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Die 7-Punkte-Plotmethode (kombiniert mit 3-Akt-Struktur)

Begonnen von Fianna, 09. Dezember 2015, 18:57:50

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Churke

Zitat von: Tejoka am 14. Juli 2017, 20:49:51
Wenn man Schreibratgeber oder Artikel liest, klingt alles so klar und einleuchtend, aber es ist gar nicht so einfach, bei seiner eigenen Geschichte darauf zu kommen, was jetzt der Pinch Point 2 ist oder wo der Climax anfängt. Und die Struktur dann richtig hinzubiegen, auch nicht.

Ich denke, garantiert sind diese Wendepunkte nur, wenn man sie beim Plotten bewusst eingebaut bzw. konstruiert hat.
Häufig werden sie auch durch Zufall bzw Intuition vorhanden sein, sind dann aber möglicherweise nicht so klar und zielgerichtet ausgearbeitet wie in der ersten Variante. Das ist aus meiner Sicht der einzige Fall, dass es ich lohnt, nach ihnen zu suchen, da man die Geschichte damit nachschärfen kann.

Aber es gibt natürlich auch die Möglichkeit, dass Punkte fehlen bzw. die Geschichte sowieso einem anderen Aufbau folgt.

Tejoka

Natürlich habt ihr beide recht :D
@Fianna So geht es mir auch. Mit dem Midpoint hapert es noch ein bisschen :happs:
@Churke Stimmt, es macht wirklich einen Unterschied, ob man diese "Meilensteine" geplant hat. Aber gerade, wenn man es nicht hat, macht es ja Sinn, sich nochmal anzuschauen, was man denn so fabriziert hat. Gerade auch, um zu sehen, ob da vielleicht etwas fehlt oder verbessert werden sollte.

Zit

Habt ihr schonmal versucht, die Punkte auf mehrere Bände zu verteilen? Ich überlege gerade eine Wandlung von einer guten Figur zu einer schlechten (Walter White u.ä.) über mehrere Bände aufzuteilen und frage mich, ob die 7 Punkte sich dafür nicht auch ummodeln lassen. Da Fantasy, dachte ich typischerweise an eine Trilogie mit folgender Verteilung: Hook und erster Plotpunkt für Band 1, erster Pinch bis zweiter Pinch für Band 2 und zweiter Plotpunkt und Auflösung für Band 3. :hmmm: Oder gibt es andere Modelle, die für die Figurentwicklung über mehrere Bände besser taugen?
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Elona

Ich habe es mal gemacht, aber dann nie geschrieben, weil es die Geschichte in der damals angedachten Form nicht geben wird. Meine jetzige Dämonenreihe hatte ich ursprünglich auch als Trilogie geplant gehabt. Entsprechend habe ich mit den Hauptcharakteren zunächst die Hauptstory (über alle drei Bände) mit den 7-Punkten erstellt und dann noch mal die 7-Punkte je Band angewandt (wo sich die Hauptpunkte dann wiederfanden).

Hook und Turning Point 1 = Band 1 / Pinch Point 1 und Midpoint = Band 2 / Rest Band 3

Wobei ich die Einteilung innerhalb der Bände heute verschieben würde. z.B. würde ich eventuell bei Band 3 mit dem Pinch Point 2 einsteigen. Für mein Empfinden wäre TP2 und Resolution (zumindest in meiner Geschichte) für den letzten Band zu wenig. Das liegt aber natürlich auch ein wenig am Rest. Ich würde daher auch unterstellen, dass es von der Geschichte und der Verteilung auf Seiten abhängig ist, ob und wie die Einteilung funktioniert oder nicht.  :)

Tanrien

#64
Die Beispiele, die für 7-Points genannt werden, sind ja auch oft mehrere Bände: Harry Potter zum Beispiel. GoT. Dann wendet man die Methode einfach auf den "großen" Plot an, allerdings gibt sie, soweit ich mich an die Erklärungen dazu erinnere, keine Information darüber, an welchen der Punkte ein neuer Band am besten beginnt/endet.  Dafür bräuchtest du ggf. eine andere Methode. Spontan habe ich gerade das Harry Potter Beispiel nicht ausführlich gefunden, aber gerade, da ist ja auch sieben Bände sind, könntest du dich bei der Aufteilung dran orientieren. Edit:  und natürlich finde ich es nicht, ich bin mir aber ziemlich sicher, dass schon mal für die ganze Reihe gesehen zu haben. Edit 2: Für Trilogien gibt es aber Beispiele.

Was ich allerdings machen würde, ist, in jedem einzelnen Band auch die Handlungsstränge abgeschlossen 7-Points zu plotten. Also das ganze zu verschachteln.  Dann hast du den großen Plot, der über alle Bände greift, und eben in jedem Band einen oder mehrere kleine Plots.

Hat sich mit @Elona überschritten.

Kerstin

Ich stimme meinen beiden Vorschreiberinnen zu.
Ich arbeite öferts mal mit einer übergreifenden 7-Punkt-Struktur.

Allerdings halte ich es für wichtig, dass man auch in den Einzelbänden eine eigenständige Struktur hat (wobei es nicht zwangsweise wieder die 7-Punkt-Struktur sein muss). Ansonsten läuft man Gefahr, dass zu wenig in den jeweiligen Bänden passiert und man die Handlung im Grunde nur streckt.
Ausnahme dabei natürlich, wenn man einfach sehr viele, komplett eigenständige Handlungsstränge hat und man z.B. pro Buch von jedem nur etwa 30 k Wörter präsentieren kann. Dann würde bei drei Bänden logischerweise auch nur eine 7-Punkt-Struktur genügen - jeder für sich entspricht dann ja etwas einen eigenen Buch. Die Gefahr dabei ist dann aber wieder, dass der Leser niemals zu einem halbwegs befriedigendem Abschluss kommt und gerade der Anfang sehr langsam wirken kann.

FeeamPC

Dem kann man entgegenwirken, indem man sich in jedem Buch einen bestimmten Charakter greift, der zu den POVs gehört, und diesem einen Charakter ein deutlich abgeschlossenes Abenteuer gibt, auch wenn alles andere durch mehrere Bücher läuft. Spielt der Charakter auch in den folgenden Bücher noch mit, bekomt er einen euen Handlungsbogen oder darf nur noch auf Nebenschauplätzen mitmachen.
Der Leser hat aber dadurch in jedem Band das Gefühl, dass etwas Wichtiges in der Handlung abgeschlossen ist.

Alana

#67
Ich glaube, dass du dabei sehr aufpassen musst, dass du die Entwicklung der Figur nicht zu sehr von der allgemeinen Handlung loslöst. Wenn es nur eine Nebenfigur ist, die nicht oft auftaucht, dann geht das sicher, aber wenn es eine wichtige Figur ist, und so klingt es eher, dann würde ich einfach überlegen, welche Wandlung die Figur im Verlauf der drei Bände machen soll und wo du welche Wandlung für die Geschichte brauchst. Dem erst mal eine 7 Punkte Struktur zugrunde zu legen schadet vielleicht nicht, aber ich würde dann eben versuchen, es organisch in die Geschichte einzubauen und notfalls davon abzuweichen. Du könntest die 7 Punkte auch zweimal hintereinander für diese Figur zu verwenden, die erste große Entwicklung der Figur ginge dann bis zum Handlungs-Midpoint von Buch zwei, das könnte ja recht gut zusammen fallen.
Alhambrana

Zit

Für die Hauptfigur bin ich mittlerweile doch bei einer dreistufigen Entwicklung angekommen (zumindest über die klassischen drei Bände hinweg, bietet sich ja auch an). :hmmm: Genau ausgearbeitet ist es aber auch noch nicht, mal schauen, wo ich am Ende anlange. Bei der Einteilung, die ich angedacht hatte, bin ich auch nach euren Beiträgen geblieben, scheint mir im Moment am organischsten. Ich mache mir gerade mehr Sorgen wie ich die Entwicklung dem Leser verkaufen kann, ohne dass er abspringt. Aber das ist auch ein anderes Thema. :d'oh:
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getting a headache."
Unbekannt

Churke

Also zunächst einmal gebe ich zu bedenken, dass die 7-Punkte-Methode extrem figurenorientiert ist. Man sieht ja an den einzelnen Punkten, dass diese immer streng in Beziehung zum Protagonisten gesetzt werden. Das ist der Klassiker story-driven vs. character-driven.  :)

Wenn ich handlungsorientiert arbeite, interessieren mich alle diese Wendepunkte zunächst einmal überhaupt nicht. Schließlich sollen die Figuren der Geschichte dienen und nicht umgekehrt.

Aus den genannten Gründen bezweifle ich auch, dass die 7-Punkte-Methode so geignet ist, um Zyklen zu planen. Da sie sich überwiegend mit der Entwicklung von Figuren befasst, dürften man damit bei mehreren Bänden an Grenzen stoßen. Wohin soll sich eine Figur denn noch alles entwickeln? Dreimal Schurke und zurück? Und gestaltet man die Entwicklung langsamer, droht die Gummi-Effekt.
Pfiffig finde ich Fees Idee, während eines Zyklus die Pferde Protagonisten zu wechseln. Eigentlich banal, aber darauf kommen muss man trotzdem.

Idealerweise sollten solche Aufbaumethoden funktionieren wie ein Fraktal, wo man sich hinein- und hinauszoomen kann und von ganz groß bis ganz klein immer wieder die selben Muster findet.   

Kerstin

Zitat von: Churke am 02. August 2017, 15:22:04
Aus den genannten Gründen bezweifle ich auch, dass die 7-Punkte-Methode so geignet ist, um Zyklen zu planen. Da sie sich überwiegend mit der Entwicklung von Figuren befasst, dürften man damit bei mehreren Bänden an Grenzen stoßen. Wohin soll sich eine Figur denn noch alles entwickeln? Dreimal Schurke und zurück? Und gestaltet man die Entwicklung langsamer, droht die Gummi-Effekt.
Da sehe ich ehrlich gesagt nicht so ganz das Problem.
Eine Figurenentwicklung muss ja nicht immer ganz so krass ablaufen, sondern kann sich auf kleinere Schritte konzentrieren, bzw. einfach nur auf unterschiedliche Apsekte einer Figur.
Also z.B. Band 1 "Sich mit der Verantwortung als Kronprinz abfinden", Band 2 "Kein Hasenfuß mehr bei Kämpfen sein", Band 3 "lernen, dass Liebe keine Schwäche ist" ...
Dadurch, dass meine Figuren selten eine krasse Wandlung in einer Geschichte durchmachen, habe ich keine Probleme damit, die 7-Punkte-Struktur über mehrere Teile zu verwenden.
Ich schreibe aber eigentlich auch nie handlungsorientiert - auch nicht bei epischer High Fantasy.

Churke

Zitat von: Kerstin am 02. August 2017, 15:34:37
Also z.B. Band 1 "Sich mit der Verantwortung als Kronprinz abfinden", Band 2 "Kein Hasenfuß mehr bei Kämpfen sein", Band 3 "lernen, dass Liebe keine Schwäche ist" ...

Das brauchst du dann aber nicht mehr vorauszuplotten, weil keine Notwendigkeit für eine bücherübergreifende Planung besteht. Mit Band 3 kannst du dich beschäftigen, wenn du mit Band 2 fertig bist. Man kann das einzelnen Geschichten einfach hinterheinander kleben. ;)

Etwas anderes ist es, einen großen Handlungsrahmen zu planen, der sich über mehrere Bücher erstreckt. In Band 1 Handlungsfäden zu spinnen, die erst in Band 3 in den Vordergrund treten.

FeeamPC

Wenn die Reihe lang genug wird, ergibt sich die Entwicklung der Protas schon durch die Zeit, und kann dann mehr als 7 Stufen kriegen.
Band 1 = Schüler
Band 2 = jugendlicher Held
Band 3 = verliebt in die Falsche
Band 4 = totaler Absturz
Band 5 = langsames Hocharbeiten
Band 6 = gewiefter Nobelschurke
Band 7 = zurück zur guten Seite
Band 8 = angesehener Staatsmann
Band 9 = große Katastrophe (privat oder Land9
usw.

Fianna

@Churke
Das sehe ich anders. Wenn man eine längerfristige Entwicklung einer Figur plant, wäre es höchst unpraktisch, wenn sie im Eifer des Schreibens schon in Band 1 kämpft oder liebt, obwohl doch eigentlich geplant ist, dass da eine innere Sperre besteht, die erst später allmählich aufgelöst wird.

Kerstin

Zitat von: Churke am 02. August 2017, 18:15:50
Das brauchst du dann aber nicht mehr vorauszuplotten, weil keine Notwendigkeit für eine bücherübergreifende Planung besteht. Mit Band 3 kannst du dich beschäftigen, wenn du mit Band 2 fertig bist. Man kann das einzelnen Geschichten einfach hinterheinander kleben. ;)

Etwas anderes ist es, einen großen Handlungsrahmen zu planen, der sich über mehrere Bücher erstreckt. In Band 1 Handlungsfäden zu spinnen, die erst in Band 3 in den Vordergrund treten.
Danke für die Feststellung, dass ich also unmögliche Dinge vollbringe.  :ätsch:
Ich stimme da Fianna zu und angesichts der Tatsache, dass ich schon mehrfach handlungsübergreifende Handlungsbögen in langen Reihen so geplottet habe, wage ich zu behaupten, dass es doch geht. ;)
Es mag nicht für jeden funktionieren, aber pauschal zu behaupten, dass es nicht möglich ist, halte ich für sehr gewagt.