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Orte - Wie macht Ihr das?

Begonnen von Rei, 01. Januar 1970, 01:00:00

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Rei

Wie macht Ihr das mit (neuen) Orten? Klamüsert Ihr alles haarklein aus und malt Stadtpläne oder erfindet Ihr nur das Nötigste - schwups - in Eure Geschichte hinein, damit die Charaktere und der Leser gerade so zurechtkommen?

Ist es im Fall "Ort" besser, detaillierter vorzugehen?

Ich bin mir da mit mir selbst nicht einig, weil manchmal denke ich dann: Toll, Du als Autor weißt ja, was da und da ist. Aber was ist mit dem Leser? Interessiert den das überhaupt, ob es in dem Ort zwei Tavernen gibt, wenn nur eine davon ins Spiel kommt? Und dann denke ich wieder: Menno, das kommt in der Geschichte gar nicht vor, brauch ich gar nicht zu erwähnen.

Elena

Bei mir ist es so etwas dazwischen.
Ich denke, wenn es nicht wichtig ist, muss ich den Leser nicht mit einer zwanzigseitigen detaillierten Beschreibung einer Stadt quälen, wo das gesamte Geschehen sich doch nur run um die Taverne abspielt.

Insgesamt ist es mir wichtiger, durch einige, vielleicht gezieltere Informationen ein Gefühl oder eine Stimmung zu vermitteln. Also, bevor ich jede kleine Seitengasse beschreibe, beschreibe ich lieber das hektische, volle Gedrängel auf der Straße, die Leute, die am Straßenrand sitzen und betteln oder was weiß ich was... Ansonsten nur den groben Überblick, denn wenn ich eine detaillierte Karte brauche, um zu schreiben, ist die Gefahr zu groß, dass der Leser am Ende eine bräuchte, um meine Ausführungen zu verstehen.

Liebe Grüße,

Elena

Maja

Bei mir ist das mit Orten wie beim Automapping in Computerspielen: Die Häuser tauchen immer dann auf, wenn sich der Held in ihre Nähe bewegt. Und ich entscheide dann, was für Häuser das sind - ob sie eine Funktion haben, und wenn ja, welche, und wie sie überhaupt aussehen. Meine Städte sind selten geplant - ich habe natürlich eine grobe Idee, abhängig vom jeweiligen Kulturkreis, aber ohne Details. Die kommen, wenn überhaupt, beim Schreiben.

Aber ich habe mich privat mit Städteentwicklung beschäftigt, kann einen gewachsenen Stadtkern von einer Reißbrettstadt unterscheiden und erkenne spontan den Unterschied zwischen Köln und Mannheim, was das betrifft. Daher bemühe ich mich, das meine Orte immer logisch sind. Dann brauche ich nicht soviele Details, sondern kann das Bild, das ich vermitteln will, mit raschen Strichen skizzieren. Einen Stadtplan habe ich noch nie gezeichnet und auch nie vermißt.

Den Leser interessiert es nicht unbedingt, ob es in einer Stadt zwei Tavernen gibt - aber wenn du einen Säufer dabei hast, kann es natürlich relevant werden. Gleiches gilt für Tempel - Tempel habe ich eigentlich noch nie gebraucht, nicht mehr seit der Öbba vor zehn Jahren. Wenn ein Charakter in eine Stadt kommt und direkt hinter dem Tor in einer Kneipe versumpft, wird der Leser von der Stadt nicht mehr kennenlernen als das Innere des "Hoppelnden Mopses", oder wie auch immer sie heißt (Memo an mich: Nicht jede neue Kneipe "Lustiger Humpen" nennen - das ist doch kein Franchiseunternehmen!)

Wenn du nicht gerade einen Rollenspielhintergrund ausarbeitest, sprich: Steuern kannst, welche örtlichkeiten deine Figuren aufsuchen, kannst du also m.E. die Details vernachlässigen. Sofern du dabei das Gesamtbild im Kopf hast, heißt das.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Rei

So habe ich das bis jetzt auch gemacht: Das Gebäude taucht auf, wenn ich es brauche. Was manchmal zu dem Problem führt, daß ich mich hinterher nur durch "Textdurchwühlen" wieder daran erinnere, was wo gewesen ist. Da wird wohl ein Plan besser sein... Obwohl ich es eigentlich gar nicht mag neben meinem Schreibheft noch ein Heft mit einer Karte zu haben... *seufz*

Tihi, Mannheim erkenn ich auch  ;) Auch wenn ich bis heute nicht kapiert habe, welches Quadrat wo ist... *seufz* Aber heimgekommen bin ich immer...

Steffi

Das Problem hab ich auch - ich stell mir meine Orte nur sehr grob vor und beschreibe das, was auftaucht.  Oder das, was halt wichtig ist zu wissen. Eigentlich schäm ich mich für meine knappen Ausführungen etwas, andererseits hab ich auch gehört dass mein Stil sehr "straightforward" sei (vergebt mir den Anglizismus, mir ist das so von einer Engländerin gesagt worden ;)  ), also wohl so etwas wie direkt, einfach, geradeheraus oder unkompliziert...  ::)  Besagte Engländerin sagte auch, dass mein Stil in der Bieziehung komplett anders als z.B. Tolkien's sei und sie das gut fände ...  ::)  also langer Rede kurzer Sinn... halte dich mit Kleinigkeiten nur auf, wenn sie wirklich wichtig oder möglicherweise auch einfach sehr interessant und/oder witzig sind... :)  (Ist jedenfalls meine Meinung)
Sic parvis magna

Feuertraum

Ich handhabe das auch so: Was ich brauche, das erschaffe ich  mir in dem Moment, in dem ich es brauche. (so ich  mich nicht vertue ist so sogar das ganze drei Fragezeichen Universum aufgebaut... ;) )
Sicherlich ist es interessant, sich ganze Welten und Städte zu erschaffen mit charakteristischen Eigenschaften und Begebenheiten und berühmten bzw. ungewöhnlichen Bauwerken, Baustilen etc.
Aber selbst wenn man einen langen Abschnitt in einer Stadt spielen läßt, so ist für mich doch nur wichtig jene Örtlichkeiten zu beschreiben, die für die Geschichte notwendig sind (außer z.B. man beschreibt in einer Handlung noch eine Sehenswürdigkeit)

Gruß

Feuertraum

Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Manja_Bindig

Ich streu das zwischendrin rein... entweder, einer aus meiner Reisegruppe(ja, klischeegetreu immer im Team ;D) war schon mal da oder sie fragen sich durch.

Moni

Ich bin Kartenfetischist, geb ich ganz offen zu..  ;D
Wann immer es geht, bastel ich mir eine Karte, nicht so sehr, da man ansonsten nicht in der Stadt zurecht käme, sondern einfach weil ich von Karten nicht genug kriegen kann.
Wenn es dann ums Beschreiben geht, bin ich aber flexibler, die Stadt wird entweder "erkundet", weil die jeweilige Person noch nicht da war, oder sie wird "begangen", wenn jemand genau weiß, wo er hin will.
Der Leser muß ja nicht immer alles wissen, wenn es für die Dramaturgie erforderlich ist, weiß er weniger als der "Held", oder mehr... Wie genau ich etwas beschreibe hängt bei Städten, genau wie bei allen anderen Örtlichkeiten (Wald, Gebirge, Wüste...) von der Situation ab.
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Lastalda

Mensch, Yuvis - wenn Du Karten so liebst, kannst Du mir nicht ab und an auch mal eine machen? ;D Ich hab diese Problem, dass cih eigentlich gern Karten habe, damit das Geschehen am Ende sinnvoll ist (dann vertut man sich wenigstens nicht mit Himmelsrichtungen etc), aber ich habe KEINE Ahnung von Stadtentwicklung oder von Landtschaften... :(

Grinsekatze

Ich beschreibe es immer soviel wie ich denke, wie der Chara mitbekommt. Denn wenn er total verstört ist oder nachdenk, bemerkt er sicher nicht allzuviel von seiner Umgebung. Aber wenn er irgendertwas sucht ect. nimmt er sie schon richtig wahr...

TheaEvanda

#10
Ich bin auch ein Kartenmaler. Jeder Schauplatz bekommt zumindest eine Skizze auf Schmierpapier (manchmal sehr verschmiert), damit ich mir kein erzaehlerisches Bein stelle...
Einmal hatte ich eine Szene mit Fackeln, die zwischen zwei Haeusern im Boden steckten. Finster-tief-schwarze Nacht. Im Schatten eines Hauses, aber nicht in leichter Sicht der Akteure auf dem Hof sollte dann ein Gegenstand liegen... Ich habe so lange Gebaeude, Hof und Fackeln durch die Gegend geschoben, bis es fuer mich plausibel wurde.
Ohne Karte geht es bei mir nicht.

Nervig ist es dagegen bei sehr gut ausgearbeiteten Rollenspielen (DSA, zum Beispiel), wo es fuer jedes Eck schon eine voll ausgebaute Karte gibt. Da muss man die Geschichte (aka das Abenteuer) dann irgendwie in die bestehende Welt reinquetschen, was streckenweise wirklich nur noch stoert.

Wenn ich meine Charaktere einfach nur durch ein Dorf oder eine Stadt schicke, wo sie dann in der Schenke uebernachten... dafuer gibt es keine Karten, ausser ich schicke sie durch die Gegend, weil es eine Reisegeschichte ist. Dann habe ich natuerlich eine Uebersichtskarte.
Meist entstehen die Karten auch nicht vorher, sondern beim schreiben. Kartenpinseln mache ich schon fast automatisch, da denke ich nicht mehr drueber nach. Von A nach B drei Tagesreisen... Kreuzel, Kreuzel, Strich und "3."

Ich habe natuerlich auch parallel zu den Geographie-Kursen ab der 10. Klasse eine Welt entworfen: Zuerst die Plattentektonik, dann die darauf basierenden Gebirge und Kontinente, dann die Meeres- und Luftstroemungen... Der Unterricht war so schoen aufgebaut, dass ich gar nicht anders konnte.

--Thea
Shimotsuruma, Japan

Moni

ZitatMensch, Yuvis - wenn Du Karten so liebst, kannst Du mir nicht ab und an auch mal eine machen? ;D Ich hab diese Problem, dass cih eigentlich gern Karten habe, damit das Geschehen am Ende sinnvoll ist (dann vertut man sich wenigstens nicht mit Himmelsrichtungen etc), aber ich habe KEINE Ahnung von Stadtentwicklung oder von Landtschaften... :(
Kann ich, aber nur wenn du mit meinen (manchmal) hingeschmierten Skizzen zurecht kommst.  ;D Wie gesagt: ich liebe Karten, aber super toll zeichnen kann ich sie nicht...  8)
Ich suche immer noch einen Weg, mit dem Computer schöne Karten zu fabrizieren, die nicht nach Campaign Cartographer aussehen...  :( Ich hab zwar ein großes Zeichenpad, aber leider nicht mit Stift, sondern Maus und da geraten die Linien etwas zu eckig. Vielleicht leiste ich mir doch noch einen Stift dazu, dann wird da mit den Karten einfacher...
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
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Stefan Quoos, WDR2-Moderator

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ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

Lastalda

@Yuvis:

*umdenhalsfall* Klasse! :D Sobald ich mal wieder was Konkretes brauche, meld ich mich, ja? *tanzhüpffreu*

@Thea:

ZitatIch habe natuerlich auch parallel zu den Geographie-Kursen ab der 10. Klasse eine Welt entworfen: Zuerst die Plattentektonik, dann die darauf basierenden Gebirge und Kontinente, dann die Meeres- und Luftstroemungen... Der Unterricht war so schoen aufgebaut, dass ich gar nicht anders konnte.

*neid* Warum haben wir sows in geo nicht gelernt?? :(

Lastalda

Moni

Zitat@Yuvis:

*umdenhalsfall* Klasse! :D Sobald ich mal wieder was Konkretes brauche, meld ich mich, ja? *tanzhüpffreu*

Öhm, dann muß ich aber schon sehr genaue Angaben von dir bekommen, sonst wird es schwierig...

Ich wollte demnächst einige meiner Skizzenkarten überarbeiten, einscannen und auf meine Seite zum Hintergrundmaterial stellen... schau sie dir lieber erst an, bevor du jubelst  8) Ich weiß ja nicht, was du so für Vorstellungen von meinem Kartenzeichentalent hast  ;D
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
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Stefan Quoos, WDR2-Moderator

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Johann Wol

Lomax

ZitatIch suche immer noch einen Weg, mit dem Computer schöne Karten zu fabrizieren, die nicht nach Campaign Cartographer aussehen...

Warum sollten sie das nicht? Ich liebe auch Karten und bin seit der ersten Stunde ein erklärter Fan vom CC. Und seitdem es dazu den City/Realm-Overseer 3D gibt, mit dem ich meine Karten zu einer 3D-Landschaft aufblasen und unter verschiedenen Licht- und Wetterverhältnissen hinduchlaufen kann, gibt es für mich keine Alternative mehr. Also, ich würde ihn jeden empfehlen - vor allem dann, wenn man seine Schauplätze wirklich mal besuchen will und sehen möchte, wie es aus welcher Perspektive wirkt.