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Abgeschlossene Romane fortsetzen?

Begonnen von Coppelia, 24. Juni 2008, 20:22:14

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Coppelia

Im "Ende"-Thread habe ich geschrieben:

ZitatAlso, ich weiß nicht. Ich finde es relativ schwierig, eine Fortsetzung aus den Rippen zu schneiden, wenn man einen Roman als geschlossenes Projekt konzipiert hat und mit ihm fertig ist. Die Geschichte ist erzählt - was soll man mit einer Fortsetzung? Macht man damit nicht den schönen geschlossenen Kreis des fertigen Romans kaputt? Einen längeren Roman, als Mehrteiler konzipiert, hat man ja auch irgendwann zu Ende, wenn die Geschichte dann fertig erzählt ist. Ich finde nicht, dass sich Romane einfach so fortsetzen lassen. Sonst hätte ich das mit meinem letzten längst getan.

Und warte interessiert auf eure Meinung. :)

caity

Hallo Coppelia,

manche Romane schreien nach einer Fortsetzung.
Die Welt, die ich kreiert habe, Avaril, hat zum Beispiel tausende Geschichten, die ich gerne erzählen würde. Bei der Azzura-Trilogie müsste es bei mir keinesfalls enden. Ich habe noch gute Möglichkeiten, einige Fortsetzungen zu schreiben.
Aber manche Romane eignen sich auch überhaupt nicht für Fortsetzungen und ich bin der Meinung, dass man es dann auch auf keinen Fall verzwingen sollte!

Bye
caity
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

Falckensteyn

Hallo Coppelia

*überlegt lange* hmmm, ein schwieriges Thema. Aber ich kann grösstenteils dem Zitat zustimmen. Wenn ein Roman oder eine Roman-Reihe eigentlich ihr Ende gefunden hat, ist es fast wie eine Farce, wenn es plötzlich wider Erwarten weitergeht.

Wobei es sicherlich auch Ausnahmen gibt. Ich kann mir vor allem vorstellen, dass ein neuer Teil vor allem in eine Richtung geht, die bisher gänzlich unbekannt war. Bspw. der in sich geschlossene Teil beinhaltete einen langen Krieg  zwischen 2 Völkern die mit dem Schluss der Romanreihe ihren Frieden fanden. In der Fortsetzung könnte sich dann eine neue Bedrohung manifestieren, eventuell von aussen. Oder die vereinigten Völker gehen auf Entdeckungsreisen und stellen sich neuen Gefahren, was auch immer.

Ary

Hallo Coppi,
interessante Frage. Die einzige Romanidee, die bei mir als Trilogie ausgelegt war, wird wohl nie geschrieben werden. "Feuersänger" könnte eine Fortsetzung bekommen, teilweise mit denselben Figuren oder auch einfach eine andere Geschichte, die aber in derselben Welt spielt (ist sowas dann eine Fortsetzung?). ich hatte schon überlegt, eine weitere Romanidee als Trilogie oder zweibänder zu planen, aber ich muss mal gucken, ob das praktikabel ist. Die meisten meiner ideen sind als "Oneshots" angelegt.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Rhiannon

Hallo,
schwer zu sagen. Ich würde sagen, bei mir ist es so:
Bei Der Fluch Endas ist die Hauptperson gerade einmal siebzehn Jahre alt, als der Roman endet und ist gerade Königin eines Landes geworden. Eventuell kommt da noch eine Fortsetzung, die ihre Regierungszeit behandelt, vorausgesetzt ich habe Ideen dafür.

Bei Die Chroniken des Landes Rún dagegen funktioniert das nicht
Mit dem Ende hat die Welt ihren Frieden wieder gefunden und Rún hat seinen Frieden für die nächsten Jahrtausende gefunden, da gibt es einfach nichts mehr zu sagen.


Churke

Wenn ein Roman abgeschlossen ist, dann ist die Idee verbraucht. Aber möglicherweise lässt sich eine Forsetzung mit einer neuen Idee schreiben. Bei Abenteuerromanen ist das nicht weiter schwierig, aber auch da geht es sicherlich nicht immer.

Meine Space Opera sollte eigentlich das Tor zum Churkyverse aufstoßen, aber das ist alles so krank geworden, dass mich frage, wie sich bei Fortsetzungen der Level halten lässt. Die Gags nutzen sich ja auch irgendwann mal ab.

Aidan

Ich denke, wenn man eine Geschichte abgeschlossen hat, so sollte sie es auch bleiben, außer es gibt noch Fäden, die man wieder aufgreifen kann und möchte. Aber es sollte niemals künstlich wirken, sondern in der Geschichte selber liegen, dass sie es anbietet.

Etwas anderes ist es, dass man verschiedene Roman in der gleichen Welt schreibt, weil einem die Welt so vertraut geworden ist. Eine ausgearbeitete Welt bietet ja auch viele Geschichten an, auch mit anderen "Helden". Aber das ist in meinen Augen auch keine echte Fortsetzung, da ja nicht die alte Geschichte aufgegriffen wird, obwohl natürlich vertraute Personen auftreten können.

Bei Feuersänger - ich habe ihn durch - könnte ich mir eine Fortsetzung vorstellen. Die Geschichte von Schattentänzer.
"Wenn du fliegen willst reicht es nicht, die Flügel auszubreiten. Du musst auch die Ketten lösen, die dich am Boden halten!"

,,NEVER loose your song! Play it. Sing it. But never stop it, because someone else is listening."

Koriko

Hm.. ich hatte ja schon im Ende-Thread geschrieben, dass ich zumeist Reihen schreibe, da ich zuviele Ideen habe. Danach weiterschreiben weiß ich ehrlich gesagt nicht, dafür habe ich schon wieder zu viele neue Ideen im Kopf. Wenn ein Ende unter dem letzten Buch steht, ist es für mich erstmal beendet, egal, wieviele Ideen ich da noch habe. Ich bin eher jemand, der dann einen Schlussstrich zieht, weil es ansonsten ein neverending Projekt werden würde und irgendwann würde die Story künstlich wirken.

Hundertpro kann ich das noch nicht sagen, bei "Assjah" könnte ich ewig viel schreiben, allein schon die Geschichten und Legenden aus den vergangenen Zeitaltern wären Einzelbände wert und sicherlich bietet sich eine Fortführung nach er Hauptstory an, aber irgendwann sollte Schluss sein.
"Das schönste aller Geheimnisse: ein Genie zu sein und es als einziger zu wissen." - Mark Twain

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Coppelia

Tjoa, ich hab ja - was nicht weiter ungewöhnlich ist - immer eine Art äußeren und inneren Handlungsbogen für jeden Roman. Meine Figur durchläuft eine Änderung, und wenn sie abgeschlossen ist, ist auch die äußere Handlung zu Ende. Die Veränderung für die Figur ist meist recht stark, weil mich Leute in Extremsituationen interessieren.
Aber anschließend ist die Geschichte dieser Figur auch aus. Es war eine große Freude für mich, meiner letzten Figur bei ihrer Entwicklung zuzusehen. Aber was soll ich den Mann jetzt wieder aus der Versenkung holen, nachdem er alles überstanden hat? Was für ein Recht habe ich dazu? Wieso sollte ich, was er erreicht hat, durch eine neue Handlung zerstören? Nein, ich kann es nicht tun, obwohl ich diese Figur sehr vermisse, käme es mir sehr unfair vor, ihn noch einmal mit einer Fortsetzung zu behelligen. Es fühlt sich falsch an.

Andere Geschichten von mir sind über mehrere Bände angelegt. Der Lottiroman z. B. war es schon immer. Es ist eigentlich ein lang angelegter Aufstieg-und-Fall-Plot, aber irgendwo unterwegs ist die Konzeption verhungert, fürchte ich manchmal. Daher hoffe ich sehr, dass die Fortsetzungen nicht an den Haaren herbeigezogen  :rofl: erscheinen.
Und das Epos, das ich schreiben will, hat vier Bände. Hier geht es eher um eine Veränderung in der Gesellschaft, aber auch hier wäre Schluss, wenn die Veränderung abgeschlossen ist. Na, erstmal vier Bände schreiben.  :gähn:

Ja, auch ich habe eine Welt für mehrere Geschichten, mehrere Welten sogar, um genau zu sein. ;) Aber das ist ja etwas anderes.

gefion

Ich schreibe Romane selten mit dem Wunsch, eine Fortsetzung dranzuhängen, aber wenn die Geschichte fertig ist - Druck der Seitenzahlen - dann bleiben stets Fragen offen, die nach einer Fortsetzung schreien. Oft kann ich dann nicht widerstehen und schreibe sie. Und oft beginnt diese Fortsetzung am Tag nach dem letzten Tag des Vorbandes.

Ich habe allerdings auch einen >Vorteil<: meine Handlungen dauern selten länger als ein paar Wochen. Es gibt Geschichten, die ganze drei Tage dauern. Da kann der Prota sich wenig verändern, ich muss ihm also mehr Abenteuer gönnen, ehe das passiert. Oder ich steige bewusst in einer ganz anderen Zeit seines Lebens wieder ein, schaue, was er dort erlebt.
So kann ein Universum entstehen, besonders, wenn man dann noch Randfiguren zu Protas neuer Romane macht. Es ist wie ein Spinnennetz. Vielleicht kann man sowas nicht als Fortsetzung bezeichnen, es kommt evtl. Assjah von Koriko nahe - so, wie sie ihre Assjah-Welt mir bisher beschrieben hat.
Nur schreibe ich nicht chronologisch. Ich kann den Prota in Roman 1 20 und in Roman 2 erst 13 Jahre alt sein lassen.
Aber ein Ende unter all diese Dinge setzen fällt mir schwer.

Mein aktuelles Fantasyprojekt ist aber bewusst anders angelegt: Band 1 braucht eine Fortsetzung, evtl. muss noch ein Band 3 folgen, aber diese Idee wird nicht endlos funktionieren, da ich es für sinnlos halte, weiterzuschreiben, wenn die Zentralfragen des Protas alle beantwortet sind.
Naja, eine Idee hätte ich schon... ;)
LG
Gefion

Koriko

@ Gefion:
Also ich kann nur chronologishc schreiben.. ich könnte den Prota nicht im ersten Band älter sein lassen, als im zweiten. Vergangenheiten gingen nur, wenn es ganz andere Charaktere sind, die im Zentrum stehen. Vielleicht gibt es Paralellen oder Hinweise, aber gänzlich chaotishc kann ich nicht schreiben.

Was du eher schreibst ist ein Mehrteiler, sprich nicht direkt eine Fortsetzungsgeschichte. Bei dir sind am Ende des 1. Buches eine Menge Fragen offen geblieben, sprich die Handlung ist noch nicht abgeschlossen. Wirklich Fortsetzung wäre es wohl erst, wenn du mit dem Prota durch bist, alles beantwortet ist und es ein Happy End gibt (in welcher Form auch immer) und dann sagst, ach ich schreibe jetzt doch noch was...
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Lomax

#11
Also, meinen letzten Roman habe ich ja quasi als "Vorgänger" für den nächsten geschrieben ... Ich hatte nämlich eine gute, eigenständige Romanidee, aber das Problem, dass ich eigentlich keine Zeit habe, am Anfang gewisse wichtige Figuren vorzustellen, mit denen der Leser dann aber etwas verbinden muss, damit der Roman optimal funktioniert. Und dann hatte ich diese Idee für einen ganz anderen Roman, in den sich aber besagte Figuren optimal einbauen und vorstellen ließen ...
  Und so ist die erste Romanidee jetzt zur Fortsetzung der zweiten geworden. Beide Romane sind in sich abgeschlossen, und beide haben auch eine völlig unabhängige Geschichte, aber trotzdem ergibt sich der Übergang sehr natürlich. Natürlich könnte man sagen, dass ich beim ersten Teil ja schon die Fortsetzung im Kopf hatte und es daher "etwas anderes" ist - aber andererseits sehe ich das auch nicht so. Auch in fertigen Romanen sind immer noch viele lose Fäden oder interessante Figuren versteckt, aus denen sich später eine ganz andere Geschichte ergeben kann, die dadurch mit dem Vorgänger verknüpft ist und als Fortsetzung wirkt. Ich denke also, Fortsetzungsverhältnisse wie zwischen meinem letzten und meinem nächsten Roman können sich jederzeit auch ganz natürlich ergeben, indem man einfach eine neue Idee hat, die gewinnt, wenn man sie mit der alten verknüpft.

Auch der Gedanke, dass man die Geschlossenheit des ersten Werkes zerstört, wenn man es für eine Fortsetzung wieder aufdröselt, überzeugt mich nicht. Denn zufällig hatte ich für meinen nächsten Roman noch die Idee für einen neuen Schluss, nachdem ich den Vorgänger schon fertig hatte. Diese Idee hatte den Vorteil, dass sie plötzlich wieder einen großen Bogen zum ersten Roman geschlagen hat, an den ich vorher überhaupt nicht gedacht hatte ... Der erste Roman bleibt immer noch eigenständig, aber plötzlich bilden beide Romane zusammen einen noch viel größeren, geschlossenen Kreis, in den die Geschichte des ersten eingebettet ist.
  Und da ich persönlich solche Romane liebe, wo sich viele scheinbar unabhängige Fäden am Ende plötzlich zu einem großen Muster verweben und womöglich mit einem Mal ein ganz anderes Bild ergeben, oder wo sich ein zunehmend größeres Gesamtbild formt, bin ich natürlich begeistert, wenn eine Fortsetzung eben diese Möglichkeit bietet.

Ich denke also, man sollte sich durch viele missglückte Fortsetzungen nicht zu dem Schluss verleiten lassen, dass Fortsetzungen per se schlecht sein müssen. Viele Fortsetzungen werden aus der Not heraus geboren, und nicht aus dem Bewusstsein, dass sie den besten Weg für eine Geschichte darstellen. Da schreibt ein Autor eine Fortsetzung, weil das erste Buch Erfolg hatte, und um nichts falsch zu machen, kopiert er dann auch die Geschichte des Vorgängerbandes ganz genau. Oder der Autor weiß nur eine einzige Geschichte, die er deshalb wieder und wieder erzählt, und das dann in Form einer Fortsetzung, weil es der einfachste Weg ist. Oder der Autor hat sich in seine Figuren verliebt und schreibt seine Fortsetzung nur zur "Selbstbefriedigung", aber nicht, weil eine neue Geschichte nach einer Fortsetzung schreit ...
  Ich denke, Beispiele dieser Art kennt jeder zur Genüge. Sie begründen den schlechten Ruf von Fortsetzungen. Aber wenn eine Fortsetzung nicht nur eine Fortsetzung ist, sondern selbst auch eine gute Geschichte, und wenn alle Fortsetzungen zusammen wieder an einem gemeinsamen Bild knüpfen, das größer ist als die einzelnen Handlungsbögen an sich, dann bieten Fortsetzungen auch Möglichkeiten, die Einzelromane nicht haben.
  Aber vermutlich ist es auch wichtig, zu wissen, wann man aufhören muss ;)

gefion

Lomax, du hast alles gesagt, was ich denke.
Danke.

@Koriko:
Ich habe überhaupt kein Problem damit, in die Vergangenheit meiner Protas abzutauchen und dort unzählige Abenteuer zu finden. Bei Jaron werde ich das natürlich nicht machen, weil er ja 13 Jahre normal gelebt hat, aber andere meiner Protas betteln ständig, dass ich doch noch diese Geschichte von Anno Dazumal, in der sie sooo eine gute Figur gemacht haben, endlich mal für die Nachwelt notiere.
Gefion

Tenryu

Eigentlich mag ich keine Fortsetzungen. Aber bei manchen Geschichten ergeben sich während des Schreibens gewisse Aspekte, die Stoffe für eine weitere Geschichte liefern. Bei meinem letzten Roman war es so, daß ich zwei interessante Nebenfiguren hatte: zwei alte Magier, die alte Freunde und zugleich ewige Rivalen sind. Und ich dachte, warum nicht eine Geschichte schreiben, die fünfzig Jahre in der Vergangenheit spielt, und die Jugend der beiden, deren erstes Zusammentreffen usw. zum Inhalt hat? Das ist jetzt nicht direkt eine Fortsetzung, sondern eher das Gegenteil.

Ich würde aber nie eine Reihe schreiben wollen. Nicht daß ich nicht wenig Ideen hätte, aber ich finde es einfach zu langweilig, wenn ich jahrelang immer die gleichen Figuren, Schauplätze und Szenarien durchkauen müßte.
Allerdings scheinen sich gerade solche Reihen am Markt besonders gut zu verkaufen.

Grey

Ach ich weiß nicht, ich fände es sehr sehr schön wenn ich mich jahrelang mit meinen geliebten Figuren beschäftigen und über sie schreiben könnte. Aber die Seifenopern vor und nach der Romanhandlung will wirklich keiner lesen, fürchte ich ;)