• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

Begonnen von gbwolf, 07. April 2008, 09:22:21

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 7 Gäste betrachten dieses Thema.

Tinnue

Ohgott, geht's mir ... gerade "darf" sich meine prota in knapper Klamotte vor irgendwelchen Gaffern räkeln, um ihre kleine "Schwester" vor dem Zorn der Schankbesitzerin zu schützen. Dann darf der äußerst attraktive Tarjan sie aus dem Wasser retten und zu guter letzt kann sie gerade noch den Ertränkungsversuch des jüngeren Mädchens vereiteln. Ich glaub, ich schreib bis morgen durch und mach kein Auge mehr zu.  :gähn:

Christopher

Tu das! Gogogo! Es lohnt sich! Das sind die Szenen, wo man sich hinterher freut, dass man es geschafft hat!  :jau:

Ich musste mich heute auch schon wieder durch eine recht schnulzige Szene kämpfen und wunder mich immer wieder. Obwohl es nie so geplant war, zofft sie sich ständig mit ihrem Liebsten. Aber kein böser Streit. Nur so... prickelnd ;D
Be brave, dont tryhard.

Coppelia

@ Malinche, Tinnue und Siara
Danke für eure Tipps. Das war ja lieb. :vibes: An einiges davon hatte ich auch schon gedacht, das andere werde ich mir noch mal durch den Kopf gehen lassen.
Vielleicht ist mein Fehler auch, dass ich mir unbedingt eine Geschichte mit Lukial ausdenken will und mir damit selbst im Weg stehe. Ich könnte vielleicht einfacher eine Geschichte erfinden, die meinen eigenen Wünschen entspricht, wenn ich mir einfach eine neue Geschichte mitsamt einer neuen Figur ausdenken würde.

Sternsaphir

Zitat von: Tinnue am 13. April 2014, 17:38:13
Ohgott, geht's mir ... gerade "darf" sich meine prota in knapper Klamotte vor irgendwelchen Gaffern räkeln, um ihre kleine "Schwester" vor dem Zorn der Schankbesitzerin zu schützen. Dann darf der äußerst attraktive Tarjan sie aus dem Wasser retten und zu guter letzt kann sie gerade noch den Ertränkungsversuch des jüngeren Mädchens vereiteln. Ich glaub, ich schreib bis morgen durch und mach kein Auge mehr zu.  :gähn:

Klingt sehr vielversprechend. *neugierig werd*

Issun

Was mich mal interessieren würde: Wie weit geht ihr eigentlich bei Selbstversuchen, um eure Figuren besser zu verstehen und realistischer zu schreiben? Ich persönlich mache nämlich um viele Dinge, die häufig in meinen Geschichten vorkommen, einen großen Bogen, anderes probiere ich flüchtig aus, zum Beispiel war ich mal in einem Kurs für Pistolenschießen (allerdings nur Luftpistole), war reiten und habe eine Zigarette geraucht, obwohl ich überzeugter Nichtraucher bin. Jetzt habe ich einen Protagonisten, der gerne schnitzt, habe davon aber keine Ahnung und fühle mich auch nicht wirklich zum Schnitzen berufen. Probiert ihr alles, was nicht gefährlich oder zu unangenehm ist und sich leicht erproben lässt, mal aus, bevor ihr darüber schreibt? Oder recherchiert ihr gründlich und hofft, dass das Ergebnis an die wirkliche Erfahrung heranreicht? Findet ihr es außerdem nötig, euch in alle Themen zu vertiefen, die eure Figuren interessieren? Wenn ihr z.B. einen Kunstsammler als Charakter habt, beschäftigt ihr euch eingehend mit Kunst, oder stellt ihr seine Leidenschaft dar ohne näher auf das Sachwissen einzugehen? Einer meiner Charaktere liebt das Rechtswesen, und obwohl mich das auch interessiert, konnte ich mich bisher nicht durchringen, mir mehr als oberflächlich Gedanken über das Rechtssystem in dem von mir ausgedachten Reich zu machen.  ::)

