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Wortschatz vergrößern, aber wie ?

Begonnen von Feuertraum, 03. Juni 2008, 23:17:59

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Feuertraum

Vielen lieben Dank für die ganzen Antworten; momentan bin ich ohnehin dabei, viel zu lesen (eben dadurch ist  mir aufgefallen, dass ich viele Wörter nicht verwende).
Das mit dem Übersetzen hört sich zwar gut an, aber jetzt stoße ich an ein kleines Problem: mittlerweile wird mir empfohlen, im Kontext zu lesen und notfalls auch mal Mut zur Lücke zeigen (bisher war ich dabei, englische Sätze Wort für Wort zu übersetzen und die Vokabeln, die ich nicht kenne, lernen).

LG und nocheinmal ein dickles Dankeschön

Feuertraum
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Issun

Zitat@Issun, kann man überhaupt anders als frei und locker?

Können tut man schon.  ;) Passiert mir regelmäßig. Allerdings bekommt man bereits beim ersten Durchlesen deutlich zu spüren, welchen Schwachsinn man wieder verbrochen hat.

ZitatMeine bevorzugte Methode: ebenso geschwollen reden wie man schreibt/es liest*

Darauf greife ich zum Leidwesen anderer auch immer wieder zurück. Dann verwende ich plötzlich Ausdrücke, die seit einigen Jahrhunderten keine Anwendung mehr finden.  ::)

Coppelia

Hmm, ich hab heute den Abl. Abs. so flapsig erklärt, dass mein ganzer Kurs gelacht hat ...  :-[ Ich wollte, ich könnte mich im wirklichen Leben auch so gut ausdrücken wie schriftlich.

Zitatbisher war ich dabei, englische Sätze Wort für Wort zu übersetzen und die Vokabeln, die ich nicht kenne, lernen
So hab ich es bei Latein gemacht. Mut zur Lücke dürfen wir da ja nicht haben. Aber ich denke, genau darum geht es beim Übersetzen: Man muss alles angemessen übertragen. Wenn man da, wo man nicht weiterkommt, aufhört, lernt man ja weniger dazu, als man sonst könnte. ;)

Wilpito

Mir ist bein Querlesen eiens meienr Werke mal aufgefallen, dass ich einige Wärter viel zu oft verwede. Und das war "sagte".

Daraufhin habe ich eien Brainstorning gemacht und alle Möglichkeiten und Alternativen in einer Liste zusammengestellt, von "antwortete" bis hin zu ...". Moni hielt sich den Mund zu.
Anschließend habe ich mit der Liste neben der Tastatur den ganzen Roman bearbeitet. Inzwischen gehören bei mir sagte... sagte.... saget der Vergangenheit an.

Solltest Du auch mal probieren, wenn du in der Richtung Schwierigkeiten hast.

Eine andere Möglichkeit ist es im Lexikon oder Fremdwörterbuch nach Begriffen zu suchen, die ich nicht kenne. Gefällt mir ein Begriff und ist die Erklärung dazu mir wirklich voll verständlich, dann schreibe ich mir Begriff und Erklärung auf und versuche sie schriftlich oder mündlich anzuwenden.
Aber nie mehr als 2 oder 3 Begriffe bis ich sie wirklich verinnerlicht habe. Denn es ist nichts peinlicher, als wenn jemand im Gespräch mit Fremdwortern herumzuwirft, die er vollkommen falsch anwendet und dann womöglich noch auf seine Fehler hingewiesen wird. Oder auf die Bitte ein soeben verwendetes Wort zu erläutern keien Antwort hat.





Churke

Aber Vorsicht! Seitenlagen Dialoge, auf denen der Autor krampfhaft das Wort "sagte" nicht wiederholt, wirken schnell bemüht.








