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Woher stammen eure ganzen Charakternamen?

Begonnen von Scot, 09. Oktober 2008, 01:29:14

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Silvia

Manche fallen mir zu, einfach nach Klang. Manche werden ein bisschen hin und her gedreht, bis es passt. Aktuell arbeite ich auch gern mit fremdsprachigen Wörterbüchern, suche mir pi mal Daumen einen Begriff, der zum Charakter passt, und gucke dann, wie die Übersetzung heißt. Mit Hawaiianisch mache ich das gerade.  ;) Oder ich google nach Namenslisten aus einem passenden Kulturkreis und suche mir was Schönes aus.

vanya

@Araluen Ja in der Tat-  die Bilder fallen schnell ins Auge.

@Oneira Huch, so trifft man sich wieder ;) Dein Namensgenerator hört sich wirklich interessant an, vielleicht sollte ich mir auch einmal eine Silbensammlung zulegen... Definitiv einen Versuch wert. Zu deinem Namen-verdrehen: Das kommt mir nur allzu bekannt vor, wenn zum Beisspiel aus Tyrion Tylian wird)
Magic can kill.
Knives can kill.
Even small children launched at great speed can kill.

Oneira

@Vanya
Scheint so, als würden wir uns häufiger über den Weg laufen  ;)
Ja, so in etwa, aber das erste, was ich in 90% aller Fälle mache, ist, den Anfangsbuchstaben zu tauschen. Und wie gesagt: Mit den Namensgeneratoren und Silben fahre ich zur Zeit ziemlich gut. Vor allem wenn es deine eigenen sind, kannst du jederzeit den Algorithmus ändern, der dir die Silben zusammenstellt, kannst zum Beispiel ausschließen, dass auf einen Vokal ein zweiter folgt oder so was. Aber die Silbensammlung ist auf keinen Fall ein Fehler!
Bücher sind der einzige Ort, an dem man den Charakter eines Menschen mit einem Federstrich ändern kann.

Tintenvers

Ich habe da ganz unterschiedliche Herangehensweisen, da ich auch relativ breit schreibe.

Erst einmal schaue ich mir an, was ich da genau schreibe. High Fantasy, Low Fantasy etc. pp. Dann, wo das Ganze spielt. In einer völlig frei erfunden Welt, die gar nichts mit unserer zu tun hat? Oder in Alternativversionen unserer Welt? Oder eben in der Realität?
Bei völlig frei erfundenen Welten bastel ich mir dann häufig meine Namen selbst zusammen. Dabei nehme ich mir nicht selten bereits bestehende Namen vor und ändere dabei beliebig Silben, bis die Klangfarbe für mich stimmt.
Spielt das Ganze in einer Alternativversion unserer Welt oder aber in einer erfunden Welt, die sich an Bereiche, Kulturen etc. pp. unserer Realität orientiert, gehe ich ähnlich vor. Dabei achte ich jedoch darauf, dass die Namen zu der angelehnten Kultur passen und das er Ursprungsname noch erkannt werden kann. Bei Geschichten in unserer Realität, egal ob mit oder ohne Fantasy nehme ich dann tatsächlich Namen, die bereits bestehen und ändere sie möglichst nicht.

Bei der Namenswahl kommt es mir weniger auf die Bedeutung des Namens an, als auf dessen Klangfarbe. Möchte ich zum Beispiel einen mutigen Drachentöter, dann sollte sein Name eher ehrenhaft und nicht zu weich klingen. Habe ich einen Elfen vor mir, dann klingt der Name zwar auch sehr ehrenhaft, aber eben weicher und vielleicht auch ein wenig hochmütig. Habe ich eine herzensgute Heilerin als Protagonistin, dann ist ihr Name warm und der des schwarzen Magiers eher hart und kalt.

Soly

Ich habe eine lange Liste, die ich im Handy führe und immer bereitliegen habe, wenn ich auf einer langen Auto- oder Busreise bin. Man glaubt gar nicht, wie viele deutsche Autokennzeichen echte Silben und Pseudowörter ergeben, die man mit ein bisschen Abwandlung zu fantastischen Namen drehen kann. Und wenn ein neuer Charakter einen Namen braucht, schau ich auf meine Liste und suche mir den mit der passenden Klangfarbe raus.
Veränderungen stehen vor der Tür. Lassen Sie sie zu.

Wallrabe

@Solmorn - da musste ich mich jetzt unwillkürlich fragen, aus welchen Ländern dafür die besten Nummernschilder kommen bzw. aus welchen Ländern die besten Namen kommen, so 'rum :hmmm: Vielleicht auch eine blöde Frage, aber taugen die Namen denn dann auch? Ich kann mir schon vorstellen, dass man da aus manchem was basteln kann - gerade, wenn man dann zwischen den Konsonanten hier und da noch einen Vokal einfügt - oder andersrum. Aber ich stelle mir das dann schon arg abenteuerlich und vielleicht auch etwas inkonsistent vor, was dann für Namen dabei herauskommen.

Wobei "inkonsistent" nur in dem Sinne, dass ich persönlich gerne Charaktere etwa sprach-verwandt benenne, wenn sie von der Lore her einen gemeinsamen Ursprung haben - zumindest im Low-Fantasy-Bereich. Sodass ich mich etwa für alle Südländer im Roman am klassisch/altarabischen Wörterbuch orientiere, während ich mich für Mitteleuropäer dann im alten Mittel/Hochdeutsch, Lateinisch, Slavischen Raum o.s.ä. umsehe. Bisweilen auch auf alten Friedhöfen tatsächlich, zumindest, wenn es um tatsächliche deutsche und authentische Namen geht.

Bei Nummernschilder-Namen stelle ich mir das jetzt ein wenig schwierig vor - von daher das ehrliche Interesse: Wie handhabst du das?

Theophilus

Ich habe jetzt nicht den ganzen Verlauf der Diskussion gelesen. Daher weiß ich nicht, ob das, was ich jetzt schreibe, irgendwo schon gesagt wurde.

Die Namen meiner Protagonisten wähle ich einerseits nach meinen Vorlieben, wobei ich mir keine irgendwie "fantastisch-gedrechselte" Namen ausdenke.
In meinem ersten Buch gibt es lediglich zwei Namen, die es so nicht gibt, die aber eine bestimmte Bedeutung haben, jedoch nicht direkt entschlüsselt werden können.
Es sind hebräische Begriffe, die ich umgedreht habe. Z.B. Cha'ur Ha'muttah bedeutet richtig gelesen soviel wie Geist der Unreinheit, bzw. dämonische Besessenheit.
Der zweite Name ist Cha'ur Thachschim, was soviel bedeutet wie Geist der Verderbnis.
Wie man sich denken kann sind es Namen für die Bösewichte, für die bösen Mächte.

Die guten Protagonisten heißen Justus, der Gerechte, oder Moritz, beide, weil sie mir einfach gefallen. Die weiteren Protagonisten entstammen der wirklichen Welt, da sie frühere Schüler/innen von mir sind. Die Namen sind ihre eigenen, was mit ihnen abgesprochen ist. Das macht mir besonders Spaß zu überlegen, was meine Schülerinnen und Schüler in meinem Buch anstellen. Es ist stellenweise äußerst lustig.
In einem zweiten Projekt ist die Hauptperson frei erfunden und besitzt den Namen Moritz, da er etwas von Max und Moritz an sich hat, also eine lustige Person ist.
Die drei anderen, wieder ausgewählte Schülerinnen und Schüler, besitzen Wunschnamen, die sich die echten Personen gewünscht haben.


pyon

Bei mir ist es wohl banal und einfach: Wikipedia  :rofl:

Ich schreibe ja eher Steampunk-Romane, bin also nicht auf phantastische, sondern auf realistische Namen angewiesen und ich stolpere da immer wieder und brauche eine ganze Weile, bis ich den passenden Namen zu den Charakteren habe. Da kommt es bei mir auch oft und gut und gerne vor, dass ich den Namen auch während dem Plotten ändere. Was Namen betrifft bin ich schon ein kleiner Perfektionist und werke so lange, bis es passt. Ein paar Mal habe ich Namen auch während dem Schreiben geändert, da eine Nebenfigur wichtiger wurde und ich es gar nicht mag, wenn Namen zu ähnlich klingen.  ::)

Aber nun zur eigentlichen Frage.
Bei Babynamen zu kramen finde ich immer äußerst mühsam, da viele moderne Namen dabei sind, die teilweise einfach nicht in mein Setting passen, ich mich selten auf einen Anfangsbuchstaben festlegen will und ich so gut wie nie fündig werde.
Irgendwann habe ich mir angewöhnt "Nobelpreisträger aus X" zu googeln. Der Vorteil dabei ist, dass auch Nachnamen dabei sind, denn auch da finde ich bei einer Googlesuche meist einfach 0815-Namen, die gefühlsmäßig nicht zu den Charakteren passen, die ich vor Augen habe.  Inzwischen suche ich nicht mehr nur nach Nobelpreisträger, sondern nach berühmten Persönlichkeiten, letztens erst nach Fußballmannschaften, usw.
Bisher hat es gut funktioniert.  ;D

Mindi

Ich mag es ja total gerne, in den Credits von Filmen zu stöbern, was da für interessante Namen dazwischen sind. Gerade bei Marvel-Filmen hat man da ja genug Zeit und Grund, sie sich anzusehen.

"When we are asleep in this world, we are awake in another." - Salvador Dalí

Wallrabe

Hmm, Film-Credits ist eine gute Idee. Zumal man ja auch oft eine recht große Bandbreite an Nationalitäten dabei hat. Und einfach eine bisweilen unüberschaubare Zahl von Leuten, die involviert sind - spätestens, wenn aufwändige digitale Inhalte mit dabei sind  :hmmm:

Teben von Westend

Ich habe mir mal irgendwann eine Liste altdeutscher Namen heruntergeladen und diese dann "phantastiziert".

Was mir irgendwie "zu deutsch" klang habe ich also verändert. Aus "Erwin" wurde bspw. "Erwain". Klingt immer noch deutsch(ish), weckt aber meinem Empfinden nach auch einen Anklang an die Artussage. Finde den Namen mittlerweile sehr schön.

Babynamen google ich auch regelmäßig, allerdings nur wenn ich auf der Suche nach fremdländischen Namen bin. Beispiel "persische Namen": https://www.vorname.com/persische,vornamen,0.html Da gibt es viele, die man 1:1 für einen Fantasy-Charakter übernehmen könnte, z.B. Arya (schonmal gehört, nä?  ;D )

Halblingschruut

Ich entwickle gerade Stammbäume für meine Protas und habe mir daher eine Namensliste angelegt.
Jedes Mal wenn ich über einen Namen stolpere der mir gefällt, wird er aufgeschrieben.
Bei mir muss allerdings jedes Mal die Bedeutung stimmen, ansonsten fühlt sich der Name falsch an.

Mein Problem ist es jetzt nur, dass mir vor Allem fremdländische Namen gefallen, sehr stark die englisch ausgesprochenen.
So finde ich Alec, ausgesprochen Älek schön, Alec aber auf deutsch ausgesprochen schrecklich.
Das Gleiche mit Ädäm (Adam) , Lydia (nicht Lüdia) oder Tristan, aber eben nicht hart Tristan ausgesprochen, sondern eher Tristn, mit diesem typischen weichem englischen Klang beim T.

Allerdings frage ich mich, ob meine Leser das dann gleich lesen oder es komisch finden, wenn sie Adam, Alec und harten Tristan lesen..  :hmmm: Wie handhabt ihr das?
Den Tod als Gewissheit,
geringe Aussicht auf Erfolg.
Worauf warten wir noch?
~ Gimli, Glóins Sohn

Atra

#222
Eben beim Lesen habe ich die Namen teilweise Englisch und teilweise Deutsch ausgesprochen. Mir wäre da ohne deine Erklärung nichts aufgefallen.

Ich denke, dass die Namen zum Setting passen sollten. Die Aussprache deiner Leser kannst du nicht beeinflussen, selbst wenn du drüber schreibst, dass wir uns in England befinden, würde ich für meinen Teil das nicht beachten  :hmmm:

Von daher sehe ich da kein großes Problem.
"Man muss erst zum Leben aufstehen, bevor man sich niedersetzt zum Schreiben."
(Henry David Thoreau)

Araluen

Ich denke auch, dass die Namen vor allem ins Setting passen sollten, aber auch so gut es geht eine bildhafte Aussprache haben, zumindest sollte es nicht zu Verwechslungen kommen, die den Namen dann eher ins lächerliche ziehen. Ich vermute, dass aus diesem Grund Elend Venture aus der Mistborn-Saga in der deutschen Übersetzung in Elant Wager umgetauft wurde. Wer will in deutschen schon Elend heißen ;) Ebenso schwierig sind komplizierte Namen, die sich dem deutschsprachigen Leser nur schwer erschließen - vorrangig der gälische Raum fällt mir da ein. Ich liebe den Namen Siobhan zum Beispiel, würde aber zweimal überlegen, ob mir nicht was griffigeres einfällt für eine Figur, eben weil er sich nicht einfach runterlesen lässt.
Wenn sich rund um Alec (würde ich ohnehin nur englisch gefärbt aussprechen), Lydia und Tristan noch weitere deutlich englisch gefärbte Namen tummeln wie Emily, Betty, Lionell, Sean oder was auch immer und weniger ein Wilhelm und eine Gudrun, könnte das den Leser in die richtige Richtung schieben. Wie gesagt könnte, muss es aber nicht. Am Ende musst du als Autor wohl damit leben, was die Leser aus den Namen machen. Je weniger Verunstaltung du bei der lauten Aussprache der Namen deiner Figuren möchtest, desto eineindeutiger muss die Schreibweise sein.

Aphelion

@Halblingschruut
Im Prinzip stört es mich nicht, wenn jemand die Namen, die ich ausgewählt habe, anders ausspricht. Bei High Fantasy ist das mMn komplett egal, wenn der Klang des Namens nur ästhetisch relevant ist und es nicht z.B. zu einem epischen Missverständnis kommen soll, bei dem die Aussprache eine Rolle spielt. Du könntest höchstens Hinweise auf eine eher englische Aussprache geben, aber selbst dann liest das vermutlich jeder so, wie es ihm besser gefällt.

Bei Low Fantasy gibt ja oft das Setting einen Hinweis auf die Aussprache. Wenn aber ein Michael in München wohnt und es sich in der Mitte des Romans herausstellt, dass er Amerikaner ist und sein Name schon die ganze Zeit eigentlich englisch ausgesprochen worden sein soll, dann ärgere ich mich als Leserin.

In einem meiner halb aktuellen Projekte ist es relevant, dass ein bestimmter Name englisch ist. Der Name ist im Deutschen nicht gebräuchlich, aber man kann ihn deutsch aussprechen, ohne gleich zu merken, dass das falsch ist. Deshalb habe ich die Aussprache im Text thematisiert – vordergründig aus einem ganz anderen Grund, damit die Erklärung nicht zu gekünstelt wirkt.