Malinche

Meine aktuelle Protagonistin stellte sich bei mir als Fotografiestudentin vor, was mich dezent schockte, weil ich von Fotografie so gut wie keine Ahnung habe. Entsprechend habe ich einiges an Recherche in das Projekt gesteckt, aber aus Zeitgründen nicht so viel, wie ich noch könnte - ich hatte echt überlegt, einen Fotokurs an der VHS oder so mitzumachen, um auch selbst mal in der Dunkelkammer zu stehen.
Vom Expertentum bin ich noch immer weit entfernt, aber Konsequenz des Romans ist bei mir mittlerweile, dass ich an meiner Digitalkamera plötzlich fröhlich mit den Einstellungen für Belichtungszeit und Blenden im manuellen Modus herumspiele, anstatt wie bisher faul die ganzen Voreinstellungen zu nutzen. Ich habe die Kamera seit fünf oder sechs Jahren und noch nie so viele neue Einstellungen daran entdeckt wie in den letzten Wochen. ;D

Also, wenn es entsprechend wichtig für die Handlung ist, bin ich auch nicht abgeneigt, die Dinge selbst mal auszuprobieren. (Ich glaube, irgendwo hatten wir auch einen entsprechenden Thread dazu.) Wo es nicht geht, versuche ich mir mit Erfahrungsberichten und "Experten" auszuhelfen. Aber mir ist es dann schon wichtig, dass jemand, der tatsächlich gern fotografiert/schnitzt/Aquarellmalerei betreibt etc., sich in den Gedanken und Erfahrungen der Figuren einigermaßen wiederfindet oder zumindest nicht sagt: "Das ist ja absoluter Schwachsinn, was sie da mit ihrer Kamera anstellt!"
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Christopher

Wenn ich über etwas schreibe, recherchiere ich auch schon dafür. Zuletzt ging es um Bau, Funktionsweise, Aussehen und Klang von Panflöten. Im digitalen Zeitalter ist das glücklicherweise recht einfach. Wikipedia, diverse andere Quellen, YouTube usw. vermitteln schon einen guten Eindruck von diversen Dingen. Da verbringe ich dann auch mal ne Stunde oder mehr, um über einen so "simplen" Gegenstand, der lediglich schmückendes Beiwerk ist zu recherchieren.

Wie weit ich gehen würde? Schwierig zu sagen. Hängt davon ab, wie direkt meine Protas involviert sind. Dinge die sie lediglich beobachten, muss ich gar nicht so genau kennen oder verstehen. Es hilft mir sogar, wenn ich es nicht tue. Dann schau ich mir sowas selber an und beschreibe es aus meiner Sicht, das dürfte recht authentisch werden ;D

Bisher habe ich meine Protas aber auch recht wenige Dinge tun lassen, von denen ich wirklich gar keine Ahnung habe  :hmmm:
Be brave, dont tryhard.

Tinnue

Also es kommt, wie du sagst, natürlich darauf an, was es ist. Alles probiere ich nicht aus, will ich auch gar nicht. Ich denke, da setzt sich jeder selbst seine Grenze, wie weit er mit Selbsterfahrung gehen möchte.
Zum Beispiel habe ich früher sehr wohl geraucht, einige Jahre lang, und ich bin verdammt froh, dass ich mir das nicht mehr antue. Dadurch habe ich natürlich meine Erfahrungen da. Sollten die jetzt aber zum Zweck der Recherche schwammig sein, würde ich dafür bestimmt nicht wieder zum Glimmstängel greifen. Nicht aus Angst, aber ich wollte ich es nicht.

Andere Dinge hingegen probiere ich hin und wieder aus. Wir haben zum Beispiel mit einem Bogen im Garten geschossen, ich habe Waffen ausgestestet (Rückstoß etc.), habe mir die Augen verbinden lassen, um zu schauen, wie sich das anfühlt. Auch eine Schlagkombi habe ich mal mit jemandem ausgetestet, weil die so angeblich nicht funktionierte. Ich wollte aber das warum dafür in der Bewegung selbst erfahren.

