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Warum unsterblich? Oder doch lieber nicht?

Begonnen von LinaFranken, 14. März 2016, 18:19:31

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canis lupus niger

#30
Über Unsterbliche habe ich noch nicht geschrieben, aber über einen Antagonisten, der seine Lebenszeit auf magische Weise um einen langen, nicht genau genannten Zeitraum verlängert hat. Er hat auf Kosten seiner Umwelt gelebt, deren Lebenskraft aufgezehrt und so rings um sich eine Wüste geschaffen.

Warum?

Im Lauf der Zeit waren nicht nur seine magischen Fähigkeiten gewachsen, sondern auch seine Egozentrik. Er hielt sich für höherwertiger als seine Mitmenschen. Er konnte ja mehr, lebte länger, war weiser, unersetzlich, unvergleichlich, empfand sie schließlich wie Nutzvieh, nur dazu gut, ihm zu dienen. Er glaubte es zu verdienen, dass er nicht starb.

Absolute Unsterblichkeit finde ich nicht überzeugend und für uns Normalsterbliche auch in keinster Weise nachvollziehbar. Die befristete oder unbefristete Verlängerung der eigenen Lebenszeit dagegen ist eine Idee, die sicherlich jedes denkende, sterbliche Wesen schon einmal gekommen sein dürfte. Gründe dafür oder dagegen sind hier ja schon viele genannt worden. Der für mich legitimste Grund, die eigene Lebenszeit verlängern zu wollen, ist der, mit einer Aufgabe noch nicht fertig zu sein, das eigene Lebenswerk abschließen oder zumindest sichern zu wollen.

FeeamPC

#31
Irgendwo habe ich mal eine SF-Geschichte über die Unsterblichkeit gelesen. Jeder Mensch konnte mit ca. 20 Jahren ein Serum bekommen, das ihn unsterblich machte. Man hatte allerdings recht bald gemerkt, dass man damit die Kreativität abwürgte. Die Unsterblichen hatte ja so viel Zeit, dass sie sich nicht gedrängt fühlten, etwas Neues zu schaffen. Und am Ende taten sie es nie.
Damit die Gesellschaft nicht vollends stagnierte,  gab es für Künstler so eine Art Opt-Out von der Unsterblichkeit. Sie blieben sterblich, konnten dafür aber etwas erschaffen. Eine freuwillige Wahl. Obwohl, welcher Vollblut-Künstler würde seine Kreativität aufgeben, egal, wie verlockend die Ewigkeit zu sein scheint?
Es ist das Wissen um das sichere Ende, das die Kreativen erst recht anspornt.

Vermutlich ist es das auch, was immer wieder in den Geschichten mit unsterblichen Elfen auftaucht: Das Angewiesensein auf die Frische, die Kreativität der kurzlebigen Menschen.

Trippelschritt

Bringt mich nicht auf dumme Ideen. Ich stecke mitten in einem längeren Projekt. Aber ich gebe zu, das Konzept der Unsterblichkeit kitzelt mich schon. Ganz so neu ist es ja auch nicht. Es ist in der Natur reichlich vorhanden. Und schon fällt einem auf, dass es ganz unterschiedliche Arten der Unsterblichkeit gibt. NEIN! WEITERDENKEN VERBOTEN. Erst kommen die Drachen.

Trippelschritt
(aber wenn man ..., und dann, obwohl ... murmel, murmel ...               )

Klecks

#33
Ich hatte noch nie einen unsterblichen (oder Unsterblichkeit anstrebenden) Prota oder Antagonisten, weil meines Erachtens das Konzept der Unsterblichkeit etwas sehr Komplexes und für mich vollkommen Unattraktives ist. Ich kann auch als Leserin Figuren, die unsterblich sein wollen und nur (oder zumindest überwiegend) deshalb der Anta sind und Böse Dingetm tun, nicht ernst nehmen, teils aus dem oben genannten Grund, teils aus noch vielen anderen und teils, weil ich es zu klischeehaft finde. Alles andere außer der Unsterbliche wäre ja trotzdem sterblich/vergänglich. Beispiel: Figur A ist unsterblich und lebt hier auf der Erde. In ein paar Milliarden (oder schon Millionen? Ich bin mir gerade nicht mehr sicher) Jahren wird die Sonne sich aufblähen und durch die enorme Hitze alles Leben auf der Erde zerstören, und dann gibt es in unserem Sonnensystem vielleicht irgendwann gar keine Planeten mehr. Treibt der Unsterbliche dann für alle Zeit im Weltall herum?  :hmmm:  Für mich sind die Folgen zu weitreichend, als dass ich mir vorstellen kann, dass wirklich jemand Unsterblichkeit wollen könnte. Es ist schlicht und ergreifend nicht dauerhaft von Vorteil oder gar logisch, unsterblich zu sein.

Oder schauen wir uns mal Voldemort an: Er will unsterblich sein, über alle herrschen, nur seine Ideen/Vorstellungen ect. gelten lassen, und so weiter. Andere ebenfalls unsterblich zu machen, wäre zu riskant, schließlich könnte sich irgendwann ein Disput ergeben; er vertraut ja ohnehin niemandem, nicht einmal Sterblichen. Was macht er, wenn alle gestorben sind, über die er geherrscht hat? Wenn es niemanden mehr gibt, über den er herrschen kann? Selbst, wenn man an die Horkruxe denkt und dass er vielleicht auf diese Weise eine unsterbliche Nagini bei sich behalten kann - irgendwann wird es doch langweilig, wenn keine Untertanen mehr da sind.  ;D  Und über alle Unsterblichen den Imperius-Zauber zu verhängen, macht es auch nicht besser, schließlich wird es immer Leute wie Harry geben, die sich dagegen zur Wehr setzen können. Ich finde, man sieht also, dass Unsterblichkeit kein profitables Motiv ist, insbesondere nicht für einen Anta.

Eine Ausnahme wäre, dass man Unsterblichkeit anders definiert als tatsächliche, hundertprozentige Unsterblichkeit. Zum Beispiel wird Figur A nie durch die Folgen des Alterns sterben - man kann ihn aber töten, siehe die Vampire in Twilight ff, die nichts außer Feuer und Kopf-ab töten kann. Aber wenn es Wege gibt, Unsterblichkeit einzuschränken, ist man dann wirklich unsterblich oder einfach zu 99,99 % unverwundbar? Und wenn man als Anta oder auch nur deshalb, weil man unsterblich ist, immer Feinde haben wird, die einen töten könnten, macht es dann überhaupt sind, diese weitestgehende Unverwundbarkeit anzustreben?

Ich habe von diesem Thema schon immer die Finger gelassen, wegen den oben genannten Gründen und vielleicht auch ein bisschen deshalb, weil ich finde, dass es viele schlimmere Dinge gibt als den Tod, auch für einen Prota oder Anta.  :hmmm:

Edit: Falls meine Argumente schon genannt wurden, entschuldigt, ich habe nicht alle Beiträge gelesen.

Mari

Ich muss gestehen, meine Antagonisten streben häufig nach Unsterblichkeit, "just because"  :hmmm: Ich tüftel sonst gerne an der Psychologie meiner Figuren, aber wenn es um Unsterblichkeit geht, hatte ich da wohl einen blinden Fleck ... bist jetzt  :jau:

Meine aktuelle Antagonistin ist ein bisschen der Typ Chef, der sich für unentbehrlich hält: macht nie Urlaub, weil dann die Firma den Bach runter gehen könnte, weil ja alle außer ihm im Grunde inkopetent sind und nur Unfug treiben, wenn man ihnen nicht auf die Finger schaut. Ich muss gestehen, ich habe so einen Gedanken auch schon mal gehabt. Bin dann natürlich trotzdem in den Urlaub gefahren und die Sintflut ist ausgeblieben. Und ich habe auch schon unter so einem Chef zu leiden gehabt. Es ist ja bekanntlich ein schmaler Grad.

Jedenfalls verstehe ich meine Antagonistin jetzt viel besser, danke dafür :)