Manche Tropes wurden auch schon so oft umgedreht, dass das zu einem eigenem Trope wurde - wie zB die widerspenstige Prinzessin, die sich selber befreit oder so.
Die Heldenreise wird meiner Meinung nach nie aussterben, weil sie für jeden, der sich irgendwie in den bereich des Fantastischen vorwagt irgendwie
seine/ihre eigene Geschichte ist - dort kann sich fast jeder wieder finden.
Diese ganzen Romance-Tropes werden wieder und wieder durchgekaut, weil es einfach das ist, was die Kundschaft will: immer wieder den gleichen Reiz mit minimaler Variation. (Sorry wenn das jemand nicht so sieht, so schaut es von meiner Warte aus aus.)
Ich verstehe das ganze Trope-Bashing auch irgendwie nicht ganz - Geschichten funktionieren einfach am besten wenn man sie nach gewissen Prinzipien aufbaut, das gilt sowohl für die Struktur, als auch für die Inhalte. Wie stark man sich an diesen Grundlagen orientiert ist eine ganz andere Frage, oder auch, aus welchen Gründen:
Will ich Popcorn-Kino-Material schreiben das schnell und unkompliziert die breite Masse unterhält? Benutz am besten Dinge, die jeder kennt und verpass ihnen höchstens einen kleinen Dreh.
Will ich einen satirischen Kommentar über ein bestimmtes Genre? Benutze alle Tropes in möglichst überzeichneter Form und stell sie dabei auf den Kopf.
Will ich etwas ganz eigenes erschaffen, bei dem es mir egal ist, wenn es womöglich niemand außer mir versteht? Kein einziges Trope.
(Und natürlich sämtliche Zwischenstufen oder andere Abweichungen.)
Terry Pratchett hat mal irgendwo gesagt dass Klischess (und damit auch Tropes und Stereotypen und Artverwandtes) ganz einfach Hammer und Nagel in der Werkzeugkiste der Kommunikation sind. Du kriegst damit fast jede Geschichte hingebogen und jede Botschaft übermittelt. Finesse ist halt was anderes - da brauchst du entweder andere, speziellere Werkzeuge oder eine ganz andere, eigene Herangehensweise, was dann schon in Richtung Kunst abwandert.
Ich gehe mit
@KaPunkt konform: es kommt vor allem darauf an, wie man die Tropes ausführt, wie man sie mit Leben erfüllt und sie in die ganz eigene Geschichte einbaut. Es sind Schablonen und sie werden nicht überall zu 100% passen, nicht beim Plot, nicht bei der Botschaft, nicht bei den Figuren, wenn diese echte Charaktere sind anstatt Abziehbildchen. Dann werden sie sich in gewissen Punkten einfach anders verhalten, als es "das Trope" vorgibt, und man muss als Autor darauf reagieren und das Trope anpassen, es womöglich komplett verdrehen. Das kannauch eine Hilfestellung sein, wenn man weiß, was das Publikum eigentlich erwarten würde, und man sich gedanklich daran entlanghangeln kann, um heraus zu finden, wie man am besten vermittelt wie und warum hier etwas anders ist.
Einer meiner Lieblings YouTube-Kanäle
Overly Sarcastic Productions hat eine ganze Reihe an Videos (auf Englisch), wo verschiedene Tropes untersucht werden - wo sie herkommen, wie sie normalerweise ausgeführt werden und wie sie oftmals gebrochen werden.
Manchmal entwickelt man auch seine ganz eigenen Tropes (obwohl die meistens dann auch Spiegel gewisser Story-Elemente sind, die man aus dem ein oder anderen Grund selbst sehr gerne liest) - bei mir kommt zB oft ein "Herz des Waldes" oder etwas ähnliches vor, jedes Mal mit in etwa gleicher Bedeutung was die "Form" betrifft (der innerste Teil eines Waldes, den man nicht so einfach betreten kann, weil dort etwas besonderes/göttliches/mächtiges zuhause ist), aber mit unterschiedlichen Bedeutungen in der Geschichte und für die Protagonisten (Zuflucht, die Höhle des Löwen, die Quelle allen Übels, ...)
Also um die eigentliche Frage zu beantworten: Jedes Trope hat Potenzial, wenn man es richtig angeht. Von einigen werde ich mich grundsätzlich fern halten, weil ich persönlich rein gar nichts damit anfangen kann, andere liebe ich und werde sie immer wieder nutzen und halt entsprechend anpassen.