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Schreib-Bar, der Quasselthread für Tippjunkies

Begonnen von gbwolf, 07. April 2008, 09:22:21

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Rosentinte

@Söfchen: Kannst du denn die Länge ungefähr abschätzen? Sobald du über 30 Normseiten bist, musst du ja nur ein Exposé und eine Leseprobe der ersten 10-15 Seiten einreichen. Da bliebe ja noch etwas Zeit zum Schreiben :innocent:
El alma que anda en amor ni cansa ni se cansa.
Eine Seele, in der die Liebe wohnt, ermüdet nie und nimmer. (Übersetzung aus Taizé)

Alana

#12076
@Söfchen: Los, schreib, ich warte schon auf die KG!  ;D Du schaffst das schon.  :knuddel:

Ich stecke gerade etwas in der Krise mit einem meiner Projekte. Ich liebe das Projekt, aber es ist sehr umfangreich, ich habe es bereits einmal fast vollständig neu geschrieben, habe geplottet wie eine Wahnsinnige und gedacht, dass es jetzt stimmig ist. Nun habe ich nach fast einem halben Jahr nochmal drüber gelesen und festgestellt: Ich liebe es immer noch. ABER. Aber ich habe auch bemerkt, dass einige Szenen, nun mit Abstand betrachtet, völlig anders wirken, als sie mir beim Schreiben vorkamen. Ich glaube, ich habe einfach nicht richtig zu Papier gebracht, was bei mir im Kopf super funktioniert hat. Außerdem habe ich damals geschrieben, was mir selbst gut gefallen hat. Ohne Rücksicht auf Verluste, ohne Rücksicht auf die Wirkung auf etwaige Leser und irgendwelche Rollenvorbilder. Dabei habe ich jede Menge Klischees mitgenommen, teilweise bewusst, weil es Klischees sind, die mir gefallen, teilweise unbewusst. Ich habe Geschehnisse geplottet, die ich heute völlig anders plotten würde.
Andersrum habe ich ganz am Anfang den Fehler gemacht, ein Setting zu bauen, von dem ich glaubte, dass es marktauglich ist, anstatt eines, das am Besten zur Geschichte passt. Ein Fehler, den ich sicher nicht nochmal machen werde.  ::) Und jetzt stecke ich in der Klemme. Ich liebe das Projekt, aber ich habe Angst, dass es eines dieser Projekte wird, die 5 mal neu geschrieben werden und dann immer noch unrund sind.
Was soll ich also tun? Dazu stehen, was ich geschrieben habe, denn mir gefällt es wie gesagt immer noch, und "einfach nur" versuchen, das Ganze auch auf dem Papier so rüberzubringen, wie es in meinem Kopf ist? Obwohl ich weiß, dass ich Klischees ohne Ende bediene, dass das Ende wahrscheinlich bei einigen Leuten zu einer rituellen Verbrennung des Buches führen würde und dass ich aus diesen Gründen wahrscheinlich selbst nicht wüsste, ob ich überhaupt wollen würde, dass es jemals das Tageslicht sieht?
Oder aufgeben?
Wäre es ein Einzelband, würde ich mir die Fragen nicht stellen. Ich habe so viel Arbeit da rein gesteckt, wäre es ein Einzelband, würde ich es fertig machen. Es wird aber mindestens ein Zweiteiler und allein das Plotten für den zweiten Teil wäre ein großer Aufwand. Der erste Band hat 130K.
Es aber nun für immer in der Schublade liegen zu lassen, es nicht einmal zu Ende zu bringen, täte mir irgendwie weh. Dieses Projekt hat mir mein erstes Writers High beschert. Ich will es nicht aufgeben, auch wenn es wohl vernünftiger wäre.  :-\

Was denkt ihr dazu? Wie geht es euch mit so was? Hattet ihr auch schonmal ein Projekt, bei dem ihr vor einer ähnlichen Entscheidung standet und wie habt ihr euch entschieden?
Alhambrana

Söfchen

#12077
@Rosentinte: Im Moment kann ich das noch nicht wirklich abschätzen, aber ich glaube, es wird doch länger, als ich anfangs gedacht habe. Ich habe jetzt ca. 1,3 k und es ist quasi immer noch "Vorgeplenkel"... Vielleicht sollte ich über 30 Seiten anpeilen und mich echt erstmal nur auf die ersten 10 - 15 Seiten und das Exposé konzentrieren. Ich habe allerdings noch nie ein Exposé geschrieben und habe total Bammel davor, weil ich nichts falsch machen will.

@Alana: Danke dir!  :knuddel:
Zu deinem Problem: Ich persönlich hatte so was noch nicht, da mein größeres Projekt ja erstmal eine Zwangspause hatte. Aber selbst jetzt bei der Kurzgeschichte komme ich immer wieder an Stellen, bei denen ich denke: Schreibe ich es jetzt so, wie es mir gefällt oder besser so, wie es andere lesen wollen?
Generell bin ich ja immer dafür, sich selbst treu zu bleiben, denn nur dann wirkt es echt und befriedigt einen. Aber ich glaube, ich bin dafür, was das Schreiben betrifft, noch zu unerfahren, um das beurteilen zu können.
Es gibt auch so viele Bücher, die Klischees bedienen und trotzdem Erfolg haben. Vielleicht kommt es einfach darauf an, wie man diese Klischees rüberbringt.
Vielleicht darf man seine Projekte auch nicht so oft nochmal lesen oder editieren oder was weiß ich. Man selbst verändert sich ja stetig und wird dadurch immer wieder einen neuen Blickwinkel darauf haben und wahrscheinlich denken: "Was hast du dir damals dabei gedacht?" Das hört man ja auch öfters von anderen Künstler, dass sie nicht mehr nachvollziehen können, was sie damals "fabriziert" haben. Aber zu dem Zeitpunkt war es für sie genau das Richtige und hätte sie sonst eventuell nicht weiter gebracht.

Ich glaube, ich an deiner Stelle würde es so lassen. Sonst fängst du immer wieder von vorne an. Wenn es dir so gefällt, wie es jetzt ist, dann wird es so auch richtig sein.

Alana

Danke dir.  :knuddel:

ZitatGenerell bin ich ja immer dafür, sich selbst treu zu bleiben

Da stimme ich dir absolut zu! Und genau das ist ja ein Teil des Problems. Zwar mag ich es immer noch, ganz für mich, im stillen Kämmerlein, aber ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich dahinter stehen kann, so wie es ist, wenn ich es anderen gebe. Aber nur für mich, nur für die Schublade, ist es einfach zu viel Arbeit. Zeit, die ich viel sinnvoller in andere Projekte stecken könnte. Ich habe mich halt auch weiter entwickelt und lege meine Figuren und deren Interaktion mittlerweile völlig anders an. Aber wenn man danach geht, wenn man immer versuchen würde, seine alten Sachen dem eigenen Entwicklungsprozess anzupassen, dann würde man wohl nie etwas fertig bekommen.
Auf jeden Fall mein Fazit für die Zukunft: Nie etwas liegen lassen, immer nur eine kurze Pause und dann gleich überarbeiten.
Alhambrana

Söfchen

Das Problem sehe ich auch bei meinem Projekt. Ich sitze da ja auch schon ewig dran und inzwischen frage ich mich, was mir damals im Kopf rumspukte. Teilweise kommt es mir fast kindisch vor.
Aber ich liebe die Figuren und ich möchte sie gerne die Geschichte erzählen lassen. Auch wenn es nicht fertig ist, steckt da jetzt schon viel Arbeit drin. Es wäre wirklich zu schade.

Jedenfalls hat es mich das auch gelehrt, dass man es nicht zu lange liegen lassen darf.

Was das mit dem dazu stehen betrifft: Da braucht man wohl einfach einiges an Selbstbewußtsein. Kritiker wird es wohl immer geben. Allen kann man es (leider?) nicht Recht machen.
Aber das sagt sich so leicht. Ich habe damit selbst Probleme. ;)

Kati

Ich habe gerade ein Buch gefunden, dass ich mit siebzehn anscheinend innerhalb von bloß zwei Monaten geschrieben habe. Und es hat 376 Normseiten.  :hmhm?: Mir stellt sich gerade die Frage: Wie? Es ist das Buch, an dem ich geschrieben habe, als ich zum Tintenzirkel gestoßen bin und zufällig auch das Buch, das ich gerade neu schreiben wollte. Denn es ist gut für eine Siebzehnjährige, ich hatte Spaß beim Reinlesen, aber ich glaube nicht, dass es höheren Anforderungen entspricht.

Gleichzeitig bekomme ich Zweifel, ob ich es wirklich jetzt neu schreiben soll. Nicht, dass ich in ein paar Jahren finde, es wäre gut für eine Zwanzigjährige und nochmal von vorne anfange. Irgendwann möchte ich damit auch abschließen. Ich stecke also gerade in einer ziemlichen Misere und habe mir schon überlegt, ob ich mir einen Betaleser suche um das Ding mal von einem Außenstehenden lesen zu lassen. Aber für ein Buch, an dem ich vielleicht gar nicht mehr arbeiten möchte, Leser zu suchen kommt mir doof vor. Und viele Textstellen gefallen mir gut, aber besonders der Anfang ist gewöhnungsbedürftig. Was mach ich denn jetzt?

