ein schlechter im "richtigen" Format nicht zu einem guten. Als Leser will ich einen homogenen Text. Terry Pratchett zum Beispiel verwendet die gesamte Bandbreite der Formatmöglichkeiten: Schriftgrad, Kursiv, Kapitälchen, Zentrierung... Und genau dafür wird er geliebt - und nicht nur von mir.
Als Autor verwende ich mein Kursiv beim Schreiben nach Gutdünken und schriftstellerischer Willkür. Allerdings schon aus Bequemlichkeit nicht so oft.