• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Wann habt ihr euch selbst beim Schreiben überrascht

Begonnen von DunkelSylphe, 01. August 2018, 23:03:48

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Fledermaus

Cooles Thema, @DunkelSylphe!

Zitat von: Nachtfee am 02. August 2018, 23:28:30
Meine Protas allerdings crashen in unregelmäßiger Regelmäßigkeit meine Stundenlage Charakterplanung, und entwickeln ein (meist viel passenderes) Eigenleben, bei dem ich nur dabeisitzen und zusehen kann wie sie ihr Leben leben... :wart:
;D Das kommt mir gerade sowas von bekannt vor ...

Aber zur Frage, wann ich mich selbst überrascht habe - hm ... Ich schreibe normalerweise ein- bis zweimal die Woche. Manchmal auch seltener. Aber wenn ich dann mal richtig drin bin, schreibe ich durchaus mal 20-30 Seiten in einer Nacht runter. Da frage ich mich hinterher schon manchmal, wie das eigentlich geklappt hat :o

Aber zum Thema Überraschungen - kennt ihr das, wenn man alte Texte von sich selbst liest, und dann plötzlich überrascht über die eigenen Plot-Twists ist, weil man das alles schon längst wieder vergessen hatte? :rofl:

Leann

@Fledermaus: Oh ja, das kenne ich und finde es klasse. Dann macht das Überarbeiten viel mehr Spaß.

Die Figuren, die sich ganz anders als geplant entwickeln, kenne ich auch. Die größte Überraschung war für mich eine Figur aus einem meiner Fantasyromane. Zunächst als Nebenfigur geplant war sie unerwartet so interessant und liebenswert und ganz anders, als ich vorher gedacht hatte, dass sie zu einer der Hauptfiguren avanciert ist und sogar zum Love Interest wurde. Diese Figur ist immer noch mein Liebling aus all meinen Romanen und hat mich während des Schreibens immer wieder mit ihrer Klugheit, ihrem Humor und überhaupt ihrer ganzen Art überrascht und fasziniert.
Nur schade, dass ich sie töten musste.

Antigone

Ich war sehr (angenehm) überrascht, als ich feststellte, dass sich mein scheinbar völlig abgeschlossener Roman ganz wunderbar für eine Fortsetzung eignete.

Drachenfeder

#18
Meine letzte Kurzgeschichte hat mich sehr überrascht  ;D Nach der langen Pause und dem Entfernen von "Meiner Welt", dachte ich nicht, dass ich noch mal etwas hinbekomme und wollte echt schon aufgeben. Seite löschen, Werbeaufkleber auf den Autos abkratzen usw. und dann hats funktioniert. 20 Seiten KG für eine Ausschreibung, die den Betas auch noch sehr gut gefallen hat.  Und dann das, was untypisch für mich ist: Abgabe erst kurz vor der Deadline  :omn: Überraschung  :vibes:



zDatze

Das letzte Mal hat mich mein NaNo-Roman aus 2016 überrascht. Ich war der festen Meinung, dass der absoluter Schrott ist und daher habe ich das abgebrochene Manuskript wirklich lange liegen lassen und schon fast vergessen. Als ich mich dann doch mal aufraffen konnte und reingelesen habe, war ich überrascht, dass es gar nicht so schlimm war, wie ich es mir schon seit Monaten ausgemalt hatte. Die erste Hälfte war überraschend gut, die zweite allerdings tatsächlich Schrott. :P

Ein anderes Mal hat mich der Tod einer meiner Figuren eiskalt erwischt. Ich wusste die ganze Zeit über, dass einer meiner Gegenspieler ins Gras beißen würde. Ich wusste es sogar, als ich die Szene angefange hatte, die sein letzter Auftritt war - und dann habe ich die Worte runtergetippt, hab ihn sterben lassen, und wie gebannt auf den Absatz gestarrt bis mir die Tränen über die Wangen gekullert sind. Bis zu seinem Tod war mir gar nicht bewusst gewesen, wie gern ich diesen Gegenspieler eigentlich gehabt hatte.

Ansonsten passiert es mir auch öfter, dass ich völlig vergessen, was ich so an Details in meine Geschichten packe und bin dann öfter mal positiv überrascht, was mir da alles eingefallen ist. Je länger ein Projekt liegt, desto mehr passiert mir das. Ich habe beim Schreiben manchmal ein Hirn wie ein Nudelsieb, aber irgendwie finde ich es dann doch wieder lustig, dass ich mich später beim Lesen selbst überraschen kann. :rofl:

Turiken

Oh ja, das ist ein toller Fred!

Richtig überrascht hat mich bei meinem Debütroman, wie sehr ich mit einem der Antagonisten mitgelitten habe. Ein fieser, bösartiger Mistkerl, der ohne Zögern über Leichen geht, junge Frauen misshandelt, sich selbst der Nächste ist, Eide bricht ... und am Ende doch nur ein großer Junge ist, der das Unrecht, das ihm selbst widerfahren ist, auch anderen angedeihen lassen wollte. Selten hat mich eine selbst geschriebene Figur innerlich so zerrissen wie der Mann ohne Gesicht.

Ilva

Was für eine wunderbare Idee für einen Thread und was für tolle Geschichten!

Ich hab als Langsam- und Bauchschreiber einmal den NaNo geschafft (50'000 Wörter in einem Monat). Vermutlich bleibt es auch bei dem einen Mal.  ;D  Aber es war ein tolles Gefühl. Am meisten Freude hatte ich, als ich eine göttliche Eingebung hatte, die sämtliche meiner Plotstränge auflöste. Ich sag nur, bau ein paar Monster ein und alles klärt sich von alleine.  :wolke:

Zitat von: zDatze am 05. August 2018, 23:37:38
Ansonsten passiert es mir auch öfter, dass ich völlig vergessen, was ich so an Details in meine Geschichten packe und bin dann öfter mal positiv überrascht, was mir da alles eingefallen ist. Je länger ein Projekt liegt, desto mehr passiert mir das. Ich habe beim Schreiben manchmal ein Hirn wie ein Nudelsieb, aber irgendwie finde ich es dann doch wieder lustig, dass ich mich später beim Lesen selbst überraschen kann. :rofl:
Haha, das passiert mir manchmal auch. Ich vergesse die Namen von der Hälfte des Romanpersonals, deren Haarfarbe sowieso, und was ich alles an Andeutungen in den Entwurf gepackt habe. Man könnte sie ja irgendwann verwenden. Nur müsste man dann noch wissen, dass man etwas angedeutet hat.  :d'oh:

Zitat von: Leann am 03. August 2018, 07:14:29
Nur schade, dass ich sie töten musste.
Ein Satz, den - hoffentlich - nur ein Autor so sagt.  ;D

DunkelSylphe

Ich schreib jetzt auch mal was nach gefühlten Ewigkeiten aus dem Sommerloch  ;D

@Maubel: Nein, den Ravenblood-Thread kannte ich noch nicht. Der bringt mich leider noch nicht weiter. Ich vermute mal, das ist einer der privateren Teile des Forums, die mir (noch?) nicht zugänglich sind  ;)

@Fledermaus:

[/quote] Aber zum Thema Überraschungen - kennt ihr das, wenn man alte Texte von sich selbst liest, und dann plötzlich überrascht über die eigenen Plot-Twists ist, weil man das alles schon längst wieder vergessen hatte? :rofl:
[/quote]

OMG, das kenne ich sooo gut! Ich dachte immer, ich bin die Einzige, die ihren eigenen Twists, Character Backstorys etc. vergisst. Ist manchmal eine richtig angenehme Überraschung, das alte Zeug aufzunehmen, sodass einem der Mund aufklappt: "Das hab ICH geschrieben?!"  :o

Du hast das ja anscheinend auch mit dem Vergessen @zDatze. Total lustig.

Weil auch ein paar über sterbende Charaktere geschrieben haben und wie nah ihnen deren Tode gegangen sind – ich hab mich da mal mit dem Gegenteil überrascht. Bei einer Figur, die in der ersten Fassung sterben sollte, habe ich festgestellt, dass ihr Tod nicht richtig ist, sie überleben MUSS. Ich hab Monate gebraucht, um darauf zu kommen, und war die ganze Zeit völlig blockiert bei dem weiteren Manuskript. Erst als mir klar wurde, dass der Charakter überleben muss, konnte ich rasend schnell zu Ende schreiben.

Man braucht die Dunkelheit, um stärker leuchten zu können.

Maubel

@DunkelSylphe Ah bestimmt. Aber das ist das nächste, zu dem du Zugang hast. Also noch etwas Geduld  ;D

Lana

Hallo Ihr Lieben,

ich bin sehr überrascht darüber, dass ich tatsächlich nach zwei harten Monaten Schreibmarathon (für mich) 80.000 Wörter neben Arbeit, Kindern, Haus, Hund und Familie, Terminen und und und geschafft habe.
Weiterhin bin ich von mir selber absolut überrascht, dass es mir dadurch mittlerweile fehlt mich täglich an meinen Laptop zu setzen und zu tippen, wenigstens die vorher ausgerechneten Sollwörter.
Es ist fast wie eine Sucht geworden und das gefällt mir sehr gut. ich habe das Schreiben in meinen Alltag eingebaut und mich lassen die Kinder auch mal in Ruhe, wenn sie sehen, dass ich am Laptop bin.
Ich bin überrascht darüber, dass ich jedem erzähle, dass ich ein Buch schreibe und das ich im Whats app meinen aktuellen Wortcount, Schnipsel und andere - für mich - wichtige Dinge in den Status setze. Die Leute sprechen mich darauf an und ich fühle mich gut dabei.
Die Blicke anderer interessiert mich nicht mehr, ich nehme nur noch die Leute war, die sich aufrichtig interessieren und sich mit mir freuen.

Ich wachse über mich hinaus und das überrascht mich.

LG Lana

Marta

@Lana: Das klingt großartig. Weiter so!  :jau: :jau: :jau: Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass es eigentlich ganz leicht ist, wenn man es nur macht. Also eigentlich. Ich hatte Anfang des Monats noch eine Mini-Schreibkrise, weil ich zu lange pausiert habe.  ;D

Bei meinem aktuellen Projekt gab es gerade eine Überraschung. Eine Nebenfigur erzählte plötzlich, dass jemand versucht hätte, einen Mönch mit einer Schaufel zu verprügeln (Zu ihrer Verteidigung: Es war kein sehr netter Mönch). Und ich dachte gleich "Witzig, das klingt nach der Schwester von xy. Aber die ist doch ganz woanders." Ein paar Seiten später fing wieder jemand damit an. Was soll ich sagen: Sie war's. Und es passte perfekt in die Geschichte.

Lana

Marta. solche Dinge kenne ich.
Ich habe meiner letzten Protagonisten einfach so und ohne darüber nach zudenken, den Nachnamen "Löwen" gegeben.
Und da steht sie auf der Alm, nach dem sie panische Angst gehabt hat und ein Mann ihr das Leben vor der Gras kauenden Kuh gerettet hat. Da fragt er sie, wie sie heißt. Sie sagt Löwen und er ruft Wo?... Den Witz versteht man wahrscheinlich nur im Zusammen hang, wenn man weiß, dass er sich als ganz tollen Witzbold sieht und sie damit zur Weißglut bringt. Aber es hat super gepasst zu dem Zeitpunkt und ist einfach so entstanden.

Natürlich ist es im Grunde ganz einfach. Wenn man es will, schafft man es. Punkt. Aber die eigene Courage und die Konsequenz macht einem manchmal ziemlich Angst.

LG Lana

Cat

Im Grunde sehe ich beim Schreiben einen ständigen Prozess des "über sich hinauswachsens" - zumindest geht das mir persönlich so. Hätte man mir vor vier Jahren gesagt, dass ich mal schreiben und sogar veröffentlichen würde, hätte ich denjenigen wohl ausgelacht :')
Die größte Überraschung war für mich die Erfahrung, ein Teil des Kurzgeschichtenromans "Saint Falls - Märchen aus der Stadt des Verbrechens" zu sein. Nie hätte ich gedacht, dass ich mich mitsamt meiner Charaktere in einer dreckigen, von Kriminalität dominierten Stadt wiederfinden würde. Ich habe zwei Geschichten für dieses Buch geschrieben und vor allem in der zweiten habe ich Grenzen überschritten, die ich nie für möglich gehalten hätte.

Mittlerweile bedeutet meine Autorentätigkeit, dass ich mich ständig aufs neue selbst überrasche. Ich werde für Projekte angefragt, wo ich zunächst denke: "Shit! Das kriegst du nie hin!" und dann setze ich mich hin und beiße mich durch. Das macht dann auch ein bisschen stolz :)

Lana

Cat: ich weiß was du meinst.

Durch mein eigenes für mich erstelltes Projekt merke ich mit jedem Tag, dass ich über mich hinaus wachse. Was ich im ersten Buch noch falsch gemacht habe, versuche ich im zweiten besser zu machen. Meine Schreibstimme entwickelt sich und das beobachte ich total gerne...

LG Lana

DunkelSylphe

Hab mich in letzter Zeit rar gemacht im Forum wegen Bachelor-Arbeit und neuem Buch – danke fürs Wiederbeleben, @Lana! Total schon zu lesen, ich freue mich für dich  :D
Man braucht die Dunkelheit, um stärker leuchten zu können.