Grey, ich bin absolut bei dir. Ich verstehe die meisten Argumente, die das generische Maskulinum verteidigen bzw. den Status quo behalten wollen, der Großteil hat eine Gemeinsamkeit: Bequemlichkeit.
Es ist bequemer, so weiterzumachen wie bisher.
Es ist bequemer, gängige Strukturen nicht zu hinterfragen und neue finden zu müssen, die den sozialkritischen Stimmen entgegenkommen.
Es ist bequemer, sozialkritische Stimmen einfach auszublenden und so zu tun, als ginge das die eigene Person nichts an. Als könnte man es sich aussuchen. Die Wahrheit ist: Die Mehrheit kann es sich sogar aussuchen, ob sie so weitermachen will wie bisher (denn bis jetzt hat es ja sowieso wunderbar geklappt, oder nicht?) oder aber ob sie den vermeintlich wenigen* Stimmen Gehör schenken und ihnen Bedeutung beimessen will.
*wenig ist ein ziemlich relativer Begriff. Ich will gar nicht sagen, dass es so wenige Stimmen sind, die für die Abschaffung des generischen Maskulins plädieren bzw. den Sprachwandel in einem genderinklusiven Sinn vorantreiben, aber ihre Positionen sind im öffentlichen Diskurs rargesät, sodass der Eindruck entsteht, es handle sich um ein "Luxusproblem" einiger weniger.
Ich glaube, es steht außer Frage, dass der einfachste und - kurzfristig gedacht - rentabelste Weg darin besteht, das generische Maskulinum unangetastet zu lassen und so weiterzumachen wie bisher. Das Problem besteht in meinen Augen allerdings darin, sobald man einmal die Problematik der nicht genderinklusiv gegenderten Sprache begreift, ist es sehr schwer "reinen Gewissens" zum Status quo zurückzukehren.
Ich für meinen Teil empfinde das zumindest so. Bei meinem vorherrschenden Romankomplex, innerhalb dessen so ziemlich jede Ebene durchdrungen wird, kosmische Allgewalt im Mittelpunkt steht, kann ich mich nicht dazu durchringen, genderinklusive Schreibweise zu ignorieren, nur weil es schreibtechnisch einfacher wäre. Ich käme mir heuchlerisch vor, nonbinären Figuren zwar einen Platz zu bieten, aber ihnen bewusste Grenzen anzusetzen, die binäre Figuren nicht haben, nur weil es der einfachere Weg ist. Das hätte für mich den fahlen Beigeschmack, der sagt, "du bist hier willkommen, aber nur bis hier hin und nicht weiter."
Ich vermeide es bspw. die "Lehrer" zu schreiben und damit nicht nur männliche zu meinen. Wenn die Rede von einer Lehrer
in ist, dann schreibe ich das so. Ob es wirklich keinen Unterschied macht, zu schreiben, jemand wäre ein
/e Vampir
/in? Weil für diese überirdischen Entitäten Geschlecht keine Rolle spielt, verwende ich für sie das generische Maskulinum, hört sich in meinen Ohren schief an, denn nichtsdestotrotz bleiben die menschlichen/irdischen Sprach- und Denkstrukturen vorhanden, wenn ich als Autor*in, die in einer sexistisch geprägten Gesellschaft sozialisiert wurde, darüber schreibe.