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Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

Begonnen von gbwolf, 07. April 2008, 09:22:21

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Siara

@Mondfräulein : Gnihihi, das kenne ich. Und manchmal bin ich schockiert, dass es gar nicht so viel Zeit braucht, um einfach alles wieder zu vergessen. Ich hab Plots rumliegen, die vielleicht fünf Jahre alt sind und von denen ich höchstens noch die Grundidee im Kopf habe. Ist denn bei dir zumindest ein bisschen was dabei, was sich anderswo verwerten lässt? Ab und zu findet man ja doch mal ein Körnchen Gold unter einer Menge Staub. Oder zumindest etwas, das einen kurzfristig unterhält. ;D

Am liebsten habe ich es aber, ein altes Plotdokument zu öffnen und festzustellen, dass es viel kürzer ist als erwartet - manches hatte ich im Kopf schon viel weiter geplant und mir auch ganz fest vorgenommen, es bestimmt bald aufzuschreiben. Dazu ist es dann leider nie gekommen. Mein persönlicher Glanzmoment war, als ich das zu einem meiner Romane geplante Sequel mal wieder anschauen wollte. Ich weiß, dass ich eine ganze Menge Ideen hatte, denn es gab sogar schon eine Playlist. Im Dokument stand dann aber nur: "Evtl: Sequel über Adax schreiben." Mein Langzeitgedächtnis überschätzt sich sehr gerne selbst.
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.

Mondfräulein

Bisher habe ich nichts gefunden, was wirklich in dieses Projekt passt. Mein Ziel ist aber gerade auch, mich mit diesem Projekt nicht zu stressen. Ich will es 1. zu Ende schreiben und 2. Spaß daran haben, wenn es am Ende nur ein ziemlich schlechtes Manuskript wird, dann habe ich immerhin trotzdem etwas gelernt, bin hoffentlich wieder drin im Schreiben und kann daraus später immer noch eine Romanperle machen, deshalb ist das nicht so dramatisch. Besser als einige der alten Plots ist es allemal, zumindest das habe ich festgestellt. Obwohl ich vielleicht wirklich anfangen sollte, meine Ideen besser zu dokumentieren, dann freue ich mich in ein paar Jahren vielleicht, dass ich etwas Nützliches finde.

Mein Highlight war übrigens ein Order für ein Projekt der nur "Fantasy" hieß und darin ein einziges Bild. Von einer Landschaft. Das hat mich wohl mal inspiriert, aber ich weiß beim besten Willen nicht mehr wozu.

Robin

 ;D Dieser November hatte es in sich. Und ich bin happy.  :vibes:  60k Nano, 92k Übersetzung. Ich habe ohne es wirklich zu registrieren einen Dreifach-NaNo geschafft. So muss das.
~Work in Progress~

Mondfräulein

Oh, wow! Da kannst du aber wirklich stolz auf dich sein! :prost:

Siara

@Robin : Whoa. Das nenne ich mal eine Leistung. :o Glückwunsch, das ist wirklich ein Grund zum Stolzsein.

Ich mache gerade die interessante Erfahrung, den eigenen Text von außen zu betrachten. Normalerweise habe ich bei Projekten relativ kurz nach dem Schreiben mit der Überarbeitung begonnen. Nun überarbeite ich aber gerade ein Projekt, das ich sechs Jahre lang nicht angerührt habe. Die Geschichte selbst kenne ich zwar noch vollständig, aber der Text an sich fühlt sich einfach ... nicht wirklich nach einem Text von mir an. Es ist so lange her, dass es mir vorkommt wie der Text eines anderen. Ich finde das gerade mega spannend. ;D Kennt die Erfahrung jemand?
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Federstreich

Zitat von: Siara am 30. November 2020, 15:32:20
Es ist so lange her, dass es mir vorkommt wie der Text eines anderen. Ich finde das gerade mega spannend. ;D Kennt die Erfahrung jemand?
Das dürfte jeder kennen, der nicht über ein fotografisches Gedächtnis verfügt. Ich kenne es auf jeden Fall und irgendwie ist dieses Gefühl beruhigend. Ich kann an Texten, die ich ein paar Monate nicht angefasst habe, erkennen, wie ich mich in der Zwischenzeit entwickelt habe. Das ist meistens sehr schön.

Siara

Zitat von: Earu am 30. November 2020, 17:01:20
Das dürfte jeder kennen, der nicht über ein fotografisches Gedächtnis verfügt. Ich kenne es auf jeden Fall und irgendwie ist dieses Gefühl beruhigend. Ich kann an Texten, die ich ein paar Monate nicht angefasst habe, erkennen, wie ich mich in der Zwischenzeit entwickelt habe. Das ist meistens sehr schön.
Also mir ist das zum ersten Mal passiert. Dass man über ein paar Formulierungen stolpert, an die man sich nicht mehr erinnert, kommt natürlich vor. Aber so eine völlige Entfremdung hatte ich tatsächlich noch nie. Aber wie gesagt, normalerweise ruhen meine Texte auch nicht so lange.
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Mondfräulein

Ich habe gemerkt, dass ich zu vielen alten Projekte eine große Distanz spüre. Es gab eine Phase in der ich viele Projekte geplottet habe, die mir jetzt gar nicht mehr zusagen und die ich so nie schreiben würde. Einige viel ältere Ideen und Figuren mag ich aber noch sehr gerne. Nicht das ganze Projekt, aber einzelne Ideen davon und einzelne Figuren. Ich glaube da merke ich sehr, wieviel Zeit ich mit den einzelnen Projekten jeweils verbracht habe. Meine Herangehensweise ist jetzt auch eine andere. Ich lasse mir mehr Zeit, die Ideen reifen zu lassen und setze mich selbst nicht so sehr unter Druck. Ich spüre manchmal noch die Frustration, wenn alles nicht zusammen passen will, aber meistens kommt dann ein oder zwei Tage später eine sehr gute Idee ganz von alleine. Früher hätte ich mich in dieser Zeit gezwungen, das Problem irgendwie zu lösen, anstatt es einfach mal ein wenig reifen zu lassen.

Federstreich

Bei Romanen lasse ich mir gerne ein halbes Jahr Zeit, ehe ich an sie gehe, eher deutlich länger. Dadurch habe ich in der Zwischenzeit so viele andere Geschichten gelesen, einige Kurzgeschichten und/oder ein bis zwei Romane geschrieben, dass ich mich beim besten Willen nicht mehr an die Details erinnern kann. An manches erinnere ich mich beim Lesen wieder, aber es ist doch eine fremde Geschichte. Das ist der Effekt, wegen dem jedem Autoren geraten wird, seine Texte vorm Überarbeiten ruhen zu lassen. Nur dann können wir uns wirklich auf den Text konzentrieren, statt in unserer Genialität zu schwelgen. :D

Amaryn

Hallo allerseits; wie die Kollegen*Innen aus dem virtuellen Großraumbüro wissen, schreibe ich derzeit an einem Drehbuch für einen abendfüllenden Spielfilm. Nun möchte ich gern Drehbuchförderung beantragen - und stelle fest, dass man als "Quereinsteiger" eigentlich keinerlei Chancen auf so eine Förderung hat. Entweder man muss schon einen Produzenten an der Hand haben, der eidesstattlich versichert, dass er an diesem Filmprojekt ernsthaft interessiert ist, oder man muss bereits verfilmte Drehbücher vorweisen (keine Kurzfilme!) oder einen Roman veröffentlicht haben. Am schönsten fand ich einen Passus in der Filmförderung der Bundesregierung, in der es hieß, dass man aber auch "neuen" Talenten eine Chance geben möchte (die noch keinen Roman veröffentlicht und noch kein verfilmtes Lang-Drehbuch vorweisen können) - es reicht beispielsweise vollkommen, wenn man einen Oscar in der Kategorie "Kurzfilm" gewonnen hat. Ist das nicht ermutigend und entgegenkommend?  ::)

So - worauf ich eigentlich hinaus möchte: Kennt jemand von euch ein Forum - vielleicht so ähnlich wie den Tintenzirkel - in dem es speziell um die Belange (welche Fördermöglichkeiten gibt es? Welche Produktionsfirmen interessieren sich für welche Filmstoffe, etc.) von Drehbuchautor(inn)en geht?
"Der Weltraum ist dunkel, Genossen." (Juri Gagarin)

Maubel

@Amaryn oh ja, Drehbuch ist richtig schwer, da muss man in der Szene schon irgendwie drin stecken. Ich kenne kein Forum dafür, aber frag mal Chris Schollerer, die ist auch bei PAN und kennt sich ziemlich gut aus, hatte erst letztes Jahr um so ein Stipendium gekämpft und ich meine auch bekommen.

