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Frauen in der High Fantasy - ein deutsches Problem?

Begonnen von Franziska, 04. August 2016, 15:43:02

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Araluen

Zitat von: FeeamPC am 06. August 2016, 09:08:12
Das "Aschenkindel"-Cover lenkt die Leser keinesfalls in die falsche Richtung. Das ist 100% Romantasy, das Cover passt perfekt.
Wenn es als Romantasy gelistet ist, dann geht es die richtige Richtung. Nur wurde vorher gesagt, das es wohl unter HF gelistet wird. Also entweder wissen Verlag und Autor dann nicht, was HF ist und was darunter erwartet wird (gehe mal stark davon aus, dass mindestens einer von beiden weiß, was er tut) oder haben eben falsche Zeichen gesetzt oder der Händler hat das Ganze einfach falsch gelistet.

Richtig, Aljana, nicht immer oder vermutlich eher meistens haben die Autoren eher weniger Mitspracherecht bei der Covergestaltung.

FeeamPC

Wie schon gesagt, manchmal sortiert Amazon die Bücher auch ziemlich eigenmächtig in unpassende Kategorien.
Manchmal wählen aber auch Verlage oder Selfpublisher selbst bewusst unpassende Kategorien, weil sie sich davon mehr Sichtbarkeit für ein Buch versprechen. Was offensichtlich sogar funktionieren kann.(Und nein, damit meine ich jetzt kein bestimmtes Buch)

Silvia

"Aschenkindel" ist Selfpublishing. Vielen Dank übrigens für die Erinnerung, das wollte ich auch noch lesen!
Zur Einsortierung könnte vielleicht beigetragen haben, dass es mit zu Halos "Sumpfloch"-Reihe gehört. Es wird dort manchmal als "Märchen" erwähnt, und nun ist es einfach mal aufgeschrieben worden. Und "Sumpfloch" würde ich neben Internats-, Weltenwechsel-, Entwicklungs- und auch Liebesgeschichte auf jeden Fall in den Bereich Weltrettung etc. einsortieren, denn das ist der Hauptplot, der sich durch alle Bände zieht. Ob das schon für High Fantasy reicht, keine Ahnung, aber da die Ursprungsreihe dort reinzählt, wurde vielleicht Aschenkindel gleich mit drangehangen, von welcher Seite auch immer. (Und ja, ich bin ein Sumpfloch- und Halo-Fan.)

RockSheep

#63
Psst... wer es noch nicht gesehen hat, auf dem Blog Silber-Alchemie von Isabel Schwaak befindet sich gerade eine schöne Zusammenfassung unserer Diskussion hier (die in den Kommentaren auch noch zu einem gewissen Grad weitergeführt wird).

Volker

Ich fürchte, gerade driftet die Diskussion in eine "wir ins alle nur Opfer"-Richtung ab. Autorinnen in der deutschen Fantasy-Szene haben schlicht dasselbe Problem wie fast alle Autoren der deutschen Fantasy-Szene (außer den 5-7 alteingesessenen): die Verlage. Wenn die überhaupt mal deutsche Autoren nehmen, dann (fast) nur alteingesessene - vermutlich weil die sich "sicher" verkaufen (nicht, dass sie nicht auch entsprechend beworben würden).

Ich habe mal die Liste der DSA-Romane durchgezählt. Ein klassisches HF-Setting, und als urdeutsches Produkt keine Konkurrenz durch den englischen Markt. Da sind 56 von 158 = 35% der Romane von Frauen geschrieben (dem Namen nach). Das ist zwar nicht gerade 50:50, aber weit entfernt von "Frauen will keiner Lesen". Männliche Autoren dürften im Bereich Romantasy oder Pararomance da viel ausgiebiger ober der noch schieferen Quote weinen - allerdings habe ich da keine belastbaren Zahlen.

Im "internationalen" Vergleich (die Liste der bewerteten Bücher bin uns im Science-Fiction & Fantasy Rezensionsportal) liegt die Quote aktuell bei 53% Frauenanteil. Merke: beide Themenfelder zusammengenommen. Und gerade bei Science-Fiction sieht die Frauenquote eher so aus wie die Männerquote bei Pararomance. Also dürfte der Frauenanteil in der Fantasy deutlich über 50% liegen.

Denamio

Zitat von: RockSheep am 08. August 2016, 15:13:33
Psst... wer es noch nicht gesehen hat, auf dem Blog Silber-Alchemie von Isabel Schwaak befindet sich gerade eine schöne Zusammenfassung unserer Diskussion hier (die in den Kommentaren auch noch zu einem gewissen Grad weitergeführt wird).

