• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Schreiben OHNE Plotten

Begonnen von Kaeptn, 28. Oktober 2008, 09:15:35

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Kaeptn

Hallo,

hab gerade mal die beiden Plot-Methoden-Threads gelesen und möchte daher gern meine Methode vorstellen. Ich schreibe beinahe OHNE Plot. Das Expose für meinen ersten Teil (77.000 Wörter) bestand aus 8 Stichpunkten (von denen ich 2 gar nicht umgesetzt habe und 1 in den 2. Teil gerutscht ist). Meistens habe ich bestimmte Szenen innerhalb der Geschichte vor Augen und arbeite darauf hin, dabei kann es aber auch gut passieren, dass mit eine bessere Szene einfällt und es ganz woanders hingeht.

Vorteil: Das Schreiben ist spannend. Gestern z.B. schrieb ich eine Szene, in der ein Hauptcharakter mit einigen Nebencharakteren aus einer Stadt fliehen muss. Spontan kam mir die Idee, alles etwas spannender zu machen, in dem einer der Nebenchars gesucht werden muss (unter Zeitdruck) und während ich meinen HauptChar so durch die Stadt hetzte, frage ich mich plötzlich: Wird er sie überhaupt finden? Lasse ich sie vielleicht zurück und versetzte meinem HauptChar so einen Schlag?
Und so wurde die Szene für mich selbst spannend, der Stift flog übers Blatt, während ich mit mir rang ob er sie nun findet oder nicht. Das war spannender als das Lesen manch anderer Bücher :)

Nachteil: Wer wie ich für ein Buch ein halbes Jahr oder länger braucht, vergisst ohne Plot vieles, das er geschrieben hat (oder auch nicht geschrieben hat). Auch hier ein Beispiel: Ein Vulkan vor dem Ausbruch spielt eine wichtige Rolle (einer von dreien auf der Insel). Die ganze Zeit schrieb ich immer wieder "Der mittlere Vulkan", "Der Vulkan in der Nähe von XY", bis ich beim Korrekturlesen feststellte, dass ich ihm ganz am Anfang mal einen Namen gegeben hatte...

Detail-Plotten ist jedenfalls nichts für mich. Die ganze Geschichte en Detail vorauszuplann macht zwar Spaß, sie dann aber auszuformulieren ist für mich nur noch Arbeit.

Tarah

Hallo Kaeptn!
Die Frage habe ich mir selbst schon so oft gestellt, dass es mich überhaupt nicht wundert, dass dazu mal ein Thread aufgemacht worden ist.
Ich liebe es, wenn meine Charas mit "überraschen", also die Handlung sozusagen selbst in die Hand nehmen. Wie du bereits geschrieben hast, finde ich es auch spannender, wenn man sich erst beim Schreiben richtig überlegt, was denn nun wie werden soll...(komplizierter Satz :o) Aber aus eigener Erfahrung rat ich dir, etwas mehr Stichpunkt anzufertigen. Um kurz zu erklären, was mir mal passiert ist: Ich habe vor ca. neun Monaten noch an einem Projekt gearbeitet, von dem ich glaubte, ich könnte mir alle Details, die ich mal geschrieben habe, ohne weiteres merken. Nun ja, und keine zwei Monate nach Schreibbeginn dieser Geschichte, habe ich mich ernsthaft gefragt, ob meine Szenen in der Mitte überhaut zum Anfang passen... ???
Ich persönlich plane nicht sonderlich viel, aber immerhin genug, damit ich genau weiß: WAS, WANN, WO ungefähr passieren müsste, damit ich zu meinen gewünschten Szenen komme(also so ähnlich wie mit der "Domino-Methode"). Außerdem kann ich so notwendige Erklärungen für den Leser gezielter setzen.
Ob meine Charas dann meine grobe Gliederung der Geschehnisse befolgen, bleibt ja immer noch fraglich ;)

Lg
Tarah

Falckensteyn

Schreiben ohne Plotten? Hmm, es gibt wohl nichts Erfrischenderes als sowas. Ich würde es sehr gerne tun, einfach drauflos schreiben und die Geschichte und Charaktere sich selbst überlassen. Für den Autor selbst ist es wohl die höchste Form von Rollenspiel, die sich bieten kann. Man ist Spielführer und "Party" zugleich.

Es birgt aber auch die grosse Gefahr, dass sich viel Unlogisches und viele Widersprüche einschleichen. Und ob sich solch ein Manuskript später auch gut liest? Ich hätte zudem die Angst, dass ich zuviel umstellen und ändern muss, sodass ich mir mit der Domino-Methode halt von vornherein einiges erspare.

Aber als Neuling noch ohne nennenswerte Erfolge masse ich mir solch ein Schreiben lieber nicht an. Es bereitet mir schon genügend Arbeit, mein erstes Manuskript auf die Beine zu stellen, und es eines Tages veröffentlichen zu können.

Liebe Grüsse

Falckensteyn

Moni

Ich habe mehr als einen Versuch Schreiben ohne Plotten hinter mich und kann nur sagen: wer nicht wirklich total diszipliniert ist, sollte es nicht machen. Ich kann mich berufsbedingt nicht komplett aufs Schreiben konzentrieren und schreibe eben auch nicht jeden Tag. Das bedeutet: wenn ich ohne Plot schreibe, mich sozusagen von Szene zu Szene hangel, verläuft die Geschichte irgendwann im Sande, eben weil nicht immer Ideen aus dem Nichts kommen. Man muß ja nicht alles 100% durchplotten, ein Rohgerüst reicht ja schon. Dann kann man sich immer noch von seinen Charakteren "überraschen" lassen und hat Spielraum für ungeplante Wendungen. Aber völlig ohne Plan losschreiben, davon würde ich nach eigenen schlechten Erfahrungen die Finger lassen.
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Ary

Mir geht's wie Moni - die Projekte, die ich völlig planlos angefangen habe, sind alle in der Tonne gelandet. Wenn ich nicht zumindest eine grobe Vorstellung vom Verlauf der Geschichte habe (ich brauche zumindest Anfang und Ende, vor allem letzteres), dann wird dat bei mir nix. Ich bin ein ziemlich faulerm disziplinloser und vor allem extrem vergesslicher Mensch, darum komme ich mit der Dominomethode besser klar.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Churke

Zitat von: Kaeptn am 28. Oktober 2008, 09:15:35
Die ganze Geschichte en Detail vorauszuplann macht zwar Spaß, sie dann aber auszuformulieren ist für mich nur noch Arbeit.

Bei mir ist es eher anders herum... :snicker:

Ob Plotten und wenn ja, wieviel, hängt vielleicht auch mehr von der Geschichte ab als vom Autor.  Ein komplexer Plot mit mehreren Erzählsträngen lässt sich m.E. kaum aus dem Handgelenk herunter schreiben.  Andererseits kann sich das Plotten bei einer geradlinien Geschichte völlig erübrigen. 

Feuertraum

Ich gehöre auch zu den Menschen, die nicht plotten können. Ich bewundere jene, die es hinkriegen, die eine Geschichte von A - Z planen, die im Vorfeld schon wissen, wann was wie passiert.

Ich mache es meistens so, dass ich eine Grundidee habe, dass ich das Ende habe und von Anfang bis Ende hangele ich.
Aber okay, ich bin eh seltsam.
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Tintenfalke

Ich bin chaotisch und vergesslich, was ich mir nicht aufschreibe, existiert nicht  ;D
Deshalb bin ich gut beraten, im Vorfeld zu plotten. Aber: Kein Plan überlebt den ersten Kontakt mit dem Feind, deshalb ist das Schreiben nach wie vor spannend. Denn auch wenn eine Szene stichpunktartig vorgeplant ist, sie entwickelt manchmal eine Eigendynamik, der man nichts entgegensetzen sollte. Es sei denn, die Geschichte nimmt damit eine ungeahnte Wendung, und dann muss ich eben den Plot umarbeiten.
Völlig ohne Plan zu plotten heißt für mich, ich verzettele mich in Charakteren, Handlungen etc., Szenen werden zu langatmig, sind nicht aufeinander abgestimmt, entwickeln keine Dynamik.

Koriko

Habe ich letztes Jahr beim Nano gemacht und das hat prima geklappt.. ich hatte keinerlei Ideen udn überhaupt keine Stichpunkte notiert... ich hab mich quasi überraschen lassen... hat prima geklappt, blieb superspannend und etliche Dinge sind erst beim Lesen gekommen... also ich mag diese Methode... ich plane nur längere und ältere Plots so durch...
"Das schönste aller Geheimnisse: ein Genie zu sein und es als einziger zu wissen." - Mark Twain

www.assjah.de
www.juliane-seidel.de
www.like-a-dream.de

Julia

Ich plotte ebenfalls nicht ... habe es bei meiner Jolanthe zumindest nicht getan (allerdings ist das auch der einzige Roman, den ich bisher fertiggestellt habe).
Die Anfangsszene war eines Tages einfach in meinem Kopf - kurz darauf die Schlußszene - und irgendwann wollte die komplette Geschichte geschrieben werden. Dabei tauchten immer wieder einzelne Gedanken und Ideen auf, alles relativ ungeordnet, in keinerlei chronologischer Reihenfolge. Erst nach und nach fügte sich schließlich alles zu einem Ganze zusammen.

Ich muss sagen, mir liegt diese Art zu arbeiten. Wenn ich heute schon wüsste, was ich morgen schreiben will, würde ich vermutlich relativ schnell alles wieder in die Ecke feuern.
Andererseits will ich aber nicht behaupten, dass dieses "Bauchschreiben" besser oder schlechter ist als das strukturierte Plotten. Beide Methoden haben Vor- und Nachteile, und es liegt an jedem einzelnen Autor zu entscheiden, bei welcher Methode er mehr für sich herausholen kann.

