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Wie lange schreibt ihr an einem Roman?

Begonnen von HauntingWitch, 23. August 2017, 12:37:47

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Malinche

Ich denke, die Diskussion kann auch wunderbar konstruktiv bleiben, wenn sich die Antworten wirklich auf das fokussieren, was Witch im Eingangspost auch wissen wollte: Wie lange schreiben wir an unseren Romanen? Fragen nach Herzblut und Qualität sind ein anderes Thema. Ich habe es so wahrgenommen, dass sich teilweise beiläufige Bemerkungen und Einschätzungen dazu eingeschlichen haben - warum die problematisch sind, hat Sprotte schön ausgeführt, und für mein Gefühl ist das Thema damit auch geklärt. Es geht in meiner Wahrnehmung hier auch weniger um gezieltes Bashing als vielmehr um unbedachte Formulierungen, in denen Wertungen mitschwingen. Was sich halt prima lösen lässt, wenn es einmal angesprochen und reflektiert wird.
Belassen wir es also dabei und bleiben on topic, denn die Frage selbst ist spannend genug und es lässt sich auch völlig wertfrei herausstellen, welche Faktoren die Zeit beeinflussen können, die man für einen Roman aufwendet/aufwenden muss.

Bei mir ist die effektive Schreibzeit selbst meist kürzer als die Zeit, die ich für Plotten und Recherche aufwende. Ich habe einige Romane im NaNo angefangen und auch fertiggeschrieben, meine Erfahrung ist aber auch, dass nicht jedes Projekt "schreibrauschtauglich" ist. Ich hatte auch schon Geschichten, an denen ich täglich nur ein relativ kleines Häppchen schreiben konnte, weil sie mir mehr Kraft und Konzentration abverlangten (was aber nichts über die Qualität des Projekts selbst aussagt, sondern eher über meine Fähigkeit/Kapazität, mich dem zu stellen).

Bestimmte Genres, z.B. historische Romane, erfordern deutlich mehr Recherche als andere, das wirkt sich dann wieder auf die Vorarbeit aus. Wurde aber auch schon gesagt. :)

An meinem letzten realistischen Roman habe ich von der allerersten Idee bis zum fertigen First Draft etwas über ein Jahr gearbeitet, allerdings immer mal mit Schreibpausen.
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Christopher

Rein (arbeits-)zeitlich habe ich über diese Frage schon öfter nachgedacht. Ich fasse mal meine Gedanken kurz zusammen.

Alles auf 1.000 Wörter gerechnet:
Reine Schreibzeit (mit Pausen zum Nachdenken, bewegen, prokastrinieren etc.): durchschnittlich 1 Stunde
Korrigieren (nur das Gröbste): 10 Minuten
Alpha-lesen (Satzbau, Wortwiederholungen etc.): 15 Minuten
Danach lasse ich es einmal Betalesen.
Beta-Version erstellen aus Anmerkungen: 15 Minuten
Noch mal drüberlesen, letzte Fehler finden: 10 Minuten
Eigenes Probelesen des Textes mit Korrektur was mir noch so auffällt: 10 Minuten

Macht insgesamt ca. 2 Std. Arbeit für das erstellen eines "fertigen" Textes von 1.000 Wörtern. Da ich es partout nicht schaffe kurze Romane zu schreiben, habe ich mindestens 150.000 Wörter für einen. Macht etwa 300 Std. bis zur Fertigstellung, davon ausgehend dass ich nur am Wochenende/im Urlaub schreibe schaffe ich vllt 6-8 Std. im Schnitt pro Woche, im NaNo aber auch mehr. Das Plotten und Nachdenken erledige ich dabei während der Woche, Schreibpausen vor/bei schwierigen Szenen kommen aber auch vor, sodass ich denke ich in etwas weniger als einem Jahr fertig bin, sofern mich nichts zurückwirft oder massiv aufhält, wie z.B. mein Umzug nach Köln dieses Jahr und dazu diverse Umstände die mir auch die Zeit genommen haben davor.

Für kürzere Texte (so denn ich sie jemals schreiben kann  ::) ) bräuchte ich dann proportional weniger Zeit.
Be brave, dont tryhard.

canis lupus niger

#32
Hm, für meinen ersten Roman (rund 150.000 Wörter) habe ich etwa eineinhalb Jahre gebraucht, was im Nachhinein betrachtet zuwenig war.  ::) Mehr Übererbeitung hätte ihm gut getan. Für den zweiten brauchte ich etwa zwei Jahre, mit inzwischen etwas systematischerem Arbeiten, (etwas) mehr Wissen und sehr viel mehr Überarbeitung. Für Drachstaad habe ich etwa sechs Jahre gebraucht, auch dadurch, dass ich wieder ins Berufsleben eingestiegen war und zwischendurch zweimal für mehrere Monate krank war. Die Rohfassung war bis auf zwei Stellen, mit denen ich lange nicht zufrieden war, nach zwei Jahren fertig.

Also kann man im Grunde sagen, dass ich für die Rohfassung eines 400- bis 500-Seiten-Romans etwa zwei Jahre brauche. Im Vergleich ist das schon ein bisschen lange, aber zu meiner Entschuldigung muss ich anführen, dass ich auch noch einen Brotjob habe, neben dem bisschen Haushalt, Chauffeur-Diensten für mittlerweile nur noch eine Tochter, Tiere (Pferde, Ziegen, Hunde, Katzen, Hühner) versorgen etc.

Zum Vergleich vielleicht mal zwei Profis: Terry Pratchett hat in seinen guten Zeiten zwei Romane pro Jahr geschrieben, zusätzlich zu gelegentlichen Kurzgeschichten etc., und wurde von Kollege Neil Gayman als sehr fleißig gelobt. Wolfgang Hohlbein müsste rein rechnerisch (Anzahl der angeblich von ihm selber geschriebenen Bücher geteilt durch die Jahre, in denen er inzwischen veröffentlicht) alle 6 Wochen einen Roman von ca. 300 Seiten geschrieben haben. Ich hab das vor ein paar Jahren mal ausgerechnet. Inzwischen hat seine 'unglaubliche' Produktivität aber etwas nachgelassen, so dass dieser Durchschnittswert nicht mehr stimmt. Die Bücher von Sir Terry halte ich für besser geschrieben ...


Leann

@Christopher: Interessantes Rechenbeispiel. Das würde bei mir z.B. nicht funktionieren. Mein Schreibtempo variiert sehr von 1000 bis über 2000 Wörtern pro Stunde und auch die Überarbeitung eines Rohentwurfs nimmt unterschiedlich viel Zeit in Anspruch. Kann sein, dass ich mal für 1000 Wörter nur wenige Minuten brauche, dann wieder mehrere Stunden. Also rechne ich lieber gleich gar nicht, sondern nehme mir eben die Zeit, bis ich relativ zufrieden bin.

Interessant finde ich besonders die Frage: Wann beginnt die Arbeit an einem Roman? Mit dem ersten Anflug einer Idee, oder wenn ich die ersten Wörter schreibe? Und wann endet sie? Mit der Veröffentlichung, oder wenn das Lektorat durch ist, oder wann? Mein zuletzt geschriebener Roman existierte viele Jahre, ja schon Jahrzehnte, als Geschichte in meinem Kopf, mit diversen Variationen. Vor kurzem entschied ich mich dann, sie aufzuschreiben und brauchte vom ersten geschriebenen Wort bis zum Ende der Rohfassung zwei Wochen. Klingt nun zwar kurz, aber irgendwie muss ich da ja auch die Zeit berücksichtigen, die ich schon in dieser Geschichte verbracht habe. Es kommt allerdings auch vor, dass mich plötzlich eine völlig neue Geschichte anfällt, und dann dauert es länger, bis aus der ersten Idee die ersten Wörter werden, obwohl ich wahrhaftig kein großer Plotter bin.
Für meinen längsten Roman (700 Seiten) habe ich für die Rohfassung vier Monate gebraucht, für die Überarbeitung zwei Wochen und für das Lektorat vier Wochen. Das kam mir schon alles endlos lang vor und ich brauchte zwischendurch einen Monat Pause (NaNo!), in der ich einen anderen Roman geschrieben habe. Ich könnte mir nicht vorstellen, Jahre mit nur einer Geschichte zu verbringen. Da würde mir die Abwechslung fehlen.

Christopher

Ich hab bei dem Beispiel meine Durchschnittswerte genommen ;)
Ich hatte ja auch schon NaNo-Tage, an denen ich 10+k Wörter geschafft habe, aber in deutlich weniger als 10 Stunden.  Habe ich Kapitel die mir gut von der Hand gehen oder mit längeren Kampfszenen (inzwischen hab ich gut Routine darin, und die produzieren sehr viele Wörter) kann ich auch bis zu doppelt so schnell schreiben. Der restliche Kram hingegen lässt sich kaum beschleunigen, wenn ich also sehr schnell bin und nich so viel rumalbere, mich mit anderen Sachen beschäftige etc. könnte ich die Zeit wohl um 1/4 reduzieren.

Dann kommt aber genau der Aspekt den du angesprochen hast:
Wie lange denkt man eigentlich darauf rum? Wie lange braucht man für den kreativen Prozess? Der lässt sich zeitlich gar nicht messen. Ich hab aber in dem NaNo-Jahr in dem ich mir extra Urlaub genommen habe festgestellt, dass ich trotz (quasi) unbegrenzt zur Verfügung stehender Zeit nicht mehr als 2-3k Wörter im Durchschnitt pro Tag schaffe - für mehr fehlt dann die Zeit zum kreativ sein, plotten und nachdenken. Ohne Urlaub waren das Sachen, die ich so über den Tag erledigt habe und dann kam ich trotzdem auf ca. 2k Wörter pro Tag obwohl ich nur Abends nach der Arbeit Zeit zum Schreiben hatte.
Be brave, dont tryhard.

HauntingWitch

Zitat von: Leann am 25. August 2017, 07:20:34
Interessant finde ich besonders die Frage: Wann beginnt die Arbeit an einem Roman? Mit dem ersten Anflug einer Idee, oder wenn ich die ersten Wörter schreibe? Und wann endet sie? Mit der Veröffentlichung, oder wenn das Lektorat durch ist, oder wann?

Die Frage finde ich auch sehr interessant. Für mich beginnt die Arbeit an einem Roman schon mit der Idee, aber nicht bei jedem Anflug (wenn jede meiner Ideen ein Roman wäre, hätte ich keine Zeit zum Essen, Schlafen oder Arbeiten mehr), sondern ab dann, wenn die Idee konkrete Form annimmt. Wenn ich merke, dass die Idee wirklich Hand und Fuss hat und sich zu einem Roman ausbildet. Denn: Das ganze Daran-Herumdenken, an der Idee feilen, sie erweitern, mit den Figuren sprechen*, gehört ja alles auch zu der Arbeit am Roman, auch wenn es vorerst nur im Kopf stattfindet. Und meistens mache ich dann auch schon Notizen, also ist es doch nicht nur im Kopf. Die reine Schreibarbeit ist für mich der Erstentwurf, aber die Überarbeitung danach gehört auch noch zur Arbeit am Roman, denn ohne das, würde er ja nicht zu dem, was er am Ende ist. Und das Ende ist für mich die veröffentlichungsfertige Version (ohne Satz, Cover, etc.).

*Ich lese immer wieder von "Figuren erschaffen", aber für mich stimmt das so nicht, die kommen zu mir. ;D Aber das ist, glaube ich, OT.

Silvasurfer

#36
Puh! Wenn ich das hier so lese fällt mir ein riesen Stein von Herzen, weil mein Erstling immer noch nicht fertig ist, für den ich vor fast 3 Jahren die erste Idee hatte und an dem ich seid Oktober 2016 auch immer aktiver ausplotte und schreibe... was mich widerum echt fertig macht. Ich kriege es mit der Angst und es schnürt sich alles in mir zu, wenn ich mir denke, es müsste schon längst fertig sein! Meine Mutter liegt mir mit Sätzen in den Ohren wie: "Wann kann man denn mal ein fertiges Manuskript in den Händen halten?!" Und der Macheryp, der in mir in den letzten 2 Jahren zum leben erwacht ist, der Typ der meinen inneren Schweinehund fleissig bekämpft und die Dinge gleich hier und jetzt anpacken will schreit in mir schon: "Du bist ein nichts, ein niemand!!!"

Da hilft es zu sehen, dass auch solche Menschen, die bereits das eine oder andere Manuskript fertig geschrieben haben, was ja genau das ist, was ich bewundere, ebenfalls schwere und lange Geburten hinter sich hatten.

Vielen Dank, @Witch für diesen Thread.

Soly

Zitat von: Leann am 25. August 2017, 07:20:34
Interessant finde ich besonders die Frage: Wann beginnt die Arbeit an einem Roman? Mit dem ersten Anflug einer Idee, oder wenn ich die ersten Wörter schreibe? Und wann endet sie? Mit der Veröffentlichung, oder wenn das Lektorat durch ist, oder wann?

Also ich finde ja, die Arbeit am Roman beginnt mit den ersten ausformulierten Worten, die man aufschreibt.
Alles andere - Ausfeilen der Idee, Setting, Figurenerschaffung (ja, ich erschaffe die, die fangen immer erst in der Handlung an zu reden), Plotten - ist Arbeit an der Geschichte.
Ist vielleicht ein wenig wortklauberisch, aber gerade für Fantasy-Autoren ist Sprachphilosophie wichtig... ;)

Zur ursprünglichen Frage:
Meine Schreibgeschwindigkeit variiert unglaublich stark. Manchmal bin ich voll im flow und schreibe mehrere Szenen innerhalb einer Stunde runter, manchmal klappe ich auch nach zwei Stunden den Rechner zu und habe eine Seite geschrieben (letzteres leider öfter).
Bis vor Kurzem dachte ich, das liegt an der Mühe, die man sich vorher mit dem Plotten gibt - bei mir scheint das aber nicht zu greifen. Mein aktuelles Projekt habe ich während der Vorabi- und Abi-Zeit fast vier Monate lang geplottet und eigentlich minutiös durchgearbeitet, und trotzdem hopse ich von einer Schreibblockade zur nächsten und habe, nachdem ich Anfang Juni mit Schreiben begonnen habe, letztes Wochenende das dritte Kapitel begonnen.
Bis zum Lektorat bin ich leider noch nie gekommen, aber zwischen Idee und Beendung der Erstfassung liegen bei mir abhängig von Länge und "Größe"* der Geschichte ein halbes bis ein/dreiviertel Jahre (wobei das bisher längste, was ich zustande gebracht habe, 180 A4-Seiten waren).

*Umfang des Hintergrundwissens/der Vorgeschichte/des fantastischen Settings
Veränderungen stehen vor der Tür. Lassen Sie sie zu.

Churke

Zitat von: Silvasurfer am 25. August 2017, 10:12:32
Meine Mutter liegt mir mit Sätzen in den Ohren wie: "Wann kann man denn mal ein fertiges Manuskript in den Händen halten?!"

Solche Probleme vermeide ich, indem ich niemandem sage, woran ich gerade schreibe und ob überhaupt.  :engel:

Trippelschritt

Für mich beginnt das Schreiben eines Romans, wenn ich weiß, was mein Thema ist. Ichc kenne also Prämisse und controlling idea. Und Schreiben endet, wenn ich die Änderungen meiner Betas eingearbeitet habe. Bei meiner Art zu schreiben macht es wenig Sinn, Anfang und Ende anders festzulegen. Manchmal habe ixch eine komplett ausgearbeitete Figur und es kann sein, dass ich genau diese Figur, die die ganze Zeit mein Protagonist sein sollte, beiseite geschoben wird, und ich nach Festlegung der "controlling idea" neue Figuren brauche.
Lektorat und Correctorat brauchen zwar auch Zeit, aber auf deren Dauer habe ich wenig Einfluss. Und ab der ersten Idee ... Ich habe immer Ideen und seitenweise spannende Dialoge ohne story, Figuren ohne brauchbares Setting, Wahnsinnssetting ohne Storyidee und und und. Ich sammele ja ständig meine Ideen.
Deshalb beginnt für mich das Schreiben mit dem ersten Satz einer neuen Geschichte, deren zentrales Thema mir klar ist. Einen plot habe ich zu dem Zeitpunkt aber noch nie. Der entsteht während das Schreibens.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Christopher

Zitat von: Silvasurfer am 25. August 2017, 10:12:32
Puh! Wenn ich das hier so lese fällt mir ein riesen Stein von Herzen, weil mein Erstling immer noch nicht fertig ist, für den ich vor fast 3 Jahren die erste Idee hatte und an dem ich seid Oktober 2016 auch immer aktiver ausplotte und schreibe... was mich widerum echt fertig macht. Ich kriege es mit der Angst und es schnürt sich alles in mir zu, wenn ich mir denke, es müsste schon längst fertig sein!

Die Sorge kann ich dir abnehmen. "Fertig" wird man niemals. Angeblich gibt man nur irgendwann auf ;) Das ist dann der Punkt wo man einsieht, dass man es alleine eh nicht mehr wirklich verbessert, bestenfalls verschlimmbessert.

Die nächste Weisheit (die auch ich nicht glauben wollte): Deinen Erstling darfst du als Lehrgeld verbuchen und zu 99,9% erst mal lange in die Schublade legen, wo er vllt. nie wieder herauskommt.

Wenn es dein Erstling ist, lernst du dort am meisten. Wenn du dann fertig bist wirst du den Anfang noch mal lesen "Alles noch mal aufpolieren!" und dann mit Erschrecken feststellen, wie übel das ist was du da zusammengeschustert hast. In der Folge kommt dann der Versuch es irgendwie so viel zu korrigieren, dass es so gut ist wie du selbst heute, gefolgt von der Einsicht, dass komplett neu Schreiben vermutlich weniger Arbeit macht und ein besseres Ergebnis liefern würde.
Dann willst du es tatsächlich besser machen, den Plot noch ein bisschen verbessern, und dann fallen dir all die kleinen Problemchen und Löcher im Konstrukt auf, die du in deinem jugendlichen Überschwang gar nicht bemerkt hast. Und darum landet es dann in der Schublade.

Hm. Das klingt jetzt ziemlich zynisch und gemein merke ich gerade. Aber so ist es nicht gemeint. Wenn du den Anfang noch mal liest und merkst, dass du das inzwischen viel besser kannst, ist das ein gutes Zeichen. Ob es dann in der Schublade landet oder du dich doch daran setzt, liegt bei dir :)

(PS: Ich hab meinen Erstling auch nicht aufgegeben, trotz all der Weisheit die ich hier versprühe :P )
Be brave, dont tryhard.

HauntingWitch

Zitat von: Silvasurfer am 25. August 2017, 10:12:32
Puh! Wenn ich das hier so lese fällt mir ein riesen Stein von Herzen, weil mein Erstling immer noch nicht fertig ist, für den ich vor fast 3 Jahren die erste Idee hatte und an dem ich seid Oktober 2016 auch immer aktiver ausplotte und schreibe... was mich widerum echt fertig macht. Ich kriege es mit der Angst und es schnürt sich alles in mir zu, wenn ich mir denke, es müsste schon längst fertig sein! Meine Mutter liegt mir mit Sätzen in den Ohren wie: "Wann kann man denn mal ein fertiges Manuskript in den Händen halten?!" Und der Macheryp, der in mir in den letzten 2 Jahren zum leben erwacht ist, der Typ der meinen inneren Schweinehund fleissig bekämpft und die Dinge gleich hier und jetzt anpacken will schreit in mir schon: "Du bist ein nichts, ein niemand!!!"

Mit genau solchen Gedanken schlage ich mich auch herum. Das Meiste davon entsteht daraus, dass man sich mit Leuten vergleicht, die vermeintlich besser oder erfolgreicher sind. Leute, die anders sind, andere Erfahrungen haben und anders arbeiten. Das ist völlig absurd. Ich muss mir das immer wieder bewusst machen, sonst lasse ich mich herunterziehen, weil ich denke, ich müsste das auch so können wie sie. Aber das stimmt nicht. Du bist ein Individuum, ich bin ein Individuum und jeder hat seine individuelle Herangehensweise und sein Tempo und seine Stärken und Schwächen.

Mütter kommen nicht draus, weil sie sich mit dem Schreiben nicht auskennen, ihre Aussage kannst du sowieso gleich vergessen (nichts gegen deine Mutter). ;) Es sei denn, deine Mutter wäre selber Autorin, aber ich nehme jetzt einfach mal an, dass das nicht so ist.

Und was den Machertypen angeht: Der ist ein Idiot. Genauso wie der emotionale Typ in einem, der sagt: "Oh, aber schaffen wir das überhaupt? Wie sollen wir das machen? Das ist soo schwierig, mir wird schlecht!" Und genauso wie der Rationalist in uns, der sagt: "Ach was, lass mal, du kannst nicht verlieren, was du nicht besitzt, warum nicht gleich aufs Sofa sitzen und eine Serie gucken, sowas wie Glück oder Schicksal gibt es sowieso nicht!" Alles Idioten, die versuchen, uns niederzumachen. Da muss man das Über-Ich einschalten und sagen: "Ruhe! Ich bestimme hier! Ich sage, wann der Film Roman zu Ende ist!" (*räusper*, das ist aus Aristocats, finde ich lustig). Nicht, dass das einfach wäre. Aber auch das kann man genauso üben wie alles Handwerkliche. :omn:

Kuddel

Ich bin ein Vielschreiber. Wenn ich mich hinsetze, um zu schreiben, kann ich schon mal einen Roman in einem Monat schreiben. Das sind dann zwischen 300-400 Seiten. Dazu bedarf es aber vorheriger Planung. Ich muss den Plot fertig haben, ein Kapitelexposé für mich erstellt haben und meinen Mann geistig darauf vorbereitet haben, dass er sich jeden Abend wenn er zuhause ist, ums Räuberkind kümmern darf, damit ich meine 10-15 Seiten pro Tag schaffe.
Es hört sich bei mir immer an, als ob ich verdammt viel schaffe, aber das schaffe ich nur, weil ich alles exakt vorher festlege und plane. Ein fieberndes Räuberkind bringt mich dann aber auch schon in die Bredouille.  ;) Im Anschluss überarbeite ich noch mal etwa 2-3 Wochen, ehe es dann abgegeben wird.

Das nächste Mal steht das im September an. Ich arbeite gerade am Kapitelexposé und plane noch kleine Besonderheiten im Plot, ehe es nächste Woche losgeht.  ;D
The first draft of everything is shit - Ernest Hemingway

Drachenfeder

Zitat von: Kuddel am 25. August 2017, 13:49:50
Ich bin ein Vielschreiber. Wenn ich mich hinsetze, um zu schreiben, kann ich schon mal einen Roman in einem Monat schreiben. Das sind dann zwischen 300-400 Seiten. Dazu bedarf es aber vorheriger Planung. Ich muss den Plot fertig haben, ein Kapitelexposé für mich erstellt haben und meinen Mann geistig darauf vorbereitet haben, dass er sich jeden Abend wenn er zuhause ist, ums Räuberkind kümmern darf, damit ich meine 10-15 Seiten pro Tag schaffe.

In dieser Sache bist du ja eh für mich eine Heilige Kuddel. Ich werde es nie verstehen, wie du das alles so schaffst. Vorallem mit Kind. Aber das ist nochmal ein anderes Thema ;)

Ich bin im Gegensatz zu Kuddel eher eine Langsamschreiberin, schon immer gewesen. Das gebe ich offen zu und trotzdem habe ich schon einiges zu Papier gebracht und beendet sowie veröffentlicht. Also auch mit längerer Dauer kann was draus werden.
Doch seit mein Sohn auf der Welt ist benötige ich definitiv länger und seit das Mädchen noch dazugekommen ist ... Ähm ja. Für dieses Thema werde ich aber mein Schaffen und meine Zeit, die ich nun für mein aktuelles Projekt benötige mal genauer beobachten und dann auch berichten.

Wenn man die Zeit schon ab der Ideenfindung zählt, benötige ich für manches wohl einige Jahre  ;D



Appletree

Hallo

Ich schreibe jetzt ziemlich genau ein Jahr und bin bei dem ersten Band in der Überarbeitung, um dann Probeleser zu suchen.

Band 1 ist also bald soweit, wohingegen der zweite noch recht roh und unvollständig daher kommt und der dritte nur grob geplottet ist.

Es gab ganz verschiedene Phasen bei mir.
Das reine losschreiben ging super schnell, und praktisch von allein. Das handwerkliche Ausbessern von Perspektiven und Logikfehlern war schon haariger und der jetzige Endschliff geht kriechend langsam voran, und raubt mir oft den letzten Nerv obwohl der Text vorhanden ist und lediglich einen Schönheitsschliff bekommt.

Allerdings denke ich, das es beim zweiten zügiger gehen wird ihn fertig zustellen, da ich nicht mehr von der Pieke auf Lernen muss, sondern mittlerweile das Handwerk ganz gut beherrsche. Ich bete jetzt inbrünstig, dass das auch stimmt :-D

Ein Buch in 6 Monaten kann ich mir, mit genug Übung und Zeit, also durchaus vorstellen. Der jetzige Prozess zieht sich größtenteils auch nur so hin, weil ich mir fast täglich selbst im Weg stehe mit meinen immerwährenden Zweifeln.

Auch da hoffe ich einfach, dass das mit der Zeit und zunehmender Erfahrung besser wird.

Ich habe beim Schreiben unglaublich viele Entwicklungen durchlaufen. Ob das bei jedem Werk so ist, weiß ich jetzt noch nicht, aber wie schon gesagt denke ich, dass man automatisch besser und dadurch schneller wird.

Ob es erstrebenswert ist, alle sechs Monate einen Roman zu publizieren hängt ganz bestimmt davon ab, wie routiniert jemand schreibt und ob er, trotz der Menge an produzierten Worten und Geschichten, eine gute Qualität halten kann.

Ich gehe davon aus, das es Autoren gibt die das können und ich bewundere das sehr.