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Teenies - trotzdem kein Coming of Age

Begonnen von Cailyn, 04. April 2016, 10:36:26

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Cailyn

Ich habe da mal ein kleines Problem mit meinem derzeitigen Projekt. Geplant sind mehrere Bücher, welche sich innerhalb der Geschichte über etwa zwei Jahrzehnte hinziehen. Das Genre ist Historienroman/Romance/Abenteuer. Im ersten Buch sind die Protagonisten 14 und 17 Jahre alt. Daher würde das wohl als Coming-of-Age-Roman definiert. Aber im zweiten Band sind die Protas dann 5 Jahre älter. Später noch älter.

Jetzt mein Problem: Wie schaffe ich es, im ersten Band nicht den Eindruck zu erwecken, dass es sich um einen Coming-of-Age-Roman handelt?
Soll ich es einfach eine Spur brutaler und dreckiger machen?

Was ich nicht machen kann: Das Alter der Protas im ersten Band heraufsetzen. Dann würde die Story keinen Sinn mehr machen.
Auch kann ich den Zeitsprung zum Erwachsenenalter nicht im ersten Band geschehen lassen. Das würde vom Plot her nicht funktionieren.

Maubel

Also ich würde mir da nicht so viele Gedanken machen. Wenn deine Charaktere im ersten Band Teenager sind werden sie nun mal erwachsen werden, irgendwie. Das wird sich kaum vermeiden lassen. Der Charakter entwickelt sich halt. Ein Coming of Age Roman wäre es meiner Meinung nach nur, wenn das das Thema des Buches ist und nicht Historie/Abenteuer (Romanze lasse ich mal aus, das gehört wahrscheinlich auch zum Coming of Age). Momentan lese ich gerade die Weitseher-Trilogie noch mal und im ersten Band geht der Prota von 6 bis auf 15 oder 17 Jahre und da könnte man natürlich schon behaupten, dass er erwachsen wird und auch wenn das ein wichtiger Teil der Story ist überwiegt doch der Fantasy/Intrigenaspekt der Geschichte, nur der Prota ist eben noch ein Kind.

Mach keinen Bogen um die Coming of Age Elemente in deiner Geschichte und akzeptier sie einfach so. Brutalität etc nimmt das Coming of Age auch nicht da raus, auch in dem Genre kann es dreckig zugehen und da stecken nicht selten Traumata drin (z.B. Perks of being a wallflower). Solange das Thema deines Buches nicht ist, sich selbst als Erwachsenen zu finden und seinen Platz in der Welt (bevor die nächste Sinnkrise kommt ;)), sollte es nicht Gefahr laufen so einsortiert zu werden. Konzentriere dich einfach darauf den historischen und abenteuerlichen Teil deines Buches zum Fokus zu nehmen. Der Rest plätschert so mit.

Dämmerungshexe

Ich würde das auch eher an dem Fokus festmachen, den du setzt. Geht es in der Geschichte darum wie deine Protas das Erwachsen-Werden erleben, was sie prägt und wie sie damit umgehen? Oder sind sie nur "zufällig" gerade in dem Alter und das Kernthema ist ein ganz anderes?
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Lothen

#3
Ich finde, Maubel und Dämmerungshexe haben das Wichtige schon gut auf den Punkt gebracht.  :jau:

Überlegungen zum Genre kann man später immer noch anstellen, erst einmal geht es darum, dass du eine Geschichte erzählst. Ob diese Geschichte am Ende Abenteuer, Coming-of-Age, Romanze, Kriminalgeschichte oder alles zusammen wird, hängt immer davon ab, wie du sie strukturierst und wo du deinen Fokus setzt.

Romane mit jugendlichen Protagonisten richten sich zwar primär an andere Jugendliche, da die Identifikation mit Figuren desselben Alters in der Regel am höchsten ist, aber das heißt ja nicht zwangsläufig, dass nicht auch Erwachsene Romane mit jugendlichen Akteuren spannend finden können.

Zumal du in deinem Fall auch den historischen Kontext berücksichtigen musst: 14- oder 17-jährige in unserer Zeit haben ganz andere Probleme und Konflikte auszutragen als Gleichaltrige im Mittelalter, in der Industrialisierung oder zu Zeiten des 2. Weltkriegs. Diese Jugendlichen stehen vor ganz anderen Herausforderungen und deren "Coming of Age" hängt von komplett anderen Faktoren ab. Zumal man in vergangenen Äras mit 14 oder 17 ja doch schon eher als Erwachsen galt.

Szazira

Im christlichen Kontext gilt man nach der Konfirmation bzw. Firmung als Volljährig bzw. mit der Heirat.

Ich stimme meinen Vorrednern zu: Mach dir nicht zu viele Gedanken, wenn es jemand in eine andere Schublade stecken will, wie du tut er es egal wie alt deine Figuren sind. Obwohl deine Bücher ein anderes Thema haben werden die Figuren auch erwachsen und werden sich aus dem Grund und andere Dinge vielleicht später anders sehen und anders handeln.

Es ist kein Stigma ;)

Fianna

Ich finde, das Genre sollte man schon vorher bestimmen, da ja die verschiedenen Sub-Genres auch bestimmte Konventionen haben.
In diesem Fall sehe ich das relativ einfach: die Grund-Konventionen von Coming-of-Age brechen bzw. insofern Du es wegen des Alters drin haben musst, nicht so sehr in den Fokus setzen, sondern sich auf andere Dinge konzentrieren.
Wenn Du nach dem Schreiben das Gefühl hast, dass Du immer noch sehr in die Richtung gehst, die Du nicht willst, kannst Du ja sehen, ob Du es "dreckiger" machen willst - vermutlich reicht es aber schon, einige Handlungsstränge umzugruppieren und vielleicht den Fokus der Handlung etwas zu verschieben. "Schon" klingt vielleicht gerade seltsam, aber es wäre bedeutend weniger Arbeit, als dem ganzen Buch dann nachträglich doch noch einen Dirty-Anstrich zu geben oder so ähnlich.

Dämmerungshexe

Fia - ja, man sollte das Genre vorher fest legen, wenn man vor hat sich an den Konventionen zu orientieren und sie alle einzuhalten, damit das ganze verkaufstechnisch optimiert wird, statt einfach eine gute Geschichte zu sein. Mal ganz grob gesagt. Halte ich für eine Grundsatzdiskusion, die nen eigenen Threat verdient (und glaube ich auch schon hat).
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Araluen

#7
Im Grunde wurde das Wichtigste schon gesagt. Ich wollte nur noch betonen, dass ein Buch nicht weniger Coming-of-Age wird, nur weil die Sexszenen etwas deutlicher sind und im Kampf das Blut detailliert beschrieben herum spritzt. Das ist dann eher Effekthascherei, die deiner Geschichte schadet.
Schrieib die Geschichte, erzähl sie dir und schau dann, wo du etwas herumbasteln musst, damit der Fokus mehr auf Historie und Abenteuer liegt und weniger in der Selbstfindung der Charaktere. Damit fährst du am Besten.
Allein das Alter der Protagonisten legt zumidnest für mich nicht das Genre bzw. die Zielgruppe fest. Davon sollte man sich nicht verrückt machen lassen. Auch wenn die Wahrschienlichkeit natürlich sehr hoch ist, dass man bei einem 15 jährigen Protagonisten auch ein Young Adult oder Coming-of-Age in der Hand hat.

Cailyn

#8
Vielen Dank für eure Antworten!

Inhaltlich denke ich dann mal, wird das kein Problem. Lothen hat da was Wichtiges gesagt: zu der Zeit, in welcher die Geschichte spielt, wurden die meisten schon verheiratet und bekamen das erste Kind. Und es geht auch nicht darum, sich gegen Eltern aufzulehnen oder sich selbst zu finden, sondern ums pure Überleben. Von daher bin ich schon mal beruhigt.

Allerdings habe ich noch ein Problem: Ich möchte ja bewusst eine erwachsene Leserschaft anziehen, da der Weiterverlauf in den anderen Bänden nichts mehr mit Teens zu tun hat. Wenn aber jemand auf dem Klappentext liest: "Die 17-Jährige...", dann denkt man doch sofort, dass dies ein Jugendroman ist. Nun, vielleicht mache ich mir auch da zu viele Gedanken. Oder zu früh?  ;D Aber es ist halt schon so, dass man das Buch dann in eine andere Schublade stecken könnte. Im Grunde verhält sich das Ganze wie ein Prequel zur eigentlichen Geschichte. Müsste oder sollte ich dann eher mit dem zweiten Teil beginnen? Würde mich allerdings stören, weil man dann im zweiten Band so viele Erklärungen abgeben müsste, warum eine junge Frau Anfang 19. Jahrhundert auf eigenen Füssen steht.

Maubel

Na ja, du musst den Klappentext ja nicht mit "Die 17jährige anfangen". Ist jetzt zwar noch zu früh aber schreib da eher deinen Plot und dein Setting rein, als wie alt die Chars sind, wenn das nicht ganz besonders wichtig für die Geschichte ist :)

Und schreib ruhig den ersten Band. Mein erster Band von Ravenblood ist auch mehr aus einem Prolog gewachsen, aber er ist wichtig genug und hatte genug Stoff um alleine zu stehen. Wenn deiner einen füllenden Plot hat, dann schreib ihn auch. Das ist doch auch die Geschichte, die du erzählen willst und nicht nur, was danach passiert, oder? :)

Cailyn

Hast Recht, Maubel. Das werde ich tun. Ich setze mal die Segel und stürz mich rein.  :vibes:

Araluen

Sehr gut!
Um auf den Klappentexxt noch einmal zu kommen. Wenn du vorher die Zeit festlegst
Beispiel: England 1704, der 17 jährige [...]
Dann schaut der Leser ganz anders drauf. Er weiß dann, oh Historie. Gut der Charakter ist 17, aber das ist zu der Zeit ja fast erwachsen. Der Leser wird dann weniger in Richtung Jugendroman denken, glaube ich.

Aber nun schreib erstmal! *lässt eine frische, kreative Brise wehen*

Cailyn

Das hoffe ich, Araluen. Und vielleicht schreibe ich dann nichts vom Alter, sondern eher "die junge Frau".