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In welcher Reihenfolge überarbeitet ihr?

Begonnen von Manouche, 13. Juni 2021, 23:01:31

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Manouche

Ich Erlaube mir hier mal ein neues Thema zum Überarbeiten zu eröffnen. Es gibt zwar ein paar Threads dazu, aber keiner passt wirklich zu meiner Frage.

Mich würde interessieren, in welcher Reihenfolge ihr eure Manuskripte überarbeitet.
Es kommt vor, dass ich ein paar Abschnitte oder ein Kapitel nochmals durchlese (vorallem um wieder in die Geschichte zu kommen, wenn ich eine Weile keine Zeit zum Schreiben hatte). Dabei kommt es vor, dass ich auch an der Handlung etwas ändere und umschreibe, obwohl ich auch die Gründe dies auf das Überarbeiten zu verschieben gut verstehe. Daher mache ich das nur, wenn ich klar sehe, dass ich etwas wesentliches einbauen oder ändern muss. Ansonsten korrigiere ich ein paar Tipp- und Autokorrekturfehler und schreibe wenige Sätze um.
Nun stellt sich für mich aber die Frage, wie ich beim ersten Durchlesen eines Manuskripts vorgehen sollte.
Mehrmals habe ich die Empfehlung gehört, in der ersten Überarbeitung nur die grobe Plotstruktur anzuschauen, die Feinkorrekturen erst ganz am Schluss zu machen, wenn die Geschichte als ganzes rund ist.
Das macht Sinn, finde ich.
Ich glaube aber, dass ich den Text nicht lesen kann, ohne die Schreib- und Tippfehler auszubessern, andererseits kann ich mich nicht auf den Plot und die Handlung konzentrieren, wenn ich ständig am "korrigieren" bin. Und wenn ich das Manuskript Alphaleser*innen gebe, sollten ja die Fehler schon korrigiert sein.
Wie macht ihr das? In welcher Reihenfolge Überarbeitet ihr? Und wieviele Überarbeitungen benötigt ihr ungefähr?

Also ganz ehrlich, ich bin ja noch weit davon entfernt an die erste Überarbeitung zu denken, aber die Frage kommt mir immer wieder, während ich kleine Abschnitte durchlese... Darum bin ich einfach neugierig wie ihr das so handhabt.

Feuertraum

Ich überarbeite nach einem System, das wohl ziemlich strange ist:

Ich schreibe zwei Kapitel mit der Hand vor, und während ich dann das dritte Kapitel anfange, überarbeite ich schon mal das erste Kapitel - ebenfalls mit der Hand und tippe die überarbeitete Fassung mit der ersten meiner vier Schreibmaschinen ab.
Wenn ich Kapitel 3 fertig habe, beginne ich mit Kapitel 4, und fange gleichzeitig an, Kapitel zwei mit der Hand zu überarbeiten, um sie dann ebenfalls mit Schreibmaschine 1 abzutippen. Dann aber ist wieder so einiges an Zeit vergangen, dass ich mir wieder Kapitel 1 vornehme, per Hand überarbeite und danach mit Schreibmaschine 2 die neue Version abtippe.
So verfahre ich dann auch mit den anderen Kapiteln. Jedes durchläuft nach einem nicht festgelegtem Zeitfenster insgesamt fünf Überarbeitungen.
Danach hoffe ich, dass sich ein oder mehrere Betaleser:innen finden, die den Text durchlesen und mich auf Fehler/Stilschwächen/Logische Ungereimtheiten aufmerksam machen.

Eine Geschichte steht und dann erst überarbeiten wäre in meinen Augen ziemlich fatal, da man dann eventuell das Pech hat, einen Fehler aufzufinden, der dafür sorgt, dass ein neuer Text geschrieben werden muss, damit alles stimmt.
Dann lieber überarbeiten, wenn nur wenig bisher geschrieben wurde - da ist der Verlust dann nicht so hoch.
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Maubel

Zitat von: Feuertraum am 14. Juni 2021, 00:10:15
Eine Geschichte steht und dann erst überarbeiten wäre in meinen Augen ziemlich fatal, da man dann eventuell das Pech hat, einen Fehler aufzufinden, der dafür sorgt, dass ein neuer Text geschrieben werden muss, damit alles stimmt.
Dann lieber überarbeiten, wenn nur wenig bisher geschrieben wurde - da ist der Verlust dann nicht so hoch.

