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Artikel 13 - Urheberrecht und Unsicherheit

Begonnen von Feuertraum, 18. März 2019, 12:00:41

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Topaz

Zum Thema Urheberrechtsreform:
Google handelt dann schon mal und wirft die Self-Publisher in der Musikbranche raus. Mit Empfehlung sich eine von den drei genannten Vertriebsfirmen als Partner zu ... hmmm ... erbetteln? Alle Rechte aufgeben und in den Rachen werfen? ... wenn man wieder seine eigene Musik über Google verkaufen will. Link

Dann kann es bis die Self-Publisher in der Textbranche erreicht sind nicht mehr lange dauern ...

Ich bin ja gespannt, welche "Vertriebspartner" dann für Autoren genannt werden. Habt ihr schon von welchen gehört?

Zit

Ja, hab mich auch gefragt, was das dann bspw. für KDP bedeutet, oder die Distributoren, und bin zu dem Schluss gekommen, den Google jetzt gezogen hat: Produkt einstampfen. :hmmm:
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Aphelion

Google strukturiert seit einiger Zeit Youtube (und alles, was daran hängt) und einige andere Dienste um. Youtube Music und Google Play Music kannibalisieren sich gegenseitig. Ich glaube nicht, dass die Änderung nur/vorrangig auf die EU-Richtlinie zurückgeht – die ja noch gar nicht Gesetz ist.

Mit dem Vorschlag, Musiker könnten ihre Werke ja bei Youtube Music anbieten, bleibt die rechtliche Mitverantwortung in Zukunft ohnehin bei Google, d.h. für Alphabet dürfte die Verschiebung keinen Unterschied machen.

Ich sehe Teile der Urheberrechtslinie immer noch sehr kritisch (und frage mich, warum gefühlt alle es hinnehmen, dass ihnen die VG-Einnahmen gekürzt werden... Auch hier. Hallo, das hier ist ein Autorenforum, oder? Warum sind bei dem Thema alle so still?) – aber Googles Umstrukturierung sehe ich nicht als ihre direkte Konsequenz.

FeeamPC

Naja, für ziemlich viele hier werden die VG-Einnahmen nicht so interessant sein, da eh keine anfallen. Wir haben immerhin etliche noch nicht veröffentlichte Autoren im Forum. Und einige andere, wie ich zum Beispiel, haben sich vielleicht nie die Mühe gemacht, sich überhaupt bei VG anzumelden. Ich bin aus Prinzip gegen alle solche quasi-staatlichen Einrichtungen, weil ich in meinem Hauptberuf eh schon zu viel davon habe. Jede Organisation, mit der ich mich rumschlagen muss, ist ein unnützer Zeitfresser zu viel.
Andererseits - ja, viele Autoren hier brauchen jede nur mögliche Einnahme, weil sie eh nicht viel an ihren Büchern verdienen, Und für die sollte es wichtig sein.

Golden

Vielleicht klagt ja auch jemand erneut gegen die Beteiligung an den Ausschüttungen und bekommt wieder Recht. Aber keine Ahnung was das konkret für folgende hätte uns ob Deutschland auch Abwandlungen von eu Vorgaben umsetzen könnte. :hmmm:

Silvia

Hier ist mal eine Zusammenfassung der Auswirkungen auf Autoren. Also das mit der VG-Wort hatte ich auch nicht auf dem Schirm.
Dachte, das war doch letztens erst geklärt worden...  :wums: Ich krieg zwar auch höchstens ein bisschen was aus dieser Sonderausschüttung alle paar Jahre, aber trotzdem.

https://www.literaturcafe.de/eu-urheberrechtsreform-8-negative-folgen-mit-denen-autoren-jetzt-rechnen-muessen/

Zit

Es gibt einen Teil, der aufgegeben hat, auch gerade wegen der Urhebersache jetzt, aber letztlich waren es mehrere Dinge in den letzten Monaten -- sonst würde ich mich mehr aufregen. Davon abgesehen hat der Aufschrei um Artikel 13 alle anderen Probleme überschattet, was denen, die das Urheberrecht durchdrücken wollten, auch nur geholfen hat. Wundert mich nicht, dass jetzt das böse Erwachen kommt.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Arcor

#52
Der CEO von Twitch überlegt schon, EU-Nutzer demnächst aus Streams auszuschließen, weil sie ansonsten nicht wissen, wie sie dem Gesetz gerecht werden sollen.  :wums: Tja, auch darüber hat keiner der Politiker wohl nachgedacht, dass manche Unternehmen einfach die EU-User rausfiltern könnten, statt sich die Mühe mit den Inhalten zu machen.
Not every story is meant to be told.
Some are meant to be kept.


Faye - Finding Paradise

FeeamPC

Dann sollte ich wohl anfangen, allen meinen Autoren eine Bestätigung zuzuschicken (notariell beglaubigt????), dass sie berechtigt sind, Zitate aus ihrem eigenen Buch auf ihrer eigenen Webseite online zu stellen ...

Im Ernst, dieses Gesetz ist Schwachsinn.

Feuertraum

Zitat von: FeeamPC am 11. April 2019, 09:02:06
Dann sollte ich wohl anfangen, allen meinen Autoren eine Bestätigung zuzuschicken (notariell beglaubigt????), dass sie berechtigt sind, Zitate aus ihrem eigenen Buch auf ihrer eigenen Webseite online zu stellen ...

Im Ernst, dieses Gesetz ist Schwachsinn.

Wenn kleine Musiker ihre Musik auf ihre Homepage stellen und jemand spielt diese ab, dürfen sie dafür bezahlen. Nein, kein Witz, steht sogar in den GEMA-Statuten. Geht übrigens bei schlappen 240 € im Jahr los und erlaubt 72.900 Aufrufe im Jahr. Das ganze wird dann gestaffelt um jeweils 240 € mehr und dann immer 72.900 Aufrufe mehr. Wohlgemerkt: Das gilt auch für eigene Musik (!)

Und nein, dieses Gesetz ist kein Schwachsinn - es ist nur eine weitere Gelddruckmaschine. Es ist wie "Ich zahle Mindestlohn für 4 Stunden und lasse 4 weitere Überstunden machen, ohne dafür zu zahlen."
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Nirahil

Zitat von: Feuertraum am 11. April 2019, 09:21:02
Zitat von: FeeamPC am 11. April 2019, 09:02:06
Dann sollte ich wohl anfangen, allen meinen Autoren eine Bestätigung zuzuschicken (notariell beglaubigt????), dass sie berechtigt sind, Zitate aus ihrem eigenen Buch auf ihrer eigenen Webseite online zu stellen ...

Im Ernst, dieses Gesetz ist Schwachsinn.

Wenn kleine Musiker ihre Musik auf ihre Homepage stellen und jemand spielt diese ab, dürfen sie dafür bezahlen. Nein, kein Witz, steht sogar in den GEMA-Statuten. Geht übrigens bei schlappen 240 € im Jahr los und erlaubt 72.900 Aufrufe im Jahr. Das ganze wird dann gestaffelt um jeweils 240 € mehr und dann immer 72.900 Aufrufe mehr. Wohlgemerkt: Das gilt auch für eigene Musik (!)

Und nein, dieses Gesetz ist kein Schwachsinn - es ist nur eine weitere Gelddruckmaschine. Es ist wie "Ich zahle Mindestlohn für 4 Stunden und lasse 4 weitere Überstunden machen, ohne dafür zu zahlen."
:o Moment - ich stelle meine EIGENE Musik auf meine EIGENE Homepage und muss dafür bezahlen? Ich bin ... ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll.

Übrigens kann ich mich nach wie vor nicht entscheiden, ob die Politiker an so vieles einfach wirklich nicht gedacht haben oder ob das nicht von vornherein tatsächlich das Ziel war. Dass Twitch überlegt, die EU rauszufiltern, habe ich auch gelesen und fand es ziemlich krass. Wenn man sich aber ansieht, was Voss über Youtube gesagt hat, frage ich mich wieder zwangsläufig, ob das nicht wirklich so gewollt war. Wenn es nach ihm ginge, dürfte es solche Plattformen ja gar nicht geben - filtern diese Plattformen die EU raus, gibt es sie hier auch nicht mehr. Sicherlich driftet diese Mutmaßung schon sehr in Verschwörungstheorien, aber allein, dass es die Grundlage gibt, solche Gedanken aufkommen zu lassen, halte ich für sehr bedenklich. Was da in der Politik gerade abgeht, ist wirklich nicht mehr schön.

Die nächste Anekdote ist ja der Terrorfilter. Eine Stunde Löschfrist. Das ist einfach so völlig an jeder Realität vorbei.
Ich tanze wie ein Kind im Nebel,
zufrieden, weil ohne Ziel.
Callejon - Kind im Nebel

Zit

Zitat von: Nirahil am 11. April 2019, 13:19:45Sicherlich driftet diese Mutmaßung schon sehr in Verschwörungstheorien, aber allein, dass es die Grundlage gibt, solche Gedanken aufkommen zu lassen, halte ich für sehr bedenklich. Was da in der Politik gerade abgeht, ist wirklich nicht mehr schön.

Weniger Verschwörungstheorie als supidupi Lobbyarbeit von Springer und Co.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Silvasurfer

#57
Natürlich wird eine Diskussion übers Urheberrecht heiss.

Dann möchte ich mal meinen Senf dazu geben: Kunst und sei es nun Literatur, Musik oder eben Bilder ist in meinen Augen eine Berufung die von Geld unabhängig ist. Wir können in der Popmusik wunderbar beobachten, was passiert, wenn Geld inform von zum Beispiel Urheberrecht ein Thema wird. Früher waren Musiker freie Geister und haben die Welt bereist. Sie haben dabei von der Hand in den Mund gelebt auf der Suche nach Publikum oder gar einem Patron. Man zahlt für ein Konzert und das war's. Genau so wie ich als Restaurantinhaber für einen Stuhl genau einmal zahle und nicht jedes mal, wenn sich jemand darauf setzt um ein Essen zu bestellen. Mit der Erfindung von Platten und Studios im Zusammenspiel mit Copyright war es dann einzelnen Industrien möglich diese Musiker immer mehr und mehr von sich abhängig zu machen, um Platten zu verkaufen. Und mit der Zeit sind die Musiker immer jünger geworden und Popsongs weltweit werden mittlerweile von 2-3 Leuten geschrieben. Das Copyright existiert in meinen Augen höchstens um Sony zu schützen. Und dem Urheberrecht bzw. den Plattenfirmen sei Dank (die davon vor allem profitieren) ist die Musik von Mozart über Beatles zu Justin Bieber und Miley Cirus verkommen, so möchte ich es an dieser Stelle mal ausdrücken.

Es ist vernünftig, finde ich, als Künstler über die Runden kommen zu wollen und seine Bedürfnisse zu stillen und insofern finde ich das alte Konzept vor Urheberrecht, als Schriftsteller nach einem Schutzpatron zu suchen gar nicht so verkehrt und ich bin gespannt was mit Konzepten wie Patreon passieren wird. Würde mich nicht wundern, wenn Sony einen Weg findet solchen und anderen alternativen Wegen für Musiker sich selbst zu finanzieren einen Strich unter die Rechnung zu machen und insofern hoffe ich und es freut mich zu beobachten, dass Songs selber aufzunehmen immer günstiger wird.

