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Unsicherheiten beim Schreiben

Begonnen von TheMadZocker, 15. Januar 2017, 21:19:11

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TheMadZocker

So als Anfänger hat man es schon schwer, vor allem, wenn man eine ganz eigene neue Welt erschaffen will, sich aber unsicher ist, was man denn nun schreiben möchte.

Im Moment bin ich in so einer Phase, wo ich nicht weiß, was ich schreiben soll. Ich habe eine Welt erschaffen, die natürlich ihren eigenen Regeln folgt, eigene Kreaturen und Lebewesen beinhaltet und eine Rahmengeschichte hinzugefügt. Doch diese zu füllen bereitet mir irgendwie Schwierigkeiten, und das nicht nur beim Schreibstil oder der Wahl der richtigen Sätze. Als Perfektionist, der sein 1. Buch veröffentlichen möchte, fällt es mir schwer, das von mir Geschriebene zu akzeptieren, weil ich ihn für "zu schwach" und nicht überzeugend halte; ich versuche mich ständig, in die Lage des Lesers zu versetzen und mir die Fragen zu stellen, ist der Text qualitativ gut, kommt er richtig an und was ist überflüssig? Am Ende breche ich dann mental zusammen und habe anschließend keine Lust mehr, weiterzuschreiben und habe auch Angst davor, es wieder zu tun und zu vergeigen. Inzwischen habe ich 13 Buchanfänge geschrieben, welche alle nicht mal eine Seite voll sind, und 4 verschiedene Geschichten als Vorlage benutzt, die ich überaus gerne umgesetzt sehen möchte. Meine Frage ist jetzt, was kann ich dagegen tun? Worauf sollte ich achten und wie erlange ich die Lust am Schreiben wieder zurück? :-[

Phea

Ich denke, du leidest an der Autorenkrankheit, die uns allen hier bekannt ist. Auch ich halte mein Schreiben für mega schlecht, muss mir immer mal wieder Feedback einholen, Lieblingsstellen durchlesen oder einfach eine Pause einlegen, um zum Schreiben zurückzufinden.
Was mir sehr geholfen hat, ist der NaNo. Mein erster NaNo war im Tintenzirkel, ich war noch recht neu hier. Aber während des NaNoWriMos habe ich gelernt, dass ich den inneren Lektor einfach mal ausschalten muss, um wieder voran zu kommen. Die Qualität, Logik etc. kommt dann erst später, während des Überarbeitens. Um nicht zu viele Fehler zu machen, arbeite ich mit detaillierten Plots.

Als ich meine eigene Welt erschuf, hat es 7 Jahre gedauert, bis ich mein Projekt endlich wirklich verfasst habe. Letztes Jahr. Im NaNo. Manchmal braucht es einfach etwas Abstand.

Sprotte

Mein allererster Roman steht vom Copyshop gebunden hinter mir im Regal. Das Ding ist fast 30 Jahre alt. Wenn ich an meinem Schreiben verzweifle, genügt ein Blick in dieses erste fertige Werk, und ich weiß, wie weit ich gekommen bin.

Ohne Dich frustrieren zu wollen: Der erste Roman (und seine Nachfolger) ist für mich eine Übung gewesen. Mein Stil, meine Erzählart sind über Jahre gewachsen, bis ich wirklich einen Treffer und einen Vertrag landen konnte mit einem Roman, den ich heute noch ohne Fremdschämen für mein früheres Schreiber-Ich lesen mag und kann.

Beim Schreiben löse ich mich komplett vom Gedanken an Leser, Verleger und Co. Ich schreibe für mich, für die Geschichte, die in mir brennt und geschrieben werden will, für den den Schreibspaß und die Freude am Fabulieren. Dieses verkrampfte "ich will so und so gut schreiben, weil ich an ein fertiges Buch denke" hindert meiner Meinung nach am Geschichtenerzählen.

Maubel

Stimme, Phea zu. Gehe mit dem NaNo-Tipp ans Schreiben. Ich habe ständig nur Anfänge geschrieben und neu geschrieben und mich dann im NaNo mal darauf eingelassen, wirklich nichts zu überarbeiten, sondern erst mal nur zu schreiben. Das ganze Buch von Anfang bis Ende. Währenddessen hatte ich sogar die Buchzeit von 2 Jahren auf 3 Jahren verlängert und dann wieder auf 2 gekürzt. Also gravierende Folgefehler reingebaut, aber am Ende war das Buch fertig und in der Überarbeitung konnte ich all diese Sachen ausbügeln und das Buch wirklich perfekt machen (zumindest in meinen Augen).
Die Schreibzeit ist nicht der Zeitpunkt für Perfektionismus und schon gar nicht solche Fragen, wie der Leser das sehen würde. Das sind Fragen, mit denen man sich bei der Überarbeitung auseinander setzt. Und glaub mir, ein Buch ist so viel einfacher zu überarbeiten, wenn man den ganzen Text vor sich hat! Und Spaß macht es auch. Also mein Tipp: schaff dir eine NaNo-Atmosphäre: Das Buch in einem Monat oder 6 Wochen zu schreiben und dann wird nichts mehr überarbeitete, sondern einfach nur geschrieben.

Übrigens bin ich nach der Überarbeitung doch bei 3 Jahren gelandet ;)

KaPunkt

Du wirkst sehr unsicher über dich und dein Schreiben.
Könnte es helfen, erstmal ein paar Grundlagen zu studieren? Also nicht nur, was lese ich gern und was möchte ich gern schreiben, sondern auch: Wie funktioniert ein Plot? Was macht einen runden Charakter aus? Wieviel Weltenbau brauche ich an welchen Stellen?

Danach könntest du hier im Forum stöbern, z.B. nach der Schneeflockenmethode oder den 7 Plot Punkten. Oder du könntest dich mit Sekundär-Literatur beschäftigen. (Habe ich nie viel gemacht bisher, aber hier steht z.B. 'How not to write a novel' im Regal, dass ich hilfreich und unterhaltsam finde.

Du könntest dich auch erstmal vom Roman verabschieden und dich in Kurzgeschichten ausprobieren. Vor allem, wenn du schon eine ausgearbeitete Welt im Hintergrund hast, kann das viel Spaß machen, und weil weniger umfangreich, kann man mehr ausprobieren und auch schneller Feedback bekommen.

Liebe Grüße,
KaPunkt
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Araluen

Mein Problem war auch immer, dass ich Geschichten angefangen habe, einen Tag später das Geschriebene noch einmal gelesen habe (man will ja wieder rein kommen), feststellte, dass es qualitativer Müll ist und keine zehn Minuten später saß ich wieder vor einer leeren Datei. Wie schon für Phea und Maubel war in dieser Hinsicht der NaNo eine Offenbarung für mich: Schrieb einfach, schreib ohne zurück zu blicken. Es geht immer nur nach vorne. egal ob sich Logikfehler einschleichen oder eine Formulierung nicht sitzt, schreib weiter. Du weißt, dass du an dieser Stelle einen total komplizierten Mechanismus beschreiben willst oder der Prota eine wichtige Rede hält, hast aber keine Ahnung, was er da eigentlich sagen soll oder wie das Ding aussieht? Mut zur Lücke, mach dir einen Kommentar an den Rand und schreib weiter. Wenn dann schließlich endlich ein Ende unter dem Manuskript steht, dann mache dich ans Überarbeiten. Und glaub mir, es tut viel mehr weh, etwas einfach nur wegzuschmeißen, wenn es fertig ist. Da ist der Wille zur Rettung viel größer ;)
Sich mit Schreibtechniken auseinander zu setzen, fand ich auch sehr hilfreich. Auch ich habe mich an Schneeflocken und sieben Punkten versucht, finde bei beiden Dinge, die mir gefallen und mache nun mein eigenes Ding daraus, das für mich funktioniert.
Erst einmal Kurzgeschichten zu schreiben ist auch eine gute Übung. Das Erfolgserlebnis stellt sich schneller ein. Dann darfst du schon einmal von dem Glücksgefühl kosten, wie es ist, eine Geschichte zu beenden. Stöbere doch mal in der Rubrik Ausschreibungen herum. Da sind wirklich interessante Themen dabei, die dich auch inspirieren mal ganz andere Wege einzuschlagen. Und wer weiß, vielleicht kriegst du sogar eine Kurzgeschichte in einer Anthologie unter. Spätestens dann weißt du, dass deine Schreiberei etwas taugt.

Auf jeden Fall solltest du nicht verzagen. Dir macht das Schreiben Spaß? Das ist die absolute Hauptsache. Der Rest findet sich schon.