Schön ist relativ, mich macht der Blog-Beitrag relativ ungehalten. Diplomatisch formuliert: Es ist spannend wie unterschiedlich eine Diskussion interpretiert und präsentiert werden kann. Ich bin an der Stelle raus, nicht zuletzt weil ich nicht gern auf externen Seiten seziert werde.

RockSheep

Ich gebe zu, dass das "schön" fehl am Platz ist, da ich die Diskussion hier nur oberflächlich beobachtet habe. Ich streich das gleich mal.

Ich dachte mir, dass es die zitierten Leute auf jeden Fall interessiert. 

Shedzyala

Huch, mein Posting hat ja sogar einen Zitate-Kasten spendiert bekommen. Ich weiß aber nicht, wie ich das finden soll, dass direkt auf mein Forenprofil verlinkt wird :hmmm: Ist die Blogbetreiberin hier im Forum aktiv, weiß das wer?
Wenn sie dich hängen wollen, bitte um ein Glas Wasser. Man weiß nie, was passiert, ehe sie es bringen ...
– Andrzej Sapkowski, Die Dame vom See

Maja

Zitat von: Shedzyala am 08. August 2016, 18:38:25
Huch, mein Posting hat ja sogar einen Zitate-Kasten spendiert bekommen. Ich weiß aber nicht, wie ich das finden soll, dass direkt auf mein Forenprofil verlinkt wird :hmmm: Ist die Blogbetreiberin hier im Forum aktiv, weiß das wer?
Davon gehe ich gerade aus (muss es aber noch nachschauen). Nicht-Mitglieder bekommen die Profile überhaupt nicht zu sehen, und insofern wäre es unsinnig, darauf zu verlinken. Da hätte ich einen Link auf deine Webseite deutlich sinnvoller empfunden.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

RockSheep

Sie verlinkt jedoch nicht auf das Profil, sondern den Post, so wie ich das sehe.

Shedzyala

Oh stimmt, du hast recht, der Link führt zum Posting. Dann will ich nichts gesagt haben. Dann muss ich mich grad eben total doof verguckt haben :(
Wenn sie dich hängen wollen, bitte um ein Glas Wasser. Man weiß nie, was passiert, ehe sie es bringen ...
– Andrzej Sapkowski, Die Dame vom See

Kati

Ich denke, es lässt sich gut damit zusammenfassen, dass viele Frauen High Fantasy schreiben und auch gern veröffentlichen möchten, aber mehr Männer auch tatsächlich im Genre veröffentlicht werden. Es ist ja nun wirklich nicht so, als würden tatsächlich weniger Frauen HF schreiben, das sieht man ja auch hier. Das hängt wohl mit Erwartungen und Rollendenken zusammen, genauso, dass von Frauen mehr Romantasy veröffentlicht wird, während es sicherlich auch viele Männer gibt, die das Genre gern und gut schreiben. Das ist schon ein Problem und ich würde auch nicht sagen, dass es ein allgemeines Problem ist, das generell alle deutschen Autoren haben. Natürlich hat man es als deutscher Autor auf dem Markt generell sehr schwer, aber ich glaube, dass es in den einzelnen Genres auch nochmal spezifische Probleme gibt. Nämlich, dass man als Frau brutale High Fantasy schlechter veröffentlichen kann und als Mann romantische Fantasy nicht so gut verkaufen kann. Dass viele Autoren und Autorinnen deshalb unter Pseudonym in den entsprechenden Genres veröffentlichen, ist ja auch ein Beweis dafür.

Ich glaube, der deutsche Buchmarkt ist einfach noch sehr starr. Es ist bekannt, was sich an wen und von wem gut verkauft und, wenn man weiß, dass sich ein weiblicher Name auf einem romantischen Cover besser verkauft, wird halt ein romantisches Cover gestaltet - der Inhalt ist da oft auch egal. Selbst, wenn wirklich brutale High Fantasy drinsteckt, wird einfach oft trotzdem auf das Vertraute gesetzt, was das Marketing angeht. Der Leser ist hinterher dann vielleicht enttäuscht oder fühlt sich hinters Licht geführt, aber verkauft ist das Buch dann ja trotzdem erstmal. Auf dem englischen Buchmarkt löst sich das alles gerade ein Stück weit auf und ich hoffe, dass das - vielleicht sogar mit den Übersetzungen der entsprechenden Romane - auch hier rüber schwappt. Was mir aber ganz gut gefällt ist, dass sich die verschiedenen Genres immer mehr vermischen und, dass es einfach möglich wird, brutale High Fantasy mit Romantasy auch mal zu vermischen. Daran sehe ich nichts Verkehrtes - generell ist ja auch an Romantasy nichts Verkehrtes, ich lese es auch mal ganz gern.