Das sind Dinge, da geht das durchaus. Andere Erfahrungen bringt man mit, wieder für andere reicht es auch "nur" zu recherchieren. Vielleicht hat man hier und da auch einen Ansprechpartner, der gut auf dem Gebiet ist und die eigenen Informationen sinnvoll ergänzen kann.

HauntingWitch

Erst einmal: Schnitzen ist für mein Empfinden nicht so schwer nachzuvollziehen. Zumindest hier in der Schweiz hat jedes Kind schon einmal mit einem Taschenmesser an einem Stück Holz herumgedoktert. Natürlich ist das bei weitem nicht so komplex wie wenn man das richtig als Hobby macht, aber für ein ungefähres Gefühl... Und dann würde ich mit Recherche ergänzen.

Bei mir ist das unterschiedlich, aber ich denke, ich bin überwiegend der Recherche/Nachfrage-Typ. Einer meiner Protagonisten hat z.B. eine Glatze. Ich möchte ja schon wissen, wie sich das etwa anfühlt, um das richtig darstellen zu können. Aber bitte nicht am eigenen Leib. ;D Da rede ich lieber mit Leuten, die sich damit auskennen oder lese darüber. Und ja, dann hoffe ich einfach, dass das dann auch wirklich richtig rüberkommt. Auch bei gefährlichen Dingen oder Dingen, die viel Fachwissen erfordern, habe ich es nicht so mit ausprobieren. Was ich aber oft mache, sind so bestimmte Körperhaltungen oder Szenen quasi nachstellen, notfalls inklusive Möbel verschieben und so. Einfach, um ein besseres Gefühl dafür zu bekommen. Ich bin z.B. auch sehr schlecht in räumlichem Vorstellungsvermögen, da hilft mir das auch.

ZitatAber mir ist es dann schon wichtig, dass jemand, der tatsächlich gern fotografiert/schnitzt/Aquarellmalerei betreibt etc., sich in den Gedanken und Erfahrungen der Figuren einigermaßen wiederfindet oder zumindest nicht sagt: "Das ist ja absoluter Schwachsinn, was sie da mit ihrer Kamera anstellt!"

Davor habe ich auch immer Bammel, ich hatte da mal ein Erlebnis in einer autorenbegleiteten Leserunde, ich war Leserin. In dem Buch gab es eine Szene, in der die Agentin einer Sonderkommission eine unbekannte Substanz mit der Zunge testet, um herauszufinden, was es ist. In dieser Leserunde gab es auch eine Biochemikerin, die uns dann sehr genau erklärte, warum das Quatsch ist (ich glaube, irgendetwas wegen der Gefahr, falls es tatsächlich ein Gift wäre oder so). Die Autorin hatte also nicht gründlich genug recherchiert und das fiel dann auf. Wir fanden es nicht so schlimm, weil das Buch ansonsten super war. Aber trotzdem: Sollte mein Roman veröffentlicht werden und ich den einzigen Glatzenträger, der das liest, in einer solchen Leserunde haben, hoffe ich schon, dass er mir keine Standpauke hält.  ;D

Tinnue

ZitatDavor habe ich auch immer Bammel, ich hatte da mal ein Erlebnis in einer autorenbegleiteten Leserunde, ich war Leserin. In dem Buch gab es eine Szene, in der die Agentin einer Sonderkommission eine unbekannte Substanz mit der Zunge testet, um herauszufinden, was es ist. In dieser Leserunde gab es auch eine Biochemikerin, die uns dann sehr genau erklärte, warum das Quatsch ist (ich glaube, irgendetwas wegen der Gefahr, falls es tatsächlich ein Gift wäre oder so). Die Autorin hatte also nicht gründlich genug recherchiert und das fiel dann auf. Wir fanden es nicht so schlimm, weil das Buch ansonsten super war. Aber trotzdem: Sollte mein Roman veröffentlicht werden und ich den einzigen Glatzenträger, der das liest, in einer solchen Leserunde haben, hoffe ich schon, dass er mir keine Standpauke hält.  ;D