Denamio

#6
Das Gefühl kennt wahrscheinlich jeder Autor. Zuerst einmal: Das sofortige Korrigieren ist überflüssige Arbeit. Der Grund liegt darin, dass du im Laufe des Schreibens zwangsläufig neue Richtungen und Details entdeckst und die Szenen sowieso am Ende anpassen musst. Notiere es einfach in einem Extradokument oder wo auch immer.

Allerdings kann es auch sein, dass du noch nicht die richtige Methode für dich gefunden hast. Für manche funktionieren die erwähnten (für mich rigiden) Methoden sehr gut. Einige hier im Forum argumentieren sogar, dass man ohne Methode xyz garkein Buch schreiben kann.
Finde deine eigene Wahrheit. Selber habe ich mir zum Beispiel beim Versuch, alles zu strukturieren und zu planen, die Freude am Schreiben total zerstört und als Endresultat hatte ich einen Haufen Storyzombies, die ich gehasst habe.

Diagnose Bauchschreiber.

Aber unabhängig davon, was mir nach einigen Fehlschlägen manchmal hilft, sind kleine Writing Prompts mit einer absurden Prämisse. Sowas wie "Cybersoldat Junkel hat während Kampfeinsatz Wartungsupdate und streitet sich mit Support" oder "Captain Hansch hat ein Problem. Das Luftschiff der Queen hängt Kopfüber im Dock und Inspektion ist in zehn Minuten". Da tauchen dann die beknacktesten Charaktere auf, die seltsamsten Ideen, je abgehobener umso besser - und nach einer Seite ist es fertig. Ein paar davon und man hat wieder ein paar Erfolgserlebnisse, kriegt den Kopf frei von der Idee, nichts abschließen zu können und hat die Fantasie mal Gassi geführt.

Kerstin

 Ich kenne das Gefühl nur zu gut. Ich finde alles, was ich schreibe schrecklich und ich habe immer das Gefühl meiner Geschichte nicht gerecht zu werden (denn diese gefallen mir von der Basis her).

Wie die anderen schon sagten, solltest du dich einfach darauf konzentrieren, so schnell wie möglich eine erste Fassung zu schreiben. Korrigier nichts (mach nur einen Kommentar oder eine Notiz) und schreib weiter. Wenn dir eine bessere Idee für eine fertige Szene kommt, dann notier sie dir, aber setze sie nicht gleich um.
Später in der Überarbeitung kannst du dann lange genug an allem herumfeilen.
Wenn du erstmal ein Manuskript auf diese Weise geschrieben und überarbeitet hast, kannst du immer noch anfangen, an deiner Methodik zu feilen. Dann weisst du aber immerhin schon, dass du 1. eine Geschichte beenden kannst und 2., dass sie in der ersten Fassung ruhig Mist sein kann - du bekommst es bei der Überarbeitung noch hin.

Nebenbei würde ich dir auch empfehlen, dich mit den handwerklichen Elementen auseinanderzusetzen (ob stilistisch oder strukturell). Lies dich einfach quer durchs Forum und/oder Schreibratgeber, mach einen Kurs ... Das hilft immer, ob man nun Bauchschreiber ist oder Plotter.

Ansonsten würde ich dir empfehlen, nicht mit der Erwartung heranzugehen, dass das erste Buch schon veröffentlicht wird. Das passiert zwar, aber insgesamt ist es recht utopisch. Man lernt ja auch nicht ein Jahr ein Instrument und steht dann schon in einem Konzertsaal ...
Mit solchen Erwartungen baut man nur unnötigen Druck auf und programmiert sich bereits auf eine Enttäuschung.

Und zum Thema Freude am Schreiben finde: Hattest du sie denn jemals? So wie du klingst, ist das Schreiben für dich ja noch sehr neu.
Vielleicht bist du ja wie ich. Ich liebe das Planen und Ausdenken der Geschichte und hasse das Schreiben an sich (aus oben genannten Gründen). Die Überarbeitung macht dann phasenweise wieder Spaß.
Warum ich trotzdem schreibe: Weil es am Ende ein tolles Gefühl ist, seine Geschichte niedergeschrieben zu haben, und weil es immer jemanden gibt, der genau diese Geschichte mag.

Erdbeere

Das wichtigste ist wohl, dass du dich nicht versteifst. Schieb die Gedanken an potenzielle Leser und Veröffentlichung beiseite - das kommt eh, wenn überhaupt, erst sehr viel später. Der erste Entwurf, die Rohfassung, ist immer Mist. Immer. Egal ob beim allerersten Buch oder beim 35. Der innere Lektor verbaut einem oft nur den Spaß am Schreiben.
Ich habe zwar nicht wie Sprotte ein physisches Exemplar meiner Anfänge, aber jede Menge Dateien auf dem Computer, sogar noch aus den Zeiten, als ich nur FanFiction geschrieben habe. Immer, wenn ich an mir zweifle, öffne ich ein paar dieser Dokumente und lese. Ich merke dann jeweils sehr schnell, wie stark ich mich seither entwickelt habe. Keines dieser ersten Projekte, ob fertig oder nicht, wird jemals meinen Computer verlassen. Aber ich brauchte diese Übungen, um heute da zu stehen, wo ich stehe.

Und ich gebe KaPunkt recht, vielleicht hapert es dir an den Grundlagen und dem Wissen über's Handwerk. Niemand kann ein Haus bauen, ohne zu wissen, wie das Fundament aufgeschüttet werden muss oder was es mit der Statik auf sich hat.

Araluen

Der erste Entwurf einer Geschichte ist immer für mich. Im Grunde erzähle ich sie mir erst einmal selbst in groben Zügen. Habe ich das geschafft, amche ich die Geschichte lesbar. Vor der ersten Korrektur kriegt niemand anderes meien Geschichte zu Gesicht. Erst nach dieser ersten Korrektur mache ich mir Gedanken darüber, was andere darüber denken könnten und vor allem wie ich die Geschichte für mich noch besser mache. Bis der Text dann wirklich fertig ist in meinen Augen vergehen mindestens drei Korrekturrunden, gerne auch mehr. Erst wenn ich merke, dass ich nur noch einzelne Wörter hin und her schiebe, bin ich zufrieden.
Für mich funktioniert dieses Konzept. Es nimmt mir in der Anfangsphase den Druck raus und die Geschichte kann erst einmal erzählt werden. Wie schwierig es mir fällt, weiter zuerzählen, wenn ich dieses Konzept unterbreche, merke ich an einem meiner Projekte. Da hatte ich beschlossen das Setting zu wechseln und noch einige andere Kleinigkeiten anzupassen und wo man gerade dabei ist, kann man auch gleich noch einmal alles neu strukturieren und das bereits geschriebene so bearbeiten, dass es zu den Neuerungen passt - großer Fehler. Seit dieser Entscheidung habe ich es lediglich noch geschafft einen Prolog zu schreiben. Ansonsten ruht das Projekt derzeit.

@TheMadZocker : Da ich deinen Eingangspost gerade noch einmal gelesen habe. Du hast eine Welt mit allem was dazu gehört und eine Rahmenhandlung, weißt aber nciht, wie du den Rest füllen sollst. Hast du denn auch schon Figuren aus der welt, die ihre Geschichte erzählen wollen?

Churke

Zitat von: TheMadZocker am 15. Januar 2017, 21:19:11
Als Perfektionist, der sein 1. Buch veröffentlichen möchte, fällt es mir schwer, das von mir Geschriebene zu akzeptieren, weil ich ihn für "zu schwach" und nicht überzeugend halte;

"Zu schwach" und "nicht überzeugend" sind Gefühlslagen, die einem als Autor nicht weiterhelfen.
Wenn mir etwas missfällt, stelle ich mir immer die Fragen WAS GENAU und WARUM. Deine vielen Buchanfäge deuten für mich darauf hin, dass du dir darüber nicht so recht im Klaren bist. Wenn ich mit einem Manuskript fertig bin, schreibe ich den Anfang fast immer neu. Weil ich die gesamte Geschichte kennen muss, um den perfekten Einstieg zu finden.

Eluin

Ich bin auch eine Perfektionistin. Während der letzten Jahre habe ich für mich gelernt, dass ich mit meinem Perfektionismus nicht weiter komme, wenn ich Wort für Wort versuche perfekt zu setzen. Das klappt nicht. Mehr lerne ich - und werde dadurch auch besser - wenn ich Schreibe, Schreibe und Schreibe. Beim Überarbeiten kann ich dann alles so weit verbessern, dass es Rund wird. Da helfen mir auch sehr Betaleser, die mich auf Fehler und Unschönheiten aufmerksam machen, mir aber auch sagen, wenn etwas gelungen ist.

