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Körpersprache

Begonnen von Jen, 28. Dezember 2017, 19:11:28

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Zit

Ja, das stimmt. Bei How I Met Your Mother haben sie Lily und Marshall irgendwann als zweiköpfigen Riesen dargestellt – ich denke, dass sie damit auf das Spiegeln/ Angleichen abgezielt haben, das zwangsläufig in langen Beziehungen auftaucht. Wobei ich sogar schätzen würde, dass das nicht nur auf Pärchen zutrifft sondern allgemein auf lange Beziehungen zwischen Menschen, die sich grün sind. So wie Spatzen in unterschiedlichen Stadtteilen unterschiedlich zwitschern, hat auch jede Menschen"gruppe" ihre Eigenarten/ spiegelt sich.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Ahneun

#31
Das ist eine interessante Frage, wie das "spiegeln" von Verhaltensweisen bei Menschen statt findet, die sich nicht kennen. Ich kann mir gut vorstellen, dass Mimiken und Gesten sogar provozierend auf den Anderen wirken könnten. Und dann entwickelt sich der eigentliche Gesprächsablauf/-verlauf in eine unvorhergesehene Richtung. Es kommt auf die nonverbalen Signale an, die der Eine aussendet und wiederum der Andere versteht (empfängt).
Und dann ist es meines Erachtens wichtig festzustellen, ob der Kontakt und das Gespräch zwischen den Unbekannten (mindestens zwei Personen) auf einer Ebene statt findet, die weder erzieherischen noch politischen Charakter haben. Hier meine ich die Politik die Jeder in sich trägt und nicht die eigentliche Politik der Parteien.
Ich sage auch oft über Leute, "Welche Politik verfolgst du wenn du dich so provozierend verhältst?"

@Jen?
Hast Du schon einmal etwas über die "gewaltfreie Kommunikation" gehört oder gelesen? Ich durfte dazu mal ein Wochenendseminar besuchen. Das war nicht schlecht.

- Ein Diamant
ist

Pixel_Park

Danke für die tolle Liste.
Ich neige leider auch dazu, immer wieder dieselben Verhaltensmuster aufzuführen ...
Wie schafft Ihr das denn, solche Feinheiten, wie die nach innen gekehrten Füße in Euren Texten unterzubringen? (Gern mit Beispielen!)

Pixel_Park

Übrigens gibt es auf Twitter gerade einen neuen Thread zu den Pros und Cons von "Show don't Tell": https://twitter.com/Lucinda__Flynn/status/1298972119141953536

Jen

Ich hab den Thread erst neulich rausgekramt, als Victoria Linnea auf Twitter den Thread begann, auf den Lucinda Flynn sich bezieht. Der Debatte würde ich mich nicht unbedingt anschließen, aber ich hatte (und habe) keine Zeit, das auf dem Handy großartig auszuführen. Letztlich muss jeder selbst schauen, was klappt. Ich kann aber total nachvollziehen, wenn SdT als Dogma empfunden wird.

Zu deiner Frage kann ich dir übrigens nicht so recht antworten, weil das reine Intuition ist (bei mir). Vielleicht weiß jemand Anderes eine Antwort. :)
Guilty feet have got no rhythm.

Pixel_Park

Ich würde mich der Debatte auch nicht unbedingt anschließen. Jede muss ihren Stil selbst finden, auch passend zur Geschichte, die erzählt wird. Da kann es mal mehr, mal weniger Show don't tell sein (ist ja genauso mit der Menge an Emotionen und Gedanken, die ich einblende: Bei manchen Storys passen innere Monologe oder detailliert beschriebene, fein nuancierte Emotionen hervorragend, in manchen wirkt es störend oder zu sehr verlangsamend). Ich finde nur dieses Dogma schlimm, dass SDT der Holy Grail ist und es nichts besseres gibt (wird in jedem Schreibratgeber und jedem Thread gebetsmühlenartig wiederholt). Das kann ich nicht mehr hören, deshalb fand ich es gut, auch mal eine Gegenstimme zu finden  ;D

Die Liste hier ist ja auch selbst für Schreibende, die wenig SDT anwenden wollen von Vorteil, denn letztendlich, egal wie man sich zu der Debatte positioniert, gibt es Situationen, in denen man am Besten die Körpersprache beschreibt. Letztendlich mischen wir ja alle die verschiedenen Ansätze, nur in unterschiedlichen Verhältnissen :)



Trippelschritt

Das Problem mit der Körpersprache ist, dass die Wenigstens sie lesen können. Und wenn das so ist, dann passt eine Beschreibung nur in den wenigsten Fällen. Beispielsweise wenn es vorbereitet wurde, dass es da jemanden gibt, der solche Zeichen lesen kann. Ich beschränke mich meistens auf ein oder zwei Dingen wie hochgezogene Schultern und Muskelknoten am Kiefer, weil die bekannt sind aus der eigenen Erfahrung.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Churke

Wenn die Körpersprache die Emotionen/Gedanken der Figur reflektieren soll, wende ich ein, dass ich das für einen Mangel an Selbstkontrolle halte. 

caity

Zitat von: Pixel_Park am 27. August 2020, 15:47:50Danke für die tolle Liste.
Ich neige leider auch dazu, immer wieder dieselben Verhaltensmuster aufzuführen ...
Wie schafft Ihr das denn, solche Feinheiten, wie die nach innen gekehrten Füße in Euren Texten unterzubringen? (Gern mit Beispielen!)

Ich lege für meine Hauptcharaktere recht ausführliche Steckbriefe an, bei denen ich unter anderem zu einigen gängigen Emotionen die jeweiligen Reaktionen der Figuren festhalte. Das kann dann etwa so aussehen:

ZitatPerson A: Trauer: zieht sich zurück in ihr Zimmer, weint, fühlt sich hilflos, sucht die Nähe von x oder y / Angst: zittert und zuckt mehrmals zusammen
Person B: Trauer: krampft sich zusammen, schluchzt und schnieft und weint schnell / Angst: krampft sich zusammen, erstarrt
Person C: Trauer: zieht sich zurück, lässt nur y an sich heran, trauert eher heimlich / Angst: erstarrt, greift nach dem nächsten Telefon, sobald er ernsthaft in Gefahr ist und ruft Hilfe, versucht, ruhig und überlegt zu handeln

Meist kommt dann im Roman gar nicht alles vor, aber so versuche ich etwas Abwechslung in meine Gestik zu bringen und dabei auch gleich die Figuren zu charakterisieren. Bei mir sind die Figuren z. B. ganz oft nachdenklich, da kaut die eine auf der Unterlippe, der nächste tippt sich an die Nase, der dritte zupft sich am Ohrläppchen - wenn man das mal eingeführt hat, kann man darüber, finde ich, auch gut mit den Figuren "spielen".
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

Dämmerungshexe

Zitat von: Churke am 28. August 2020, 17:01:45
Wenn die Körpersprache die Emotionen/Gedanken der Figur reflektieren soll, wende ich ein, dass ich das für einen Mangel an Selbstkontrolle halte.

Mangelnde Selbstkontrolle ist ebenfalls eine Charaktereigenschaft, die sich auch durch übertriebene Körpersprache darstellen lässt.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Jen

In einem meiner Projekte schreibe ich aus der Perspektive einer Person, die einfach ein Auge für Körpersprache hat und die Marotten seines besten Freundes regelmäßig für Leser:innen einordnet. Das ist dann allerdings kein "Show don't tell und dann tell falls show nicht geklappt hat", sondern zum Beispiel:

Zitat»Ah, auf Sie habe ich gewartet«, sprach er ohne Umschweife, was Blake unbeherrscht aufseufzen ließ. Warum zogen sie heute die irren Gestalten an? Zu allem Überfluss stellte Adam seine Koffer ab, was ein klares Zeichen dafür war, dass er sich für längere Zeit unterhalten wollte.

Das Lockern der Fliege wird am Anfang des Buches als Stressgeste eingeführt, die dann im Laufe des Romans immer wieder (und dann natürlich ohne ständige Erklärung) wiederkommt. Ich für meinen Teil freue mich immer, wenn ich dann eine Geste sehe und denke "Oh, ich weiß, was das bedeutet". Da reicht ein einfaches "Jemand sagt Ja, aber schüttelt dabei den Kopf". Wer es sieht, der sieht es. Wer nicht: Auch nicht schlimm, die Geschichte geht trotzdem weiter.
Aber ich "erkläre" natürlich bei weitem nicht alles, soll ja noch Spaß machen. :)
Guilty feet have got no rhythm.

Felix Fabulus

Was mir aufgefallen ist bei den Korrekturen meiner eigenen Texte: Oft verwende ich bei Körpersprache überflüssige Adjektive/Adverbien  - unten in Klammern - die sich ersatzlos streichen lassen, ja deren Weglassen Leser*innen mehr Spielraum lässt, sich die Handlung vorzustellen.

  • Sie starrte (desinteressiert) zur Decke.
  • Er betrachtete (verlegen) seine Schuhspitzen.
  • Sie knetete (nachdenklich) an ihrer Unterlippe herum.
  • Er trommelte (nervös) mit den Fingern auf dem Tisch.
  • Sie wischte sich (beiläufig) die Haare aus dem Gesicht.
  • (Unaufgefordert) setzte er sich.
usw.
Wortwebereien aus der Geschichtenmühle, gespeist vom Ideensee, der Fantasie und dem Bächlein Irrsinn.

cryphos

Zitat von: Felix Fabulus am 01. September 2020, 16:19:33
Was mir aufgefallen ist bei den Korrekturen meiner eigenen Texte: Oft verwende ich bei Körpersprache überflüssige Adjektive/Adverbien  - unten in Klammern - die sich ersatzlos streichen lassen, ja deren Weglassen Leser*innen mehr Spielraum lässt, sich die Handlung vorzustellen.

  • Sie starrte (desinteressiert) zur Decke.
  • Er betrachtete (verlegen) seine Schuhspitzen.
  • Sie knetete (nachdenklich) an ihrer Unterlippe herum.
  • Er trommelte (nervös) mit den Fingern auf dem Tisch.
  • Sie wischte sich (beiläufig) die Haare aus dem Gesicht.
  • (Unaufgefordert) setzte er sich.
usw.
Da ist nichts überflüssig.
Nehmen wir mal folgenden Punkt als Beispiel:
  • Er trommelte (nervös) mit den Fingern auf dem Tisch.

Zu meiner Schulzeit hatte ich einen Schlagzeuger in der Klasse der war ständig am Trommeln. Mal übte er ein neues Stück, manchmal war er gelangweilt, manchmal hoch konzentriert, manchmal nervös, manchmal nachdenklich.... Für jede Lebenslage hatte er eine andere Art zu trommeln. Wenn ich in einem Buch lese, er trommelte mit den Fingern frage ich mich deshalb immer nur "Warum?"
Übrigens, ich hatte auch einen Arbeitskollegen, der immer wieder mit den Fingern trommelte, auch hier gab es für jede Lebenslage einen anderen Rhythmus.

Wenn man demnach das nervös streichen möchte, müsste man dem Leser den Rhythmus näher bringen.
ersatzlos streichen wäre deshalb in meinen Augen die schlechteste Option.

Mindi

Ich finde da übrigens auch kaum etwas überflüssig. Zumindest so aus dem Zusammenhang gerissen finde ich sie nicht überflüssig.
Man kann verlegen auf seine Schuhspitzen starren, es kann aber auch ein Zeichen von Unterwürfigkeit oder Respekt sein, wenn man nach unten schaut (und dabei vielleicht auf seine Schuhspitzen)
Genauso könnte an der Decke etwas sein, dass seine Aufmerksamkeit erregt. Ich schaue mir ehrlich gesagt gerne Decken an, gerade (non-steno) abgehangene Decken oder z.b. im Ikea die "offene" Decke, die voller Rohre, Kabeln und Knälen ist und ich schaue, wo etwas hingeht.
Und dass er sich unaufgefordert setzt, finde ich sogar sehr wichtig.
"When we are asleep in this world, we are awake in another." - Salvador Dalí

Felix Fabulus

Ohne Kontext gebe ich euch recht. Das habe ich vorhin nicht eingegrenzt. Mit Kontext bleibe ich bei meinen gestrichenen Adjektiven. ;)
Ich gehe davon aus, dass wir in diesem Fall die Figuren schon kennen und wissen, wie sie in bestimmten Situationen reagieren. Sagen wir, der Prota ist kein Schlagzeuger. Er wartet auf ein Ergebnis, das einen entscheidenden Einfluss auf sein Leben hat. Wie er dann mit seinen Fingern auf dem Tisch trommelt, überlasse ich gerne den Leser*innen, vertraue darauf, dass sie die Situation richtig einschätzen können.
Wortwebereien aus der Geschichtenmühle, gespeist vom Ideensee, der Fantasie und dem Bächlein Irrsinn.