Das kann dir genauso passieren, wenn du deine Kapitel direkt immer wieder überarbeitest. Stichwort: Betaleser finden einen Fehler. Dann hast du doppelt Arbeit.

Für mich war damals der größte Durchbruch der Tipp erst schreiben, dann überarbeiten. Seitdem kann ich Bücher beenden und das ziemlich zügig und die Überarbeitung ist auch weitaus weniger schlimm, da ich a) vorher ausreichend plotte b) statt den gleichen Text fünfmal zu überarbeiten, weil mir in jeder Phase was anderes wichtig ist/einfällt, habe ich einen Blick über das Gesamtwerk, weiß, wo ich hinwill, was funktioniert etc.

Nach dem Schreiben lasse ich das Buch meist 1 Monat, oft mehr liegen. Dann lass ich es mir ausdrucken und geh per Hand durch. Dabei kritzel ich alles mögliche rein, ein Absatz gefällt mir nicht, wo will/brauche ich mehr und ja, auch Fehler, aber ich fokussiere mich nicht auf die Fehler. Wenn's halt auffällt, streiche ich es an. Mein Blick gilt aber dem Gesamtwerk. Gleichzeitig habe ich einen Zettel neben mir, auf dem ich mir pro Kapitel notiere, was geändert werden muss (mittlerweile steht da nicht mehr zu jedem Kapitel etwas) und insgesamt. Wenn ich fertig bin, fange ich mit diesem Zettel an, denn das sind die großen strukturellen Änderungen. Die gehe ich meistens durch nach: Szenen, die noch geschrieben werden müssen/gelöscht werden müssen und dann die anderen inhaltlichen Dinge. Danach gehe ich jedes Kapitel von Anfang bis Ende durch und schaue nun auf meine handschriftlichen Notizen. Manches davon ist obsolet, weil der Teil schon geändert wurde, das bleibt dann weg.

Im Verlag: Ich schaue mir noch mal den Stil an und schicke es dann ins Lektorat. Dort dann die Schritte wie gewünscht.
Im SP: Theoretisch würde ich jetzt noch mal stilmäßig drüber gehen, aber das spare ich mir tatsächlich und schicke es jetzt schon an die Testleser. Schließlich kommt da ja noch inhaltliches zurück. Da das gleiche Spiel: erst grobe Dinge, die weite Teile des Textes betreffen und dann die ganzen Kleinigkeiten, die im Text angemerkt sind. Dann kommt mein Stillektorat und schließlich ein Korrektorat. Formatieren, Veröffentlichen, fertig ;)

Herbstblatt

@Feuertraum: Die Vorgehensweise wirkt tatsächlich auf mich sehr strange. Die wäre nichts für mich. Da hätte ich irgendwann so ein Chaos in meinem Kopf, dass ich am Ende überfordert bin. Aber gut, wenn es für dich klappt, ist das natürlich ausgezeichnet.

ZitatFür mich war damals der größte Durchbruch der Tipp erst schreiben, dann überarbeiten. Seitdem kann ich Bücher beenden und das ziemlich zügig 
Oh ja. Das befolge ich auch. Nicht auf die Tippfehler schauen. Nicht nochmal drüber lesen. Wenn mir im Nachhinein noch irgendwas einfällt, notiere ich das in einem eigenen Dokument oder in den Kommentaren an der zugehörigen Stelle.
Bei mir ging's mit dieser Methode auch zügig. (Ungefähr 230.000 Wörter in knapp vier Monaten, ja, mit diesem Meilenstein muss ich prahlen <: ) Dafür dauert das Editieren bei mir sehr lange.

Das läuft bei mir so ab:

1. Alles nochmal durchlesen, vom Beginn bis zum Schluss, da verschaffe ich mir erst einmal einen Überblick über das Gesamtwerk. An jeder Stelle, die mir nicht passt, füge ich Kommentare (Logikfehler, Widersprüche, grauenvolle Formulierungen, Infodumping, etc.) ein. Zeilen, die ich als unwichtig empfinde, streiche ich durch (aber lösche sie nicht). Hier und da merke ich an, dass gewisse Informationen in dem Absatz besesr aufgehoben sind als in dem anderen.

