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Der Unterschied zwischen Betalesen und Lektorieren

Begonnen von Tigermöhre, 26. Juni 2017, 12:11:58

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Tigermöhre

Hallo ihr Lieben,

immer wieder höre/lese ich, dass betalesen kein lektorieren ist. Doch ich weiß nicht so recht, was der Unterschied genau ist. Ich nehme Texte echt gerne auseinander, doch bislang nur als Betaleserin. Dabei interessiert mich der Beruf der Lektorin sehr, aber als Nichtstudierte habe ich keine Chance, ein Volontariat oder so bei einem Verlag zu machen.
Bliebe also nur der Weg, mich selbständig zu machen. Aber bin ich gut genug dafür? Was muss ich anders oder mehr machen, als wenn ich betalese? Woran erkenne ich, dass ich gut genug bin?

Und dann auch noch die Frage, wie habt ihr als Lektorinnen angefangen? Klassisch im Studium oder anders?
Ich würde mich über Antworten und einen Austausch echt freuen.

Eluin

Da schließe ich mich an. Aber auch aus der Perspektive: woran erkenne ich, ob ich einen guten Lektor erwische oder nicht? Was ich teilweise als Probelektorat hatte, sah nicht viel anders aus, als mir meine sehr guten Betaleser abliefern.
Träume verändern die Zukunft. Doch erst wenn wir die Augen öffnen, können wir sie verwirklichen!
Mein Spruch, mein Motto.

Churke

Dazu meine Einschätzung als Autor:

Wo der Betaleser auf die Fassade blickt, sieht der Lektor den Grundriss.  Erinnern wir uns an den Deutschunterricht, wo immer durchgekaut wurde, was der Dichter alles damit sagen will?
Genau das tut ein Lektor, nur mit einer anderen Fragestellung: Nicht ,,Was will der Dichter damit sagen?", sondern ,,Wie funktioniert die Geschichte?"
Autoren arbeiten regelmäßig intuitiv. Lektoren übersetzen diese Intuition in ein Gerüst mit klaren Regeln, und bauen den Plot neu auf, damit er besser trägt.
Soweit die Metaebene. Die zweite Aufgabe ist die Korrektur von Stil, Formulierungen, Rechtschreib- und Grammatikfehlern.

Lektoren arbeiten zielgruppenorientiert wie beim Pornodreh: Sie wissen, was die Leute wollen. Ich hatte letztens mit einer Lektorin zu tun, die Manuskripte zielsicher, fast schon brutal, vermainstreamt. Darauf beruht ihr Ruf in der Branche. Alleine ihre Analyse zu lesen, war eine echte Offenbarung. Da weiß jemand wirklich, wie der Markt funktioniert.  :o

Es gibt zwar Manuskripte, bei denen das nicht funktioniert (meine zum Beispiel), aber das kommt so selten vor, dass man den Fall scheinbar vernachlässigen kann...  ;)

Zitat von: Tigermöhre am 26. Juni 2017, 12:11:58
Und dann auch noch die Frage, wie habt ihr als Lektorinnen angefangen? Klassisch im Studium oder anders?

Dazu ein Anekdötchen. Da die genannte Lektorin ausgebucht war, reichte sie den Auftrag nach Absprache an einen "Trainee" weiter. So kann man in den Beruf also auch einsteigen. Leider stellte sich der Trainee hinterher tot (Ausgewandert? Fremdenlegion? Überfordert?) und wurde wieder raus gekickt. Der Auftrag liegt jetzt bei einer anderen Lektorin.   :wart:


Lothen

Ich sehe da erstmal einen grundlegenden Unterschied in der Konzeption.

Als Beta-Leser sehe ich mich in der Position eines Lesers. Ich sage, was mir gefällt, was mir nicht gefällt, was man schöner/besser machen könnte etc. Das alles basiert auf meinem persönlichen, subjektiven Eindruck. Das kommuniziere ich auch so. Als Beta bin ich weniger streng, weil ich mich nicht in der Position erlebe, jemanden vom Schreiben oder dem Veröffentlichungsgedanken abzubringen. Das ist nicht mein Job als Testleser. Also, zumindest nehme ich das so wahr.

