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Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

Begonnen von gbwolf, 07. April 2008, 09:22:21

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Tinnue

Zitat
ZitatDas hab ich nun schon öfter gehört und es macht mich neugierig: Wie seltsam kann man sein Pferd denn anbinden?  :hmmm:

Ojee, entschuldige, das ist so lange her ... da müsste ich sie fragen. Ich weiß nicht mal mehr, welches Buch wir da in der Hand hatte. Aber es ging auch um die "Gestik" des Pferdes. Ich glaube, eine Sache war da - aber unter Vorbehalt, weil so lange her - dass dieses stark vornübeer-gebeugt reiten, was man in Fantasy-Filmen meist sieht, gar nicht so korrekt ist. Aber wie gesagt, alles unter Vorbehalt. *schäm* Mein Gedächtnis ... ich bin erst 27 XD.

Rhiannon

Öhm, Tinnue, was genau meinst du denn mit stark vorgebeugt reiten?
Wenn es das ist, was ich vermute, sollte man das bei einem Galopp im Gelände sogar tun, um den Rücken seines Reittiers zu entlasten. Das Ganze nennt sich leichter Sitz. Wenn ich im Gelände galoppiere und nicht gerade ein Pferd habe, das dazu neigt, durchzugehen, reite ich immer so. Das bedeutet in dem Fall, der Reiter steht mehr oder minder in den Bügeln, hat sein Gesäß aus dem Sattel genommen und neigt zusätzlich den Oberkörper nach vorn. Und je nachdem wie tief die Äste über den Weg hängen, achte ich dann teilweise auch wirklich darauf, dass ich den Kopf unten behalte, was zu noch stärkerem Vorlehnen führt. Ist der Reiter nicht gerade ein Schwergepanzerter, der fällt so nämlich sehr schnell vom Pferd, ist es nett für das Reittier und auch der Geschwindigkeit förderlich, genau das zu tun.

Christopher

Sowas in der Art wollte ich auch gerade sagen. Außerdem kann man noch mein Lieblingsargument ins Feld führen, wenn mal wieder jemand motzt, dass meine Figuren etwas nicht ganz so cleveres getan haben/etwas hätten besser machen können: Die sind eben auch nicht perfekt! Die machen auch nicht immer alles richtig! Das will ich damit auch zeigen!  ;D
Be brave, dont tryhard.

Issun

#15588
Leider scheine ich eine seltsame Tendenz dazu zu haben, über Dinge zu schreiben, die schwer oder unmöglich zu erproben sind. Zum Beispiel kann, will und werde ich nie eine Schlacht führen. ;D Da bleibt mir nichts anderes übrig als auf Bücher, Videos und eventuell auch Expertenrat zu vertrauen. Ich glaube, dass ich bisher viel zu locker vor mich hingeschrieben habe, was Recherche betrifft. Bei mir kommen Pistolen vor (am ehesten Radschloss- oder Steinschlosspistolen). Bisher hatte ich sie gar nicht näher beschrieben. Das ist aber mehr als nötig, weil frühe Pistolen ganz anders zu laden und abzufeuern sind als moderne und sich nur sehr eingeschränkt verwenden lassen. Langsam bekomme ich die Krise, wenn ich darüber nachdenke, zu wie vielen anderen Punkten ich eigentlich noch recherchieren müsste.  :seufz:

Malinche

Zitat von: Issun am 14. April 2014, 21:13:33
Langsam bekomme ich die Krise, wenn ich darüber nachdenke, zu wie vielen anderen Punkten ich eigentlich noch recherchieren müsste.  :seufz:

Mir hilft da immer (okay, meistens) das häppchenweise Recherchieren. Als ich mit dem Fotografie-Roman anfing, dachte ich auch, boah, jetzt musst du erstmal zwei Jahre recherchieren und alles über Fotografie lernen, bevor du auch nur ein Wort schreiben kannst. Dazu die ganze Recherche über die realen Schauplätze (zu allem Überfluss jetzt und in der Vergangenheit ...).

Im Endeffekt habe ich ein bisschen recherchiert, dann angefangen zu schreiben und immer wieder dann Recherche eingeschoben, wenn es akut nötig war. Dann habe ich mich eben einen Nachmittag lang mit den historischen Straßenbahnlinien in Arequipa oder Fachartikeln über Plattenkameras herumgeschlagen, aber im Endeffekt hat sich die Strategie bislang sehr gut bewährt. Also bloß keine Panik schieben, dass die Recherche einen unter sich begräbt. Vieles lässt sich entzerren, wenn man es portionsweise angeht. :)
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Sternsaphir

Also ich recherchiere auch sehr viel oder ich versuche mir etwas sehr bildlich vorzustellen und kombiniere es dann mit meinen eigenen bisherigen Erfahrungen.
Ich stelle mir dann immer die Frage: "Wie würde es sich anfühlen?" Und fange dann an, mich direkt in diese Rolle hineinzuversetzen.
Die technischen Fakten ziehe ich mir aus dem Web, aber die Erfahrung muss ich mir dann selbst erdichten. Also wie fühlt es sich an, wenn man an einem Lavasee steht? Ok, als Geologin weiß ich ungefähr was passieren kann usw. Aber persönlich habe ich es noch nicht gemacht, obwohl ich liebend gern tun würde. Also muss ich es mir selber zusammendichten.
Geritten bin ich auch mal, aber nur wenige Stunden, was nicht reicht, um einen erfahrenen Reiter wiederzuspiegeln.

Jetzt etwas auszuprobieren, um in die Rolle seines Protas zu schlüpfen, hängt davon ab, wie aufwändig das wäre. Ich würde mir jetzt kein neues Hobby zulegen. Aber ich bin auch schon mal stundenlang quer durch den Wald gerannt, um eine Verfolgungsjagd in der Wildnis nachzuempfinden. Und auf LARPs erlebt man ohnehin eine Menge solcher Dinge, die man in der Realität selten macht (also zumindest hab ich vorher noch nie in Klamotten ohne Schlaflager im Wald gepennt und dabei auch noch versteckt bleiben müssen)

Aber wie hier schon angemerkt wurde, würde ich mich nicht trauen, über etwas zu schreiben, wovon ich keine Ahnung hab (siehe Chemiker-Beispiel).
Ich sehe ähnliche Fehler ab und zu in Filmen und dann frage ich mich, warum die Regie oder der Drehbuchautor nicht vorher ein paar Stunden mit einem Experten über das Thema sprechen können, bevor sie das Skript entwerfen.

Sprotte

Oh, ich bin schon mit Handschellen eine Leiter hochgeklettert, weil ich unbedingt herausfinden mußte, wie mein Held das bewältigen kann. Ich habe mit Milch als unsichtbarer Tinte experimentiert, bis mein ganzes Arbeitszimmer nach verbrannter Milch stank. Ich bin die Wachrunde meines Kieler Stadtbüttels abgelaufen, habe mit einem Revolver und einer Pistole geschossen und mit meinem Streitkolben morsches Holz zerklopft. Praktische Recherche kann unheimlich viel Spaß machen.
Für die theoretische Recherche suche ich auch zu gerne Museen auf. Ja, das geht nicht für alles, ich weiß. Aber ich bin auf den höchsten Berg Schleswig-Holsteins gestiegen, und in Haithabu bin ich einmal im Jahr.

Issun

Zitat von: Malinche am 14. April 2014, 21:28:53
Im Endeffekt habe ich ein bisschen recherchiert, dann angefangen zu schreiben und immer wieder dann Recherche eingeschoben, wenn es akut nötig war.

Das macht mir jetzt wieder ein wenig Mut, danke, Malinche! :)

Zitat von: Sprotte am 14. April 2014, 22:02:25
Oh, ich bin schon mit Handschellen eine Leiter hochgeklettert, weil ich unbedingt herausfinden mußte, wie mein Held das bewältigen kann. Ich habe mit Milch als unsichtbarer Tinte experimentiert, bis mein ganzes Arbeitszimmer nach verbrannter Milch stank. Ich bin die Wachrunde meines Kieler Stadtbüttels abgelaufen, habe mit einem Revolver und einer Pistole geschossen und mit meinem Streitkolben morsches Holz zerklopft.

Klingt herrlich abenteuerlich! ;D Dagegen komme ich mir wie ein richtiger Stubenhocker vor. Bist du die Leiter denn ganz hochgekommen?

Mir ist gerade (endlich!) ein plausibler Grund eingefallen, warum der Vater meines Protagonisten so ein Ekelpaket war. Hat ja auch nur Jahre gedauert, zur richtigen Erkenntnis zu gelangen. ;D Aber ich kann mich darauf ausreden, dass ich mich bisher nur ganz am Rande damit befasst habe. Mann, ist das ein gutes Gefühl, wenn sich eins ins andere fügt und endlich ein stimmiges Bild entsteht.  :vibes: Manchmal braucht man Quatsch nur auszusprechen, damit es einem wie Schuppen von den Augen fällt. Jetzt muss ich mich gleich an die Ausarbeitung der Idee machen, um sicherzugehen, dass sie auch funktioniert.

Sprotte

Ich bin die Leiter hochgekommen! Mein Held tat mir allerdings leid.
Es gibt zwei Wege, mit Handschellen Leiter zu klettern:
A) mühsam am Seitenholm hochhangeln, was herrlich wunde Handgelenke macht.
B) der Schwerkraft die Zunge raussstrecken, beten und mit beiden Händen nach der nächsten Sprosse grabschen.
;D

Klecks

Hach, Sprotte, das klingt aufregend. Ich würde auch gerne auf solche Weise recherchieren können. Nur leider bin ich zu sehr Couch Potato.  :d'oh:

Gestern Abend bin ich auf eine große Datei gestoßen, in die ich unfassbar viele Infos über das Land getippt habe, in dem ein uralter Roman von mir spielt, bei dem ich aber nie über die ersten zwei Kapitel hinausgekommen bin. Fazit für mich: Wenn es nicht unbedingt nötig ist, bin ich besser dran, wenn ich vor dem Schreiben weniger recherchiere, sondern danach Infos einschiebe. Sonst erreiche ich schnell den Sättigungspunkt. Allerdings wäre ich bei meinem Zweitling ohne die zwei fetten Sachbücher über das Land, in dem er spielt, ebenso wenig über das zweite Kapitel hinausgekommen. Schon lustig, wie es bei jedem Roman - und bei jedem Schriftsteller - ein bisschen anders zu sein scheint.  ;D

Coppelia

#15595
Irgendwie bin ich im Augenblick an einer Stelle, wo ich das Gefühl habe, noch mal bei Null anfangen zu müssen. Jedenfalls, was alle Ideen für zukünftige Romane betrifft. All meine Ideen scheinen mir nichts zu taugen, kein Plot taugt wirklich etwas, und ich bin offenbar viel zu sehr in meine Figuren verliebt, um eine gescheite Handlung auf die Beine zu stellen.
Ich habe das Gefühl, in mich gehen zu müssen, um herauszufinden, worüber ich wirklich schreiben will, und es dann durchzuziehen.
Aber irgendwie weiß ich seltsamerweise nicht, was mich interessiert. Im Augenblick interessiert mich Cicero wieder ohne Ende, aber aus Fanverhalten wird noch kein Roman. Und einen Roman mit Spuk in einem alten Haus, was ich auch noch immer faszinierend finde, kann ich nicht schon wieder schreiben, das hab ich ja letztens erst.
Menno. *nerv*

Leider werde ich wohl noch 1 - 2 Monate mit Überarbeiten beschäftigt sein, aber trotzdem ... ich will einfach mal wieder ne neue Geschichte "haben"!

Nirahil

Käme es für dich infrage, mit jemandem zusammen zu arbeiten, Coppi? Ohne Cairiel wäre ich nie auf die Idee gekommen, Dark Fantasy zu schreiben, und es macht sehr viel Spaß. Oder manchmal helfen auch Gespräche mit anderen Leuten, um herauszufinden, was einen gerade wirklich reizt. Oder aber, noch ein Gedanke: ich habe mit einer Illustratorin Zeitweise ein interessantes Spiel gespielt. Wir haben uns im Gespräch auf ein Thema geeinigt, ich habe die Geschichte geschrieben, sie hat ein Bild beigesteuert. Leider haben wir das bisher nicht direkt unabhängig voneinander geschafft - das eine Mal war die Geschichte zuerst da und sie hat sich davon inspirieren lassen, das andere Mal war das Bild zuerst da und ich habe mich inspirieren lassen. ;D Aber es war eine sehr interessante Erfahrung und hat mir wenigstens etwas vom Schreiben gegeben, weil ich zu der Zeit extrem unproduktiv war. Manchmal ist sowas auch ein Anstoß für etwas Größeres - entweder eine Ausweitung der einfachen, kleinen Geschichte, oder der Funke, der eine ganz andere, große Geschichte nach sich zieht.
Ich tanze wie ein Kind im Nebel,
zufrieden, weil ohne Ziel.
Callejon - Kind im Nebel

Tinnue

ZitatIrgendwie bin ich im Augenblick an einer Stelle, wo ich das Gefühl habe, noch mal bei Null anfangen zu müssen. Jedenfalls, was alle Ideen für zukünftige Romane betrifft. All meine Ideen scheinen mir nichts zu taugen, kein Plot taugt wirklich etwas, und ich bin offenbar viel zu sehr in meine Figuren verliebt, um eine gescheite Handlung auf die Beine zu stellen.
Ich habe das Gefühl, in mich gehen zu müssen, um herauszufinden, worüber ich wirklich schreiben will, und es dann durchzuziehen.

Coppi, vielleicht brauchst du auch einfach etwas Abstand bzw. etwas "auszeit" vom Alltag? Ich habe das manchmal, wenn wirklich zu viel auf zu viel folgt, dass mein KOpf nicht mehr mitkommt. Ich mache zwar Pausen, auch bewusste, aber kann mich im Kopf nicht richtig entspannen. Es wird nicht richtig ruhig, nicht so ruhig, dass ich mit Abstand aus einer anderen Perspektive auf meine Ideen schauen kann.


@Rhiannon:
Entschuldige, dann habe ich wohl, was die Pferdesache (Stark vornüber gebeugt im Galopp reiten ist Schwachsinn) mich genau falsch erinnert. Gut, dass du nochmal Licht ins Dunkel gebracht hast. Das ist mir jetzt eht peinlich.  :versteck: Ich meine zwar, ich hätte das auch mal gelesen, dass das in Filmen mehr der Dramatik dient, aber ich will nicht drauf schwören.

Coppelia

#15598
@ Nirahil
Generell ja, ich habe ja auch schon was mit Coautor geschrieben. Aber es müsste auch etwas sein, was mich wirklich sehr reizt.
Dein Spiel mit der Illustratorin klingt toll. :)
Irgendwie bin ich zurzeit erschreckend auf die Realität fixiert und interessiere mich für Kritik an gesellschaftlichen Normen und für Politik. Trotzdem mag ich keine realistischen Romane, und schon gar nicht will ich welche schreiben. ;)

@ Tinnue
Ich glaube, du hast es erfasst, ich bräuchte Auszeit vom Alltag. Seit Wochen bin ich nämlich nur am Rotieren und habe kaum Freizeit (bzw. muss in meiner Freizeit Dinge erledigen, sodass keine Zeit für meine Geschichten bleibt). Das ist wahrscheinlich der Grund, warum es zurzeit nicht gut läuft damit. Meine letzte Romanidee hatte ich in den Semesterferien vor einem Jahr, und da hatte ich Urlaub genommen. Das habe ich dieses Jahr blöderweise versäumt.
Na ja, zum Glück geh ich gleich zum Yoga, das entspannt. Und dann ist erstmal Ostern, immerhin.
Wenn es wieder ruhiger wird, hoffe ich, dass sich die Probleme von selbst lösen. Ich weiß eigentlich gar nicht, warum ich eine Romanidee will, denn wenn ich eine hätte, könnte ich doch aus Zeitmangel nicht schreiben. Wahrscheinlich fehlt mir einfach das schöne Gefühl, sich in die Romanwelt "zurückziehen" zu können, und sei es auch nur gedanklich, während man anderes erledigt.

Heute früh spukten mir wieder meine Magierschüler im Kopf herum, und eine eventuelle weibliche Figur hat mir ihren eventuellen Namen verraten, aber es fühlt sich wirklich so an, als wäre ich nicht ruhig genug, mich wirklich auf eine Idee einzulassen.

Rhiannon

@Tinnue: Das muss dir doch nicht peinlich sein, Halbwissen und Erinnerungen, die nicht mehr ganz taufrisch sind, tragen wir alle mit uns rum. Ich habe nur geschrien, weil ich da zufällig mit mehr als Halbwissen glänzen kann. Was allerdings mit dem Effekt die Wahrheit ist, ist, dass das Vorlehnen in den Filmen häufig übertrieben wird und die Figuren den Pferden auch auf offener Strecke quasi auf dem Hals liegen. Vielleicht kam die Assoziation Vorlehnen im Galopp = Blödsinn auch einfach daher.

@Coppi: Ich weiß nicht, wie voll deine Tage sind, aber selbst in den vollsten Tagen gibt es normal fünf bis zehn Minuten, in denen man sich mal bewusst hinsetzen und einfach nur seinen Gedanken nachhängen kann. Vielleicht könnte das die Muse mal wieder herlocken. Oder du versuchst einfach mal einen Anfang für eine Kurzgeschichte zu einem hübschen Bild zu schreiben und schaust, ob der Kopf dann zu rattern anfängt, oder aber du spielst mit Titelgeneratoren herum und fragst dich, wie eine GEschichte dazu aussehen könnte. Das kann Stuß sein, aber wenn es dich kreativ macht, ist alles erlaubt. Übrigens muss ich mich bei dir noch für das tollte Plotbunny bedanken, das du mir heute morgen in den Schoß geworfen hast mit deinem Post im Sport-Thread!