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Wörter umschreiben

Begonnen von NatNat, 02. November 2021, 16:56:00

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NatNat

Moin!

Ich wusste ehrlich gesagt nicht, wo ich diese Frage hinschreiben sollte und glaube auch, dass anderen das bestimmt auch helfen könnte - was ich in der Suchleiste suchen sollte, wusste ich auch nicht. Wenn es sowas schon gibt, einfach reinschmeißen und den hier löschen, alles easy ;D

Und zwar gibt es bei mir im Buch derzeit eine Frau, die ihren Namen nicht nennt. Nun habe ich ein Problem mit ihrer Bezeichnung, bzw der sich zwangsläufig wiederholenden Worte. Was außer "Sie" und "Die Frau" oder "Die alte Dame" könnte ich denn noch schreiben? Ich habe das Gefühl, mein Text ertrinkt Passagenweise in diesen Wörtern. ???

Wär euch echt dankbar! Habt einen tollen Tag! :)

Mia Nordstern

Wenn sie wichtig ist, würde ich ihr einen Spitznamen verpassen. Das kann etwas äußerliches sein wie "Die Blondine" oder etwas,  das über ihr Verhalten definiert ist, wie "Die Raucherin" oder wenn im Text Humor vorkommt, (und sie gerne strickt zum Beispiel) "Die Strickliesl".

Zum Thema "mein Text ertrinkt" : ist das wirklich schlimm? Wenn ihr Name bekannt wäre, käme der auch so oft vor? Würde das stören? Ich würde mich eher auf 1-2 Spitznamen festlegen (sodass der Leser auch noch weiß, wer gemeint ist und das falls nötig später abrufen kann) und so oft es geht "sie" schreiben, das ist nämlich ein "unsichtbares Wort".
So we beat on, boats against the current, borne back ceaselessly into the past. (F. Scot Fitzgerald, The Great Gatsby)

NatNat

Zitat von: Mia Nordstern am 02. November 2021, 17:12:06
Wenn sie wichtig ist, würde ich ihr einen Spitznamen verpassen. Das kann etwas äußerliches sein wie "Die Blondine" oder etwas,  das über ihr Verhalten definiert ist, wie "Die Raucherin" oder wenn im Text Humor vorkommt, (und sie gerne strickt zum Beispiel) "Die Strickliesl".

Zum Thema "mein Text ertrinkt" : ist das wirklich schlimm? Wenn ihr Name bekannt wäre, käme der auch so oft vor? Würde das stören? Ich würde mich eher auf 1-2 Spitznamen festlegen (sodass der Leser auch noch weiß, wer gemeint ist und das falls nötig später abrufen kann) und so oft es geht "sie" schreiben, das ist nämlich ein "unsichtbares Wort".

Sie ist zwar für diesen Moment wichtig, aber danach nicht mehr.
"Sie" ist ein "unsichtbares Wort"? Was bedeutet das, die Bezeichnung kenne ich gar nicht?

Das mit den Spitznamen ist aber eine interessante Idee, das werde ich mal versuche - danke  :knuddel:

Mia Nordstern

"unsichtbare Wörter" bedeutet, dass der Leser sie gar nicht wahrnimmt, egal wie oft sie vorkommen. Darunter fällt auch zum Beispiel "sagen". Besonders ganz am Anfang wollen Autoren/ innen immer auf jeden Fall "sagen" vermeiden und manche überschlagen sich regelrecht, Ersatzwörter zu finden. Das fällt aber am Ende mehr auf als vorher, beziehungsweise stört eher beim Lesen. Werden hingegen "unsichtbare", sprich ganz allgemeingültige Wörter verwendet, kann sich der Leser auf das Wichtige konzentrieren. Ob jemand etwas sagt und meistens auch wie ist nicht das Wichtige in der Szene, sondern der Inhalt. Genauso ist es mit "sie" und den anderen Pronomen. Grobe Orientierung, wer spricht und handelt, aber das Wichtige ist ja, was sie tun/ sagen.  ;)
So we beat on, boats against the current, borne back ceaselessly into the past. (F. Scot Fitzgerald, The Great Gatsby)

Archibald

Was du meinst sind Synonyme für Personen. Ich stehe auch öfter vor dem Problem, Nebendarsteller, die nur für kurze Zeit auftauchen, so zu benennen, dass es sich nicht seltsam anhört. Wenn es nur ein paar Sätze sind, ist es bei mir eben nur "die Frau", "der Mann", "die Unbekannte". Lieber arbeite ich allerdings mit Funktions/Gattungsbezeichnungen, sofern sie offensichtlich sind und keiner weiteren Erklärung bedürfen. "Die Köchin", "Der Kellner", "Der Barmann", "Der Schmied.

Je länger der Text aber ist, in der so eine Person ohne Namen auftritt, desto unangenehmer wird das, weil es sich schnell unbeholfen liest, wenn man zu viel damit jongliert. In diesen Fällen versuche ich dieser Person etwas anzuhängen, was sie unverwechselbar und im Rahmen ihres Auftritts identifizierbar macht. "Die Rothaarige", "Der Dickbäuchige". "Der Glubschäugige". Aber da ist Fingerspitzengefühl angesagt. Je nachdem kannst du auch die Inquit-Formeln auf das Notwendigste reduzieren, das spart auch schon viele "sagte er, sagte sie", "grunzte der Schmied".

Wenn du das geschickt kombinierst, kannst du das elegant lösen, ohne, dass jemand beim Lesen stolpert. Wenn es sich allerdings nicht anbietet, mit Berufs- oder Funktionsbezeichnungen zu arbeiten, UND der Textabschnitt länger wird, führe ich meistens doch einen Namen ein, auch wenn das manchmal gar nicht so einfach ist. 
 

NatNat

Zitat von: Mia Nordstern am 02. November 2021, 21:59:12
"unsichtbare Wörter" bedeutet, dass der Leser sie gar nicht wahrnimmt, egal wie oft sie vorkommen. Darunter fällt auch zum Beispiel "sagen". Besonders ganz am Anfang wollen Autoren/ innen immer auf jeden Fall "sagen" vermeiden und manche überschlagen sich regelrecht, Ersatzwörter zu finden. Das fällt aber am Ende mehr auf als vorher, beziehungsweise stört eher beim Lesen. Werden hingegen "unsichtbare", sprich ganz allgemeingültige Wörter verwendet, kann sich der Leser auf das Wichtige konzentrieren. Ob jemand etwas sagt und meistens auch wie ist nicht das Wichtige in der Szene, sondern der Inhalt. Genauso ist es mit "sie" und den anderen Pronomen. Grobe Orientierung, wer spricht und handelt, aber das Wichtige ist ja, was sie tun/ sagen.  ;)

Ahh okay, jetzt verstehe ich - dann bin ich zumindest beruhigt, weil ich doch relativ oft "sie" verwende :rofl:
Danke dir! :)

Zitat von: Archibald am 02. November 2021, 22:53:08
Je länger der Text aber ist, in der so eine Person ohne Namen auftritt, desto unangenehmer wird das, weil es sich schnell unbeholfen liest, wenn man zu viel damit jongliert. In diesen Fällen versuche ich dieser Person etwas anzuhängen, was sie unverwechselbar und im Rahmen ihres Auftritts identifizierbar macht. "Die Rothaarige", "Der Dickbäuchige". "Der Glubschäugige". Aber da ist Fingerspitzengefühl angesagt. Je nachdem kannst du auch die Inquit-Formeln auf das Notwendigste reduzieren, das spart auch schon viele "sagte er, sagte sie", "grunzte der Schmied".

Wenn du das geschickt kombinierst, kannst du das elegant lösen, ohne, dass jemand beim Lesen stolpert. Wenn es sich allerdings nicht anbietet, mit Berufs- oder Funktionsbezeichnungen zu arbeiten, UND der Textabschnitt länger wird, führe ich meistens doch einen Namen ein, auch wenn das manchmal gar nicht so einfach ist. 
 

Wie schön, dass ich damit nicht alleine bin :rofl:
Ich hasse solche Situationen, zumal es hier nicht darum geht, dass ich ihr keinen Namen geben KÖNNTE - das Problem ist, dass sie der Protagonistin ihren Namen nicht sagen WILL. :brüll:
Aber an sich sind deine Vorschläge toll! Ich werde mal schauen, ob ich ein Synonym für sie finde, was das Ganze dann ein wenig flüssiger macht :)

Gizmo

Ich bin auch für den Spitznamen. Je nach Perspektivcharakter, der mit der namenlosen Figur zu tun hat, ist das auch ganz passend. Ich habe auch letztens wieder in einem Buch gelesen, wie jemand, der im Knast saß, seinen Wärtern solche Spitznamen gegeben hat.

ZitatJe länger der Text aber ist, in der so eine Person ohne Namen auftritt, desto unangenehmer wird das, weil es sich schnell unbeholfen liest, wenn man zu viel damit jongliert.
Außerdem (aber das ist nur mein persönlicher Geschmack) kommt das bei mir oft so an, als wollten Autoren bewusst mysteriös sein und künstliche Spannung erzeugen. "Du weißt nicht, wer das ist. Na, willst du nicht endlich wissen, wer das ist? Willst du? Willst du?".
"Appears we just got here in the nick of time. What does that make us?"
"Big damn heroes, sir!"
- Joss Whedon's "Firefly", Episode 5, "Safe"

Archibald

Zitat von: Gizmo am 06. November 2021, 09:44:43
Außerdem (aber das ist nur mein persönlicher Geschmack) kommt das bei mir oft so an, als wollten Autoren bewusst mysteriös sein und künstliche Spannung erzeugen. "Du weißt nicht, wer das ist. Na, willst du nicht endlich wissen, wer das ist? Willst du? Willst du?".

Das kenn ich vorwiegend von SchreibanfängerInnen, die versuchen, durch die Nichtnennung, um wen es sich eigentlich handelt, so etwas wie Spannung zu erzeugen. Sorgt bei mir dafür, dass ich mir den Rest des Textes spare, da dieses Phänomen gerne im Verbund mit einer ebensolchen diffusen Umgebung, lustigen Sonderzeichen und Adjektivitis daher kommt.

Beispiel:
"Es herrschte absolute dunkelste Nachschwärze. Es war eiskalt, Grauenhafte Stimmen, die scheinbar flüsterten, aber in einer unbekannten Sprache und doch erinnerten sie an etwas, das vor langer Zeit in den Legenden der Kr'œ Pla-j-Yr erwähnt worden war. Wie spitze Dolche zwackte die grauenhafte Kälte in die Eingeweide. Die Hände ertasteten Gitterstäbe: Eine Kerkerzelle des pöhsen Dömons (beliebigen Namen einsetzen)!!!
Nur langsam kehrten die Erinnerungen zurück. (Fünf Seiten Rückblende, dann fällt irgendwann der Name).

   

NatNat

Zitat von: Archibald am 06. November 2021, 14:46:01
Beispiel:
"Es herrschte absolute dunkelste Nachschwärze. Es war eiskalt, Grauenhafte Stimmen, die scheinbar flüsterten, aber in einer unbekannten Sprache und doch erinnerten sie an etwas, das vor langer Zeit in den Legenden der Kr'œ Pla-j-Yr erwähnt worden war. Wie spitze Dolche zwackte die grauenhafte Kälte in die Eingeweide. Die Hände ertasteten Gitterstäbe: Eine Kerkerzelle des pöhsen Dömons (beliebigen Namen einsetzen)!!!
Nur langsam kehrten die Erinnerungen zurück. (Fünf Seiten Rückblende, dann fällt irgendwann der Name).

Das klingt ... uff. :rofl: Bei den Ausdrücken "dunkelste Nachtschwärze" und "scheinbar flüsterten" kräuseln sich mir die Zehnägel - du hast Recht, das wären Anfängertexte, die damit versuchen, bewusst Spannung zu erzeugen.
Ne, mit Mysteriös hatte das bei mir gar nix zutun - sie konnte ihren Namen nicht nennen, weil sie sich damit in Gefahr gebracht hätte. Inzwischen ist der Name allerdings zum Glück bekannt ;D
Habe tatsächlich mit Spitznamen gearbeitet und versucht, einen möglichst flüssig lesbaren Text zu kreieren ;D

Zitat von: Gizmo am 06. November 2021, 09:44:43
Außerdem (aber das ist nur mein persönlicher Geschmack) kommt das bei mir oft so an, als wollten Autoren bewusst mysteriös sein und künstliche Spannung erzeugen. "Du weißt nicht, wer das ist. Na, willst du nicht endlich wissen, wer das ist? Willst du? Willst du?".

Das kenne ich - genau deswegen habe ich ja gefragt, weil ich diesen Eindruck nicht erwecken wollte :rofl: