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Semikolon - ja oder nein?

Begonnen von zDatze, 30. Juni 2008, 16:10:45

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zDatze

Wie genau habt ihr euch bis jetzt mit dem Thema Zeichensetzung befasst? In der deutschen Sprache verfügen wir über verschiedene Zeichen, die den Lesefluss steuern und denn Sinn beeinflussen:

Punkt, Komma, Rufzeichen, Fragezeichen, Gedankenstrich, Doppelpunkt und Semikolon. (Ich hoffe ich hab keines vergessen.)

Jeder, der schreibt verwendet ganz von alleine die entsprechenden Zeichen, die einen mehr, die anderen weniger. Betrachtet man es genauer, dann wird das Semikolon bald zu den "ausgestorbenen" Zeichen gehören. Bisher habe ich in Fantasyromanen noch nie ein Semikolon gefunden und frage mich ernsthaft:
Habe ich nur noch nicht das richtige Buch gefunden oder warum ist das so?

Ich selbst verwende gerne ein Semikolon wenn ich Berichte oder Aufsätze schreibe, doch in meinen Fantasy-Geschichten traue ich mich da irgendwie nicht wirklich drüber. Ich habe das Gefühl, dass es einfach nicht - so blöd das auch klingt - zum Genre passt.
Irgendwie sieht es auch seltsam aus ...

Man könnte auch einfach sagen: Das ist eine Stilsache, aber diese Aussage ist nicht sehr befriedigend für mich. ^^°

Wie denkt ihr darüber? Kann man ohne Bedenken ein Semikolon setzen, ohne dass man gleich schräg angeschaut wird da sonst niemand es genauso macht?


Falckensteyn

Hallo zDatze,

Ein Semikolon ist stärker als ein Komma, aber nicht so hart wie ein Punkt. So habe ich das in Erinnerung.

Ich selbst verwende diese Trennform nur ganz ganz selten in meinem aktuellen Manuskript. Und auch nur dort, wo es für mich wirklich Sinn macht. Insgesamt vielleicht maximal 3 - 5 Mal innerhalb über 150 Seiten. Und vermutlich fallen sie beim Überarbeiten sogar ganz weg.

Ob der Gebrauch dieser Zeichen unüblich ist, darüber kann ich mich leider nicht äussern. Mangels Erfahrung.

Feuertraum

Ich befürchte, dass das Semikolon tatsächlich bald zu den aussterbenden Satzzeichen. Ich sage ganz ehrlich: Leider.
Ich habe in einigen Büchern das Semikolon schmerzhaft vermisst, stattdessen wird unpassenderweise ein Komma gesetzt.
Es mag sein, dass das ganze tatsächlich eine Frage des Stils ist, aber ich persönlich finde, dass das Semikolon weitus öfter genutzt werden sollte. Es paßt einfach öfter in Satzgefüge.
Von daher: Rettet das Semikolon!!
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Coppelia

Ich persönlich habe Semikola häufig benutzt. Aber beim Korrigieren habe entweder ich sie selbst wieder herausgenommen oder ein Betaleser ... warum, weiß ich auch nicht.

Aidan

Oh, wo ihr es ansprecht, ich habe noch nie darauf geachtet! Und ich glaube, ich benutze fast sie ein Semikolon! Keine Ahnung warum, aber irgendwie ... Ich habe dafür die Angwohnheit, meine Texte mit Gedankenstrichen zu spicken, aber wann ich mal in einem fließenden Text ein Semikolon benutzt habe, außer für zwinkernde Smileys, könnte ich gar nicht sagen.

Ich sollte mir mal ein paar Gedanken darüber machen. Aber auch in Texten fallen sie mir selten auf. Wobei ich auch nicht so darauf achte/geachtet habe.

Aber warum sollte man es nicht verwenden, wenn man das Gefühl hat, es gehört irgendwo einfach hin?
"Wenn du fliegen willst reicht es nicht, die Flügel auszubreiten. Du musst auch die Ketten lösen, die dich am Boden halten!"