Sprotte

Meinen "mit 17 geschrieben-Erstling" habe ich mit 42 neu geschrieben und schufte gerade am Exposé. Wenn die Story es Dir wert ist, schreib!

HauntingWitch

@Kati: Ich würde es auf jeden Fall nochmal neu versuchen. Was hast du denn zu verlieren? Nichts. Wenn du also den Enthusiasmus hast und dir die Zeit nehmen willst, kann sich das lohnen. Mein diesjähriger NaNo-Plot entstand aus einer ca. 1-seitigen Szene, die ich ursprünglich einmal mit 14 geschrieben habe, weil ich einen Film verarbeiten musste. Also etwas völlig Unwichtiges und Doofes eigentlich, aber es gab mir diese Idee. Langer Rede kurzer Sinn: Vielleicht kannst du ja etwas ganz Tolles daraus machen.

Kati

Ich habe halt bloß Angst, dass ich in drei Jahren wieder denke: Hm, für 20 hast du damals echt gut geschrieben, aber das Buch ist eigentlich gar nicht gut. Ich finde zwar schon, dass ich heute besser bin als damals, aber trotzdem... Na ja, ich werde mich wohl dranwagen. Und dann zwingt mich bitte, zu überarbeiten und es irgendwo anzubieten, bevor ich mir wieder einrede, ich könnte das noch besser.

Alaun

@Kati: Hm, ich fürchte, vor diesem "Das kann ich besser"- Gedanken sind wir alle nicht gefeit. Und natürlich verändert sich der Stil im Lauf der Zeit und man wird besser (nunja, im besten Fall ... ;)) Wenn dir die Geschichte am Herzen liegt, dann würde ich sie erneut in Angriff nehmen. Vielleicht merkst du ja auch schon im Lauf der ersten Szenen, ob es gerade die richtige Arbeit für dich ist, oder eher nicht?

HauntingWitch

Schreiben und an Agentur oder Verlag abbringen, bevor du das denken kannst?  ;D

Dass man es noch besser könnte, denkt man doch immer. Ich bin jetzt bei der Umschreibung meines Erstlings auch schon wieder so weit, dass ich glaube, dass ich es noch besser machen könnte. Dabei ist das doch schon die dritte Version. Irgendetwas findet man doch immer. Ich glaube, da muss man sich auch einfach mal sagen: So und ich mach das jetzt, was immer es bringen mag. Selbst wenn es sich am Ende nur als gute Übung entpuppt: Es gibt Übung. "Falsch" machen kannst du nichts, es gibt kein Falsch.

Kati

Witch: Na, ich will halt nicht wieder drei Jahre warten, bis es mir wieder nicht mehr gefällt.  ;D

Ihr habt mich überzeugt, ich plotte jetzt nochmal sorgfältig drüber und dann geht es los. Ich überlege bloß immer, ob ich gut genug bin, etwas einzuschicken. Dass man immer besser wird, ist klar, aber irgendwann überschreitet man ja den Punkt, an dem das eigene Geschreibsel anderen auch gefällt.  ;)

Rosentinte

Ich muss mal mit einer Frage dazwischen grätschen. Mir wurde von Alana in einer Leseprobe angemerkt, ob es das Wort "Moskitoschutzmittel" gäbe. Ein bisschen Googelei brachte mir tatsächlich die Erkenntnis, dass das Wort allenfalls in Foren verwendet wird, also nicht unbedingt in der "formalen" Schriftsprache. Offiziell wird entweder von Insektiziden oder Repellentien gesprochen. Aber das Wort ist mir so noch nie begegnet und mich würde es im Lesefluss stören (während es zu meinem überkorrekten Wissenschaftler, dem Protagonisten, passen würde). Würdet ihr also eher das korrekte Wort benutzen oder zugunsten des Lesers auf das inkorrekte zurückgreifen?
El alma que anda en amor ni cansa ni se cansa.
Eine Seele, in der die Liebe wohnt, ermüdet nie und nimmer. (Übersetzung aus Taizé)

Kati

Also, Insektiziden kenne ich schon und ich würde das auch verwenden, wenn dein Charakter so überkorrekt ist. Vielleicht kannst du ja eine Szene einbauen, indem eine andere Figur von Moskitoschutzmittel spricht und er sie berichtigt? Dann weiß auch der Leser gleich Bescheid.

Söfchen

Ich würde das auch verwenden. Mein Mann arbeitet im Gartenzubehör und verkauft auch solche Mittel und ich soweit wie ich das mit bekommen habe, ist das Wort schon geläufig.