Ein/e Lektor/in hingegen hat die Aufgabe, das Buch verkaufbar zu machen. Er/sie sollte nicht nach persönlichem Geschmack entscheiden - obwohl sich das bestimmt nicht gänzlich vermeiden lässt - sondern nach dem, was sich gut verkauft, was die Zielgruppe anspricht, was konventionell für das Genre notwendig oder sinnvoll ist. Die persönliche Distanz zum Autor ist wesentlich größer.

Das ist zumindest meine laienhafte Sicht auf die Dinge, aber ich hab bisher auch noch nicht viel Lektorats-Erfahrung. Die, die ich bislang gemacht habe, deckt sich aber mit diesem Eindruck.

Ary

#4
Zitat von: Churke am 26. Juni 2017, 13:18:57

Genau das tut ein Lektor, nur mit einer anderen Fragestellung: Nicht ,,Was will der Dichter damit sagen?", sondern ,,Wie funktioniert die Geschichte?"
Autoren arbeiten regelmäßig intuitiv. Lektoren übersetzen diese Intuition in ein Gerüst mit klaren Regeln, und bauen den Plot neu auf, damit er besser trägt.
Soweit die Metaebene. Die zweite Aufgabe ist die Korrektur von Stil, Formulierungen, Rechtschreib- und Grammatikfehlern.


Hm. So arbeite ich aber auch als Betaleserin, versuche es zumindest.
Böse gesagt: betalesen ist ein Freundschaftsdienst und als solcher für mich ohne die Entstehung von Kosten, ein Lektorat kostet entweder mich selbst (beim Selfpublishing) oder meinen Verlag Geld (es sei denn, der Verleger ist zugleich der Lektor, dann kostet es ihn erst mal nur Zeit, die aber auch Geld für ihn ist, also kommt's aufs selbe raus).

Was ich als Betaleser natürlich nicht einschätzen kann, ist diese Markt/Mainstreamgeschichte, da gehe ich schon davon aus, dass erfahrene Profilektoren einen sichereren Blick darauf haben, als es ein Autorenkollege, der für mich betaliest, ihn haben könnte. Es sei denn, der Autorenkollege ist zugleich auch Profilektor.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Malinche

#5
Grundsätzlich würde ich sagen, der Unterschied besteht erst einmal in der Beziehung: Ein Betaleser leistet seine Arbeit in der Regel auf freundschaftlicher Basis in seiner Freizeit. Ein Lektor, ob jetzt frei oder angestellt, leistet sie zumindest aus seiner Sicht in professionellem Rahmen. Und da die Berufsbezeichnung ja nicht geschützt ist, kann es ebenso grundsätzlich auch passieren, dass man von einem kostenpflichtigen Lektorat enttäuscht ist, während ein Betaleser vielleicht gründlicheres oder konstruktiveres Feedback abliefert.

In meinem persönlichen Verständnis ist ein Lektorat ein Prozess, der noch tiefergeht als das Betalesen. Den entscheidenden Unterschied macht für mich persönlich die ganzheitliche Perspektive auf den Text.

Ich habe das z.B. sehr deutlich während des Lektorats für meinen Mahagonibaum gemerkt. Da hatte ich auch sehr hilfreiche Beta-Rückmeldungen bekommen, aber die Lektorin ging deutlich mit einem umfassenderen Blick an das Projekt heran. Es ging da nicht nur um konkrete Textarbeit, Stilverbesserung oder das Ausbügeln von vereinzelten Logikfehlern und Plotproblemchen, die man isoliert für sich in der jeweiligen Szene betrachtete. Es ging auch um das Gesamtprodukt und die Erzählstrukturen. Was mich damals sehr beeindruckt hat, war, wie meine Lektorin mit mir das Exposé durchging und genau den Finger auf bestimmte Punkte legen konnte, wo man Konflikte verstärken und klarer herausarbeiten konnte. Das Feedback, das ich von ihr bekommen habe, ging entsprechend weit über Kommentare im Text hinaus (die gab es auch, und das nicht zu knapp) und bezog Handlung, Charakterentwicklung, das Anlegen von inneren und äußeren Konflikten, die Funktionalität einzelner Szenen im Hinblick auf Tempo und Spannungsaufbau etc. mit ein. Mich hat das damals sehr beeindruckt, weil es von einem sehr sicheren Verständnis für erzählerische Strukturen und handwerkliche Aspekte sprach. Wobei das ja auch nichts ist, was man zwangsläufig im Rahmen eines Studiums erlernt.

