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Wenn die Handlung zu reinen Dialogen mutiert...

Begonnen von Sturmloewin, 11. Dezember 2015, 23:24:22

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Sturmloewin

Mir ist ein Problem aufgefallen, dass sich in meinem jetzigen Projekt deutlich niederschlägt: Meine ganze Handlung scheint nur noch aus Dialogen zu bestehen, ich habe das Gefühl, ich schicke meinen Prota eigentlich nur noch vom einen zum anderen, um sich mit ihnen zu unterhalten und dazwischen passiert eigentlich gar nicht mehr. Aber ich schreibe doch kein Theaterstück  :brüll:
Und es ist ja nichtmal so, dass keine Handlung stattfindet. Ich weiß ja, was passieren soll, aber trotzdem drängen sich die Dialoge immer in den Vordergrund und ich habe das Gefühl, sobald ich versuche,  längere Absätze ohne Unterhaltungen zu schreiben, kommen die mir gestelzt und falsch vor. 

Kennt ihr das Problem? Und wenn ja, wie geht ihr dagegen vor?

Ich hoffe, jemand kann mir einen Trick verraten.
So when the world knocks at your front door
Clutch the knob tightly and open on up
And run forward and far into its widespread, greeting arms
With your hands outstretched before you
Fingertips trembling, though they may be
--- Anis Mojgani "Shake the Dust"

Alana

#1
Ja, das Problem hatte ich gerade auch beim dritten Teil meiner Trilogie, wo alle Rätsel aufgedeckt werden. Eine heimtückische Form des Tellings. ;D Meine Lösung: Neu plotten und versuchen, so viele Erklärungen wie möglich durch Entdeckungen auf andere Art zu ersetzen. Es ist sehr mühsam, aber es lohnt sich. Schreib dir auf, was die großen Erklärungen / Entdeckungen / Hinweise sind, und überlege, wie du die Figur diese Dinge auf andere Art erfahren bzw. erleben lassen könntest. Geholfen hat mir auch, mir die Nebenfiguren alle noch mal genauer anzuschauen und ihnen mehr eigene Handlung / Motive zu geben, dadurch haben sich neue Möglichkeiten für Show statt Tell ergeben. Wenn es Fantasy ist, kannst du auch überlegen, irgendwie Magie einzusetzen, dadurch kommt man auch auf kreative Ansätze.
Alhambrana

Fynja

Oh, ich kenn das auch.  :d'oh:
Alana hat ja schon einige wertvolle Tipps gegeben. Bei mir ist es aber oft auch einfach so, dass meine Protas einfach zu gerne labern, auch, ohne, dass es dabei um relevante Entdeckungen oder ähnliches geht. Also dass sie nachdenken, statt einfach gleich zu handeln oder das Offensichtliche kommentieren müssen, was ja eigentlich unnötig ist und das, was der Leser sich denken sollte. Das ist vielleicht im wahren Leben realistisch, aber den Leser nervt es vermutlich nur, wenn er vor der großen Schlacht noch einen seitenlangen Diskurs über die Sinnhaftigkeit des Kampfes ertragen muss ... Ich gehe dabei dann so vor, dass ich einfach die Szene und die Dialoge trotzdem niederschreibe und im Anschluss überlege, was davon überflüssig ist, weil es sich im Laufe der Handlung ohnehin ergibt.

Ansonsten beschreibe ich immer gerne noch die Dynamik zwischen den Charakteren, das, was sich zwischen den Zeilen abspielt. Man kommuniziert ja nicht nur mit der Sprache, sondern auch mit den Körper, mit dem Gesichtsausdruck und den kleinen Gesten. Und lass die Figuren nebenbei etwas anderes tun als nur da stehen und reden (meine gehen zum Beispiel viel zu oft spazieren). Am besten etwas, wo sie zusätzlich noch miteinander interagieren können, zum Beispiel können sie ihr Tempo an den anderen anpassen oder beim Joggen läuft der eine Gesprächspartner plötzlich schneller, weil er sich vor einem ungünstigen Gesprächsthema drücken will ... Lass die Dynamik zwischen den Figuren auftreten und lass die Figuren auch mal schweigen und Nicht-Gesagtes interpretieren statt alles aussprechen zu müssen. Wenn das immer noch zu "langweilig" ist bzw. mehr Plotrelevantes passieren sollte, können sie auch während dem Gespräch ein Ziel verfolgen, selbst, wenn es sich dabei nur um einen Subplot in einer einzelnen Szene handelt. Zum Beispiel kann das Gespräch einfach dann stattfinden, wenn der Prota gerade jemanden verfolgt, vor jemandem wegläuft oder ähnliches.

Sternsaphir

Ich muss mir auch hin und wieder auf die Finger hauen, wenn mein Prota in die Dialog-Falle tappt und zuviel redet, anstatt Dinge zu tun.
Abhilfe finde ich in der Analyse, wie ich Situationen beschreibe. Ich gebe mir einen bestimmtem Raum für Dialoge und der Rest muss Handlung sein. Wenn ich dann merke, dass wieder eine Seite nur aus Reden besteht, muss ich sie umschreiben.
Was auch gut geht, sind statt Worte Mimiken und Gesten, das Zuwerfen von Blicken (bei mir stets viel zu viel  :versteck:) usw.

Alana

Zitat von: Sternsaphir am 12. Dezember 2015, 00:50:06
Was auch gut geht, sind statt Worte Mimiken und Gesten, das Zuwerfen von Blicken (bei mir stets viel zu viel  :versteck:) usw.

Das sind aber dann eigentlich nur Maskierungstechniken, die im Normalfall legitim sind, aber das hier angesprochene Problem nicht beheben. Oft hat man nämlich mit diesem Grundproblem auch die Begleiterscheinung, dass der Protagonist nicht aktiv ist, sondern ihm von anderen immer alles vorgebetet wird. Dabei sollte der Protagonist doch derjenige sein, der die Handlung erlebt und nicht der, der sie von anderen erzählt bekommt. Wie gesagt, ich bin auch erst in diese Falle getappt, besonders, wenn man sehr viele Dinge aufzulösen hat, passiert das gerne.
Alhambrana

Araluen

Ich kenne das auch. Dialoge gehen mir gut von der Hand. Da bin ich geübt durchs Rollenspiel. Also nehmen sie auch einen große Raum ein. Ich schaue mir mittlerweile meine Dialoge immer an und überlege, ob ich ihn wirklich brauche, egal wie schön er ist, oder er sich nicht als Umschreibung zusammen fassen lässt und die Protagonisten eher handeln können.

Klecks

Bei mir ist es anders herum.  ;D  Meistens, und vor allem an Anfang, steht da einfach eine viel zu lange Beschreibung von dem, was der Leser wissen muss, um das Buch zu verstehen, zusätzlich zur Vergangenheit des Protas, zusätzlich zu Monologen ... ja, ich habe eigentlich das genau gegenteilige Problem. Ich versuche dann immer, mehr von diesen Informationen, die der Leser einfach bekommen muss, in Dialogen zu vermitteln. Was nicht immer klappt.  :d'oh:

Trippelschritt

Zitat von: Regentänzerin am 11. Dezember 2015, 23:24:22
Mir ist ein Problem aufgefallen, dass sich in meinem jetzigen Projekt deutlich niederschlägt: Meine ganze Handlung scheint nur noch aus Dialogen zu bestehen, ich habe das Gefühl, ich schicke meinen Prota eigentlich nur noch vom einen zum anderen, um sich mit ihnen zu unterhalten und dazwischen passiert eigentlich gar nicht mehr. Aber ich schreibe doch kein Theaterstück  :brüll:
Und es ist ja nichtmal so, dass keine Handlung stattfindet. Ich weiß ja, was passieren soll, aber trotzdem drängen sich die Dialoge immer in den Vordergrund und ich habe das Gefühl, sobald ich versuche,  längere Absätze ohne Unterhaltungen zu schreiben, kommen die mir gestelzt und falsch vor. 

Kennt ihr das Problem? Und wenn ja, wie geht ihr dagegen vor?

Ich hoffe, jemand kann mir einen Trick verraten.

Es gibt keine Tricks, befürchte ich. Lange Dialoge sind in der Regel langweilig, mögen sie auch dem Autor gefallen. Der Trick ist einfach, etwas Spannendes oder Interessantes zu schreiben. Das geht dann auf Kosten des Dialogs. Moment, stop, halt. Ich habe doch einen Trick. Jeder Dialog kreist um ein Problem, einen Konflikt, eine Auseinandersetzung oder eine Annäherung. Ein Dialog ist eine Szene, die eine ganz besondere Regie verlangt. Wenn der Autor begreift, was im Dialog geschehen soll, kann es nicht mehr lang werden. Und alle zwei drei Dialogsätze kann man auich mal Wahrnehmung einschieben. Was Dialoge nur schlecht können, ist, Infos zu liefern. Dazu eignen sich andere Techniken besser. Ausnahme vielleicht ein klasssicher Krimi vom Typ "Who dunnit?". Aber auch da ist es keihn Volltreffer.

Trippelschritt
(liebt Dialoge)

Churke

Zitat von: Trippelschritt am 12. Dezember 2015, 10:22:22
Der Trick ist einfach, etwas Spannendes oder Interessantes zu schreiben. Das geht dann auf Kosten des Dialogs. Moment, stop, halt. Ich habe doch einen Trick. Jeder Dialog kreist um ein Problem, einen Konflikt, eine Auseinandersetzung oder eine Annäherung.

Ich hatte den Eindruck, dass Regentänzerins Problem ein anderes ist.
Habe hier ein Buch herumliegen - Tian Di: Diktatur - in der 90 % der Handlung, des Plots und der gesellschaftlichen Hintergründe in Dialogform abgefrühstückt werden. Die Dialoge sind okay und durchaus lesbar, aber schriftstellerisch betrachtet ist es trotzdem eine unterirdische Interpretation von "tell don't show".
Wenn das Problem in diesem Bereich liegt, wäre mein Rat, einen Schritt zurückzutreten und sich nochmal mit dem Plot und der erzählerischen Aufbereitung zu befassen.

Kerstin

#9
Zitat von: Trippelschritt am 12. Dezember 2015, 10:22:22
Ausnahme vielleicht ein klasssicher Krimi vom Typ "Who dunnit?". Aber auch da ist es keihn Volltreffer.

Sag das mal Fred Vargas, der Königin des französischen Krimis. ;) Ihr Bücher bestehen praktisch nur aus Dialogen.

Ich verstehe momentan auch nicht so ganz das Problem. Dialoge sind in meinen Augen nicht problematisch (außer natürlich man schreibt an einer Reihe und damit würde sich der Stil plötzlich massiv ändern), sondern nur schlechte Dialoge.
Da gute Dialoge aber sicherlich zum schwierigsten gehören, was man schreiben kann, führt das oft zu Problemen.

Ich würde mir deshalb erst Mal anschauen, ob wirklich die Dialoge das Problem sind, oder ob die Qualität der Dialoge einfach nicht stimmt. Also unnützen Smalltalk rausschmeißen, vor allem die typischen einleitenden Sätze ("Wie geht es dir?" "Ganz okay, und dir?" "Ich hatte eine schlimme Nacht." ...). Typische Sprechmuster für jede Figur ausarbeiten und vor allem ganz massiv auf indirekte Dialoge umsteigen.
Dann lange Passagen, die aus reinen Sprecherwechseln bestehen durch GVS (Geschwätzvermeidungsstragtegie - nach Elizabeth George) auflockern. Also die Figuren parallel zum Gespräch etwas machen lassen. Das kann gerne etwas belangloses sein (Kaffee kochen), ist aber oft hilfreich, um die Stimmung, Atmosphäre ... zu transportieren. Es hilft aber auch, um Handlung reinzubekommen.

Solltest du dann deiner Meinung nach immer noch zu viele Dialoge haben, würde ich mir bei jedem einzelnen anschauen, über was sie da sprechen. Wenn sie von einem Ereignis erzählen, das der Leser kennt, kann der Dialog meistens gestrichen werden. Erzählen sie von einem Ereignis, das der Leser nicht kennt, kann man das oft in einer eigenen "Handlungsszene" unterbringen.


Trippelschritt

Vielleicht hätte ich weniger pointiert und dafür verständlicher schreiben sollen. Deshalb versuche ich es jetzt noc h einmal. Nur noch einmal. ;-) Versprochen!

Ein sehr langer Dialog ist in meinen Augen immer ein schlechter Dialog und wenn mein Roman vorwiegend aus Dialogseiten besteht, ist er auch ein schlechter Roman. (Dass es immer wieder Könner gibt, die auch dafür ein Gegenbeispiel liefern, hatte ich gedacht, müsste ich nicht besonders betonen, weil in der Schreiberei alles geht, wenn man es kann.)
Was lässt sich also machen? Fast immer wird ein langer Dialog sehr schnell langweilig, weil ein guter Roman von der Abwechslung lebt. was sich abwechseln soll, ist wiederum eine andere Frage, aber da gibt es sehr viele Möglichkeiten. So war meine erste Antwort: "Schreib was Interessantes!" Denn, wenn ich mir das vornehme, dann habe ich keine langen Dialoge mehr.
Was kann man noch machen? Man kann sich die Regie innerhalb der Dialogszene anschauen. Wenn ich kein Regiekonzept dafür habe und alles dem Zufall überlasse, dann macht der Dialog, was er will und das ist meist Unsinn. Das geht so ungefähr in die Richtung, die auch Churke empfohlen hat.

Wer übrigens eine breite Auswahl exzellenter Dialogszenen lesen möchte, sollte Rothfuss lesen. Ich meckere ja immer über seine Plotkonzeption, aber dialogisieren kann er wie kaum ein anderer. Und er schreibt diesbezüglich alles andere als Schema F.

Alles klar?
Trippelschritt

Kerstin

Zitat von: Trippelschritt am 12. Dezember 2015, 13:17:02
Alles klar?
Nö  ;D

Zitat von: Trippelschritt am 12. Dezember 2015, 13:17:02
Ein sehr langer Dialog ist in meinen Augen immer ein schlechter Dialog und wenn mein Roman vorwiegend aus Dialogseiten besteht, ist er auch ein schlechter Roman. (Dass es immer wieder Könner gibt, die auch dafür ein Gegenbeispiel liefern, hatte ich gedacht, müsste ich nicht besonders betonen, weil in der Schreiberei alles geht, wenn man es kann.)
Ich verstehe nicht ganz, was du jetzt damit sagen möchtest. Dass manche Autoren mit schlechten Romanen davonkommen? Oder, dass sie so gut schreiben, dass ihr Roman doch nicht schlecht ist?
Womit die ganze Diskussion überflüssig wäre, denn dann wären wir wieder bei der Aussage, dass nicht die Dialoge das Problem sind, sondern deren Qualität.

Zitat von: Trippelschritt am 12. Dezember 2015, 13:17:02So war meine erste Antwort: "Schreib was Interessantes!" Denn, wenn ich mir das vornehme, dann habe ich keine langen Dialoge mehr.
Und genau das sehe ich komplett anders. Es mag vielleicht für deinen persönlichen Schreibstil zutreffen, aber sicherlich nicht für die Allgemeinheit.
Selbst in Martins Bücher haben wir teilweise Dialoge, die sich über ganze Kapitel erstrecken und die sind sicherlich nicht (alle) langeweilig (und ich mag die Bücher nicht wirklich).
Es hängt massiv von der Geschichte, dem Erzählstil und dem eigenen Können ab, wie viel Raum man Dialogen geben kann und will.

Zitat von: Trippelschritt am 12. Dezember 2015, 13:17:02
Wenn ich kein Regiekonzept dafür habe und alles dem Zufall überlasse, dann macht der Dialog, was er will und das ist meist Unsinn.
Das bezieht sich hoffentlich wieder nur auf deine persönliche Arbeitsweise, denn ich habe mir wirklich noch nie ein Regiekonzept für einen Dialog überlegt und schreibe hoffentlich nicht nur Unsinn. ;)

Trippelschritt

@ Kerstin
Oh, verschreckt um mich guck. Immer noch nicht klar. Hmmm. Meine ganze Handlung besteht aus Dialogen und das ist ein Problem. So oder so ähnlich war der Ausgangsstoßseufzer für diesen Thread. Diese Meinung teile ich. Das ist ein Problem.  Wenn ich der Meinung bin, dass ganz lange Dialoge schlechte Dialoge sind, dann habe ich beide Aspekte (Länge und Qualität) in einem Punkt versammelt. Sicher kann man auch kurze Dialoge verhunzen, aber darum geht es ja hier nicht.

Bei dem Rest Deiner Argumente gebe ich zu bedenken, dass man auch intuitiv etwas richtig machen kann, ohne über etwas nachzudenken. Es ist also nicht so sehr eine Sache des Schreibstils und deshalb habe ich auch gar kein Problem, deine Sichtweise nachzuvollziehen. Aber wenn ich gute von schlechten Dialogen unterscheiden will, dann brauche ich Kriterien, damit mir das gelingt. Über einige habe ich was gesagt und wäre jetzt interessiert, welches Deine sind. Und eine Diskssion über Martins Dialoge wäre bestimmt eine interessante Sache. er bietet alles an von quälender Langeweile bis zu hohem Amüsement.

Mein eigener Arbeitsstil? Hat zwar mit dem Ausgangsproblem nichts zu tun, ist aber auch kein Geheimnis. Ich bin ein Reiner intuitiver Bauchschreiber, der erst einen Text schreiben muss, um herauszufinden, was er überhaupt will. Bei mir kommt das Nachdenken erst bei der Überarbeitung. Und dass alles vom eigenen Können abhängt habe ich ja oben bereits betont. Da liegen wir wieder auf einer Linie.

Trippelschritt
(Brecher von Versprechen)

Wallrabe

#13
Hm, ich denke, ich weiß, was du meinst, Trippelschritt. Ich sehe es aber ein Stück weit auch so wie Kerstin.

Die Verteilung von Nicht-Dialog und Dialog in der Geschichte per se halte ich in keiner Weise für ausschlaggebend bzgl. der Qualität. Die Qualität wird hier gegeben durch die des Geschriebenen. Allerdings habe ich keine Ahnung/Erfahrung, wie sich eine Geschichte läse, die auf Buch-Länge zu sagen wir über Dreivierteln aus Dialog besteht. Es könnte aber einen großartigen Reiz zum Schreiben und Lesen haben, da hier automatisch sehr viel mehr Spielraum da wäre, Dinge mit Dialogen zu tun, damit anzustellen, Chancen damit zu spielen.

Bei mir nehmen bisher Dialoge auch nur einen sehr kleinen Raum ein und ich hatte mich auch schon hin und wieder gefragt, warum das so ist und ob das gut/schlecht/doof... ist. Ich kam dann zu dem Schluss, dass recht häufig bei mir allein kontextbedingt schlicht nicht viele Worte notwändig waren, da die "praktische" Handlung im Vordergrund der Erzählung stand. Es hätte keinen Sinn gemacht und nicht gepasst, wenn sich die Charaktere an dieser und jener Stelle plötzlich anfangen ewig zu unterhalten. Das aber eben rein kontextbedingt.

Schafft man einen anderen Kontext kann und muss es zwangsläufig noch einmal ganz anders aussehen, was ja auch gut so ist. Schaffe ich den Raum, den Hintergrund, den Kontext und die Charaktere dafür, dass sie sich immer und überall unterhalten und dabei das transportieren, das ich will, das sie transportieren - und hat solch ein Dialog-Geflecht dann eine ansprechende "Form", die dem Leser das ganze schmackhaft macht...gut möglich, dass es dadurch weit interessanter werden kann, als bei einer Inszenierung ohne Dialog... nun... warum nicht?


Selbstverständlich - nimmt man einen ""herkömmlichen"" Dialog und füllt damit dann 400 Seiten Roman, dann weiß ich wirklich nicht, wie lesenswert das nachher ist. Andererseits ist auch das wieder nur hypothetisch. Kaum jemand würde guten Gewissens einen Roman aus Dialogen formen, wenn sie stets nach Schema F funktionieren und dem Leser nach den ersten 50 Seiten zum Halse heraushängen möchten.

Viel Dialog sehe ich daher in keinster Weise als ein Problem. Es bietet so viele Chancen und Risiken wie viele andere Formen auch. Eine Landschaftsbeschreibung, ein Kampf, ein wortloses Zwiegespräch, ein Monolog... Man kann wohl durchaus ein ganzes Buch nur mit einer Handvoll Dialoge auskommen lassen. Ich kann mir nicht guten Gewissens vorstellen, dass es umgekehrt nicht funktioniert.

Letztlich sehe ich es schlicht wie bei vielem eben nur als die Frage, wie gut es einem liegt - und - wie gut es einem gelingt. Was ja leider nicht immer derselbe Stiefel ist.

Ruby

Zitat von: Regentänzerin am 11. Dezember 2015, 23:24:22
Mir ist ein Problem aufgefallen, dass sich in meinem jetzigen Projekt deutlich niederschlägt: Meine ganze Handlung scheint nur noch aus Dialogen zu bestehen, ich habe das Gefühl, ich schicke meinen Prota eigentlich nur noch vom einen zum anderen, um sich mit ihnen zu unterhalten und dazwischen passiert eigentlich gar nicht mehr. Aber ich schreibe doch kein Theaterstück  :brüll:
..
Kennt ihr das Problem? Und wenn ja, wie geht ihr dagegen vor?

So geht es mir leider auch gerade!

Inzwischen versuche ich mehrere Tricks, aber so richtig erfolgreich bin ich auch noch nicht dabei. Zunächst schreibe ich auf jeden Fall eine Art Handlungsablauf. Dort steht der Schauplatz, die Akteure und die grobe Handlung drinn. Davon ausgehend baue ich meine Dialoge.

Als mein letzter Dialog stand, habe ich erstmal versucht, ihn ein bisschen zu lockern.
Daraus wurde dann: "Dialog". Mittlerweile drehten sich ein paar nach mir um. Er entschuldigte sich, was die anderen ein bisschen beruhigte und sie wieder umdrehen ließ. "Dialog".
- und zack, schon hatte ich schon wieder etwas weniger Sprechtext  ;D Sehr oft würde ich das allerdings auch nicht verwenden. Doch für meine aktuelle Situation war es eine gute Lösung. Mein Problem war, dass ich nun echt lange Dialoge hatte, welche aber absolut notwendig (lange Erklärung für die Figuren) waren.


Manchmal habe ich aber auch schon den Dialog weggelassen und es so niedergeschrieben, dass mein Ich-Erzähler es bereits im Vorfeld erfahren hat und nun nur noch für den Leser erzählt. Sicherlich gibt es wohl mehrere Tricks für so was, aber bisher habe ich es auf jeden Fall so gehandhabt.

Vielen Dank für eure bisherigen Tipps! Sie sind sehr hilfreich  :)