,,NEVER loose your song! Play it. Sing it. But never stop it, because someone else is listening."

LaMaga

Ich hab gerade mal testweise in meinem frischesten Text "Lügenspiel" nachgezählt und komme auf rund 90 Semikola auf ca. 600 Seiten Text. Ich muss aber zugeben, dass mir noch nie aufgefallen ist, dass es ein eher selten genutztes Satzzeichen sein könnte...

Melchior

Du hast eindeutig noch nicht das richtige Buch gefunden! Ich habe HdR zufällig aufgeschlagen und auf den ersten Blick ein Semikolon gefunden. Es gibt es also noch! Ich kann mich aber auch an Semikola z.B. in HP erinnern, um nur einmal sehr populäre Beispiele anzuführen (ja, ich gehöre zu den Menschen, die sich über so etwas beim Lesen den Kopf zerbrechen  ;)).
Ich persönliche benutze es - wahrscheinlich überdurchschnittlich - gern. Mein aktuelles Manuskript enthält immerhin 18 Semikola auf 64 Normseiten. Doch vielleicht habe ich auch hie und da ein wenig übertrieben.
Ich stimme Feuertraum zu: Rettet das Semikolon!

Wölfin

Ich benutze zwischendurch auch immer wieder ganz gerne Semikolon. Es gibt einfach Stellen, an denen etwas anderes nicht passt.

Und aussterben wird es bestimmt nicht. Ich hatte einen Musiklehrer, der keinen Text ohne Semikolon diktieren konnte. Ich meine es gibt sogar eine Internetseite, die zur Rettung des Semikolons aufruft; zumindest bin ich mal irgendwann darüber gestolpert.^^

Okami

Churke

Zur Abgrenzung gleichrangiger Hauptsätze ist es nur sehr selten erforderlich. Schon bei den Beispielen in meinem Wörterbuch würde ich kein Semikolon setzen, sondern entweder Punkt oder Komma:

Im Hausflur war es still; ich drückte erwartungsvoll auf die Klingel.
Meine Freundin hatte den Zug versäumt; deshalb kam sie eine Stunde zu spät.
Steffen wünscht sich schon lange einen Hund; aber seine Eltern dulden keine Tiere in der Wohnung.

etc.
Aber wahrscheinlich sind diese Beispiele nur blöd gebildet. Ich hoffe, dass meine Strichpunkte in den Texten besser sind... übrigens finde ich es ziemlich praktisch, um Aufzählungen zu untergliedern.   

Lomax

Zitat von: zDatze am 30. Juni 2008, 16:10:45Jeder, der schreibt verwendet ganz von alleine die entsprechenden Zeichen, die einen mehr, die anderen weniger. Betrachtet man es genauer, dann wird das Semikolon bald zu den "ausgestorbenen" Zeichen gehören.
Ich weiß wirklich nicht, was für Bücher du liest. Jedenfalls nicht die, die ich lektoriere ... Oder vielleicht die, die ich lektoriert habe :hmmm:

Ich finde eher, das Semikolon hat in letzter Zeit inflationär zugenommen. Der Grund dafür ist, wie üblich, das Englische: Da ist das Semikolon nämlich weit verbreitet. Es wird im Großen und Ganzen genau zu denselben Zwecken verwandt wie im Deutschen, nur eben viel häufiger und annähernd gleichberechtigt zu Punkt und Komma.
  Im Deutschen war das Semikolon schon immer ein seltenes Satzzeichen, und das soll es nach meinem Empfinden auch bleiben. Wenn ich also eine Übersetzung lektoriere, oder meine eigenen Übersetzungen korrigiere, achte ich darauf, nur die Semikolons drinzulassen, die auch unbedingt sein müssen und die der deutschen Verwendung dieses Satzzeichens gerecht werden. Also: Im Zweifel kein Semikolon.
  Aussterben wird es trotzdem nicht. Es gibt immer genug Stellen, wo das Semikolon gut und angemessen ist. Ganz banal bei jeder Art Aufzählung, wenn man irgendwas zusammengruppieren und deutlich machen möchte, dass es eben keine Aufzählung rein gleichberechtigter Elemente ist. Und ein Semikolon ist auch immer dann angebracht, wenn der Autor Sätze zusammenziehen will.
  Ich würde Semikolons daher als wertvolles "Stilmittel" ansehen, mit dem man einen Text modellieren kann. Und wie jedes Stilmittel sollte man es rar und überlegt einsetzen, damit es auch wirklich auffällt und Wirkung zeigt, wenn es denn gebraucht wird.
  Weniger ist da manchmal mehr, und "Aussterben" könnte es meiner Ansicht nach eher dann, wenn es so oft gebraucht wird, dass es im Einzelfall keinen Sinn mehr hat und keine Aussageabsicht unterstützt.

Hr. Kürbis

Hm, Semikolon, das hab ich eigentlich erst in letzter Zeit für mich entdeckt. Ich finde, es ist ein tolles Satzzeichen, unterstreicht so schön die Bedeutung des danach folgenden Satzteils. Ein Komma hat nicht so viel "Kraft" und ein Punkt würde in diesem Fall trennen, was "zusammengehört".
Deswegen benutze eich es eigentlich ganz gerne, allerdings immer noch selten im Vergleich zum Komma. Mag an der Tatsache liegen, während meiner gesamten Schulzeit nie richtig über dieses doch recht nützliche Satzzeichen aufgeklärt worden zu sein ...

Daher JA zum Semikolon! :jau:

Tenryu

Über das Semikolon habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Ich gebrauche seiner zwar gelegentlich, könnte aber nicht sagen, wie häufig. Doch, Augenblick, ich kann... *zählen geht*  :buch:
In meiner Erz24! finden sich exakt 136 Stück.  :)

Nachtblick

Ehrlich gesagt auch noch nie wirklich drüber nachgedacht, aber ich kann so sagen, dass ich sehr oft welche benutze.
Ich komme auf - hätte ich dann doch nicht gedacht - 21 Semikolons auf 30 DIN A4 Seiten.

Das Semikolon ist für mich eine sehr schöne Verbindung, wenn das Komma fehl am Platz scheint oder ich keine zwei extrem kurzen Sätze bilden will.

Beate

Also ich verwende das Semikolon, wenn ein Komma zu schwach ist, weil ich einen gewissen Bruch, eine Pause in eine Satz haben will, der Punkt aber zu stark, weil er die eigentlich zusammenhängenden Satzteile auseinander zerrt.

Allerdings muss ich zugeben, dass ich es liebe, Monstersätze zu bilden. Meine Mutter hat mir in der Unterstufe mühsam beigebracht, dass man Sätze nicht über Zeilen hinweg bilden muss, sondern auch einen Punkt machen darf. Trotzdem baue ich das gerne in meine Fantasyromane ein und da kommt es zuweilen auch vor, dass ich Semikolon brauche, um dem Leser mal eine Atem- und Denkpause zu gönnen, aber ihn nicht wirklich zur Ruhe kommen zu lassen :D

Lisande

Ich bin ein großer Fan des Semikolons und habe auch schon beim Betalesen den Einbau eines solchen vorgeschlagen - an den richtigen Stellen und nicht übertrieben gebraucht hat es eine Wirkung, die weder Punkt noch Komma erzielen können.

Stefan hat das sehr schön auf den Punkt (haha) gebracht, finde ich:

Zitat von: Stefan am 30. Juni 2008, 18:01:31
Ein Komma hat nicht so viel "Kraft" und ein Punkt würde in diesem Fall trennen, was "zusammengehört".

Aber es sollte bewusst eingesetzt werden und bitte nicht in jedem zweiten Satz vorkommen, dann würde es gerade diese Wirkung nämlich durch Überstrapazierung verlieren.