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Der Folgeband- Wie viel Wiederholung?

Begonnen von Mrs.Finster, 06. Oktober 2017, 20:54:41

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Mrs.Finster

Hallo  :)

ich bastel gerade an Teil 2 meiner Trilogie und gerade kommt mir die Frage, wie viel Wiederholung/ Vorgeschichte gehört in diesen Roman. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, ist davon zuviel im Folgeband enthalten, nervt mich das, weil ich weiß es ja eben schon. Ganz schlimm ist es, wenn ich mehrere Teile relativ zügig hintereinander lese, anders stellt es sich dar, wenn ich eine lange Pause dazwischen habe.  :buch:

Wie haltet ihr das?

Vielen Dank vorab. (ich hoffe, ich habe das Thema nicht irgendwo übersehen)
Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)

Alana

#1
Ich habe auf Wunsch der Leser bei meiner Seelenmagiereihe jeweils ein Was bisher geschah geschrieben, in Band 4 ist jeweils eins für Band 1, 2 und 3 drin, die hab ich einfach rüberkopiert. Ich hasse es, wenn die Vorgeschichte mehr als für den Plot von Teil 2 nötig nacherzählt wird und lasse das daher immer weg. Diese Lösung hat sich bewährt, die, die alle Bände am Stück lesen überspringen das, die anderen freuen sich drüber. :) Aufpassen muss man vielleicht mit der Länge, die Seelenmagiebücher sind zwischen 450 und 600 Normseiten lang, da sind 4 Seiten Zusammenfassung pro Buch okay, aber wenn man bei einem 200 Seitenbuch beim 4. Band 12 Seiten Zusammenfassung hat, könnte das die Leser vielleicht ärgern.
Alhambrana

Mrs.Finster

@Alana  Das ist auch eine gute Lösung. Hast du eine Obergrenze für die ,,Zusammenfassung"? Ich denke, ich hätte Probleme mich da kurz zu halten  ;D
Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)

Mrs.Finster

Zitat von: Mrs.Finster am 06. Oktober 2017, 21:05:38
@Alana  Das ist auch eine gute Lösung. Hast du eine Obergrenze für die ,,Zusammenfassung"? Ich denke, ich hätte Probleme mich da kurz zu halten  ;D

Edit: Ok, du hast die Frage bereits beantwortet  ;D Ich glaube, ich bin blind  :d'oh:
Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)

Alana

#4
Macht nichts. Ich hab gerade mal nachgeschaut: In Seelenmagie 4 habe ich 16 Buchseiten von 502 Buchseiten (es waren über 600 Normmanuskriptseiten) für alle 3 Bücher als Zusammenfassung.
Ich habe die Zusammenfassung kurz und knackig geschrieben und nur das reingepackt, was man wirklich unbedingt für die Folgebände braucht, und dann noch das, was man braucht, damit sich die Zusammenfassung wie eine schöne Geschichte liest und nicht wie ein Infoblatt, sonst macht das ja auch keinen Spaß. So kriegt man es ganz gut hin, nicht zu ausufernd zu werden. Also nur die Infos rein, die der Leser braucht, um die Twists etc. zu verstehen. Alles andere weglassen.

Bei Sternensturm werde ich das übrigens nicht machen, denn da kann ich alles, was man aus Teil 1 unbedingt wissen muss und vergessen könnte, direkt in die Geschichte einbauen, das wird aber nicht am Anfang nacherzählt, sondern kommt nach und nach in Rückblenden, die für andere Dinge dienen, noch mit dazu. So finde ich es optimal, das ging aber bei Seelenmagie einfach aufgrund der schieren Masse an wichtigen Infos nicht. Bei vier Büchern mit 600 Seiten baut man ja solche Sachen ganz anders auf als bei einem Zweiteiler.
Alhambrana

Kerstin

#5
Das hängt in meinen Augen allerdings auch ein wenig davon ab, wie eng zusammenhängend die Bände sind. Wenn sie unabhängig nicht wirklich lesbar sind, finde ich Alanas Vorschlag sehr gut - das liebe ich auch an Büchern.

Wenn sie bis zu einem gewissen Grad auch einzelstehend funktionieren sollen, finde ich es dann wieder nicht ganz so gut, da den Lesern, die nachträglich noch Band 1 lesen wollen / sollen, die Spannung geraubt wird und sie den ersten Band dann vielleicht gar nicht mehr kaufen.

Wenn sie auch einzelstehend funktionieren sollen, beglückwünsche ich dich schonmal zu einer elendigen Arbeit.  ;D Ich persönlich hasse diesen Aspekt an Reihen. Für mich funktioniert es ganz gut, wenn ich zuerst alles reinschreibe, was ich denke, was an Infos reingehört. Danach schaue ich mir jede Passage nach folgenden Kriterien an:
- Kann man das allgemeiner halten? (Also z.B. nicht eine konkrete Figur erwähnen, die etwas gemacht hat, bzw. vielleicht mehrere Optionen offen halten)
- Braucht man diese Info wirklich, um die Handlung zu verstehen? Im Zweifel streiche ich es und gebe es einem frischen Testleser - fehlen dem Infos, kommt es wieder rein.
- Kann man eine Erklärung (z.B. für ein Verhalten) auch anders herleiten?

Was mir bei meinem aktuellen Buch sehr geholfen hat, war, dass meine Lektorin alle Passagen mit Bezug zu Band 1 farbig markiert hat. Dadurch fielen mir viele Wiederholungen, Häufungen von Infos ... sehr viel besser auf.

Alana

#6
Stimme dir natürlich zu, Kerstin. Sollen sie als Einzelband gelesen werden können, dann würde ich das auf keinen Fall machen. Ich denke aber, bei Seelenmagie kommt niemand auf die Idee, mit Teil 3 anzufangen und der ist selbst Schuld oder merkt beim Lesen, dass er doch lieber noch zurückgehen und bei Teil 1 anfangen sollte.  ;D Bei einer Reihe unabhängiger Bücher, die locker aufeinander aufbauen, würde ich das auf gar keinen Fall machen, aber da hat man ja auch keine komplizierten Subplots, die sich über drei Bücher hinweg entwickeln und keine Twists, die auf Ereignissen in Band 1 aufbauen.

Und sehr gute Tipps, danke, das werd ich mir für Sternensturm jetzt auch mal merken.
Alhambrana

Kerstin

Zitat von: Alana am 06. Oktober 2017, 21:18:29
Ich denke aber, bei Seelenmagie kommt niemand auf die Idee, mit Teil 3 anzufangen und der ist selbst Schuld oder merkt beim Lesen, dass er doch lieber noch zurückgehen und bei Teil 1 anfangen sollte.  ;D
Da hast du recht - das ist keine ganz so gute Idee. Oder ein Einstieg bei Band 27 vom Rad der Zeit.  ;D

Zitat von: Alana am 06. Oktober 2017, 21:18:29Bei einer Reihe unabhängiger Bücher, die locker aufeinander aufbauen, würde ich das auf gar keinen Fall machen, aber da hat man ja auch keine komplizierten Subplots, die sich über drei Bücher hinweg entwickeln und keine Twists, die auf Ereignissen in Band 1 aufbauen.
Sag das mal meiner Tochter von Serienkillern, die durch die Ereignisse in Band 1 noch weiter traumatisiert wurde, wobei ich aber auf keinen Fall verraten darf, wer der Schuldige daran war oder was überhaupt genau geschehen ist.

Oder in Band 3, in der eine der wichtigen Figuren die zentrale Figur in Band 2 war, deren Geschichte ich aber nicht wirklich erläutern kann, da es gleichzeitig die komplette Hintergrundgeschichte + Mörder in dem Thriller offenbaren würde.  :d'oh:

Aber ja, du hast recht - ich jammer nur gerade gerne darüber.  ;)
Es ist immer noch lösbar - bei umfangreichen, zusammenhängenden Bänden ist es das irgendwann nicht mehr.

der Rabe

Licia Troisi hat das in der Drachenkämpferintrilogie so gelöst, dass die zweite Hauptperson quasi einen Brief geschrieben hat, in dem die ersten Bände zusammengefasst waren. Das hatte mich sehr beeindruckt, weil man es einfach hätte überlesen können, es sich aber auch richtig gut lesen ließ.
Ich habe gerade mal nachgesehen - im dritten Band ist diese Zusammenfassung knapp vier Seiten lang.
Bist du erst unten im Tal angekommen, geht es nur noch bergauf. (C) :rabe:

Fianna

#9
Meine Antwort ist aus Lesersicht und bezieht sich auf den "Hintergrund nach und nach einstreuen"-Gedanken.

Bei Elizabeth Haydons' Saga wurde viel mit Zitaten gearbeitet. Das zählt eher zu High Fantasy, da passte das auch ganz gut, eine mythologische Erzählung wörtlich wieder zu geben.

Was mich jedoch extrem geärgert hat, war die Rückblende von Informationen, ohne die "Erzählstimme" zu beachten. Bei einer relativ illusionslosen zynischen Person lasen sich diese Einsprenksel von Informationen genau so wie bei den anderen Figuren. Da wurde dann mal eben über 2-4 Seiten eine mythologische Erzählung als Zitat wieder gegeben, was gar nicht zu der Figur passt. Erst einmal ist es für mich furchtbar schlechter Stil, "Er/sie erinnerte sich" zu schreiben und dann eine seitenlange Rückblende zu machen. Vor allem passte es aber gar nicht zu dieser Figur, die Religion, Aberglauben usw sehr kritisch gegenüber steht. Eine knackig-kurze und wertende Zusammenfassung wäre viel eher in character gewesen, und hätte ebenso die Informationen gegeben. Ein Zitat hätte da auch noch gut reingepasst.

Letzendlich war es die für mich unerträglich stilbrechende Art, auf Informationen zurück zu blicken, die den Ausschlag gaben, die Bücher wegzuschenken.

Die Art und Weise, wie die Information vermittelt wird, ob es zu Figur, Situation und so weiter passt, müsste auch noch in eine Checkliste.



(Ich kann das nur mit historischem Hintergrund vergleichen, der ja auch relativ umfangreich sein kann und irgendwie dem Leser migeteilt werden muss. Ich versuche immer, mich so weit als möglich von Gedanken, Gesprächen, inneren Monologen und so weiter zu lösen und die Information über Handlung hinein zu schummeln. Bei Gesprächen versuche ich, es über Konflikte zu vermitteln. Zwei Personen unterhalten sich nicht über etwas, wenn sie beide dieselben Dinge wissen. Solche "Du weißt ja..."-Gespräche finde ich immer ganz schrecklich. Erklärungen einer wissenden Figur an die unwissende finde ich in meinen Geschichten langweilig. Ich steh auf Streit  :rofl:)

FeeamPC

Ich mache bei meiner Serie stumpf ein "Was vorher geschah" ins Buch. Für frühere Bände 1/2 Seite je Band, für den direkt davor 1 Seite. Dadurch, dass ich nur so wenig Platz dafür erlaube, beschränkt sich das wirklich auf ein Grundgerippe, und alles, was dem Leser, der neu einsteigt, die ersten Bände vermiesen könnte, ist gar nicht erst drin.
Bislang war die einzige Kritik dazu, dass ich das ein bisschen zu flapsig geschrieben hatte für den Geschmack einiger Leser. Zugegeben, eine Portion Ironie oder Satire war mit dabei.

Angela

Was vorher geschah sollte echt üblich werden. Ich lese gern und viel Reihen, aber da sind ja oft Monate/Jahre dazwischen. Gerade habe ich zwei Bücher zweier Reihen nochmal schnell quergelesen, weil ich nicht mehr wusste, was in ihnen passiert ist. Beim Lesen fiel mir dann alles wieder ein, logisch, eine Kurzzusammenfassung hätte da gereicht, mein Hirn wieder anzukurbeln. Muss man ja nicht lesen, ich mache es auch nur, wenn ich es nötig habe.

TheaEvanda

Ich habe das Kerninformations-Problem bisher so gelöst, dass ein Nebencharakter die Entscheidungen des Protagonisten aus den Vorgängerbänden deutlich in Frage stellt und sich der Protagonist rechtfertigen muss.
Kleinere Informationsbröckchen, die das Verhalten der Charaktere in einer gegebenen Situation beeinflussen, streue ich in die Situationsvorbereitung ein. Im Falle von Traumata auch als unmittelbaren Flashback.

Soly

Ich löse das auch ähnlich wie Thea. Seitenlange "Was bisher geschah" sind... gut? aber ich habe es schon viel zu oft erlebt, dass ich als Leser mit Informationen, Namen und Handlungen zugeschüttet wurde und hinterher unwesentlich klüger war als vorher. Deswegen vermeide ich so etwas.
Gerade in Trilogien bzw direkt aneinander anschließenden Teilen einer Reihe finde ich es am Elegantesten, die momentan wichtigen Vorgeschichten und Informationen in kurzen Redeanteilen oder einfach Nebensätzen anzubringen. Zum Beispiel die zynische/rhetorische Frage einer Figur "Was machen wir nochmal hier?" oder "Warum tun wir uns den Sch*** gleich nochmal an?", die von einer anderen Figur wegen mangelnden Ironieverständnisses oder Postironie ernsthaft beantwortet wird: "Weil zwei unserer Freunde von einer Herde mutierter Orks entführt worden und wir nicht noch einen Gefährten verlieren können.", woraufhin der erste reagiert: "Ich weiß. Glaubst du, ich habe vergessen, dass wir von Sarumans Schlägern angegriffen worden sind?" Und schon wissen wir, dass die drei Teil einer vormals größeren Gruppe sind, die am Ende des ersten Teiles von Bösewichten getrennt wurde; einer ist tot, zwei andere entführt worden. Saruman ist ganz offensichtlich der Antagonist (zumindest in diesem Teil). Von der Haupthandlung mit Frodo und dem Ring muss man für diese Szene nichts wissen; die Infos kommen dann mit dem nächsten Cut zu Frodo.*


*Ich beziehe ich mich jetzt auf die Filme. In den Büchern war der Sprung vom ersten zum zweiten Teil schon vor Boromirs Tod.
Darin gibt es so eine Unterhaltung meines Wissens nicht - das war frei erfunden, aber ist mir als erstes Beispiel für eine zusammenhängende Trilogie mit viel nötigem Hintergrundwissen eingefallen.
Veränderungen stehen vor der Tür. Lassen Sie sie zu.

Mrs.Finster

#14
Zitat von: Fianna am 06. Oktober 2017, 21:40:35
Solche "Du weißt ja..."-Gespräche finde ich immer ganz schrecklich.

Das kann ich nur so unterschreiben.

@der Rabe: Die Idee mit dem Brief finde ich auch gut gelöst. Es muss halt nur jemanden geben, der weit weg ist und den Brief liest  ;D

Insgesamt finde ich die Idee mit der Was bisher geschah- Methode schon eine super Lösung. Wobei ich da doch unterscheiden würde, ob ich einen 800 Seiten High-Fantasy-Roman habe oder einen 300 Seiten starken Romantasy-Roman.
Glück ist, wenn die Katastrophen in meinem Leben endlich mal eine Pause einlegen :-)