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Wenn Charaktere stottern

Begonnen von Drachenfeder, 21. Oktober 2008, 20:45:38

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Drachenfeder

Hey,

in meiner Szene an der ich aktuell arbeite muss ich einen Dialog einbauen, in dem eine Person stottert. Ich weiß nicht wie man das am besten schreibt. Mit Kommas die einzelnen Buchstaben trennen oder eher mit einem Gedankenstrich?

Dazu will ich noch bemerken, dass diese Figur kein Stotterer ist, sondern in einer unheimlichen Situtation steckt und somit aus Ängst anfängt holprig zu reden.

Wie also schreibt man stotternde Dialoge?

Vielleicht könnt ihr mir ja helfen,
...ich bin mir sicher ihr könnt das 

*auf die Knie geht und betet*



Artemis

Kommt wohl auf das Tempo des Stotterns an. Wenn einer richtig heftig stottert und kaum einen Ton rauskriegt, würde ich Gedankenstriche nehmen. Stottert er langsamer, so dass es mehr ein Stocken und Zögern wird, wären wohl Punkte besser.
Zumindest würde ich das so nehmen - auch wenn ich bisher noch keinen Stotterer dabei hatte.

Tintenfalke

Ich würde gänzlich auf sprachliche Stotterzeichen verzichten. Vielleicht bemerkt die Figur während des Sprechens, dass sie stottert - so charakterisierst Du sie wiederum ein wenig mehr. Zur Not könnte man auch einzelne Wörter im Dialog wiederholen, aber nicht einzelne Buchstaben. Das stört den Lesefluss meiner Meinung nach.

Vali

Ich mache es genau so wie Artemis es geschrieben hat. So kenne ich es auch aus anderen Büchern. Also:
"Oh, äh, ja, nee klar, wenn du weißt... was ich meine..." "I-ich w-w-weiß es echt n-nicht!!"
Aber man sollte es nicht übertreiben. Wenn der Dialog länger ist, dann liest es sich richtig schwer. Allerdings werden so die Verständnisschwierigkeiten vom Dialogpartner deutlicher. Ein Mittelding wäre dann ideal, wenn nur lange Sätze und nicht jedes Wort gestottert wird.

Drachenfeder

Ähm, ja. Da hängt man kurz beim Lesen. Aber das ist ja der Sinn am stottern - es stottert halt. Ich wollte den Erstbuchstaben von manchen (natürlich nicht allen Wörtern) doppelt schreiben. Z.B.:

"L...lauf!" oder "L-lauf!"

Weiß aber nicht ob man das so schreibt.
Und ich möchte das Stottern auch nicht weglassen, weil es einfach passt in die Szene. Es sind auch nur 2 Sätze.



Rhiannon

Also Punkte sind für mich eher Satzpausen, die da nicht hingehören. DAs "L-Lauf!", um Stottern anzudeuten finde ich allerdings gut.
Ich habe zwar keine Stotterer in meinen Romanen, wohl aber eine Person, die ausgesprochen abgehackt spricht. Da sieht es dann ungefähr so aus: "Was ... willst du ... hier?"

Drachenfeder

Also wären Gedankenstricke/Bindestriche in Ordnung? Schreibe ich dann nach dem Bindestrich wieder groß wie Rhiannon eben oder muss ich da klein weiter Schreiben? Groß sieht besser aus, heißt aber nicht das es richtig ist ;)



Cailin

Ich hab mal einen Roman gelesen, da hat einer der Protas ganz fürchterlich gestottert. War meiner Meinung nach ziemlich gut gemacht. Du hast richtig gemerkt, wie der arme Kerl da mit jedem Wort kämpft.

In dem Buch hatte man das Stottern über Bindestriche umgesetzt. Und es wurde nicht nur am Wortanfang gestottert, sondern je nach Länge des Wortes auch im Wort selbst. Teilweise wurden da ganze Silben wiederholt. In langen Sätzen auch Worte wenn ich mich recht erinnere.  :hmmm:


Tintenfalke

@Cailin
War das zufällig "Der Rechenmeister" von Jörgensen? Ist das einzige Buch, das mir im Augenblick bezüglich stotternder Hauptfigur einfällt...

@Drachenfeder
In dem Fall würde ich es auch so machen wie Rhiannon..."L-Lauf! Schn-neller!" (Großbuchstaben, wenn es sich nur um einen wiederholten Buchstaben am Anfang des Wortes handelt, ansonsten klein).

Artemis

#9
Zitat von: Cailin am 21. Oktober 2008, 21:35:48
In dem Buch hatte man das Stottern über Bindestriche umgesetzt. Und es wurde nicht nur am Wortanfang gestottert, sondern je nach Länge des Wortes auch im Wort selbst. Teilweise wurden da ganze Silben wiederholt. In langen Sätzen auch Worte wenn ich mich recht erinnere.  :hmmm:

Da sollte man sich auch überlegen, was für ein Typ von Stotterer das ist. Manche haben mit bestimmten Silben ihre Probleme, andere bekommen grundsätzlich am Satzanfang kein Wort raus, wieder andere verhaspeln sich in der Mitte und müssen ganz von vorn anfangen.
Damit es nicht allzu verwirrend wird, solltest du dich vielleicht auf einen Typ konzentrieren und diesen Sprachfehler konsequent beibehalten.