2. Dann sehe ich mir die einzelnen Kapitel näher an. Da gehe ich nicht chronologisch vor. Meistens beginne ich in der Mitte. Dann nehme ich mir die letzten Kapitel vor und der Anfang kommt am Schluss dran. Ich habe gemerkt, dass meine Anfänge am ersten Versuch meistens schlecht sind. In diesem Schritt nehme ich die großen Änderungen vor. Szenen werden gestrichen oder ersetzt, Kapitel vielleicht sogar neu angeordnet oder zusammengeführt. Ich suche bei jedem Kapitel nach seiner Daseinsberechtigung.

3. Jetzt sollte das Grundgerüst stehen und mache nun die kleineren Änderungen, wie zum Beispiel der Beschreibung der Landschaft, die ich in Schritt 2 übersprungen habe. Zusätzlich achte ich hier auf die passende Erzählstimme und zugehörigen Formulierungen und die Dialoge sehe ich mir auch an.
Füllwörter werden rausgeschmissen. Text gekürzt.
Und auch da geh ich nicht chronologisch vor. Je nachdem, wie ich gerade Lust habe.
Konkret bei meinem jetzigen Projekt ist es so, dass ich drei verschiedene Perspektiven habe. Da nehme ich mir eine heraus und bearbeite nur die Kapitel des entsprechenden Charakters. Das würde mich ansonsten aus dem richtigen Mindseit schmeißen.

4. Die Kapitel sind nun angeordnet, haben ihre Daseinsberechtigung und meine Kommentare sind nun alle aufgelöst. Jetzt geht das Manuskript an die Testleser.

5. Sobald ich es zurückerhalte, schaue ich mir die Kommentare der Testleser an.

6. Ich nehme einzelne Kapitel heraus und lese sie durch. Dabei schaue ich nochmal die Kommentare durch und überlege, ob ich mit ihnen übereinstimme. Auf deren Basis überarbeite ich es nochmal. Da wiederhole ich Schritt 1 - 4 nochmal, solange, bis wir alle zufrieden sind.

7. Und dann: Überprüfe ich die Rechtschreibung und Grammatik sorgfältigst.

Mit der Vorgehensweise komme ich auf vier Überarbeitungen. Wobei man ja einzelne Kapitel vielleicht noch öfter überarbeitet...

Ja, und dazwischen schreibe ich öfters Kurzgeschichten oder Szenen, manchmal kann es sein, dass ich irgendwo hänge. Sowas hilft mir dann, ein Gefühl für die Charaktere zu entwickeln.

Ich habe irgendwo einen netten Tipp aufgeschnappt: Der erste Entwurf ist das, wie du dir deine eigene Geschichte dir selbst erzählst. Ab dem zweiten Entwurf erzählst du sie deinen Lesern.

Yoshii

Ich hab erst ein Buch überarbeitet, also kann ich da noch keine Regelhaftigkeit draus ableiten. Anfangs wollte ich es so machen, wie in einen Schreibratgebern vorgeschlagen, erst Plot, dann Szenen, dann Sprache usw. Hab mir den Text komplett ausgedruckt, um mit Buntstiften erstmal alles zu markieren, hab dann aber sehr schnell festgestellt, dass es für mich so nicht funktioniert.
Also wieder an den PC und einfach Szene für Szene komplett durchgearbeitet. Gestrichen und umgeschrieben, da ich gerade anfangs noch sehr viele Anfängerinnenfehler drin hatte - und viel zu viel bla.
Das ging dann gekürzt und neu formuliert an zwei Testleserinnen raus, die nur die Grobstruktur überprüfen sollten.
Mit deren Anmerkungen bin ich dann nochmal über das komplette Manuskript, und die so korrigierte Fassung ging dann an eine weitere Testleserin zwecks detaillierter Rückmeldung. Die danach überarbeitete Fassung ging dann nochmal raus an einen supermäkeligen weiteren Testleser. :D

Langer Rede kurzer Sinn: ich hab szenenweise alle Schritte in einem gemacht, Kürzungen (und es waren viele Kürzungen) zuerst. Dafür dann insgesamt bis jetzt vier Korrekturdurchläufe.

Feuertraum

Zitat von: Maubel am 14. Juni 2021, 00:35:12
Zitat von: Feuertraum am 14. Juni 2021, 00:10:15
Eine Geschichte steht und dann erst überarbeiten wäre in meinen Augen ziemlich fatal, da man dann eventuell das Pech hat, einen Fehler aufzufinden, der dafür sorgt, dass ein neuer Text geschrieben werden muss, damit alles stimmt.
Dann lieber überarbeiten, wenn nur wenig bisher geschrieben wurde - da ist der Verlust dann nicht so hoch.

Das kann dir genauso passieren, wenn du deine Kapitel direkt immer wieder überarbeitest. Stichwort: Betaleser finden einen Fehler. Dann hast du doppelt Arbeit.

Nicht zwangsweise: Durch das frühe Überarbeiten fallen mir Logikfehler eher auf. Für mich hat es den Vorteil, dass ich dann noch nicht so weit bin, und so korrigieren kann, ohne, dass ich das ganze Buch neu schreiben muss.

Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Waldhex

Bis jetzt habe ich immer erst alles geschrieben (außer es waren größere Schreibpausen dazwischen, dann habe ich natürlich nochmals den bisherigen Text gelesen, um reinzukommen und dann ggf. auch gleich ein bisserl korrigiert). Wenn alles geschrieben ist, gehe ich mit Papyrus drüber, versuche Doppler zu eliminieren und Fehler. Dabei formuliere ich auch mal was um. Wenn das dann soweit passt, geht es zu den Testlesern. Anschließend arbeite ich das ein, dann geht's zum Lektorat (oder an den Verlag, bei Kurzgeschichten).

Galaxy

Bei mir ist die erste Fassung meistens ein einziges Chaos, weil einfach alles schreibe, was mir einfällt, egal ob es relevant ist oder nicht.
Dann lass ich es für ungefähr 3 Wochen liegen, in denen ich überlege, was ich ändern will, was mir nicht passt und was ich gerne hinzufügen würde. Meine Ideen halte ich meist in einem Notizbuch fest, in dem auch alle Informationen zu dem Buch stehen. (Weltenbau, Völker, Regeln, etc.)
Nach diesen 3 Wochen schreibe ich erst so richtig. Ich nehme die erste "Chaos"-Fassung und schreibe auf deren Grundlage das Manuskript. Hier schau ich besonders auf den Plot, Charaktere, den Sinn und Stil.
Ist die Fassung fertig, lass ich sie wieder ein paar Tage (weniger als beim ersten Mal) liegen und schau dann nochmal rüber, in denen ich Sätze umschreibe, Fehler ausbaue und Kleinigkeiten ausbessere.

Arcor

Interessante Frage und ebenso interessant und unterschiedlich sind schon die Antworten.  :)

Ich halte mich eigentlich gern für einen Plotter, bin aber in Wahrheit wohl eher eine Mischung aus Plotter und Pantser, weil ich zwar eine Grundidee und einen Plot für den Anfang brauche, aber meist nicht die Energie habe, die ganze Geschichte durchzuplanen und so beim halben Plot einfach mit dem Schreiben anfange. Das führt dann dazu, dass die zweite Hälfte oft sehr grob wird und ich mir beim Schreiben schon laufend Notizen mache, was ich an welcher Stelle in vorherigen Kapiteln anders machen sollte oder muss.

Nach dem Schreiben lasse ich es dann gern ein paar Wochen liegen und les mir als erstes all meine Notizen durch, um zu schauen, was wo geändert werden muss.
Danach gehe ich dann den Text Kapitel für Kapitel durch und ändere, was zu ändern ist. Kürzen, verbessern und umschreiben mache ich da meist in einem, das kann ich kaum voneinander trennen. Ehrlich gesagt finde ich es auch zu langweilig, x-mal denselben Text wieder und wieder durchzugehen, jedenfalls in kurzer Zeit.  :P
Aktuell entdecke ich gerade den Kniff, erst einmal ein Kapitel nur zu lesen und mir Änderungsstellen zu markieren, auch mit Notizen dranzuschreiben, was da geändert werden müsste. Erst im zweiten Schritt packe ich dann die Änderungen an. So behalte ich etwas besser den Überblick, was zu tun ist, und verliere mich nicht in einzelnen Satzformulierungen, die mir gerade nicht passen.
Not every story is meant to be told.
Some are meant to be kept.