Deswegen sollten wir immer versuchen, so genau wie nur irgend möglich zu recherchieren. Natürlich kann es trotz alldem passieren, dass irgendwo ein Fehler unterläuft - irren ist menschlich - dann nehmen wir den und lernen daraus. (Was anderes bleibt ja nicht groß übrig). Angst habe ich davor natürlich auch und hoffe daher, dass ich mich bei der Recherche gut anstelle. Da gibt es aber auch ganz grobe Patzer, die sich, wie ich denke, vermeiden lassen, wenn man sich ein wenig in die Materie eindenkt. Eine Freundin von mir ist seit Jahren begeisterte Reiterin. Die bekommt regelmäßig einen Lachkrampf, wenn sie in Fantasyromanen liest, wie seltsam die ihre Pferde anbinden oder wie sie überhaupt mit den Tieren umgehen.  ;D

Christopher

Das hab ich nun schon öfter gehört und es macht mich neugierig: Wie seltsam kann man sein Pferd denn anbinden?  :hmmm:

Ich kenn es so, dass ein Stück Seil am Halfter reicht, das wirft man einmal über einen Ast/Pflock/Balken, noch einmal so, dass es sich kreuzt und damit selber gegen Zug sichert und fertig. Was kann man denn da kompliziertes draus machen  ???
Be brave, dont tryhard.

Leann

Es gibt da eine bestimmte Methode, die auch sinnvoll ist, um den Strick im Notfall mit einem Zug lösen zu können.

Ich recherchiere unheimlich gerne. Das ist im Internetzeitalter ja auch ziemlich einfach geworden, obwohl man natürlich kritisch hinterfragen muss, was von den Informationen stimmt. Meistens kommen mir ganz neue Ideen während der Recherche, ist also auch eine gute Inspirationsquelle.
Aber ich probiere auch gerne selbst was aus. Außerdem sehe ich mir gerne auf Reisen Sachen an, die ich später in Romanen verwenden möchte.

Christopher

Oh ja, auf Reisen is auch immer fein! Letztens seit langem mal wieder Zug gefahren (ich hasse die Bahn, nicht Zugfahren, sondern die Bahn  ::) ) und die Landschaft vorbei rauschen zu sehen, hat mir soooviel Antrieb gegeben... Wenn ich am Rechner sitze, fällt es mir einfach viel schwerer, die Stimmung einer Landschaft oder eines Ortes einzufangen...
Be brave, dont tryhard.

Klecks

Aus den Gründen, die HauntingWitch erwähnt hat, bin ich bei meinen Recherchen immer sehr gründlich. Es kann schon vorkommen, dass ich an einer Idee genau deshalb nicht zu arbeiten anfange, weil ich weiß, dass ich extrem ausführlich recherchieren müsste und ich dafür dann eigentlich keine Zeit habe.  :d'oh:


Rhiannon

Das mit dem Ausprobieren kommt bei mir sehr darauf an, wie sehr mich das interessiert, was mein Charakter da tut und ob er es selbst macht, oder nur zusieht. Beim Zusehen begnüge ich mich in der Regel auch mit dem Zusehen. Es gibt auf youtube ja zu fast allem Filme. Interessiert mich das, was mein Charakter tut und ist das nicht allzu gefährlich oder teuer probiere ich es schon gerne mal aus.
Ich huldige nicht der Auffassung, dass ein Autor nur über das schreiben darf, was er selbst schon erlebt und gesehen hat, aber es ärgert mich, wenn in Büchern Szenen drin sind, die ein minimaler Aufwand als unmöglich bestätigt hätte, wenn es zum Beispiel um Körperhaltungen oder Kämpfe mit Waffen geht, bei denen alleine das Anschauen der Waffen ausreichen würde, um zu zeigen, dass der Kampf so nicht funktioniert.
Und was mich ärgert, will ich natürlich selber nicht so machen.