Für jeden, der bisher noch nicht den richtigen "Dreh" gefunden hat, lohnt es sich deshalb bestimmt, mal beide Methoden auszuprobieren. Passt oder passt nicht - dass kann jeder nur für sich selbst herausfinden ...

Liebe Grüße,

Julia



Lisande

Ich habe das auch schon gemacht - meine allererste wirklich fertig gewordene (und auch längere) Geschichte, eine Fanfiction, ist aus einem einzigen Satz, den ein Nebencharakter gesagt hat, entstanden.

Bei Asrya bin ich damit aber auf die Nase gefallen - wahrscheinlich mit ein Grund, warum ich schon so lange nichts mehr geschrieben habe, sondern immer noch überlege, wie ich da wirklich ran gehen kann.

Simone

Plotten? Schaffe ich meistens nie...

Ich muss das Ende einer Geschichte wissen und dann gehts mit den Fragen los. Z.B. ein Kampf, warum machen die das, vielleicht weil,... also was für Völker? Hm... Mal sehen. Dann schreibe ich erst einmal drauf los. Wenn ich dann in dem Abschnitt schon Informationen zum Chara getippt habe, schreibe ich die in ein Buch rein, das geordnet ist, unter verschiedenen Überschriften wie: Neben Charas, Städte Dörfer usw. Bei plötzlichen Ideen die noch nicht passen, werden sie aufgeschrieben aber richig plotten? Nein.
Wenn ich unterwegs bin und mir fällt spontan was ein, wirds aufgeschrieben und zu Hause zu Papier und Stift gesprintet und los geschrieben;)
Aber ich habe mir für meinen ersten Roman auch ein halbes Jahr Zeit genomman und auf Sparflamme gelebt, um Tag und Nacht dran zu arbeiten. Da kommt man nicht ganz so durchainander. Man dreht höchtens mal durch und wird :pfanne: und denkt sich:" Alles mist, ich schmeiß das blöde Zeug gleich weg..."
*nörgel* Also liebe Freunde, immer fleißig drauf los schreiben, sei es nun ein Plott oder direkt der Roman:) Hauptsache es steht erstmal irgendwo...

Grüße!

Tenryu

Ich plotte auch nicht. Das heißt, einmal habe ich es gemacht und eine Geschichte mehr oder weniger datailliert Kapitel für Kapitel durchgeplant. Mit dem Ergebnis, daß ich nach nach nicht mal der Hälfte die Lust verloren habe.

Die Gefahr, ohne Plot den Faden zu verlieren, sehe ich bei mir weniger. Auch wenn ich bis fast zum Schluß nicht weiß, wie es ausgeht, habe ich doch so ein gewisses Gespür dafür, die Handlung voran zu treiben und zu einem Ende zu bringen.

Für den NaNo habe ich auch keinen Plot. Aber ich fange mir nun doch an Sorgen zu machen, denn bei meinen bisherigen Geschichten hatte ich immer genügend Zeit zum Nachdenken und zum Reifen der Geschichte. Doch wenn ich täglich ein halbes Kaptel fertigstellen muß, fürchte ich, könnte das schief gehen. Manchmal braucht es eben doch ein paar Tage oder Wochen, bis man plötzlich einen Geistesblitz hat. *seufz*

Solatar

Und ich dachte schon, ich wäre der Einzige, der nicht plottet.
Das mache ich eigentlich in den seltensten Fällen und es läuft ganz gut. Wird mal länger nicht geschrieben, dann muss ich eben nochmal das bereits Vorhandene anlesen. Die Ideen sind dann meist schnell wieder da. Obwohl ich sagen muss, dass ich in der Tat auf ein bestimmtes Ziel in der Geschichte hinarbeite.
Soll heißen, ich weiß in aller Regel, wie es im Finale aussehen muss und was mit den Charakteren geschieht.

Coppelia

Früher hab ich immer ohne Plot in meine Schulhefte ;D geschrieben und bin auch meist fertig geworden. Aber wenn ich einfach so drauflos geschrieben hab, ohne zu wissen, worauf alles hinauslaufen soll und am besten noch ohne die Auflösung der Rätsel zu kennen, die ich mir überlegt hatte, ist natürlich nichts dabei herausgekommen und ich musste früher oder später aufhören.

Eigentlich habe ich noch immer sehr schlecht geplottet in den letzten Jahren und es geht mir auch noch so. Aber ich versuche unbedingt, mir das abzugewöhnen, damit ich eine Geschichte mit einem "normalen" äußeren Spannungsbogen habe. Dessen Fehlen fällt mir allerdings oft gar nicht so auf, weil ich mich oft etwas zu sehr auf meine Charaktere konzentriere ...

Mal sehen, wie das in Zukunft wird ... hoffentlich besser!

Ich finde das Schreiben der Szenen eigentlich schöner als deren Planen, weil ich dann mit meinen geliebten Charakteren zusammen alles erleben kann. :)