So damit zu unserer Welt, die traurigerweise Sony den historischen Grund und Boden für das Urheberrecht geliefert hat, die Welt der Literatur.
NOCH ist der Selbstverleger eine Option, noch hat der Autor Mittel und Wege sein Buch in den Markt zu platzieren und diese Wege metaphorisch gesprochen zu pflastern ist eine Aufgabe, der wir uns witmen sollten, ansonsten sehe ich für die Literaturwelt schwarz... vor allem, da KI ihren durchbruch besonders in Sprachfähigkeiten erlebt und Sony das Urheberrecht mittlerweile so geformt hat, dass es mich nicht wundern würde wenn ich in Zukunft zahlen muss, wenn ich ein Lied vor mich hinsumme, das Sony gehört, was so ziemlich fast jedes Lied ist heutzutage.
Eine Schreckensvision wäre für mich, wenn die Literaturwelt zu dem Verkommt, was Popmusik heute ist, unabhängig von den paar Liedern, die zufällig meinem Geschmack irgendwo entsprechen und den einen oder anderen Popsänger, der durchaus ein netter Mensch ist.
Mehr noch, als Musiker finde ich, dass ein Schriftsteller oder eine Schriftstellerin ihrem Beruf aus reinem Herzen folgt und nicht des Geldes wegen.
Ein Erstlingswerk schreiben viele über Jahre hinweg ohne einen Cent dabei zu verdienen, da kann der Musiker schon längst über 2 Jahre hindurch ein Instrument gelernt haben und hat im Verlauf weiterer 2 Jahre auf der Strasse ein Publikum für sich gewonnen + Ein bisschen Taschengeld fürs weiterreisen + all die heissen Mädels oder Jungs in der Bar. Dieser Prozess an sich zeigt schon was Literatur, mehr noch sogar als Musik in ihrem Herzen ist, so sehe ich das zumindest: Menschen, die das starke Bedürfnis haben über einen langen Zeitrum an einem Projekt zu arbeiten, ohne jegliche Form der Anerkennung und zwar einfach weil er oder sie etwas zu erzählen hat. Punkt.
Insofern ist mir mein eigenes Urheberrecht mehr oder weniger gleichgültig beziehungsweise ist das zweitrangig und ich gäbe es gerne ab, wenn das bedeuten würde, es gibt kein Urheberrecht mehr, das täte der Menschheit gut, glaube ich. Zur Not übe ich einfach den Beruf weiter aus, den ich bisher ausgeübt habe und dabei schreibe ich ganz schlicht und ergreifend immer weiter in meiner Freizeit an meinem Werk das mir eben auf den Herzen liegt oder... nicht.
Künstler wären Künstler, weil sie Künstler werden wollen und nicht etwa, weil sie Geld verdienen wollen mit Kunst und endlich könnte mal jemand das Silmarillion verfilmen ohne die Tolkienstifung um Erlauibnis zu fragen... und das sage ich als Herr der Ringe und Tolkienfan. Fanfiction hätte endlich eine Chance und die Welt wäre alles in allem die Justin Biebers endlich los. Die Musikindustrie kann endlich wieder mit Musikern aufblühen, die uns nicht systemisch übers Radio ins Ohr gehämmert werden und frei nach survival of the fittest könnten nur die sich durchsetzen, die auch gut sind und nicht die, die von Geldgierigen Plattenlabels mit 13 ins Rampenlicht gerückt werden.

Sollte ich entgegen aller Wahrscheinlichkeiten den einen oder anderen Patronen über Petreon bekommen oder als Selbstverleger tatsächlich sogar ins Rampenlicht geraten, wäre mein Erster Schachzug ggf sogar, das Buch ab desen Zeitpunkt völlig umsonst auf den Markt zu stellen... Frei nach dem Motte, ich hab es geschafft gelesen und ernst genommen zu werden (Das ist nämlich übers schreiben hinweg ein weiterer Antrieb und nicht etwa Geld, nur leider würde niemand ein Buch ernst nehmen, das nichts kostet) und jetzt positioniere ich mich bezüglich Copyright.

Ich finde es sollte gänzlich abgeschafft werden und durch ein System ersetzt, das wenn überhaupt nur Regelungen schafft damit dritte nicht das gleiche Werk immer noch unter dem gleichen Namen ändern und drucken, bis der Verfasser sein Werk nicht mehr widererkennt. Fanfiction sollte definitiv möglich sein, da gibt es beispielsweise richtig geile Pokemonspiele, die von der Firma nach ein paar wochen gebannt wurden. Und für Plattenlabel, wie Sony habe ich wie man vielleicht zwischen den Zeilen heraus lesen kann null komme null respekt und möchte auch nicht weiter darauf eingehen um mein Gemüt nicht zu überhitzen.

Aber an sich ist das eh mein grosses Problem:

Geld und ich
Wir lieben uns nicht

Um genau zu sein, gehöre ich zu denen, die sich eine Welt ohne Geld wunderbar nicht nur ausmalen können, ich habe in Communities gelebt, ich habe unentgeltlich gearbeitet, das läuft und ist durchaus menschlich. Es hat sogar Herz!

Churke

So funktioniert die Welt aber nicht mehr. Der US-Kongress hat das Urheberrecht schon zweimal verlängert, um zu verhindern, dass Disney-Figuren gemeinfrei werden. Da ist einfach zuviel Geld im Spiel. "Soll man das System gefährden? Da muss eingeschritten werden! Hat man doch in jedem Land die Regierung in der Hand", dichtete Kurt Tucholsky.

Silvasurfer

#59
@Churke da hast du leider bzw auch gott sei dank wieder recht. Jetzt stellt sich nur die Frage ob man die Regierung in die Hand nimmt oder nicht. Die Tendenz geht leider zu Oft, finde ich, in richtung Ohnmacht.  :wums: