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Fantasy - Nur noch "Zyklen" und "Chroniken"?

Begonnen von Sturmbluth, 03. Mai 2016, 10:11:50

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Evanesca Feuerblut

Als Leserin habe ich in meinem Beuteschema alles. Vom Einteiler bis zu Marion Zimmer-Bradleys Darkover-Zyklus, von dem ich mir immer noch nicht sicher bin, WIE viele Bände der eigentlich hat (und Wikipedia verwirrt mich da eher, als Klarheit zu schaffen). Da kommt es für mich auf die Story an.
Ich liebe Herr der Ringe, Harry Potter und das Lied von Eis und Feuer. Ich liebe etliche Trilogien. Und ich liebe Fantasy, die kurz und knackig mit einem Band auskommt.

Als Autorin neige ich zu Reihen mit kurzen Einzelbänden. Das ist irgendwie schräg. Das, was jetzt meine neunbändige Reihe ist, sollte mal ein einzelnes Buch werden.
Mich hat aber die Aussicht blockiert, dass das schon in der Rohfassung ein tausendseitiger Klopper wird (meine Rohfassungen sind oft zu ca. 50% kürzer, als die Endfassungen, weil ich erst das Skelett schreibe und dann erst das Fleisch auf die Rippen), also in der Reinschreibe mindestens 1,5k an Normseiten und dass das doch kein Mensch jemals verlegen wird.
Dann habe ich festgestellt: Wie praktisch. Ich habe in der Handlung, wenn ich sie mir so aufschreibe, im Prinzip drei Stellen, an denen ich spalten kann. Na dann wird es eben eine Trilogie.
Nur wurden dann die Trilogiebände an und für sich auch jeweils zwischen 400 und 600 Seiten lang (Rohfassung) und... dann habe ich eben weitergeteilt.
Darum ist es jetzt ein Neunteiler.
Aber die Story stand schon, als ich noch dachte, dass es ein Einzelband wird. Da wird nichts nur geschrieben, um Seiten zu füllen. Ich muss eher aufpassen, dass es mir nicht ZU komprimiert gerät und kein Mensch versteht, was ich da geschrieben habe vor lauter Kompaktheit.

FeeamPC

Wenn ein Autor richtig guten Weltenbau mit einer spannenden Handlung kombinierenkann, spricht nichts gegen einen Mehrteiler. Auch nichts gegen mehrere Einzelbände oder mehrere Mehrteiler in der gleichen Welt. Wenn ich die Welt liebe, will ich mehr davon (Z.B: bei MZBs Darkover, oder bei Elfquest).

Und bei meinen eigenen Büchern habe ich anscheinend das gegenteilige Problem: Bislang wurde am stärksten bemängelt, dass Teile der Handlung nicht ausführlich genug sind (und das bei einer Trilogie!).

Tintenteufel

Grrrrrrrrr. Alles gelöscht geworden eben.  >:(

Okay. Also:
Einzelromane finde ich persönlich einfach besser. Erstens habe ich recht wenig Zeit oder besser gesagt: Ich bin nicht bereit, so viel Zeit zu investieren in eine Buchreihe. Einen knackigen und guten Roman kann ich an einem Wochenende lesen, ohne mit meinem Unikram hinterher zu fallen. Bei einer siebenteiligen Reihe muss ich planen und das geht mir gehörig gegen den Strich. Außerdem ist das auch einfach nicht im Budget drin, mir soviel Kram gleichzeitig zu kaufen, wenn ich den eventuell nicht loswerde und er mir womöglich nicht einmal gefällt.

Zweitens finde ich es fast etwas überheblich von einem Schriftsteller - irgendeinem Schriftsteller - zu behaupten, sein Plot wäre so titanisch und umfangreich und episch, da bräuchte er einfach ein paar Bücher für und ich müsse mich nur darauf einlassen, dann wäre der schon gut und nötig.
Nö, isser nich. David Abulafia kriegt seine 22.000 Jahre Geschichte des Mittelmeerraumes auf circa 900 Seiten unter - wieso bitte sollte ein einzelner Krieg in irgendeiner Gegend mehr in Anspruch nehmen? Also doch, ich finde das kann man erwarten, dass so etwas zwischen zwei Buchdeckel passt. Der entsprechende Autor müsste halt sinnlose Liebesstorys rausnehmen und sich beispielsweise klar machen, dass Fantasy ein Genre ist, kein Plot.
Viele Fantasyautoren versuchen ja auch nicht "einen epischen Kampf zwischen Gut und Böse" zu schreiben. Die versuchen einen Liebesroman und einen Krimi und einen Actionfilm und einen Abenteuerfilm und einen Reisebericht und ein paar Abhandlungen Weltenbau zu machen, alles in einen Plot zu quetschen und alles für unbedingt notwendig zu erklären, weil sonst der Plot zusammen stürzt.

Guddy

#33
Zitat von: Tintenteufel am 04. Mai 2016, 08:54:35
Viele Fantasyautoren versuchen ja auch nicht "einen epischen Kampf zwischen Gut und Böse" zu schreiben. Die versuchen einen Liebesroman und einen Krimi und einen Actionfilm und einen Abenteuerfilm und einen Reisebericht und ein paar Abhandlungen Weltenbau zu machen, alles in einen Plot zu quetschen und alles für unbedingt notwendig zu erklären, weil sonst der Plot zusammen stürzt.
Und was ist daran verkehrt? Was ist verkehrt daran, eine Geschichte zu weben, die all das enthält, was man mag? Manche Autoren und Leser mögen es lieber so, die anderen so, das "Überheblichkeit" zu nennen finde ich unpassend.
"Notwendig" ist das, was man sich für seine Geschichte wünscht und womit man das Gefühl hat, dass der Plot voll und rund ist. Wenn man dafür dann verschiedene Plotstränge, etliche Charaktere und meinetwegen auch verschiedene Genres braucht oder möchte - warum nicht?

Ich persönlich liebe Mehrteiler. Ich versinke gerne dauerhaft in dieser fremden Welt und verfolge mir sympathische Charaktere gerne lange. Daher gucke ich auch Serien wesentlich lieber als Filme.
Trotzdem lasse ich anderen doch ihren Spaß, wenn sie auf kurz und knackig stehen. ;)

Aircaina

Zitat von: Tintenteufel am 04. Mai 2016, 08:54:35
Zweitens finde ich es fast etwas überheblich von einem Schriftsteller - irgendeinem Schriftsteller - zu behaupten, sein Plot wäre so titanisch und umfangreich und episch, da bräuchte er einfach ein paar Bücher für und ich müsse mich nur darauf einlassen, dann wäre der schon gut und nötig.
Nö, isser nich. David Abulafia kriegt seine 22.000 Jahre Geschichte des Mittelmeerraumes auf circa 900 Seiten unter - wieso bitte sollte ein einzelner Krieg in irgendeiner Gegend mehr in Anspruch nehmen? Also doch, ich finde das kann man erwarten, dass so etwas zwischen zwei Buchdeckel passt. Der entsprechende Autor müsste halt sinnlose Liebesstorys rausnehmen und sich beispielsweise klar machen, dass Fantasy ein Genre ist, kein Plot.
Das klingt wirklich ein bisschen gemein, da stimme ich Guddy zu. Klar könnte man die Handlung an einigen Stellen kürzen und in tausend Seiten durchboxen, keine Frage. Zumindest, wenn man es will. Aber was ist mit den Charakteren? Ist es wirklich unwichtig, was die drumherum machen? Das nimmt ihnen doch einen Großteil ihrer Lebendigkeit.
Allein in dem ersten Buch meiner Reihe wird aus fünfzehn verschiedenen Sichten geschrieben und das deckt trotzdem nicht alle wichtigen Charaktere ab, ganz abgesehen davon, dass in den nächsten Büchern noch der ein oder andere dazukommt. Ich halte die Figuren für einen sehr wichtigen Aspekt in so ziemlich jeder Geschichte. Ohne sie gäbe es all das, das passiert, immerhin gar nicht. Es sei denn, man schreibt ein experimentelles Buch, da kann man auch ohne auskommen, je nachdem wie man es umsetzt.
Dasselbe gilt auch für die Welt, auch wenn ich da etwas weniger Augenmerk drauf gebe, was, ganz ehrlich, schlichtweg damit zu tun hat, dass ich im Weltenbau ein absoluter Dilettant bin.

Man muss sein Augenmerk nicht immer nur auf die Handlung geben, sondern auch auf das Drumherum. Extrembeispiel (das allerdings nichts mit Belletristik zu tun hat): Die Bibel. Kein Scherz, da passiert auf rund tausend Seiten so unglaublich viel Emotionales und trotzdem greift es nicht, weil die Namen, die dort erwähnt sind, nie menschlich werden. Ich habe es beim Lesen nie verstanden, was Jesus zum Menschensohn machen soll. Der bleibt eigentlich nur unnahbar. Im Film "Die Passion Christi" habe ich die ganze Zeit über geheult.

(Ich hoffe, dass war jetzt nicht ein unhöfliches, unsensibles Beispiel.  :versteck: Hat ja auch nichts mit Belletristik zu tun und kann man dementsprechend auch nicht damit vergleichen. Wenn es so rüber kommt, es war nicht so gemeint. Ich bin selber gläubig und will da niemanden auf den Schlips treten. Es fiel mir nur ein, weil ich schon von vielen Leuten gehört habe, dass sie keinen Zugang zur Bibel bekommen, wenn sie versuchen, sie zu lesen und das liegt nicht nur an der Art, wie sie geschrieben ist. Die Comic Umsetzungen hingegen, die es inzwischen gibt, erreichen die Leser häufiger.) 

Und je nachdem, wie man eine Handlung umsetzt, kann es eben auch etwas länger dauern. Das hat gar nichts mit Arroganz ala "Meine Geschichte ist die tollste und epischste, die je geschrieben wurde" zu tun. In manchen Fällen mag es das geben, in den meisten sicherlich nicht.
Ganz abgesehen davon, dass es auch eine Kunst ist, sich kurz zu halten. Die beherrscht nicht jeder.
Sein Werk gehört grundsätzlich dem Autor. Wenn der der Meinung ist, es braucht dreitausend und nicht tausend Seiten, weil er eben so sehr ins Detail gehen will, dann ist das seine Entscheidung.
Man kann ja auch, anstatt nur Waffeln zu essen, noch Vanilleeis und Kirschen drauf packen und schon schmeckt es komplett anders. Da beschwert sich auch niemand, außer der eigene Körper vielleicht.  ;D

Valkyrie Tina

Zitat von: Aircaina am 04. Mai 2016, 10:20:27
Sein Werk gehört grundsätzlich dem Autor. Wenn der der Meinung ist, es braucht dreitausend und nicht tausend Seiten, weil er eben so sehr ins Detail gehen will, dann ist das seine Entscheidung.

Unterschreib ich genau so.
Wenn es übrigens nur um die Frage geht "ich suche gute einbändige Fantasy und finde keine" kannst du gerne dazu einen eigenen Thread starten. ich denke, jeder von uns hat da Empfehlungen und Ideen.  :jau:

Sturmbluth

Zitat von: Valkyrie Tina am 04. Mai 2016, 10:28:03Wenn es übrigens nur um die Frage geht "ich suche gute einbändige Fantasy und finde keine" kannst du gerne dazu einen eigenen Thread starten. ich denke, jeder von uns hat da Empfehlungen und Ideen.  :jau:
Ich weiß nicht, ob du mich damit gemeint hast oder nicht. Aber falls du mich meintest: der Thread hier hat sich etwas in eine andere Richtung entwickelt. Mir ging es ja nicht darum, ob Autoren mehrbändige Werke schreiben "dürfen" oder wer was gut findet, sondern um den kommerziellen Aspekt. Also darum, ob Verlage solche Mehrbänder von ihren Autoren fordern.

Aber alle Stimmen in diesem Thread sagen eigentlich, dass Verlage das nicht fordern. Insofern ist meine Frage beantwortet. Vielen Dank an alle.

JarlFrank

Also ich hab auch nichts dagegen, wenn ein Autor eine Reihe schreibt - solange sie gut ist!

Wheel of Time kam mir arg gestreckt vor, aber sonst... bei den Reihen, die Sturmbluth genannt hat, bin ich völlig anderer Meinung.

Sandersons Stormlight Archive finde ich sehr gut, ich mag das worldbuilding und es macht mir auch nichts aus wenn er sich mehr mit Nebengeschichten beschäftigt als den Plot voranzutreiben. Da lese ich allein deshalb gerne weiter, weil ich mehr über die Welt erfahren will! Und bisher hat die Reihe ja auch nur zwei Teile (die Deutsche Übersetzung wurde wahrscheinlich wieder aufgesplittet...), aber ok, da ist jedes Buch ein fast 1000-seitiger Wälzer. Wenn mich die Welt aber so begeistert wir hier lese ich liebend gerne 1000 Seiten!
Da ist wirklich nichts gestreckt, Sanderson ist ein guter Autor, dessen Einzelwerke und Trilogien klasse geschrieben sind und viel Action haben, und mit Stormlight hat er sich eben dem worldbuilding gewidmet, und das Ergebnis gefällt mir sehr. Wenn man ein Leser ist, der damit nichts anfangen kann und lieber ein Werk liest das sich auf den Plot fokussiert, ist das natürlich nicht das richtige. Da würde ich dann andere Bücher von Sanderson vorschlagen, z.B. die Mistborn-Trilogie oder die alleinstehenden Bücher Warbreaker und Elantris.
Stormlight ist klasse für die, die gerne in eine interessante Fantasywelt eintauchen und mehr über Kultur und Geschichte dieser Welt erfahren möchten. Lange, sinnlose Szenen die nur "Füllmaterial" sind kommen hier keine vor, alles trägt irgendwie zum worldbuilding bei, auch wenn der Hauptplot nicht immer vorangetrieben wird.

Das Geheimnis von Askir hab ich noch nicht gelesen, dazu kann ich also keine Aussage treffen.

Patrick Rothfuss' Kingkiller Chronicle hat mir persönlich auch sehr gefallen... sollte ursprünglich eigentlich eine Trilogie werden, im englischen Original sind mittlerweile zwei Bände draußen, aber so wie es ausschaut wird Rothfuss doch mehr als nur drei Bände brauchen um die Geschichte zu erzählen - nach dem zweiten Band ist die Story ja immer noch relativ am Anfang von Kvothes Karriere. Der Kritikpunkt, dass hier kaum was passiert, ist durchaus gerechtfertigt. Kvothe studiert so vor sich hin, trifft Leute, studiert weiter vor sich hin, erlebt ein paar kleine Abenteuer, studiert immer noch vor sich hin... und der rote Faden, der im Hintergrund so mitläuft, wird nur ganz selten mal angeschnitten.
Verschlungen hab ich die Bücher trotzdem. Das zweite Buch hat im englischen Original 1120 Seiten (!) und die hab ich mir innerhalb von zwei oder drei Nächten reingezogen. Ja, klar, vom Plot her passiert da echt wenig, aber die Charaktere sind einfach klasse und ich wollte immer wissen, wie es denn jetzt weitergeht, auch wenn die Ereignisse nie weltbewegend waren oder Kvothes Geschichte großartig vorangetrieben haben. Er erzählt einfach sein Leben, und die Stärke des Werks liegt in den Charakteren, nicht im Plot.

Ist eben alles Geschmackssache. Gestreckt kommen mir Reihen nur selten vor, und wenn, dann in den höheren Bänden (Band 5, 6, 7 etc...), nicht gleich am Anfang. Manchmal passiert natürlich auch, dass eine Geschichte, die auf 600 Seiten hätte erzählt werden können, zu einer Trilogie gemacht wird obwohl der Inhalt das nicht hergibt. Dann fühlt es sich gestreckt an, wenn der Autor auf Teufel komm raus Seiten schinden will.
Langatmig werden Reihen für mich meistens dann, wenn der Autor einem Charakter der mich nicht interessiert zu viele Kapitel widmet: mit den Bran-Kapiteln aus Martins Song of Ice and Fire/Game of Thrones kann ich nix anfangen, ich finde die Kapitel des Jungen einfach nur langweilig, aber wenn ich an einem Arya oder Tyrion-Kapitel angekommen bin, lese ich immer weiter, weil ich die Charaktere und deren Handlungsstränge mag. Auch dann, wenn Handlungsstrang weitergeführt wird, den ich nicht so mag, wird es für mich langatmig. Bei Eriksons Malazan-Reihe gab es einige Handlungsstränge und Charaktere, die sehr spannend waren und die ich gerne verfolgt habe, aber in einem der mittleren Bücher der Reihe lag das Hauptaugenmerk auf den Tiste Andii oder wie die hießen, und deren Handlungsstrang hat mich nicht so interessiert.

Vielleicht fühlen sich auch deshalb viele Reihen irgendwann gestreckt an, auch wenn sie es nicht sind: es werden viele, viele Seiten für Handlungsstränge und Charaktere aufgewendet, die man nicht so höllisch interessant findet, und man kann es kaum erwarten, bis die Handlung endlich wieder zu denen springt, die man mag. Oder man mag eine handvoll von Charakteren und Handlungssträngen, und immer wenn es um etwas anderes geht, fühlt es sich zäh an weil man wieder zu seinen Lieblingscharas zurückkehren möchte.

Grey

 :wache!:

Da die Diskussion sich nicht nur auf den Verlagsaspekt beschränken lässt, ist sie in einem allgemeineren Forum besser aufgehoben. Ich habe sie daher verschoben.

Sturmbluth

Zitat von: JarlFrank am 04. Mai 2016, 10:44:29Patrick Rothfuss' Kingkiller Chronicle hat mir persönlich auch sehr gefallen... sollte ursprünglich eigentlich eine Trilogie werden, im englischen Original sind mittlerweile zwei Bände draußen, aber so wie es ausschaut wird Rothfuss doch mehr als nur drei Bände brauchen um die Geschichte zu erzählen - nach dem zweiten Band ist die Story ja immer noch relativ am Anfang von Kvothes Karriere.
Etwas OT, aber ganz kurz: mein Verdacht ist ja, dass Kvothe am Ende der Geschichte, wenn er also im Gasthaus sitzt und seine Biographie diktiert, immernoch 17 ist. Naja, lassen wir ihn 17,5 sein. D.h. Rothfuss schreibt das in einem Band zu Ende.  ;D

JarlFrank

Zitat von: Sturmbluth am 04. Mai 2016, 10:54:13
Zitat von: JarlFrank am 04. Mai 2016, 10:44:29Patrick Rothfuss' Kingkiller Chronicle hat mir persönlich auch sehr gefallen... sollte ursprünglich eigentlich eine Trilogie werden, im englischen Original sind mittlerweile zwei Bände draußen, aber so wie es ausschaut wird Rothfuss doch mehr als nur drei Bände brauchen um die Geschichte zu erzählen - nach dem zweiten Band ist die Story ja immer noch relativ am Anfang von Kvothes Karriere.
Etwas OT, aber ganz kurz: mein Verdacht ist ja, dass Kvothe am Ende der Geschichte, wenn er also im Gasthaus sitzt und seine Biographie diktiert, immernoch 17 ist. Naja, lassen wir ihn 17,5 sein. D.h. Rothfuss schreibt das in einem Band zu Ende.  ;D

Nee nee, ganz sicher nicht. Kvothe soll ja so unglaublich toll und berühmt und berüchtigt gewesen sein, und bis sich so eine Legende aufbaut, dauert es mehr als nur ein paar Monate. Und der Titel der Trilogie/Serie, "Kingkiller Chronicle", impliziert ja dass es da irgendeinen König gibt, den Kvothe mal umbringen wird. Bisher ist der noch nicht einmal aufgetaucht. Für mich sieht es so aus, als bräuchte die ganze Geschichte noch ein paar mehr Bände, bevor sie fertig ist.

Aber ok... ich hab schnell gegoogelt und anscheinend will Rothfuss tatsächlich mit dem dritten Buch zum Ende kommen:
Day Three: The Doors of Stone (working title). It will involve the chronicling of Kvothe's life from where The Wise Man's Fear left off until an unknown time and will be the third and final day of the story. Patrick Rothfuss has said that this will be the end of this particular arc in the story.

Mal schauen wie er das hinkriegt. Etwas skeptisch bin ich ja schon. :D

Churke

Zitat von: Tintenteufel am 04. Mai 2016, 08:54:35
Nö, isser nich. David Abulafia kriegt seine 22.000 Jahre Geschichte des Mittelmeerraumes auf circa 900 Seiten unter - wieso bitte sollte ein einzelner Krieg in irgendeiner Gegend mehr in Anspruch nehmen?

Man kann in Geschichte(n) hineinzoomen. Indem man die erzählte Zeit verlangsamt, kann man den Leser in die Geschichte eintauchen lassen. Es macht schon einen Unterschied, ob Rom auf 200 oder auf 1000 Seiten untergeht. Das eine ist ein Geschichte, das andere eine Tragödie.  ;)
Ich muss allerdings auch sagen, dass solche Plots zu fabrizieren an sich schon recht manieristisch ist. Als Autor hat man immer die Möglichkeit, das zu steuern, zu straffen und sich auf das Wesentliche zu beschränken. Wenn der Verlag sagt: "du kriegst aber nur 300 Seiten", dann schreibe ich auch nur 300 Seiten.

Aljana

Zitat von: Tintenteufel am 04. Mai 2016, 08:54:35


Zweitens finde ich es fast etwas überheblich von einem Schriftsteller - irgendeinem Schriftsteller - zu behaupten, sein Plot wäre so titanisch und umfangreich und episch, da bräuchte er einfach ein paar Bücher für und ich müsse mich nur darauf einlassen, dann wäre der schon gut und nötig.
Nö, isser nich. David Abulafia kriegt seine 22.000 Jahre Geschichte des Mittelmeerraumes auf circa 900 Seiten unter - wieso bitte sollte ein einzelner Krieg in irgendeiner Gegend mehr in Anspruch nehmen? Also doch, ich finde das kann man erwarten, dass so etwas zwischen zwei Buchdeckel passt. Der entsprechende Autor müsste halt sinnlose Liebesstorys rausnehmen und sich beispielsweise klar machen, dass Fantasy ein Genre ist, kein Plot.
Viele Fantasyautoren versuchen ja auch nicht "einen epischen Kampf zwischen Gut und Böse" zu schreiben. Die versuchen einen Liebesroman und einen Krimi und einen Actionfilm und einen Abenteuerfilm und einen Reisebericht und ein paar Abhandlungen Weltenbau zu machen, alles in einen Plot zu quetschen und alles für unbedingt notwendig zu erklären, weil sonst der Plot zusammen stürzt.


Einige haben es ja weiter oben schon gesagt, dass dieser Abschnitt nicht so ganz mit ihren Meinungen konform geht. Ich mag es mal, bitte ohne dass es als unhöflich verstanden wird, etwas krasser formuliern:  Ich halte diese Einstellung für schlichtweg selbst überheblich. Denn ja, ich gehöre zu den Autoren, die tatsächlich so mit sich und ihrem Werk in Einklang stehen, dass ich behaupte, mein Plott, meine Geshcichte, meine Figuren und deren Entwicklung sind so groß (und ja, ein bisschen Liebe hier und da gehört einfach zum Erlebnis dazu), dass da nichts rauszustreichen ist. Wenn du 1600 Seiten zwischen zwei Buchdeckel quetschen willst, dann kannst du das gerne tun. Ich habe mich für die bekömmlichere Variante entschieden und drei Bände mit jeweils vier großer Unterabschnitten draus gemacht. (Damit hätte es auch ne Reihen mit 12 100-200Seiten Büchern werden können) Hat sich halt so angeboten.

Nur weil du nicht drauf stehst, neben dem epischen Kampf Gut gegen Böse auch noch von Liebe und Freundschaft und Drama und so weiter zu lesen, halte ich es fast schon ein bisschen für anmaßend, es für unwichtig zu erklären. Ich muss ganz ehrlich sagen mich langweilen Bücher, die keinen Mehrwert haben außer 'Er wuchs in dem und dem Dorf auf, wurde auf die und die Weise ein Held und hat dann diese jene und selbige Schlacht geschlagen.
Ja und dazwischen? Ist das ein eindimensionaler, aus weißer Weltenretterwatte gestrickter Immergut oder wie? Was bringt ihn zum Straucheln, wofür kämpft er, wofür schlägt sein Herz? Und nicht zuletzt: Was ist das bitte für eine Welt, die da dann vor dem Bösen gerettet werden will, wenn es keine guten Werte wie Liebe Freundschaft etc. in ihr gibt?

Also ja, bitte her mit den epischen Kämpfen Gut gegen Böse, voller Action, Spannung, Thriller, Mysterien und Leidenschaft. Und am allerliebsten alles in einer Geschichte (die dann auch gern mehrere Bände haben darf!)

Tintenteufel

#43
Es geht nicht darum, dass ich die nicht mag. Ich mag auch Krimis und Liebesgeschichten. Wenn sie einen Zweck verfolgen. Nicht wenn sie in einen Plot gestopft werden, weil der Held halt einen Love Interest braucht und es sicher ganz interessant wäre, nochmal dreihundert Seiten über irgendeinen Nebenplot reinzuquetschen bei dem einer Ichabod Crane spielen darf.
Ich habe nichts gegen diese Elemente an sich, ich habe etwas dagegen, wenn sie in ein Buch gestopft werden, nur weil der Autor sich selbst nicht im Griff hat und alles ganz toll und episch findet - das ist Überheblichkeit. Die Einbildung, dass der eigene Plot so unglaublich einzigartig und komplex ist, dass der auf gar keinen Fall gekürzt werden könnte. Klar kann man den kürzen, meist sogar ziemlich einfach. Ich hatte schon das zweifelhafte Vergnügen, Fantasybücher zu lesen, die sich einfach nur ziehen, zäh wie Kaugummi, weil der Autor glaubte unbedingt erstmal ein Traktat über Rassengeschichte schreiben zu müssen und irgendwelchem Schnurz über Götter und Dämonen, die dann auf den letzten fünfzig Seiten für irgendeinen "Plottwist" relevant werden, den man nicht braucht. Weg damit, braucht keiner, ruiniert womöglich nur die gute Liebesstory zwischen Seite 100 und Seite 550.

Ein Autor, der sich hinstellt und seine 08/15 Fantasygeschichte nach Schema F von Joseph Campbell als das aller epischste und absolut unkürzbare Meisterwerk verkauft, der hat sich keine Gedanken gemacht, was die Geschichte braucht. Der arbeitet nach Gutdünken und einem ominösen Standard von Fantasytrilogien und Klischees, die "so ein Buch eben braucht".
Ich finde es überheblich zu behaupten, ein Plot brauche das ganz unbedingt und alles auf einmal und jede Kürzung wäre eine "Vergewaltigung der Kunst". Klar kann man manche Bücher eher nicht kürzen.
Aber Churke hat das schon gesagt: Der Autor hat die Möglichkeit das zu tun und er sollte das bewusst tun. Alles was ich verlange. Bei den meisten Trilogien und langen Reihen hat man halt nicht den Eindruck, dass die Erzählung im Vordergrund steht, sondern eben diese ominöse Vorstellung davon, wie so eine Heldenreise eben aussehen muss.

ZitatIch muss ganz ehrlich sagen mich langweilen Bücher, die keinen Mehrwert haben außer 'Er wuchs in dem und dem Dorf auf, wurde auf die und die Weise ein Held und hat dann diese jene und selbige Schlacht geschlagen.
Ja und dazwischen? Ist das ein eindimensionaler, aus weißer Weltenretterwatte gestrickter Immergut oder wie? Was bringt ihn zum Straucheln, wofür kämpft er, wofür schlägt sein Herz? Und nicht zuletzt: Was ist das bitte für eine Welt, die da dann vor dem Bösen gerettet werden will, wenn es keine guten Werte wie Liebe Freundschaft etc. in ihr gibt?
Genau damit missverstehst du, was ich gesagt habe. Es geht darum, dasjenige zu zeigen, was für die Erzählung relevant ist.
"Der kleine Hobbit" ist ein meisterliches Buch. Schlank, elegant, gut geschrieben, deutet eine ganze Welt an, geht an manchen Stellen sehr in die Tiefe. Die Verfilmung ist ein aufgeblasener Haufen Kommerz mit mindestens sechs Stunden Blödsinn zu viel, drei unnötigen Subplots, zwei behämmerten Liebesgeschichten und einer einstündigen Actionsequenz, die fad, schlecht geschnitten und mit so viel CGI überlastet war, dass man sich nach Star Wars Episode I zurück sehnt.

Notwendig ist auch nicht unbedingt "was man sich für seine Geschichte wünscht", da widerspreche ich. Klar kann der Künstler sich das aussuchen - frei Schnauze und wie es ihm gefällt. Aber es gibt ganz einfach Regeln, nach der wir Kunst verstehen. Die meisten Leute können ein miserabel geschriebenes Buch ziemlich schnell rausfiltern - aber das hat der Autor doch gewollt! Wie kann das denn bei der Logik schlecht sein? Er fand es bestimmt nötig, zwanzig Seiten zu beschreiben, wie süß der Mr.E.Coli ist. Und ohne diese zwanzig Seiten versteht man doch bestimmt einfach nicht, wie absolut hinreißend der ist und dass die Protagonistin sich natürlich unbedingt in ihn verlieben muss!
Es gibt einen Unterschied zwischen Qualität und Quantität. Manche Dinge muss man nicht endlos aufblasen. Insbesondere nicht, wenn der Plot so dünne ist wie der obigen.

Diese Regeln, nach denen wir Kunst verstehen, ändern sich und sich nicht in Stein gemeißelt, Gott bewahre. Aber zu behaupten jedes Kunstwerk wäre notwendig und gut, weil es sich nach seinem Künstlerwillen richtet, ist ja mal genauso Unfug, wie zu behaupten man müsste nach aristotelischer Dramenlehre schreiben.

Judith

#44
Zitat von: Sturmbluth am 03. Mai 2016, 13:07:55
3. Patrick Rothfuss - Die Königsmörder-Chroniken (wieder so "Chroniken"... Auch hier immer wieder das Gleiche. Kvothe rennt in die Kneipe. Denna nicht da. Kvothe macht sich zum Depp, rennt wieder in die Kneipe, aber Denna ist nicht da, usw. - die ganze Story hätte locker in ein Buch gepasst. Und dabei hat das Buch so gut angefangen. Der größte Magier aller Zeiten erzählt seine Geschichte, was für eine Voraussetzung! Und dann wird da in Redundanzen die Geschichte eines liebestollen Teenagers erzählt. Band 2 war dann nur noch enttäuschend)
Obwohl ich finde, dass Band 2 seine Längen hatte, finde ich es problematisch zu sagen, dass bei Patrick Rothfuss nicht viel passiert bzw. alles künstlich in die Länge gestreckt wird. Es gibt in so vielen Szenen - im Gasthaus, in Liedern, usw. - ständig kleine Hinweise und Details zu den Chandrian und den Rätseln um sie herum. So viele Geheimnisse und ungeklärte Fragen stecken in den Büchern, zu denen man im Laufe der Handlung viel erfährt! Da sie aber noch nicht aufgeklärt sind, könnte ich bislang noch nicht beurteilen, was möglicherweise überflüssig ist.
Ich persönlich finde ja Denna auch eher nervig, aber ich bezweifle nicht wirklich, dass sich hinter ihr mehr verbirgt, als man bis jetzt weiß und dass ihre ständigen Abwesenheiten und die Infobröckchen, die man so aus ihrem Leben erfährt, auch noch eine Rolle spielen werden.

Was nun die Voraussetzung betrifft ... nun ja, das fällt für mich unter reine Geschmacksache. Die Voraussetzung ist nämlich meiner Meinung nach eine Katastrophe und gähnend langweilig: ein großer Magier, der alle möglichen epischen Dinge vollbracht hat. Ach herrje.  :d'oh: Interessent werden die Bücher für mich erst dadurch, dass sie eben nicht episch erzählen, wie Kvothe seine großartigen Abenteuer erlebt.

EDIT: Jetzt hab ich zu früh auf "Senden" gedrückt ... Was ich noch sagen wollte: Ich finde, dass man schon bei manchen Mehrteilern das Gefühl hat, es wäre auch kürzer oder weniger zerfasert möglich (*hust*A Song of Ice and Fire*hust*). Aber die Kingkiller Chronicles gehören aus meiner Sicht eher nicht in diese Kategorie. Außer es bleiben am Ende einfach alle Fragen ungeklärt und die Hinweise verlaufen ins Nichts. Aber das weiß man ja jetzt noch nicht.