Ein Lektor ist in der Regel ja auch vertraut mit dem Genre eines Buches, mit erzählerischen Konventionen und Lesererwartungen, und kann da Hilfestellung geben.

Wie gesagt, das heißt nicht, dass nicht theoretisch auch ein Betaleser ein gleichwertiges Feedback geben kann - oder dass umgekehrt ein Lektorat oberflächlicher bleibt. Aber nach meiner Erfahrung ist es im Idealfall so, dass ein Lektor umfassender und tiefergehend arbeitet als ein Betaleser, auch dadurch, dass er das in einem professionellen Rahmen tut und entsprechend mehr Zeit in diese Technik investieren kann als jemand, der mit seiner Freizeit ein begrenzteres Kontingent zur Verfügung hat, sich damit zu beschäftigen. Wie gesagt - Idealfall. In der Praxis dürften die Grenzen da auch oft verschwimmen, gerade, weil sich im Prinzip jeder selbständig machen und Lektoratsleistungen anbieten kann.

[EDIT] Da waren einige Leute schneller. :) Churkes Bild mit Fassade und Grundriss finde ich da sehr treffend.
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Trippelschritt

Für mich ist eine Lektorin mit der Qualifikation eines guten Schriftstellers ohne die dazu erforderlichen Ideen. Die braucht sie also nicht. Und sie ist auch verantwortlich für den letzten Kommafehler, wenn der Verlag ein Korrektorat vermeidet. Aber oft arbeitet er auch mit dem Korrektor zusammen und hat dann doch wieder die letzte Verantwortung. Zusätzlich muss sie den aktuellen Markt kennen. Ich habe durchaus von Lektoren gehört, die wie Schriftsteller denken, aber das allein reicht nicht.

Ein Betaleser gibt nur einen allgemeinen Eindruck wieder und sollte mit seinem Blick von außen vor allem Plotlöcher und Logikfehler - und ganz wichtig - alles erspüren, was ihn langweilt oder langweilen könnte. Tippfehler werden nur korrigiert, wenn man darüber fällt, aber Aufbau und Handlungsablauf zu überprüfen, das wäre schon fein.

Objektivität erwarte ich weder vom Lektor noch vom Betaleser, denn die gibt es bei der Beurteilung eines Buches nicht.

Wer freiberuflich einsteigen will, muss einen sehr guten analytischen Blick für Texte haben und ein recht guter Schreibhandwerker sein. Ich habe mit Freiberuflichen sowohl gute wie auch katastrophale Erfahrungen gemacht.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Fianna

Zitat von: Churke am 26. Juni 2017, 13:18:57
Wo der Betaleser auf die Fassade blickt, sieht der Lektor den Grundriss.  Erinnern wir uns an den Deutschunterricht, wo immer durchgekaut wurde, was der Dichter alles damit sagen will?
Genau das tut ein Lektor, nur mit einer anderen Fragestellung: Nicht ,,Was will der Dichter damit sagen?", sondern ,,Wie funktioniert die Geschichte?"
Das mache ich auch als Betaleser. Ich bleibe aber, wie Lothen, stärker in der Leserrolle. Ich kommentiere viel, teilweise auch mit konkreten Vorschlägen, wie man mehr herausholen kann - aber ich beschränke mich eher auf das, was da ist.

Wenn ich schreibe "Den Konflikt zwischen A und B müsste man anfangs stärker darstellen, sonst wirkt es in Szene C zu wenig und der Umschwung kommt auch etwas seltsam rüber", dann ist das in erster Linie ein Gesprächsangebot. Wenn der betagelesene Autor Interesse daran hat, kann er zurückfragen wie ich das meine, warum ich das meine oder ob ich konkete Ideen habe.
Die habe ich in der Regel!
Aber als Betaleser sehe ich es nicht als meine Aufgabe an, den Plot (stark) umzumodeln. Ich finde das, so ganz ungefragt, auch ein bisschen vermessen.

Wobei... ich glaube, bei Kurzgeschichten mache ich das schon ein bisschen...  :hmmm: bin mir nicht sicher. Bei längeren Sachen auf jeden Fall nicht!

