• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Die kleinen Büchernews

Begonnen von gbwolf, 04. Juli 2008, 09:01:33

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 5 Gäste betrachten dieses Thema.

gbwolf

Ich lese da zwischen den Zeilen, dass die Verlage in den letzten Jahren oft sehr teuer auf die Schnauze gefallen sind. Es ist ja unglaublich, was da für Summen über den Atlantik gehen, für Exposé und Leseprobe eines Romans, auf den man dann im Lektorat keinen Einfluss mehr nehmen kann, wie bei einem deutschsprachigen Autor.
Und natürlich haben die Verlage in den letzten Jahren zu vielen angeblichen Trends wie Dystopie und Co. zu viel eingekauft und zu viel Mittelmäßiges, auf dem sie dann sitzen blieben.

Freuen wir uns und hoffen auf Chancen.

Und wenn ich sehe, dass Themen wie Mode und Selbermachen im Kommen sind, dann liege ich mit meinem Jugendroman, der im Herbst kommt, ja ein kleines bisschen im Trend - es ist zumindest ein Nebenthema. :)

Verwirrter Geist

#226
Weniger Lizenzen klingt erstmal gut, ich befürchte allerdings eher, dass schlichtweg das Geld fehlt und deutsche Autoren schlichtweg billiger sind.
Dieser Hang zum billigen, lektoratslosen losfeuern und hoffen lässt sich imho auch an einigen Verlagsthreads hier im TiZi beobachten. Aber vielleicht bin ich da auch überkritisch.  :)

Den Hang zu Mode und Bling-Bling finde ich auch eher schade. Hauptsächlich, weil ich da einfach selber überhaupt keinen Gefallen dran finde und jede äußerliche Charakterbeschreibung schon skippe, wenn sie über mehr als drei Zeilen geht. Aber auch, da das immer so klingt, als würden die Protas in Büchern NOCH oberflächlicher und mainstreamiger werden (müssen).

Gott klinge ich heute pessimistisch.  :d'oh:

Chris

Rowohlt steigt bei Neobooks ein und will die Plattform nutzen, um neue Autorinnen und Autoren zu entdecken. Damit will Rowohlt sich als Scouting-Verlag profilieren.
Mehr hier:
http://www.boersenblatt.net/794445/?t=newsletter
Liebe Grüße
Chris

treogen

Zitat von: Verwirrter Geist am 28. März 2014, 21:09:14
Weniger Lizenzen klingt erstmal gut, ich befürchte allerdings eher, dass schlichtweg das Geld fehlt und deutsche Autoren schlichtweg billiger sind.

Ich weiß nicht, woher dieser Irrglaube kommt, dass deutsche Autoren billiger seien?
Deutsche Autoren sind nicht nur teuer, deutsche Autoren sind teilweise irrsinnig teuer.
Solange man nicht gerade einen Megabestsellerautor nimmt, liegt die Lizenzzahlung (auf die Auflage gerechnet) bei 5-10%.
Angesichts dessen, dass es egal ist, ob für ein Lektorat oder für eine Übersetzung (bei der das Lektorat schlichtweg fallengelassen wird) gezahlt werden muss und das Korrektorat sowieso anfällt, ist die Lizenz grundsätzlich schon mal nicht teurer als der deutsche Autor.
Wenn man die Lizenz im Bundle erwirbt (was gängige Praxis ist), kommt man sogar noch günstiger.
Der große Vorteil ist jedoch die Werbung.
Während man bei einer Lizenz mit Pressestimmen aus der USA Werbung machen kann - was fast immer funktioniert, so dass eine Lizenz kein Minusgeschäft ist - springt man mit einem deutschen Newcomer ins eiskalte Wasser. Dazu kommt, dass man anhand der oftmals schon exisitierenden Backlist besser nachlegen kann.
Wenn man dann gleichzeitig sieht, dass viele deutsche Autoren sich mittlerweile über eine Agentur vertreten lassen, die dadurch natürlich auch die Preise in die Höhe treibt (ich sag nur: Manuskriptversteigerung), kann ich gut nachvollziehen, dass Verlage sich auf eine sicherere Bank zurückziehen.

Habs ja selbst auch schon versucht: 350 Euro für einen USA-Selfpublishing-Bestsellerautor, der mittlerweile eine amerikanische Agentur, einen amerikanischen Verlag und eine schweizer Agentur (für die Auslandsrechte) hat. Für eine 500er Auflage für 3 Jahre ab Drucklegung, mit Drucklegung innerhalb 2 Jahren.
Dass es dann doch nicht geklappt hat, lag bei uns daran, dass die Agentur gepokert hat. Ich habs gemerkt, es war denen zu wenig, deswegen haben die uns hingehalten. Die haben wohl versucht, einen größeren Verlag zu bekommen. Deswegen hab ich die Verhandlungen dann von mir aus beendet.
Aber die Preise kannst du als Durchschnitt nehmen. Wir haben keine geschönten Preise bekommen, weil wir so lieb und nett sind. Der hat einfach seinen Satz je Ex. runtergebrochen auf die Auflage.
www.verlag-torsten-low.de

Phantastik vom Feinsten

SabrinaQ

Zitat von: treogen am 25. April 2014, 07:16:54
Während man bei einer Lizenz mit Pressestimmen aus der USA Werbung machen kann - was fast immer funktioniert, so dass eine Lizenz kein Minusgeschäft ist - springt man mit einem deutschen Newcomer ins eiskalte Wasser.

Ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Punkt. Für einen deutschen Autor muss man sehr viel mehr an Werbung bieten, um ihn auch nur annähernd auf die gleiche Stufe wie zB. einen eingekauften Engländer oder Amerikaner zu stellen. Der Deutsche muss sich erst mal beweisen und man muss die Leser erst mal davon überzeugen, ihm einen Chance zu geben.

Wenn ich denke, wie oft ich schon Lesermails mit den Zeilen bekommen habe: "Eigentlich lese ich ja keine deutschen Autoren, aber ..." oder "Ich sah erst hinterher, dass Sie Österreicherin sind - zum Glück, sonst hätte mich das abgeschreckt." Kein Scherz.
Gerade im Selfpublishingbereich fällt mir auf, dass dort viele ein englischklingendes Pseudonym annehmen, weil das anscheinend besser zieht.

Und was mir auch auffällt:
Bei den Vorschaukatalogen genügen den Lizenzen meist wenige Seiten, denn man kann, wie treogen ja schon gesagt hat, mit Pressestimmen und Erfolgen aus dem Ausland werben. Es reicht, wenn ich das groß oben als Überschrift hinschreibe. Aber um einen Deutschen gleichziehen zu lassen und der Verlag ihn wirklich groß rausbringen will, braucht es schon zB. zehn Seiten in der Vorschau und eine riesige Werbekampagne (von den Ausnahme- und Glücksfällen jetzt einmal abgesehen).

Ich habe wirklich oft den Eindruck, dass Übersetzungen beim Leser sehr viel ernster genommen werden. Schade.


Golden

Zitat von: SabrinaQ am 27. April 2014, 14:35:17
Ich habe wirklich oft den Eindruck, dass Übersetzungen beim Leser sehr viel ernster genommen werden. Schade.
Vielleicht verbinden die Käufer mit einer Übersetzung mehr Arbeit, als "einfach nur so" einen Roman herauszubringen. Und wenn der Verlag vermeintlich mehr Geld in das eine Werk setzt (also die Übersetzung :D), muss es besser sein. :hmmm:

FeeamPC

Wenn ich von mir als Leserin ausgehe:
Ich suche immer gezielt nach humorvoller Urban Fantasy mit trotzdem ernsten/ernsthaften und spannenden Handlungen. Eine Kombination, die nur wenige deutsche Autoren bringen (z.B. unsere Nycra).
Vermutlich bringen das auch nur wenige englischsprachige Autoren, der Knackpunkt ist nur: Von denen gibt es mehr. Vielleicht ist das also nur ein Problem der schieren Masse.

Golden

@Fee: Vielleicht liegt es in dem Fall auch speziell an den Städten. Die Leute greifen eher nach N.Y., L.A., Chicago, London etc. als nach Berlin und Buxtehude.

gbwolf

Mal wieder eine positive Anekdote, was man alles an Schriftstellermerchandise kaufen kann: https://www.etsy.com/de/listing/190755946/benutzerdefinierten-text-strumpfhosen?ref=shop_home_feat_4

Das sind Strumpfhosen, die man mit seinem eigenen Text bedrucken lassen kann! Ahhhh! Ich wollte doch eh mehr Röcke anziehen. Was gibt es denn cooleres, als zur Buchmesse mit dem eigenen Roman an den Beinen herumzustolzieren?
Oder für den Alltag auch ein Gedicht mit schönem Design?

Gefunden habe ich das über Facebook und den INK-Verlag.

Steffi

Ooooh. Ich will, ich will! (Ich will ohnehin alles, was es auf Etsy gibt ;) )
Sic parvis magna

Schreinhüter

Ein Artikel auf Tagesschau.de der aussagt, dass es mit dem klassischen Buchhandel doch nicht bergab geht.

Kadeius

Da schau mal einer an.

Bin aber wirklich froh, dass man das mal von (halb-)offizieller Seite bestätigt bekommt.   :jau:

gbwolf

Mittlerweile ist dem Finanzministerium übrigens aufgefallen, dass die Sache mit den eBooks und der höheren Umsatzsteuer für den Handel noch nicht kompliziert genug ist. Verlage und Buchhändler, die Bundles anbieten (Print + eBook zu einem anderen, festen Buchpreis), müssen es jetzt irgendwie schaffen, beide Bestandteile des Bundles mit unterschiedlichen Mehrwertsteuersätzen zu versehen und diese abführen ...

Börsenblatt: http://www.boersenblatt.net/803071/
Buchreport: http://www.buchreport.de/nachrichten/verlage/verlage_nachricht/datum/2014/06/17/ein-unabsehbar-hoher-schaden.htm

Es wird Zeit, dass eBooks endlich auch den vergünstigsten Mehrwertsteuersatz bekommen!

treogen

Zitat von: Nadine am 05. Juli 2014, 13:51:10
Es wird Zeit, dass eBooks endlich auch den vergünstigsten Mehrwertsteuersatz bekommen!

Das kannst du vergessen   ::)
Schließlich hat das letzte Mehrwertsteuersenkung (das Hoteliersgeschenk) ein tüchtiges Loch in die Staatskasse.
Allerdings gibts auf dem Büchersektor keine echte Lobby (außer im Schulbuchbereich). Somit glaube ich eher, dass das Buch auf 19 % erhöht wird, als das Ebook auf 7 gesenk  :wums:
www.verlag-torsten-low.de

Phantastik vom Feinsten

FeeamPC

Offensichtlich ist der mieseste Groschenroman  als Kulturgut förderungswürdig und schützenswert, solange er nur gedruckt ist, dagegen jede noch so gute Literatur als Ebook nur ein irrelevantes Komsumgut, das abkassiert werden kann.

Oder:

Der Staat sieht zu, dass er über die höhere MWSt. dasselbe Geld von den billigeren Ebooks kriegt wie von den teureren gedruckten Büchern.

Abgesehen davon hat der Staat nur ganz, ganz selten eine vorhandene Einnahmequelle gedrosselt oder geschlossen. Wie war das noch mal mit dem Solidaritätszuschlag?