Faye - Finding Paradise

Linda

Sofern ich schreibe, arbeite ich mich mit der jeweiligen letzten Sitzung ein, ehe ich die Geschichte vorantreibe. Solange der Text unfertig ist, bearbeite ich einzelne Stellen, die mir beim Drüberlesen auffallen und passe alles an den Gesamtfluss an.
Sobald der Text vollständig ist, arbeite ich abwechselnd mit Ausdrucken, in denen ich alles markiere und in einem zweiten Schritt alles einarbeite und anpasse.  Auf Papier und am Bildschirm fallen mir jeweils unterschiedliche Sachen auf.
Diesen kombinierten Schritt wiederhole ich so drei oder vier mal bis zur Abgabe, nach dem Lektorat noch zweimal oder so.
Mein Tipp lautet: druckt das verdammte Ding aus und verlasst euch nicht auf Bildschirmlesen. Wenigstens einmal sollte man das Gesamtmanuskript drucken.
Teil b dieses Tipps: Wer schreibt, der sollte in einen seitengünstigen Drucker investieren. 

Marta

Spannend, wie ihr arbeitet. Ich behaupte immer, dass ich Überarbeiten hasse und das so wenig wie möglich mache. Aber bei der Serie kommen auf 30 Stunden Schreiben noch mal ungefähr 15 Überarbeitung pro Band. Schätze ich.

Ich überarbeite schon während des Schreibens. Morgens lese ich als Erstes alles durch, was ich am Vortag geschrieben habe. Da korrigiere ich, was mir auffällt. Tippfehler, Unklarheiten, schwer verständliche Sätze ... Dann wird weitergeschrieben.
Der zweite Überarbeitungsdurchgang kommt nach dem "Ende". Da lese ich alles noch mal auf dem kindle durch und notiere wieder, was mir auffällt. Ich schätze, das hat den gleichen Effekt wie es auszudrucken: Man bekommt einen frischen Blick darauf.
Der dritte Durchgang kommt, wenn die Testleser damit durch sind und der vierte nach der Lektorin. Spätestens dann kann ich das Manuskript nicht mehr sehen und will es nur noch loswerden.

Früher habe ich noch einen Stildurchgang gemacht und vor allem nach Wortdopplungen gesucht. Das lasse ich inzwischen, aus wirtschaftlichen Gründen und Zeitnot. Und, weil es mir keinen Spaß macht.

Manouche

#11
Sehr spannend wie unterschiedlich ihr an das Überarbeiten geht, das nimmt mir jetzt gerade etwas Druck genommen und auch den Respekt vor dem überarbeiten.

Den Tipp, einfach fertig zu schreiben ohne zurück zu schauen, leuchtet mir extrem ein und ich versuche mich zeitweise etwas daran zu halten. Andererseits, bin ich auch eher eine unvollständige Plotterin. Das heisst eigentlich dachte ich, ich hätte schon sehr detailliert geplottet, doch während dem Schreiben kommen mir immer wieder neue Gedanken, die mir davor gar nicht aufgefallen sind. Ich habe jetzt begonnen diese, mit Farbe markiert, direkt im Text zu vermerken. Und dann ist da eben das Durchlesen, wenn ich leider, leider wieder mal länger nicht zum Schreiben kam. Mittlerweile versuch ich aber auch da, nicht zu viel zu korrigieren. Aber umschreiben tue ich schon ab und an, wenn es sich um das letzt oder vielleicht auch vorletzte Kapitel handelt.
Wenn ich ans Überarbeiten komme, werde ich dieses Thema nochmals genau durchlesen, denn es gab sehr viele Methoden, die mir sinnvoll und (was meiner Meinung nach noch wichtiger ist) zu mir passend erschienen.

@Linda
ZitatAuf Papier und am Bildschirm fallen mir jeweils unterschiedliche Sachen auf.

Was das Durchlesen des Manuskripts angeht, hatte ich kürzlich einen Gedanken, der euch vielleicht auch nützlich sein könnte:
Ich hörte einen Podcast über Schriften etc. Den Inhalt weiss ich jetzt gar nicht mehr genau, aber er brachte mich jedenfalls auf die Idee, dass es hilfreich sein könnte, den Text  in einer anderen Schrift zu lesen, ich bin überzeugt, dass eine neue Schrift auch den Blick auf gewisse Fehler wieder freigibt.

Herbstblatt

ZitatAndererseits, bin ich auch eher eine unvollständige Plotterin.
Ich auch. Aber das macht nichts, jedenfalls bei mir, ich schreibe trotzdem alles in einem durch und blicke nicht zurück. Ich notiere mir die Ideen und überlege nachts, wo ich sie denn unterbringen könnte. Bis jetzt war's nicht so, dass ich das komplette Manuskript über den Haufen werfen musste. Höchstens ein paar Kapitel neu schreiben, aber das will ich ohnehin, da der erste Entwurf bei mir immer grottig wird.

ZitatWas das Durchlesen des Manuskripts angeht, hatte ich kürzlich einen Gedanken, der euch vielleicht auch nützlich sein könnte:
Ich hörte einen Podcast über Schriften etc. Den Inhalt weiss ich jetzt gar nicht mehr genau, aber er brachte mich jedenfalls auf die Idee, dass es hilfreich sein könnte, den Text  in einer anderen Schrift zu lesen, ich bin überzeugt, dass eine neue Schrift auch den Blick auf gewisse Fehler wieder freigibt.
Hmmm, das ist ein interessanter Tipp, danke. Mich erinnert das wiederrum an einen anderen, den ich vor kurzem aufgeschnappt habe:  Man sollte sich das Manuskript vom Computer vorlesen lassen. Ich glaube, Word hat zum Beispiel eine Funktion dafür. Ausprobiert habe ich es allerdings noch nicht.

Yoshii

Zitat von: Herbstblatt am 17. Juni 2021, 01:39:20
Ich auch. Aber das macht nichts, jedenfalls bei mir, ich schreibe trotzdem alles in einem durch und blicke nicht zurück. Ich notiere mir die Ideen und überlege nachts, wo ich sie denn unterbringen könnte. Bis jetzt war's nicht so, dass ich das komplette Manuskript über den Haufen werfen musste. Höchstens ein paar Kapitel neu schreiben, aber das will ich ohnehin, da der erste Entwurf bei mir immer grottig wird.


So mach ich das auch, sonst würd ich nicht fertig werden. Ich häng aktuell beim Schreiben gerade an einer "Mein Roman ist schlecht, ich kann nicht schreiben und die Welt ist doof und ungerecht"-Stelle fest, wenn ich jetzt anfangen würde, das Geschriebene durchzulesen und sogar noch zu überarbeiten, wäre es das Ende. Also Augen zu, durchschreiben und auf die Macht der Überarbeitung vertrauen.

Waffelkuchen

Ich bin da noch im Findungsprozess, kann aber berichten, wie ich es im Moment angehe. Schon während des Schreibens habe ich zum Reinkommen das Geschriebene des Vortags gelesen und grobe Tippfehler, Wortwiederholungen etc. korrigiert. Ansonsten habe ich das Projekt stur runtergeschrieben (was zum Teil Überwindung gekostet hat und ein riesiger Fortschritt für mich war, ich habe sehr viele unvollendete Geschichten in der Schublade).

Nach dem Ende habe ich es einen Monat liegen lassen, dann alles auf dem Kindle durchgelesen, mit Augenmerk auf strukturelle Probleme. Dabei hat mir dann die Mitte nicht gefallen, weil ich beim Schreiben den Plot zum Ende raus ziemlich geändert hatte und die Geschichte darauf nicht richtig "hingearbeitet" hat. Die Mitte habe ich dann sehr großzügig neu geschrieben, was sich meiner Meinung nach absolut gelohnt hat und ziemlich leicht von der Hand ging (es war irgendwie schön, nochmal auf die Art in die Geschichte einzutauchen). Bevor ich es dann zum Betalesen rausgegeben habe, hab ich es nochmal durchgelesen und die neuen Flüchtigkeitsfehler ausgebessert. Mittlerweile habe ich Feedback gesammelt und auf der ToDo-Liste stehen nun noch minimale strukturelle Veränderungen und dann vor allem Feinkorrekturen (aber gerade kann ich das Projekt nicht mehr sehen, also ruht es). Aber im Grunde ist das Buch jetzt zu mindestens 80% fertig und ich denke, ich werde die nächste Überarbeitung ganz genauso angehen.
Ich heb mein Glas und salutier dir, Universum / Dir ist ganz egal, ob und wer ich bin
Fremde - Max Herre, Sophie Hunger