Shedzyala

Ich arbeite auch als Lektorin (ohne Volontariat, da auch ein Studium kein Türöffner ist ...), und ich finde, Lothen hat es sehr schön auf den Punkt gebracht. Wenn ich betalese, dann merke ich an, was mir gefällt oder nicht gefällt, worüber ich gestolpert bin etc. Beim Betalesen bin ich Leserin.
Bei einem Lektorat schaue ich, was der Zielgruppe gefallen könnte, auch wenn mich persönlich so etwas in Büchern stört. Es geht dabei nicht mehr darum, wie mir dieses Buch noch mehr gefallen könnte, sondern wie man es schaffen könnte, dass es möglichst vielen Lesern gefällt – ohne den Text zu sehr zu verbiegen. Denn er ist nicht meiner und muss es auch nicht werden (was mir schon öfter positiv zurückgemeldet wurde: dass ich nicht versuche, den Stil zu ändern, auch wenn ich stilistisch eingreife. Das würden wohl einige Lektoren anders machen). Auch bin ich beim Lektorat gründlicher, denn während ich beim Betalesen hier und da bei einem kurzen Stolperer auch mal zu einem "passt schon" neige, analysiere ich beim Lektorat ganz genau, woher das falsche Steinchen rührt.

Das ist jetzt natürlich alles ein subjektiver Bericht, und andere Betaleser und Lektoren werden das vermutlich auch ganz anders schildern können.
Wenn sie dich hängen wollen, bitte um ein Glas Wasser. Man weiß nie, was passiert, ehe sie es bringen ...
– Andrzej Sapkowski, Die Dame vom See

Tigermöhre

Danke für eure vielen Antworten.

Ich picke mir jetzt auch Churke raus, weil er es so schön auf den Punkt gebracht hat.
Zitat von: Churke am 26. Juni 2017, 13:18:57
Wo der Betaleser auf die Fassade blickt, sieht der Lektor den Grundriss.  Erinnern wir uns an den Deutschunterricht, wo immer durchgekaut wurde, was der Dichter alles damit sagen will?
Genau das tut ein Lektor, nur mit einer anderen Fragestellung: Nicht ,,Was will der Dichter damit sagen?", sondern ,,Wie funktioniert die Geschichte?"
Autoren arbeiten regelmäßig intuitiv. Lektoren übersetzen diese Intuition in ein Gerüst mit klaren Regeln, und bauen den Plot neu auf, damit er besser trägt.
Soweit die Metaebene. Die zweite Aufgabe ist die Korrektur von Stil, Formulierungen, Rechtschreib- und Grammatikfehlern.

So versuche ich auch als Betaleserin zu arbeiten. Doch oft halte ich mich zurück, weil ich als Betaleserin ja nicht den ganzen Plot über den Haufen werfen kann, und es, wie Fianna irgendwie vermessen finde. Aber auch bei bereits veröffentlichen Büchern und Filmen kucke ich immer hinter die Fassade. (Was viele Menschen ziemlich nervt, wenn ich beim Film kucken ständig kommentiere: "Da, ganz klar, der Wendepunkt." "Diese Szene ist nur zum Charaktervorstellen da." "Siehst du den da im Hintergrund? Der wird noch wichtig." :rofl:

Ich hatte letztes Jahr sogar eine freie Lektorin gefunden, die Praktika und Anfängerjobs anbot, aber ich hatte mich nicht getraut, mich zu bewerben, und jetzt sucht sie niemanden mehr. ::)

cryphos

Eine Lektor hat die Aufgabe aus einer Textwüste ein tolles Buch zu machen, dass sich gut verkaufen lässt. Er sitzt auf seiten des Verlags und sollte dafür sorgen, dass aus einer guten Story eine klasse Story wird, die man verkaufen kann.

Als Betaleser ist man ein Dienstleister des Autors und bearbeitet das Dokument nach gewissen Vorgaben des Autors, wie suche Plotlöcher, suche Logikfehler, prüfe ob Spannungsbogen richtig konstruiert ist, u.ä.
Ein Beta kann ein Lektorat nicht ersetzen, aber dem Autor helfen, die Geschichte zu verbessern.

Shedzyala

Zitat von: cryphos am 26. Juni 2017, 15:06:00
Eine Lektor hat die Aufgabe aus einer Textwüste ein tolles Buch zu machen, dass sich gut verkaufen lässt. Er sitzt auf seiten des Verlags und sollte dafür sorgen, dass aus einer guten Story eine klasse Story wird, die man verkaufen kann.

Als Betaleser ist man ein Dienstleister des Autors und bearbeitet das Dokument nach gewissen Vorgaben des Autors, wie suche Plotlöcher, suche Logikfehler, prüfe ob Spannungsbogen richtig konstruiert ist, u.ä.
Das mag auf bei einem Verlag angestellte Lektoren zutreffen, aber nicht auf freie. Wenn mich ein Autor engagiert, bin ich auch als Lektorin Dienstleisterin des Autors, versuche aber dennoch ein Buch daraus zu machen, das sich verkaufen lässt.
Wenn sie dich hängen wollen, bitte um ein Glas Wasser. Man weiß nie, was passiert, ehe sie es bringen ...
– Andrzej Sapkowski, Die Dame vom See

Churke

Zitat von: Malinche am 26. Juni 2017, 13:33:48
Ein Betaleser leistet seine Arbeit in der Regel auf freundschaftlicher Basis in seiner Freizeit.

Ich sehe das mehr als eine Frage des Könnens und der Erfahrung an. Meine Mutter ist Theaterkritikerin. Sie schaut sich ein Stück ein (!) mal an und dann kennt sie es besser als Autor und Regisseur zusammen. Sie macht sich nie Notizen, erinnert sich aber an das kleinste Detail jeder Figur.
Ich denke, dass sie die Handlung anders wahrnimmt als meiner einer. Sie sieht kein Theaterstück auf der Bühne, sondern Figuren, Plots, Einfälle, Absichten, Motive. 

FeeamPC

Für mich liegt der Unterschied in Zeit und Genauigkeit. Als Betaleserin lese ich ein Buch an einem Abend und kann dann dem Autoren sagen, was funktioniert und was nicht. Das mache ich als Lektorin zwar auch. Aber da kommt noch etwas dazu.  Als Lektorin schaffe ich kaum 10 Seiten in einer Stunde, weil ich das Buch nicht nur als Ganzes, sondern Absatz für Absatz und notfalls sogar Satz für Satz darauf durchkämme, ob Verbesserungen möglich sind, ohne die Geschichte zu verbiegen.
Oder, um ein analoges Beispiel zu geben: Betaleser sind wie der Unterlack eines Autos. Das Lektorat macht den zweiten Anstrich und die bunten Zierlinien und bringt Chrom und Glitzer an.

phoe

Gutes Thema, mit dem ich mich auch schon länger befasse.
Wie viele Manuskripte ich inzwischen als Beta gelesen habe, keine Ahnung. Mich deshalb als Lektorin bezeichnen - nee.
In meiner Anfangszeit habe "nur" gelesen und ab und an nachgebessert oder korrigiert. In der Zwischenzeit habe ich viel gelernt und mir vieles angeeignet. Jetzt bin ich zwar noch immer nett, aber rede Klartext, wenn etwas nicht passt wage mir auch mal ganze Absätze zu markieren. Dazu versuche ich immer eine Alternative anzubieten, die nicht die Handschrift des Autors verändert. Trotzdem scheue ich mich davor, mich als Lektorin anzubieten. Eben auch, weil mir die Ausbildung fehlt.
Wobei ich von verschiedenen Seiten bestätigt bekomme, ich sollte es machen. Ein wenig Geld verdiene ich mir zwar inzwischen damit, würde auch gern mehr in der Richtung arbeiten, aber ich trau mich nicht an andere Verlage heran. Was soll ich denen sagen? - Hey, ich habe gehört, ich bin eine gute Beta und auch ziemlich schnell, weil ich den ganzen Tag nichts anderes mache. Wie sieht es aus? Haben sie nicht was zu lesen für mich?
Bissel wenig, oder?  ;D
ZitatWo der Betaleser auf die Fassade blickt, sieht der Lektor den Grundriss.
ZitatBetaleser sind wie der Unterlack eines Autos. Das Lektorat macht den zweiten Anstrich und die bunten Zierlinien und bringt Chrom und Glitzer an.
Das nenne ich mal gelungene Vergleiche.  :jau: