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Die kleinen Büchernews

Begonnen von gbwolf, 04. Juli 2008, 09:01:33

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Klecks

Zitat von: Golden am 06. Mai 2017, 11:40:47
Dafür haben sie jetzt das "finden" durch "helfen" ersetzt, als würde die holde Leserschaft das nicht von alleine schaffen, sondern an die Hand genommen werden müsste. Sie kriegen's einfach nicht korrekt hin. ;D

Das ist ein tolles Beispiel für Verschlimmbesserung, ja.  :rofl:  Wobei es eigentlich nicht zum Lachen ist, sondern einfach nur traurig.  :wums:


gbwolf

#331
Ich denke, der Satz war unglücklich und die Zeitschrift hat ihn dann noch unglücklich umgeschrieben. Wenn ich mir das - nicht uninteressante - Programm so ansehe, passt der von mir dick markierte Satz besser: Ein gutes Gefühl hinterlassen.
Meine Interpretation von "nicht doof sein" wäre: Nicht nur reines Abtauchen, mitschmachten und unterhalten, sondern bei einer flüssig zu lesenden Lektüre sein eigenes Leben, menschliches Verhalten und die Welt reflektieren. Das ist im "Schutzraum" eines Unterhaltungsromans nach einem anstrengenden Tag einfach entspannender, als bei Houllebeq, Grass oder Atwood.

Bei mir haben solche Sätze lange Zeit auch einen Abwehrreflex ausgelöst, bis ich angefangen habe, Kertin Gier zu lesen und erstaunt war, wie gut und unterhaltsam Alltagsprobleme angesprochen werden, ohne dass man einen Zeigefinger sieht.
Klar gibt es in diesem Genre auch ganz platte Romane für die schnelle Flucht aus der Realität, aber - Hand aufs Herz - die gibt es in jedem Genre.

Edit: Ich schreibe übrigens in genau diesem Genre und hatte damit sogar ein wenig Spiegel-Bestsellerluft schnuppern dürfen.

Zitat von: Coppelia am 06. Mai 2017, 05:29:44
Ich hoffe wirklich, dass es irgendwann mal wieder neue Trends gibt.
Welche?
Trends beim Lesen spiegeln ja auch immer politische und soziale Dinge wieder und da sind wir momentan gefühlt so ein kleines bisschen zwischen Biedermeier (Im Wohlfühlen einigeln) und Barok (Berauschen, bis die Welt untergeht). Man will ja mal eine Pause machen, von dem, was man in der Zeitung liest und vom schnellen, hektischen Internet, das einem das Leben stiehlt und von dem man doch nicht lassen mag.
Wobei ja gerade das Internet dafür sorgt, dass auch auch Geschichten, die eben kein Trend sind, eine weitaus größere Leserschar finden, als früher, wo man beschämt einige Exemplare im Copyshop hat drucken und binden lassen, um sie auf Cons an 10 Leute zu verkaufen.

Das ist übrigens eine ernst gemeinte Frage, die vielleicht auch einen eigenen Thread verdient hat.
Welche neuen Trends können sich aus unserem Zeitgeist heraus entwickeln?

Coppelia

#332
Mir geht das ganze Thema ehrlich gesagt ziemlich an die Nieren, und ich hätte daher hier auch nicht posten sollen.

Nadine, ich finde, du hast den Zeitgeist und den daraus resultierenden Trend nachvollziehbar zusammengefasst. Ich sehe das ähnlich. Ich kann mich aber für mich persönlich nicht damit anfreunden, als Konsequenz daraus nun in diesem Genre zu schreiben. Man könnte auf die teils sehr unangenehme Zeit, in der wir leben, meiner Ansicht nach auch anders reagieren, nämlich indem man sich kritisch, idealistisch, humorvoll, zynisch, ... mit Problemen auseinander setzt. Damit meine ich auch nicht nur Alltagsprobleme, sondern z. B. auch politische und gesellschaftliche. Das wäre meiner Ansicht nach auch in der Fantasy relativ gut möglich. Geschichten, die zeigen, dass man auf die eine oder andere Art den Umständen nicht hilflos ausgeliefert ist, hinterlassen - denke ich - nach dem Lesen auch ein gutes Gefühl. Das Problem daran ist, dass der Autor dazu wahrscheinlich in irgendeiner Form Lösungen oder Lösungsansätze präsentieren muss, und das erscheint mir manchmal geradezu anmaßend.
Vielleicht bräuchte man dazu aber eine optimistischere Gesamtlaune und eine Art Aufbruchsstimmung. Darauf können wir wohl noch eine Weile warten.
(Wobei ich "Berauschen, bis die Welt untergeht" doch sehr spannend als Thema finde. Dazu könnte man gut etwas machen, was dann von sich aus auch kritisch wäre.)

Auch wenn ich mich jetzt anhöre, als würde ich den Trend ausschließlich kritisch sehen, Nadine: Ich kann mir trotzdem vorstellen, dass wir an sich dasselbe meinen. Denn von dir höre ich auch, dass du Probleme ansprechen, dabei aber unterhalten möchtest, und das wünsche ich mir für mich weiterhin auch.

Und weder lese ich selbst immer nur anspruchsvolles Zeug, noch kann ich behaupten, dass ich das, was ich mir selbst wünsche, grundsätzlich umsetze. :P

Alana

#333
Ich war lange Zeit auch etwas erstaunt, wenn ich mir die Bücher angeschaut habe, die es aus diesem Genre auf die Bestsellerlisten schaffen. Die Klappentexte wirkten oberflächlich und nichtssagend, und ich habe mich wirklich gefragt, was die Leute an diesen Büchern so begeistert. Dann habe ich aber durch Gespräche mit Lesern festgestellt, dass diese Bücher ganz oft sehr tiefgründig sind und wichtige Themen bearbeiten. Man sieht es ihnen nur auf den ersten Blick nicht an. Seitdem frage ich mich, ob es ein Fehler ist, bei meinen Lily Oliver Büchern so deutlich zu sagen, was drinsteckt. Vielleicht sollte man sie unauffälliger verpacken. Die Leute wollen gerne Tiefe, aber sie wollen eben auch ein gutes Gefühl, und sie wollen vielleicht nicht schon im Klappentext mit der Nase auf die Konflikte gestoßen werden. Ich bin da ganz anders, für mich ist ein Konflikt erst ein Kaufgrund, deswegen habe ich mir auch noch nie einen dieser Bestseller gekauft, obwohl ich jetzt im Nachhinein feststelle, dass einige davon in mein Beuteschema passen. Aber ich habe auch schon öfter festgestellt, dass ich klappentextmäßig wohl etwas anders ticke als die breite Masse der Leser. Der Verlag hat jetzt auch bei meinem nächsten Buch die Vorschau mit Absicht mehr in Richtung wohlfühlen getrimmt und ich frage mich jetzt, ob wir das beim Klappentext vielleicht auch machen sollten.
Alhambrana

FeeamPC

Mit Blick auf Verkaufszahlen wäre das vermutlich gar nicht so schlecht.

gbwolf

Zitat von: Coppelia am 06. Mai 2017, 14:35:55
Man könnte auf die teils sehr unangenehme Zeit, in der wir leben, meiner Ansicht nach auch anders reagieren, nämlich indem man sich kritisch, idealistisch, humorvoll, zynisch, ... mit Problemen auseinander setzt.
Auf jeden Fall! Und das tun ja auch viele Schriftsteller, auch in der Fantasy. George R.R. Martin ist ja das perfekte Beispiel für das Bedürfnis, einmal dem Nachbarn, den man nicht leiden kann, so richtig eins auf die Glocke zu geben - und führt ebenso gut vor, was passiert, wenn sehr viele Menschen diesem Bedürfnis einfach nachgeben und man dummerweise nicht der Einzige ist. ;)

Ja, du hast auf jeden Fall Recht und ich glaube, wir haben da die selben Ansichten und bearbeiten die Themen jeweils auf unsere eigene Art und Weise. Schade, dass wir und Alana zu weit auseinander wohnen. Es wäre durchaus einmal interessant, gemeinsam im Garten zu sitzen und über das tiefe Innere unseres Schreibens zu sprechen. So unter Frauen ab 30, die schön praktisch wohnen.

Zitat von: Coppelia am 06. Mai 2017, 14:35:55Das Problem daran ist, dass der Autor dazu wahrscheinlich in irgendeiner Form Lösungen oder Lösungsansätze präsentieren muss, und das erscheint mir manchmal geradezu anmaßend.
Vielleicht bräuchte man dazu aber eine optimistischere Gesamtlaune und eine Art Aufbruchsstimmung. Darauf können wir wohl noch eine Weile warten.
Mir juckt seit mehr als einem Jahr ein Thread in den Fingern. "(K)Eine Zeit für Utopien?!", denn genau das spüre ich auch. Also, Romane, die sich mit realistischen Lösungsmöglichkeiten beschäftigen, die ein wenig unbequem sind, aber auch unterhaltsam und mitreißend, die emotional packen und nicht nur grausam um des Effekts Willen sind. Besonders von deutschsprachigen Autoren kommt da wenig, gerade in den phantastischen Genres (Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren, mein Marktüberblick ist nicht gut. Auf Anhieb fällt mir nur Dirk van den Boom ein, der flott unterhält und seine politischen Kenntnisse in fiesen Intriegen und Leberhaken einsetzt.).
Mit Irgendwem hatte ich kürzlich die Diskussion, dass es jahrhundertelang Aufgabe der Literatur war, Fragen zu stellen, Probleme aufzuzeigen, satirisch zu sein - und ob jetzt die Zeit ist, dass Autoren auch einmal Lösungen anbieten sollten.
Vielleicht macht das die Genre und Wohlfühlliteratur derzeit so erfolgreich: Als Leser hat man das Gefühl, aus dieser Maschine ausbrechen zu können und tatsächlich Lösungen zu finden. Anspruchsvolle Literatur wirft ja oft Fragen auf und lässt den Leser fragend und dann nicht selten ratlos, desillusioniert und ohne Lösung stehen. Das tun Zeitungen leider auch.

Ja, ich glaube, mir fehlt derzeit die realistisch-optimistische Literatur.

Steffi

Ich trage diesen Post jetzt schon den ganzen Tag mit mir im Bauch rum und muss ihn jetzt doch mal loswerden, entschuldigt, falls er etwas ... strukturlos sein sollte  ;D

Ich finde es ehrlich gesagt erschreckend, dass gerade wir als Fantasyautoren, denen von anderen Autoren und Kritikern oft genau das vorgeworfen wird, den Lesern und Autoren dieser "Wohlfühlromane" automatisch Belanglosigkeit und banalen Eskapismus zu unterstellen. Die Vorstellung, dass in diesen Büchern keine ernsten Themen behandelt werden nur weil es nicht um Politik geht, erscheint mir absurd.

Was ist mit Alanas Buch? Ich habe selten eine so ehrliche und realistische Darstellung von Depressionen gelesen. Was ist mit den ganzen "schnöden" Liebesromanen? Ich hatte da letztens einen Roman, wo der Held in absoluter Armut aufgewachsen ist und sich beinahe krank geackert hat, um seine Brüdern eine Ausbildung zu ermöglichen und sich ihnen dann gegenüber zu Tode geschämt hat, weil er selbst weder lesen noch schreiben konnte. Als banal habe ich das nicht gerade empfunden. (Und tatsächlich sind Liebesromane sogar ein sehr feministsiches Genre, in dem es ausschließlich darum geht, die weibliche Stimme zu stärken und den Leserinnen klarzumachen, dass es völlig okay ist, für sich selbst einzustehen.)

Ich werfe mal eine ganze andere, gewagte These ein: Vielleicht brauchen mehr Menschen diese Wohlfühlromane, weil sie sich in ihrem täglichen Leben bereits aktiv mit der Welt da draußen auseinandersetzen. Ich weiß von SmartBitchesTrashyBooks, dass viele der amerikanischen Romance-Leserinnen sich gerade seit der Trump-Wahl für die Rechte von LGBT und Frauen einsetzen, und ihre politischen Vertreter vor Ort mit unangenehmen Fragen nerven. Woher wollt ihr wissen, dass die Leser von den "Wohlfühlromanen" sich nicht ehrenamtlich als Flüchtlingshelfer oder für Straßenkinder einsetzen? Warum soll da ein bisschen abschalten nicht erlaubt sein? Setzen wir uns in der heutigen Zeit nicht von morgens bis abends zwangsläufig mit der fürchtererlichen Situation auf der Welt auseinander?

Und um den Teufels Advokaten zu spielen: Natürlich, Literatur hat von jeher die Politik infrage gestellt, auf alle möglichen Arten. Aber heute haben wir das Internet. Wir haben Blogger, wir haben YouTuber, wir haben satirische Twitter-Accounts und Webcomics, wir haben online Petitionen, wir haben Wikileaks und 24 Stunden am Tag Zugang zu Nachrichten.  Vielleicht ist es da gar nicht so ungesund, zwischendurch auch einfach mal einen Roman einfach bloß zum Abschalten zu lesen. Sonst wird man noch vollends verrückt.

So, das musste einfach raus :D

@Nadine: Wenn Leute mich fragen, warum ich Star Trek so gerne mag, sag ich immer, weil das eine der wenigen Zukunftsutopien ist, die wir in der Literartur noch haben. :)
Sic parvis magna

Alana

#337
ZitatWas ist mit Alanas Buch? Ich habe selten eine so ehrliche und realistische Darstellung von Depressionen gelesen.

Erst mal: Danke schön.  :knuddel: Allerdings werden meine Bücher ja auch nicht als "Wohlfühlbücher" vermarktet und sind auch keine. Aber ich nehme an, du meintest allgemein Liebesromane. Ich bewundere Leute, die "Wohlfühlbücher" in gut schreiben können, denn ich halte das für verdammt schwer. Ich lese diese Art von Büchern nicht, weil ich immer starke Konflikte brauche und am liebsten Bücher mag, die richtig wehtun, aber gerade deswegen bewundere ich es, wenn jemand ein richtig gutes Buch schreiben kann, das einfach nur schön ist und guttut. Ich glaube, es ist verdammt schwer, so etwas so zu schreiben, dass es trotzdem eine gute Geschichte ist. Falls mein Post abwertend klang, tut es mir leid. Ich meinte es ganz einfach so, wie ich es gesagt habe: Ich habe mich gefragt, was diese Bücher so erfolgreich macht. (Und es vielleicht oben blöd ausgedrückt.) Ich bin ein ganz großer Verfechter von: alles hat seine Daseinsberechtigung.

ZitatVielleicht brauchen mehr Menschen diese Wohlfühlromane, weil sie sich in ihrem täglichen Leben bereits aktiv mit der Welt da draußen auseinandersetzen.

Na klar. Das ist in meinen Augen auch die Erklärung für den großen Erfolg von Shades of Grey. Frauen müssen heutzutage im Alltag so stark sein wie nie zuvor. (Männer übrigens auch, etwas, das leider oft übersehen wird). Auf allen Ebenen muss gekämpft werden. Natürlich wünscht man sich da im Buch einen reichen Partner, der einem einfach alles abnimmt und einen von Kopf bis Fuß verwöhnt. Das ist vollkommen legitim. Dazu die SM-Komponente, beim Sex die Kontrolle abgeben dürfen, im Bett nicht auch noch gut sein müssen. Da herrscht ja heute auch noch ein ganz besonderer Druck. Wie oft muss man Sex haben, damit niemand denkt, dass man eine schlechte Beziehung führt? Schwach sein dürfen. Das ist unheimlich erholsam. So gut wie keine Frau wünscht sich so eine Beziehung in der Realität, aber dafür sind Bücher ja da. Und dafür sollten sie auch da sein. Dafür lieben wir sie ja. Übrigens mag ich den Begriff Wohlfühlromane gerade ebenso wenig wie Frauenunterhaltung, was in meinen Augen schon sehr schön ausdrückt, wie wenig Ansehen diese Literatur bei den Leuten genießt. Ich empfinde ihn auch als extrem abwertend Frauen gegenüber. Das klingt, wie aus dem viktorianischen Zeitalter übrig geblieben. ;D
Alhambrana

Steffi

#338
Zitat von: Alana am 06. Mai 2017, 21:27:32
ZitatWas ist mit Alanas Buch? Ich habe selten eine so ehrliche und realistische Darstellung von Depressionen gelesen.

Allerdings werden meine Bücher ja auch nicht als "Wohlfühlbücher" vermarktet und sind auch keine.

Okay, das war unglücklich von mir ausgedrückt.  :knuddel: Ich habe mich allgemein auf Bücher bezogen, die eine schöne Geschichte erzählen ohne dabei direkt politisch oder - auf den ersten Blick! - furchtbar literarisch zu sein (letzteres ist wirklich als Kompliment gemeint - gnah, ich weiß nicht, wie ich das ausdrücken soll.)

Ich liebäugle übrigens schon länger damit, mich an genau so einen Roman zu setzen, aber mir fehlt ehrlich gesagt die Traute. Ich bin es gewohnt, mich an einem stringenten Plot von A nach B zu angeln - schon die Partitur war in der Hinsicht Neuland für mich. Dann also auch noch eine leise Geschichte mit Tiefgang und Leichtigkeit zugleich zu erzählen ... puh. Das werte ich schon als eine Königsklasse des Schreibens.

(Wohlfühlroman ist echt ein schlimmes Wort. So wie Chick Lit.)
Sic parvis magna

Alana

#339
Ich habe das nicht als negativ aufgefasst, sonst wäre ja mein ganzer Post ein Heuchelpost.  :rofl: Im Gegenteil ich wünsche mir in letzter Zeit oft, meine Bücher wären mehr so, weil das eben offensichtlich sehr gefragt ist. Aber ich möchte sie halt so schreiben, wie ich sie mag und ein paar Leser mögen das ja zum Glück auch. Was die Toleranz für andere Genres oder überhaupt Genreliteratur angeht: Wenn man sich die Rezensionen zu Die Tage, die ich dir verspreche anschaut, dann sieht man auch ganz deutlich, dass da noch viel Arbeit zu leisten ist. Ganz oft steht da sinngemäß: Oh mein Gott, wie kann man denn so ein wichtiges Thema in so eine triviale Story packen? Das geht doch nicht. Das darf man doch nicht. Uah.  :o ::) Und dann steht das was von Kaffeeliteratur. Da musste ich echt lachen. Das waren mal schlechte Rezis, die ich richtig cool fand, weil sie mir gezeigt haben, dass ich genau das Buch geschrieben habe, das ich schreiben wollte. ;D Und ich mache weiter. :darth:
Alhambrana

Steffi

Zitat von: Alana am 06. Mai 2017, 21:48:52
Ganz oft steht da sinngemäß: Oh mein Gott, wie kann man denn so ein wichtiges Thema in so eine triviale Story packen? Das geht doch nicht. Das darf man doch nicht.

Dabei ist es _so_ wichtig, gerade solche Geschichten über "einfache" Literatur zugänglich zu machen. Immerhin hast du Tausenden Lesern das Thema Organspende nähergebracht, ohne den Leuten das Gefühl zu geben, sie bekommen den erhobenen Ziegefinger vor die Nase gehalten.

Können die Meckerer von sich selbst dasselbe behaupten?
Sic parvis magna

Amber

LeserInnen, die gerne kochen und schön wohnen möchten, sind also ein bisschen doof? Ich finde das schon sehr daneben, kann mir aber gut vorstellen, wie so ein Satz zustande gekommen ist.

Ich habe Verlagsmitarbeiterinnen erlebt, die sich schwer damit taten, Erotik oder Liebesromane mit "schwachen Frauen" einzukaufen, weil es nicht zu ihrem Weltbild passte ... Die Verlagsangestellte, die häufig als Single, sehr häufig kinderlos in einer Winzwohnung in der Großstadt wohnt und keine Zeit hat zu kochen oder Bilder aufzuhängen, ist weit entfernt von der "normalen" Leserin ... Oder vielleicht doch nicht?

Ich mag sogenannte Frauenunterhaltung und muss denen Recht geben, die schreiben, dieses Genre (oder eher mehrere Genres) ist besser als sein Ruf. Und dass es so oft pauschal gebasht wird, hat meines Erachtens ebenso politische Gründe wie das Bashing der Phantastik.

Amber

Zitat von: Nadine am 06. Mai 2017, 13:54:13
Da sind wir momentan gefühlt so ein kleines bisschen zwischen Biedermeier (Im Wohlfühlen einigeln) und Barock (Berauschen, bis die Welt untergeht).

Die Formulierung finde ich übrigens klasse.

Steffi

#343
Zitat von: Amber am 08. Mai 2017, 10:21:28
Und dass es so oft pauschal gebasht wird, hat meines Erachtens ebenso politische Gründe wie das Bashing der Phantastik.

Diesen Satz möchte ich einfach mal ganz fett unterstreichen und mit Textmarker anstreichen und mit Ausrufezeichen drum herum verzieren.

Das wäre eine sehr interessante Diskussion, wo wir - glaube ich - ziemlich schnell beim Thema Frauenbild und Feminismus landen würden. (Soviel zum Thema, "Wohlfühlliteratur" ist nicht politisch ;) )
Sic parvis magna

Amber

Zitat von: Alana am 06. Mai 2017, 21:27:32
Übrigens mag ich den Begriff Wohlfühlromane gerade ebenso wenig wie Frauenunterhaltung, was in meinen Augen schon sehr schön ausdrückt, wie wenig Ansehen diese Literatur bei den Leuten genießt. Ich empfinde ihn auch als extrem abwertend Frauen gegenüber. Das klingt, wie aus dem viktorianischen Zeitalter übrig geblieben. ;D

Was wäre denn für dich eine gute Bezeichnung?