Ein Bekannter von mir war ein Anschau-Stotterer. Heißt: Sitzt er mit dem Rücken zu einem und spricht, redet er vollkommen normal. Dreht er sich aber um und schaut seinem Gesprächspartner direkt ins Gesicht, kriegt er nur noch ein fürchterliches Stammeln heraus.

Übrigens gibts unter http://www.stop-stottern.de einige wirklich anschauliche Videos über Stotterer. Und da sind einige krasse Härtefälle (zB der hier) dabei, die praktisch keine Silbe ohne sekundenlanges Stocken herausbekommen. Wahnsinn  :o

Lila

#10
Ich halte es ebenso wie Artemis. Bei "richtigem" Stottern benutze ich Bindestriche, wenn es mehr "stockendes Sprechen" ist benutze ich Punkte. Manchmal verbinde ich auch beides zugleich. Wenn ein Charakter zum Beispiel gleichzeitig erschrocken ist und zudem nicht weiß, wie er reagieren soll, dann könnte das bei mir gegebenenfalls folgendermaßen aussehen (nehmen wir mal ein ein weiblicher Charakter hat soeben einen Heiratsantrag bekommen von jemandem, von dem sie es absolut nicht erwartet hätte, weil sie eigentlich dachte er beachte sie kaum):


"W-w... was? A-aber... D-du willst... mich heiraten?"


Naja, ist jetzt vielleicht nicht das beste Beispiel, aber ich denke das Prinzip ist klar, oder? Auf Dauer stelle ich mir das aber ziemlich schwierig vor. Also wenn der Charakter eine größere Rolle spielt und öfters in der Geschichte vorkommt, dann würde ich dir raten es so zu machen, wie falke es bereits vorgeschlagen hat: mithilfe dezent eingeflochtener Anmerkungen beschreiben, wie z.B. den Charakter selbst oder einem anderen dessen Stottern auffällt. ;)

Darüber hinaus würde ich dir, Drachenfeder, denselben Rat geben wie Artemis: schau dir Beispiele von Stotterern an, überleg dir, welche Art von Stottern dir für deinen Charakter am passendsten erscheint und erst dann mach dir Gedanken, wie du diese Art von Stottern schriftlich umsetzen könntest.
Wie gesagt. Ich benutze sowohl Bindestriche, als auch Punkte. ;) Für die kurze Szene, für die du es brauchst, würde ich dir allerdings zu den Bindestrichen raten. Ich meine sogar es mal genau so gelesen zu habe. Kann sein, dass es mal an irgendeiner Stelle in "Tintenherz" so vorkam. Aber ich bin mir nicht sicher. :hmmm:
Livid Oppressed King: Ignite!
Tyranny Has Overcome Rules."
(oder: was man nicht alles aus LOKI & THOR machen kann!) - TasTä (aka Lila)

Cailin

Zitat von: falke am 21. Oktober 2008, 22:07:07
@Cailin
War das zufällig "Der Rechenmeister" von Jörgensen? Ist das einzige Buch, das mir im Augenblick bezüglich stotternder Hauptfigur einfällt...

Es hieß "Der Fünfte Krieger der Bösen". - War natürlich Fantasy  ;)

Solatar

Kleiner Tipp:

Lass ihn bitte nicht allzu viel reden. Das nervt beim Lesen ungemein (mich zumindest), wenn es häufig und in langen Dialogen vorkommt. Dann lieber das Stottern irgendwann auskurieren (duch Schock oder Magie). Danach darf er dann wie ein Wasserfall plappern.

"p-p-p-p-pfff...p-p-p-pot-t-t-t-t-z-ssss-b-b-b-b-litz, ich k-k-k-k-r-r-r-r-iegs... kriegs nicht r-r-r-r-r-auuuus".
"Was kriegst du nicht raus?"
"D-d-d-d-d-a-ssss W-w-w-or-r-r-r-rt".
"Ach so, ist schon in Ordnung. Aber erzähl mir doch deine Lebensgeschichte, damit wir uns besser kennenlernen können".
"G-g-g-g-g-g-g-g-g-g-g-g-g-g-g-ernnnn-e. I-i-i-i-i-ich heiiissssse G-g-g-g-g-gr-graham und k-k-k-k-k-omme auuus.....................................
:o

30 Seiten später.
Bitte nicht! ;D

Nagi Naoe


Ich mag stotternde Charaktere, solange sie nicht zu viel sprechen.  :)
Genauso wie bei Charas, die mit Flüchen oder Umgangssprache um sich werfen, denke ich, dass das durchaus einen gewissen Charme haben kann - aber zu viel nervt einfach.

Ich stelle mir das Stottern immer so vor, dass der Ton bei den drei Punkten sozusagen gehalten wird und weicher gestottert wird, der Gedankenstrich Wörter oder einzelne Silben aber hart unterbricht, so dass man es noch einmal spricht.

Liebe Grüße,
Nagi.

Dirk

Hallo zusammen.

Ich finds toll wie Ihr Euch hier an Themen beteiligt!
Falls noch gewünscht, hier meine Gedanken:

Ab Beispiel lauf:

"L...lauf", also per Punkten getrennt, ist für mich eher wie in einer Gefahrensituation. Beispielsweisse:
"Oh.. Oh Gott! L...LAUF!"
Wie Cailin sagte ist die 3-Punkte-Form am Ende eine Wortes oder eines Satzes gut geeignet um Pausen einzubauen -und wird von mir übrigens auch rigoros dafür verwendet.

Stottern an sich würde ich Charaktere mit Bindestrichen

Gruss
Dirk