Was aber generell ein Problem ist und bleibt ist denke ich wirklich, dass auch viele Leser mit sehr starren Erwartungen an das Buch herangehen. High Fantasy mit einem weiblichen Namen darauf wird komisch angeguckt, weil man gleich erwartet, dass da eh nur Liebe drin ist. Romantasy von einem männlichen Autoren kauft man nicht, weil Männer doch niemals vernünftig Gefühle beschreiben können. Ich weiß jetzt nicht, ob da die Verlage zuerst umdenken müssen, oder nicht doch eher die Leser oder ob das nur in Wechselwirkung geht. Es ist aber zumindest schonmal eine Sache, die in Bewegung ist. Zumindest in der amerikanischen High Fantasy für Jugendliche sind High-Fantasy-Romane von Frauen - mit oder ohne Romanze - und mit High-Fantasy-Cover ohne Romantasyanklänge schon angekommen und die deutschen Cover der Bücher finde ich auch völlig okay. Throne of Glass und Grischa haben zum Beispiel trotz Liebesgeschichten recht schöne Cover gekriegt, bei denen der Fokus eher auf dem High-Fantasy- und Abenteueranteil liegt - der auch überwiegend ist -  und nicht auf der Romanze. Es sind natürlich nur Übersetzungen, aber sie waren hier glaube ich auch recht erfolgreich und das lässt hoffen, dass sich auch für deutsche High-Fantasy-Autorinnen die Türen öffnen, High Fantasy mit wenig Gefühlen oder gar ganz ohne zu veröffentlichen ohne in die Romantasyecke gedrängt zu werden.

Aljana

Tja, der Hinweis, dass die Diskussion außerhalb des Forums aufgegriffen wurde, hat irgendwie die Unterhaltung hier gekillt. Hab ich zumindest das Gefühl.
Klar, hat Charlotte das wesentliche zusammengefasst, aber für mich bleiben da immer noch viele Fragen. Vor allem: Wie geht man dagegen vor?

Ich meine, wenn ich ganz krampfhaft nachdenke, dann fallen mir kaum eine handvoll wirklich bekannter deutscher Fantasy-Autorinnen ein und die wenigsten davon schreiben HF.

Wenn also Ich schon niemanden kenne, und ich bewege mich seit über einem Jahr deutlich intensiver in der Materie, wie soll der Leser dann welche kennen?

Gibt es eigentlich hier im Zirkel irgendwo Liste, nicht nur wer was veröffentlicht hat, sonder nach Genre sortiert? Würde mich ja auch mal interessieren.

Kati

Zitat von: AljanaVor allem: Wie geht man dagegen vor?

Ich glaube, das ist schwer. Ich würde sagen, es hilft sicherlich schonmal die deutschen High-Fantasy-Autorinnen zu unterstützen, damit die Verlage merken, dass da tatsächlich Nachfrage besteht. Vielleicht ist das aber auch naiv gedacht. Ansonsten würde mir nur einfallen, zu bloggen und das Problem unter Fantasyfans generell bekannter zu machen. Da wird man aber immer viel Gegenwind bekommen und darauf hat verständlicherweise nicht jeder Lust oder kann gut genug damit umgehen. Inwieweit es wirklich nützt ist ja auch die nächste Frage. Es scheint mir auch eher ein aktives Problem als ein passives zu sein. So viele Frauen, die ich kenne, schreiben High Fantasy, aber nur wenige werden auch veröffentlicht. Das kann ja nicht zufällig passieren, also muss es wirklich damit zu tun haben, dass Frauennamen auf HF sich nicht verkaufen, egal, welcher Inhalt drin steckt. Mich macht das auch ziemlich traurig, weil die Chancen auf dem Markt für deutsche Autoren eh schon so gering sind und sich der HF-Markt für weibliche Autoren dadurch noch viel weiter einschränkt.

Wenn der Thread jetzt einschlafen würde, fände ich das auch schade.

Evanesca Feuerblut

Ja, für mich hat es auch die Diskussion ein wenig gekillt, dass ich auch eine meiner Aussagen im Blogpost wiedergefunden habe. Man vergisst so leicht, welche Bereiche hier öffentlich sind und welche nicht, um ehrlich zu sein.

Aber mehr als "High Fantasy von Frauen kaufen und rezensieren" wüsste ich leider auch nicht. Spontan fällt mir bei den Titeln der letzten Jahre Susanne O'Connells "Die Prophezeiung der Volturne" ein und hier aus dem Zirkel der "Stern von Erui".
Vielleicht könnten sich die hier bestimmt auch versammelten Buchblogger zusammentun und eine Blogtour über weibliche HF-Titel aus dem deutschsprachigen Raum machen? Da ginge bestimmt was.