Seit ich begriffen habe, dass es mehr bringt, weiter zu schreiben und vor allem eine Rohfassung zu beenden, schaffe ich es, eine Rohfassung nach der nächsten zu tippen. Derzeit arbeite ich daran, die Rohfassungen in einen überarbeiteten Zustand zu überführen. Weil das, muss ich mir immer vor Augen halten: Nach der Rohfassung kommt immer eine Überarbeitung. Nichts ist perfekt. Manche meiner Projekte liegen schon ein paar Jahre in der Schublade. Damals war ich noch nicht weit genug, sie so gut hinzubekommen, dass sie Rund klingen. Dennoch weiß ich, dass der Plot trägt und ich sie eines Tages noch überarbeiten bzw. neu schreiben werde. Zunächst brauche ich den Plot und dann kann ich alles weitere erarbeiten.

Ansonsten kann ich mich vor allem Phea und Sprotte anschließen. Inneren Lektor ausschalten, schreiben, schreiben, schreiben und damit üben. Das aus Spaß am Werk und nicht weil ich damit das Ziel der Veröffentlichung erreichen will (das sollte ich mir im Moment auch wieder mehr auf die Fahne schreiben).

Übrigens: es gibt auch Autoren, die ohne Plot schreiben (wie Denamio auch sagt: Bauchschreiber). Ich gehöre meistens dazu und schreibe einfach drauf los, sehe wohin mich die Geschichte trägt. Am Ende bedeutet das allerdings, dass einiges noch überarbeitet und angepasst werden muss. Fällt mir das bereits beim Schreiben auf, dann gehe ich nicht zurück, sondern notiere es mir.
Das Wissen um Plotaufbau, Schreibtheorien und auch Techniken wie der Schneeflockenmethode finde ich dennoch unabdingbar. Regeln kann man immer brechen, aber dafür sollte man sie kennen ;)

Oh und noch ein Punkt: Speicher Versionen deiner Durchläufe ab. Sprich bevor du anfängst irgendwas zu überarbeiten, eine neue Version. Vielleicht hilft es dir zu sehen, dass du dich verbesserst - alternativ kannst du auch noch mal auf Altes zurückgehen, falls es doch besser war.

@Denamio "Captain Hansch hat ein Problem. Das Luftschiff der Queen hängt Kopfüber im Dock und Inspektion ist in zehn Minuten." - geiler Prompt :rofl: - jaaa, sowas hilft mir auch immer wieder. Oder Bilder, oder diverse andere Sachen, die mich inspirieren.

Zitat von: Erdbeere am 16. Januar 2017, 10:02:24
Ich habe zwar nicht wie Sprotte ein physisches Exemplar meiner Anfänge, aber jede Menge Dateien auf dem Computer, sogar noch aus den Zeiten, als ich nur FanFiction geschrieben habe. Immer, wenn ich an mir zweifle, öffne ich ein paar dieser Dokumente und lese. Ich merke dann jeweils sehr schnell, wie stark ich mich seither entwickelt habe. Keines dieser ersten Projekte, ob fertig oder nicht, wird jemals meinen Computer verlassen. Aber ich brauchte diese Übungen, um heute da zu stehen, wo ich stehe.
Das geht mir ganz genauso. Wenn ich mein Schreiben heute, mit dem Vergleiche, wo ich vor ca. 15 Jahren - hui so lange schon? - angefangen habe, ein gravierender Unterschied. Schon wenn ich nur drei oder fünf Jahre zurückgehe, merke ich, dass mein Schreibstil sich definitiv verbessert hat. Aber das klappte nur, weil ich irgendwann den Fluch hinter mir gelassen habe, nur Anfänge zu schreiben, sondern fertig geschrieben habe.
Träume verändern die Zukunft. Doch erst wenn wir die Augen öffnen, können wir sie verwirklichen!
Mein Spruch, mein Motto.

TheMadZocker

Hui, vielen Dank an alle Antworten!

Ja, der innere Lektor geht mir schon seit Längerem auf den Geist. Vom NaNo habe ich bereits gehört, werde das auf jeden Fall mal auschecken - auch wenn der November noch etwas hin ist, haha.

Wenn man so das ziel vor Augen hat, fällt es einem manchmal schwer, einfach draufloszuschreiben. Der erste Roman scheint aber tatsächlich eher etwas zu sein, was man für sich selbst schreibt.
Ein Blick in mein erstes Werk verrät auch mir, dass ich schon recht weit gekommen bin, auch wenn es gerade mal etwas über 3 Jahre her ist.

Einfache Grundlagen, wie Anfang, Hauptteil, Schluss, sind mit bekannt, aber nicht sowas wie Schneeflockenmethode, und so. Ich habe mich tatsächlich schlau gemacht, bevor ich angefangen habe, zu schreiben. Als Ergebnis bekam ich unterschiedliche Tipps von Schreibhilfeseiten, die sowas schreiben wie "Der erste Satz im Roman macht den Rest aus", "Am Anfang sollte stets etwas passieren, damit die Leser das Buch nicht aus Langeweile beiseite legen", oder "Plane deine Welt durch, bevor du überhaupt anfängst, den ersten Satz zu schreiben". am ende des Tages waren einige dieser tipps zwar irgendwie hilfreich, aber habe nicht das gefunden, was ich mir erhofft hatte zu finden - erst deswegen habe ich mich nach einem Forum umgeschaut, um präzise Fragen stellen zu können.

Jeder hat hier seine eigenen Methode, wie ich sehe. Meine eigene zu finden wird schwierig, ist aber durchaus machbar. Beispiel: Bauchschreiber. Zugegeben, als Bauchschreiber habe ich erst angefangen. Ich schrieb sofort alles nieder, was mir in den Sinn kam, selbst unterwegs mit dem Handy habe ich einige Sachen aufgeschrieben und gepostet, weil ich meinen Charakter durch diese Welt steuern wollte.

Es ist halt so, dass ich eher Bauchschreiber bin (stand jetzt), aber auch einen guten Plot auf den Weg bringen möchte. Und ab hier habe ich halt wieder das Problem mit dem Überdenken der ganzen Ereignisse und Eckdaten, was dann zu dieser Unlust am Schreiben führt.

@Kerstin Oh, und wie ich Freude am Schreiben hatte! Wie gerade bereits erwähnt schrieb ich, was das Zeug hält. All dies resultierte auch in viele Geschichten und Charaktere, die ich liebgewonnen habe, weswegen sich auch mein Schreibstil, meine Rechtschreibung und Grammatik um einiges verbesserte. Ich bin froh, diesen Schritt gegangen zu sein, doch ab hier weiß ich halt nicht weiter, wie man es im Eingangspost lesen kann.

@Araluen Oh, Figuren habe ich. Mehr als genug, um mindestens eine gute, ausreichend umfangreiche Geschichte schreiben zu können. Einerseitz hätten wir da Azura, eine Abenteurerin, die vor einer Rebellenbande flüchtet, die größtenteils aus gefährlichen Assassinen besteht. Doch anstatt zu fliehen entschied sie sich, zu bleiben und das Vermächtnis, was ihr ihre verstorbene Mutter hinterließ, anzunehmen und nach einem alten mächtigen Relikt sucht, bevor es die Assassinen in ihre Finger kriegen. Weiterhin hätte ich Ivy, die Tochter eines Stammesführers, welche versteckt in den Wäldern lebt. Irgendwann lässt sie sich auf eine Kooperation mit dem Feind ein, was ihr Probleme im eigenen Volk beschert, obwohl sie dies nur tat, um ihr Volk von dem Wahn ihres Vaters zu befreien. Ihr Schicksal führt sie zum Kern der Magie, dessen Macht zu einem neuen Zeitalter der Welt führen soll. Einfach weil ich Lust habe, berichte ich euch noch von Inferna, einer Halbdrachen-Kriegerin, dessen Ziel es ist, die Stärke der alten Könige zu übertrumpfen, indem sie einen Drachen tötet. Allerdings ist sie an ihre Pflichten als Soldatin gebunden, was ihr diese Aufgabe nicht unbedingt leichter macht. Sie deckt eine Intrige auf und wird daraufhin zum gefährlichsten Ort des Kontinents geschickt, um jene Feinde des Königreichs ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Ihre Reise soll sie dabei stärker machen, als sie es sich jemals vorstellen konnte.
Ja, ich denke, das reicht aus, um wenigstens eine Geschichte auf die Beine zu stellen, haha. Mein Problem hierbei ist ja eher das "Wie", also wie soll ich die Geschichte schreiben und welche Sätze sind "richtig". Ich bin mir halt über meinen eigenen Schreibstil unsicher, sowie auch über meine bisherigen Methoden, welches nur aus "perfekt schreiben und posten" bestand und ich die Texte nur auf Rechtschreib- und Grammatikfehler überprüfte. Ich hoffe, dies kann sich in Zukunft änern, ohne, dass ich dabei den Spaß am Schreiben verliere...

Kerstin

Zitat von: TheMadZocker am 16. Januar 2017, 20:11:59
Es ist halt so, dass ich eher Bauchschreiber bin (stand jetzt), aber auch einen guten Plot auf den Weg bringen möchte. Und ab hier habe ich halt wieder das Problem mit dem Überdenken der ganzen Ereignisse und Eckdaten, was dann zu dieser Unlust am Schreiben führt.
Vielleicht bist du dann doch kein Bauchschreiber? In dem Fall solltest du es vielleicht mal mit Plotten versuchen. Zuerst vielleicht in der gemäßigten Variante der 7-Punkt-Struktur. Mit der kamen meine Schüler bisher immer am besten zurecht.

Falls du dir sicher bist, ein Bauchschreiber zu sein, wird dir wohl nur helfen, den inneren Lektor auszublenden. Für die ganzen Details, Sprache, Spannungskurve ... gibt es die Überarbeitung (bei mir aktuell wenigstens 10 Durchgänge inklusive Lektorat).

Ansonsten denke ich, dass man sich von der Idee verabschieden sollte, dass das Schreiben, Überarbeiten, Plotten ... immer Spaß machen sollte - zumindest wenn man eine Veröffentlichung anstrebt. Es gibt immer Phasen, Arbeiten ... auf die man keine Lust hat. Jedenfalls ist mir noch niemand begegnet, der nicht mal ein Phase hat, in der es nicht läuft, alles Mist ist, die Überarbeitung zäh ... Da muss man einfach durch und sich auf das Ergebnis freuen.

Fianna

Man muss sich erst ein bisschen durch die Methoden lesen. Ich bin zum Beispiel mit der Schneeflocke nie klar gekommen. Als ich ein Projekt damit durchplotten wollte (es mal richtig machen und so), bin ich so daran verzweifelt, dass ich mich schließlich einem anderen Projekt zuwenden musste, weil ich nichts mehr zu stande gebracht habe - alleine schon in der Planungsphase.


Zitat von: TheMadZocker am 16. Januar 2017, 20:11:59
Als Ergebnis bekam ich unterschiedliche Tipps von Schreibhilfeseiten, die sowas schreiben wie "Der erste Satz im Roman macht den Rest aus", "Am Anfang sollte stets etwas passieren, damit die Leser das Buch nicht aus Langeweile beiseite legen", oder "Plane deine Welt durch, bevor du überhaupt anfängst, den ersten Satz zu schreiben".
Letzteres ist auch ein Tipp, den ich für mich nicht mehr umsetzen werde. Ich finde es am praktischsten, mit einem Konflikt zu beginnen, Figuren zu definieren - und letzendlich daraus die Welt zu formen. Ich will: xyz. Dazu brauche ich: abc als Rechtsform und als Religion und so weiter. Bei mir geschieht das inzwischen parallel.

Zitat von: TheMadZocker am 16. Januar 2017, 20:11:59Ja, ich denke, das reicht aus, um wenigstens eine Geschichte auf die Beine zu stellen, haha. Mein Problem hierbei ist ja eher das "Wie", also wie soll ich die Geschichte schreiben und welche Sätze sind "richtig".
Richtig ist erstmal das, was die Geschichte in die richtige Richtung voran bringt. Stil kann man dann immer noch später verbessern - dazu braucht man aber erstmal einen Text, den man verbessern kann.


Vielleicht versuchst Du es erstmal mit groben Planungen? Es gibt diese Fragen Was will er (sie) erreichen? und Was hindert ihn daran? Wenn Du das gemeinsam mit einer Ereigniskette durchexerzierst und Dich bei den entscheidenden Wendungen immer wieder fragst: wie geht die Figur mit diesem Problem / dieser Behinderung ihrer Ziele um? Wie weit ist er (sie) bereit, zu gehen, um die Ziele zu erreichen? kann das vielleicht schon helfen, das grobe Gerüst zu plotten. Und dann kann man das Ganze nochmal ansehen und sich überlegen, was man ändern muss, damit die Figuren sich mehr in die Quere kommen.

Und wenn Du eine grobe Idee hast, kannst Du ja immer noch die einzelnen Plotmethoden durch exerzieren und schauen, ob Dich das weiter bringt und welche Methode am besten geeignet ist.

Oder Du hast durch diese ganzen Überlegungen vorher so Feuer gefangen, dass Du einfach schreiben musst ;)