Yo

Hallo Feuertraum,

ich bin erst ganz neu hier bei euch. Da ich aber schon länger schreibe und ich nach meinem letzten Roman vor einem ähnlichen Problem stand kann ich nur sagen:
- Lesen bringt es wirklich. Ich habe z.B. teilweise an die 4000 Seiten in einem Monat verschlungen. Die Genres waren ganz verschieden. Es gab richtig schlechte Bücher. (Aus denen kann man unwahrscheinlich viel lernen, aber eher was die Kunst des "falschen" Schreibens betrifft.) Aber die richtig Guten haben mich inspiriert und viele Worte bleiben unbewußt hängen.
- Manchmal hilft es, wenn man an einem Punkt nicht weiter kommt, zwei oder drei verschiedene Versionen zu schreiben, diese zu kombinieren und dann alles überflüssige weg zu streichen.
- Und ich habe durch eine Freundin eine wirklich gute Internetseite gefunden, als ich auf der Suche nach einem Synonym war. http://wortschatz.uni-leipzig.de/ Die Seite ist wirklich Klasse, wenn man vermeiden will immer wieder die gleichen Worte zu nutzen.

Vielleicht hilft es dir.

gefion

Ich versuche auch ständig, meinen Wortschatz zu erweitern.
Abgesehen vom Lesen benutze ich folgende Methoden:
- bewusst Wortfelder erkunden, etwa zu sagte (euer Beispiel)
- besonders in Themenbreichen, in denen ich mich schreibtechnisch oft aufhalte (aufgewühlte Gefühsregungen) habe ich mir lange Synonymlisten gemacht. Heute schlage ich dort nur noch selten nach.
- wenn mir Lieblingswörter auffallen (z.B. haben bei mir mal alle dauernd geunkt - war schon richtiges Froschgequake), dann klicke ich mich beim Überarbeiten per Suchenfunktion von Unke zu Unke und überlege mir Alternativen. Manche davon lassen sich später universell einsetzen.
- mein Wortschatz schwankt. Manche Romane enthalten mehr Individualwörter als andere. Dann muss ich mich mal wieder auf das Thema konzentrieren. Man kann durchaus ein Synonymlexikon nebenbei lesen, während Deutschland beim Fußball gegen Kroatien verliert.
- gut ist es auch, anderen Menschen zuzuhören, sich möglichst mit Menschen viel zu unterhalten, die nicht aus derselben Gegend kommen bzw. aus ganz anderen Sozialschichten.

ABER:
Ich habe meistens eher das Problem, dass ich zu viele Wörter benutze, die Leser nicht kennen. Ich bin nämlich wie ein Schwamm für neue Wörter, die ich sofern sie mir einleuchten, sofort verwenden will. Außerdem entstamme ich unterschiedlichen Kulturregionen Deutschlands. Darum kann ich je nach Gusto krütsch oder gnietschfraßig verwenden - und es wird niemand schlau draus. Für mich sind solche Wörter jedoch normaler Sprachgebrauch. Das kann Probleme schaffen!

Trotzdem stehe ich zu jedem Wort und finde auch, dass alte Wörter, die als unmodern gelten, von uns Autoren gerettet werden sollten. Genau, wie wir neue passende Wörter freudig in unsere Alltagssprache aufnehmen sollten, nur so fördern wir die Vielfalt der deutschen Sprache. Bei Fantasy hat man ja dann noch das Privileg, neue Wörter erfinden zu dürfen.

LG
Gefion

Luisa

An erster Stelle steht natürlich lesen. :buch: Es gibt wirklich nichts besseres, als sich in verschiedenen Genres zu versuchen.
Die Theorie, das Übersetzen den Wortschatz vergrößert stimmt wirklich, das fällt mir zumindest auf, wenn ich englische Romane lese.
Ansonsten blättere ich noch im Synonym-Wörterbuch, das allerdings nur in speziellen Fällen, wenn ich merke, dass ich ein Wort kritisch oft wiederhole oder mir keines so recht passend erscheint.

ZitatIch habe meistens eher das Problem, dass ich zu viele Wörter benutze, die Leser nicht kennen.
Deshalb habe ich noch nie bewusst versucht, meinen Wortschatz zu erweitern. Texte, die vollgestopft sind mit ungebräuchlichen Wörtern an Stellen, an denen man auch ein ganz normales Wort einsetzen könnte, klingen schnell überprofessionell.
Im Grunde bin ich mit meinem Wortschatz so zufrieden, obwohl ich weiß, das die meisten hier wahrscheinlich einen viel größeren haben.
Mir geht es eher darum, die mir bekannten Wörter richtig zu gebrauchen, statt ständig neue heranzuschleppen.

Aidan

Ich muss zugeben, dass ich nicht bewusst hingehe, um meinen Wortschatz zu erweitern. Ich lese halt gerne, vor allem Sachtexte, oder blättere ab und zu (wirklich selten) in Wörterbüchern, weil ich etwas nachschauen muss. Dabei schnappe ich dann unbemerkt einiges auf. Wenn auch als passiver Wortschatz.

Seit ich durch das Schreiben mich wieder intensiv mit der Sprache beschäftige, stelle ich fest, dass immer mehr Worte an die Oberfläche gelangen, die ich ewig nicht ausgesprochen habe. Am besten gelingt es mir, das richtige Wort zu finden, wenn ich meinen Text als inneren Film vor Augen habe, und sehe, was ich schreibe. Dann brauche ich selten ein Wort zu suchen.

Ich denke, man sollte immer gut hinhören, was andere für Worte verwenden, viel lesen. Dann nimmt man passiv Worte auf, die bei passender Gelegenheit präsent sind, auch wenn einem nie aufgefallen ist, dass man jemals diesem Wort begegnet ist. Was mir früher einmal sehr geholfen hat, war zum einen der Lateinuntericht, zum anderen das Thema Rhetorik im Deutschunterricht. Da kann man sehr viel über die Sprache lernen.
"Wenn du fliegen willst reicht es nicht, die Flügel auszubreiten. Du musst auch die Ketten lösen, die dich am Boden halten!"

,,NEVER loose your song! Play it. Sing it. But never stop it, because someone else is listening."

Lavendel

Zitat von: Kiira am 23. Juni 2008, 17:51:22
Deshalb habe ich noch nie bewusst versucht, meinen Wortschatz zu erweitern. Texte, die vollgestopft sind mit ungebräuchlichen Wörtern an Stellen, an denen man auch ein ganz normales Wort einsetzen könnte, klingen schnell überprofessionell.

Im Grunde geht es ja beim Schreiben nicht darum, mit möglichst vielen Fremdwörtern um sich zu schmeißen, sonder darum, das richtige Wort an die richtige Stelle zu setzen. Schlurfen klingt anders als lustlos gehen, mal als einfaches Beispiel. Oft hängt es daran, nicht das nächstliegende Wort zu benutzen oder Wörter zu kombinieren, die man normalerweise nicht kombinieren würde, die aber trotzdem zusammen passen. Ich habe letztens ein Buch gelesen, da hieß es: "Plötzlich wurde der Blick [. . .] von der Zweideutigkeit der Landschaft attackiert".* Normalerweise werden Blicke nicht attackiert, aber die Kombination ist ungewönlich und weckt Assoziationen.
Fachwörter sind in gewissen Situationen natürlich wichtig. Wenn es um spezielle Wörter geht, die ein Charakter gebrauchen würde. Ein Seemann zum Beispiel hat eine Menge Wörter drauf, die andere Leute vielleicht nicht kennen. Da ist dann Recherche angesagt.

*Manuel Vázques Montalbán, Verloren im Labyrinth (Krimi, der kein Krimi ist. Hat viele so verquere Beispspiele. ;))

gefion

@ Lavendel:
Dein Bsp. von Montalban gefällt mir - macht mich zugleich aber nachdenklich. Weil es zeigt, wie eigenwillig Formulierungen und Bilder sein dürfen, und zugleich, wie schwierig es ist, passende neue zu finden. Und dann muss ich unweigerlich an miesepetrige, engstirnige deutsche Lektoren denken.
>:(
LG
Gefion

Lavendel

Ich fürchte auch, es ist eine Gratwanderung. Aber die Obwohl die Übersetzung nicht besonders toll ist, hat mich die Sprache überzeugt (für das spanische Original reicht einfach mein Spanisch nicht ganz ^^).

gefion

Es ist nicht nur eine Gratwanderung. Es ist auch sehr viel Geschmack dabei - über den sich nicht streiten lässt - und der Mut, eigene Wege zu gehen, gehört auch dazu.

Ich hatte z.B. Probleme mit dem Wörtchen schlackern. Meine Lektorin merzte es gnadenlos aus, weil sie damit irgendwas Unanständiges verband, das ich bis heute nicht rausbekommen konnte. Sie schien Schlackern nur in dieser Verbindung zu kennen - ich kenne es als normales Wort und konnte auch nur entsprechende Hinweise in den einschlägigen Ratgebern entdecken.  ???

LG
Gefion

Koriko

@ gefion:
Nun ja.. schlackern würde ich nun nicht unbedingt in ein Buch aufnehmen... ebenso wenig umgangssprachliche Wörter oder Wörter, die nur in einer bestimmten Region Deutschland bekannt sind (ist mir bei dir beim Lesen aufgefallen). Ich bin jemand der so ziemlich keine Dialekte spricht und auch innerhalb des Wortschatz Begriffe wie z.B. "scheel" nicht kannte (unterdessen musste ich dahingehend auch dazulernen).

Beim Lesen ist es ärgerlich, alle paar Seiten nach der Bedeutung eines Wortes zu suchen, auch bei älteren Begriffen, ist mir das oft passiert. Ich weiß nicht, mangelt es mir wirklich an einem soliden Wortschatz, wenn ich solche Begriffe nicht kenne, oder muss ich daran arbeiten? In meiner Region gab es diese Wörter nicht...

Hinzukommend: Jugendbücher. Ich bin 25, kannte von den alten Wörtern und Begriffen  in einem Jugendbuch nur etwa die Hälfte, den Rest musste ich nachschlagen. Kann man von einer Lesergruppe ab ca. 12-14 Jahren dann erwarten, dass sie diese Begriffe kennen? Ich frage nur, weil mich das auch im Hinblick auf mein Buch interessiert. Der potentielle Leser muss ja auch damit klarkommen, was ein Autor so schreibt udn viele alte Worte sind heute einfach nicht mehr gebräuchlich...
"Das schönste aller Geheimnisse: ein Genie zu sein und es als einziger zu wissen." - Mark Twain

www.assjah.de
www.juliane-seidel.de
www.like-a-dream.de

gefion

@ Koriko:
ich würde dir empfehlen, versuch bei deinem Wortschatz zu bleiben. Denn deine Zweifel sind berechtigt.
Was meinen Wortschatz betrifft: er ist nun mal so. Ich merke das nicht, meine, all diese Wörter seien normal. Ich bin nämlich wirklich ein Schwamm, was das betrifft. Ich finde auch Wortdoppel höchst ärgerlich, ersetze sie notfalls durch Ungwöhnliches. Ich mag neue Wörter, aber ich bin nicht die Norm.
Ich weiß noch, wie ich mir von einer Fachfrau anhören musste: das Wort absentieren benutzt niemand in der wörtlichen Rede.
Am Abend sagte mein Mann: er müsse sich absentieren... ich lachte, erklärte ihm den Grund und er sagte, er habe das Wort von mir. Aber inzwischen sei es in seinem aktiven Wortschatz drin.

Für mich habe ich beschlossen, bei meinem Wortschatz zu bleiben und auf die Lektoren zu warten, was die raushaben wollen. Und dann ein bisschen zu debattieren, schließlich kämpfe ich für den größtmöglichen Wortschatz aller Deutschen.  ;)

LG
Gefion