Mindi

@Amaryn

Vielleicht kennt @Magineer sich damit aus? Dass er vielleicht eine Seite empfehlen kann. Soweit ich mich erinnere, ist er in der Richtung beruflich unterwegs.
"When we are asleep in this world, we are awake in another." - Salvador Dalí

Lana

Hallo in die Runde.
Zum Thema: "Ruhenlassen der Geschichten" kann ich auch etwas beisteuern.
Zunächst habe ich tausend Sachen angefangen und nie beendet. Dann folgten Jahre voller Plots und Überwerfungen. Andere Texte habe ich fertig geschrieben und waren grottenschlecht. Beim wiederlesen verlor ich schnell die Lust.
Da ich mich aber immer weiter in die Texte verrant habe und nie zum Schluss gekommen bin, habe ich mich dieses Jahr selbst gefordert. 12 Rohfassungen in 12 Monaten schreiben, die ich dann 2021 dann überarbeiten und raus bringen kann.
Tatsächlich würde ich gerne sagen, dass ich es geschafft habe, aber NOPE... Hat nicht geklappt. In Monat 8/9 habe ich abgebrochen, da sich für mich und meine Texte etwas Neues ergeben hat.
Ich habe einen Text veröffentlicht und andere weitere geschrieben. Durch das erste Halbjahr habe ich gelernt, wie man mit Texten zum Ende kommt und das man nichts perfektes auf Anhieb hinbekommt. Und das ist okay so.
Jetzt habe ich all meine (mittlerweile 37) Rohfassungen und Grundplots katalogisiert und nach ihrem Stand sortiert. Damit habe ich eine Todo Liste angefertigt und arbeite mich nun durch.
Jeder meiner Geschichten die schon fertig geschrieben sind, überarbeite ich nach und nach in den nächsten Jahren und gebe sie an die Testleser. Alle geplotteten Werke werden durchgesehen und geschrieben. Dann kommen sie wieder zur Seite. Das ganze abwechselnd. Plus Lektorat, plus Veröffentlichung von drei Büchern im nächsten Jahr, habe ich mir einiges vorgenommen.

Es ist ein großer Unterschied, Texte gleich zu überarbeiten oder sie eine Weile ruhen zu lassen. Man ist nicht mehr so persönlich und selbstkritisch. Es ist NUR noch ein Text, den man sich ansieht und das Beste heraus holen möchte. Das ist wichtig.
LG Lana

Siara

@Lana : Wow, das nenne ich mal eine Leistung. Du hast dieses Jahr acht komplette Rohversionen zu Papier gebracht? Glückwunsch dazu! Das ist echt Wahnsinn.

Zitat von: Lana am 11. Dezember 2020, 12:27:53
Es ist ein großer Unterschied, Texte gleich zu überarbeiten oder sie eine Weile ruhen zu lassen. Man ist nicht mehr so persönlich und selbstkritisch. Es ist NUR noch ein Text, den man sich ansieht und das Beste heraus holen möchte. Das ist wichtig.
LG Lana
Da hast du völlig recht. Wenn man sie lange genug liegen lässt und sie dann schlecht findet, kann man sich einbilden, es inzwischen ja viel besser zu können - und wenn man in der Zwischenzeit mehr geschrieben hat, stimmt das in den meisten Fällen wohl sogar. ;D

Spannend finde ich, wenn Texte so lange ungelesen herumlagen, dass man sich in der Zwischenzeit auch als Mensch weiterentwickelt. Vor sechseinhalb Jahren, als ich den Roman geschrieben habe, den ich gerade überarbeite, war ich mit meinem Leben einfach an einem komplett anderen Punkt, physisch wie psychisch. Es ist sehr interessant, noch mal ein Echo der eigenen Vergangenheit zwischen den Zeilen herauszuhören.
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Lana

Oh ja, Siara, da hast du vollkommen Recht.
Die Naivität, die ich zwischen den Zeilen meiner alten Geschichten sehe ist zum Totlachen. Aber in dieser Phase meines Lebens wusste ich es nicht besser und habe mein Bestes getan.
Wer weiß, wie man in zehn Jahren auf seine gegenwärtigen Texte herab sieht. hihi