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Die Sache mit dem dringenden Bedürfnis

Begonnen von Antigone, 01. Juni 2007, 09:21:29

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Maja

Wie kommst du auf die Idee, daß das hier Off Topic sein soll, frage ich mich? Wenn du dir bei einem Schreibthema unsicher ist, in welches Board es gehört, ist die einfachste Antwort: NICHT in den OT-Bereich. Ich verschieb das dann mal...
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Rhiannon

Naja, eigentlich müssen meine Protas nicht. Sie essen allerdings auch sehr selten so, dass es erwähnt wird, wenn sie auf Reisen sind. Ebenso wie ich das Waschen unter den Tisch fallen lasse.

Und was Nihal angeht, macht sie sich halt in die Hose. Das ist wohl ein geringeres Problem, als nichts zu trinken. Das tun meine Gefangenen manchmal auch, wenn ich sie besonders mies behandle. Und ansonsten, ja, das monatliche Leiden der Frau wird erwähnt, wenn es sie gerade besonders plagt, ansonsten nicht. Oder, wenn sich eine Frau als Mann verkleidet, weil es in diesem Fall einfach handlungsrelevant ist.

Rückwärts essen tun meine Protas auch gelegentlich. Aber eigentlich nur, wenn sie (see-)krank sind.

Bei meiner aktuellen Prota erwähne ich die Mahlzeiten etwas ausführlicher, aber eigentlich nur deshalb, weil die gute Frau an ihnen die Zeit misst und außerdem nach unserem Verständnis vor lauter Depressionen magersüchtig ist. Sie weigert sich zu essen, demnach sind die "Mahlzeiten" eben auch handlungswichtig.

Coppelia

#77
In meinem letzten Roman war ich in der Hinsicht irgendwie realistisch ... z. B. wurde einer Figur ein Bein gebrochen, und danach saß sie dann für ein paar Tage im Kerker fest. Da der Bursche nicht aufstehen konnte, stank er leider hinterher ziemlich. Deshalb tat er meinem Prota Leid.
Auch sonst hatte ich das Badezimmer relativ oft erwähnt, wenn auch nicht genau das Aufs-Klo-Gehen.
Aber in dem jetzigen Roman mach ich das schon wieder nicht. Lotti sitzt zeitweise in einem unterirdischen Raum fest. Aber da sich der über einer Klippe befindet, hat er wahrscheinlich ein integriertes Plumsklo ... ;)
Vom Essen schreib ich dagegen immer ganz gern. Wahrscheinlich, weil mir Essen selbst wichtig ist.

In der Unendlichen Geschichte gibt es eine Szene, in der Bastian aufs Klo geht und währenddessen darüber nachdenkt, warum Geschichtenfiguren nie aufs Klo müssen. Später, als er dann selbst eine Geschichtenfigur ist, muss er auch nicht und verschwendet auch keinen Gedanken daran. Konsequent. :)

Aber irgendwie sind wir ja auch daran gewöhnt zu ignorieren, dass jeder Mensch aufs Klo geht, oder? Oder denkt ihr manchmal darüber nach, wie eure Bekannten/Eltern/Profs/Freunde/irgendwelche Promis aufs Klo gehen? Also ich eigentlich nie ...  vielleicht steht es daher auch nie in Geschichten.

Leon

#78
@Coppelia

Jetzt wo Du es erwähnst... Stimmt! :hmmm:

Mein Protagonist Willi ist ein richtiges Schleckermäulchen, etwas derber ausgedrückt könnte man auch sagen; ein Fressack (alte Rechtschreibung). Obwohl er immer nur ans Essen denkt, und auch riesige Portionen verdrückt wenn er die Gelegenheit dazu hat, doch auf´s Klo geht er nie. Das werde ich jetzt mal ganz schnell ändern, und mit dem Willi ein ernergisches Wort reden.

Oder sollte sich der Schlingel etwa heimlich in meinen Wald erleichtert haben? ;D

Evenia

Bei mir müssen die natürlich mal aufs Klo.. Aber das müssen die dann eben in ein paar Sekunden machen in denen der Leser gerade nicht hinschaut, wenn ihr versteht  ;) 
ich würd das nur dann erwähnen, wenn es irgendwie wichtig ist. Eben zum Beispiel, wenn jemand beim Toilettengang überfallen wurde  ;D
Ich würde es mit "mal müssen beschreiben" ...

Romy

Ich erwähne es eigentlich auch nur, wenn es irgendeine Bedeutung hat. Oder wenn die Geschichte an einem festen Ort spielt, erwähne ich mal, wo sich die Toilette/Latrine o.ä. befindet. Gehört ja dann irgendwie zur Ortsbeschreibung.  ;)

Aber ich glaube *überleg* wenn einer meiner Protas mal wieder in einem dunklen Verlies etc. sitzt, erwähne ich die Toiletten/Eimer/Nichts-da-Problematik so gut wie immer. Und wenn mein Prota tagelang gefesselt ist und dann befreit wird, erwähne ich doch mal, dass er/sie ziemlich stinkt. Sooo genau beschreibe ich das dann i.d.R. zwar auch nicht, aber wenn da nichts wäre, würde was fehlen, denke ich.  ;)

Wenn ich meine Protas in die Büsche oder auf die Latrine schicke, schreibe ich so was wie "austreten" oder "Wasser lassen". Frauen dürfen auch mal "die Latrine benutzen".

Waffelkuchen

#81
Ich halte es da eigentlich so wie Romilly- normalerweise wird es einfach übergangen, aber wenn der Prota gerade in einer Situation steckt, wo das aufs Klo gehen halt nicht selbstverständlich ist, muss es auch erwähnt werden. Meine Piraten hatten zum Beispiel eine Marinegeneralin auf dem Schiff, die in der Kombüse angekettet war und die für ihr Bedürfnis regelmäßig ins Bad gebracht wird (Ja, es gibt ein Bad in meiner Karavelle- meine Piraten sind auch Luxusgeschöpfe. ;D ). Da hab ich es zumindest einmal beschrieben, damit der Leser sich den Rest denken kann.

Was meine Piraten allerdings ständig tun, ist essen. Und trinken, natürlich. Aber hauptsächlich essen. Unmengen. Es hat schon so Tradition, das wichtige Gespräche grundsätzlich bei Tisch geführt werden, weil da immer alle da sind. (Wen wunderts, mein Navigator riecht Essbares ja auch auf 2 Kilometer Entfernung. ;D )
Ich heb mein Glas und salutier dir, Universum / Dir ist ganz egal, ob und wer ich bin
Fremde - Max Herre, Sophie Hunger

Amber

Ich hab versucht, sämtliche Bedürfnisse dieser Art in einem ominösen Satz zu umschreiben:

"Wenn man zu viert in einem Raum lebte, blieb es nicht aus, dass man gewisse Dinge mitbekam."


Bin da wohl etwas arg zartfühlig... aber manches kann man doch einfach der Fantasie des Leser überlassen, oder?  :wums:
(Hab ich zu viele viktorianische Romane gelesen? *grübel*)

Jade

Ich weiß dass sich dieses Thema auf den ersten Blick komisch liest, aber es ist etwas, das mir schon öfters aufgefallen ist.
In den wenigsten Büchern, die ich bis jetzt gelesen habe, wird erwähnt, dass ein Prosa seinen "natürlichen Bedürfnissen" nachgeht. Versteht mich jetzt nicht falsch, ich will da jetzt keine genauen Beschreibungen oder so. Aber was macht Frau wenn sie an die Wand gekettet ist und ihre Tage bekommt? Oder womit reinigt sich der ach so tolle Elfenprinz nach seinem Geschäft in der Wüste? Kommt dieses Thema bei euch auch nur irgendwie zur Sprache oder sind solche Dinge einfach nicht episch genug und gehören generell nicht in Fantasybücher?
Hoffe ihr nehmt das Thema mit Humor, so wie ich es tue und denkt jetzt hoffentlich keine komischen Sachen über mich ;)

LG

Jade

Shin

Ach, Jade, das habe ich mich bei manchen Büchern auch das ein um andere Mal gefragt! Blätter oder Leinentücher? Einfach mit Wasser abspülen? Oder welche anderen Tricks und Kniffe haben die Helden drauf?  :hmmm:
Und von einem Herrn, der sich mit seinem Rasiermesser geschnitten hat, hab ich bisher auch nicht gelesen. Bärte haben sie alle jedenfalls nicht. *lach*
"The universe works in mysterious ways
But I'm starting to think it ain't working for me."

- AJR
"It's OK, I wouldn't remember me either."        
- Crywank          

KaPunkt

Also, ich mache mir da schon Gedanken drum.
Ich weiß also, wie die täglichen und monatlichen Geschäfte ablaufen.
Aber muss ich das alles auch erwähnen, um dem Leser zu beweisen, dass ich dran gedacht habe? Nöö.
Wenn ich wirklich mal in verlegenheit kommen würde, so Pen&Paper mäßig auf zählen zu müssen, was der Held alles in seinem Rucksack hat, während er die Wüste durchquert, dann, ja dann käme auch eine Rolle Klopapier (Zusammen mit der Unterhose zum wechseln) vor. Allerdings auch nur dann.
Bei Kerkerszenen wird mal das vorhandene (oder auch nicht vorhandene) Loch im Boden erwähnt.

Das hängt allerdings auch mit dem Stil der Geschichte zusammen. Wenn es sehr märchenhaft ist, wird das komplett ausgeklammert. Wenn es sehr realitätsnah ist, kommt mehr rein.
Aber grundsätzlich habe ich da eine ähnliche Haltung wie bei Sexszenen: Ich lasse meinen Protas gerne einen letzten Rest Privatssphäre.

Liebe Grüße,
KaPunkt
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Jade

Ich finde, dass das ein guter Mittelweg ist. Mach es eigentlich genauso.

Farean

#87
Zitat von: KaPunkt am 17. Mai 2011, 23:26:33
Wenn ich wirklich mal in verlegenheit kommen würde, so Pen&Paper mäßig auf zählen zu müssen, was der Held alles in seinem Rucksack hat,
*hüstel* Mit Verlaub, aber als begeisterter Pen&Paper-Spieler muß ich doch sehr bitten. Wir spielen nicht alle "Hartwurst". ;)

@Topic: bei mir kommt das Thema durchaus zur Sprache und hat sich sogar schon mal als plotrelevant erwiesen. ;D Aber selbst wenn nicht, ich mag es einfach, meine Charaktere menschlich darzustellen, und da gehören solche kleinen "Tücken des Alltags" dazu. Wobei ich es bei Andeutungen belasse. Um das Kind beim Namen zu nennen, das Pinkeln an sich verkneife ich mir nicht, eine kinematisch detailreiche Schilderung desselben hingegen schon.

Runaway

In meinem letzten Fantasyroman hatte ich auch mal Lust, das zu thematisieren. Meine Heldin war eine Kriegerin mit ein bißchen PMS ;) Naja, das meiste hab ich dann wieder gestrichen, aber ich hab da so viele Frauen rumwuseln gehabt, daß ich mich doch gefragt hab, wie die damit eigentlich klarkommen.
Muß man halt auch mal erwähnen, find ich!

KaPunkt

Zitat von: Farean am 17. Mai 2011, 23:38:05
*hüstel* Mit Verlaub, aber als begeisterter Pen&Paper-Spieler muß ich doch sehr bitten. Wir spielen nicht alle "Hartwurst". ;)
Ich bitte um Entschuldigung. Da kamen alte Meister-Traumata wieder hoch.
Spielerin: "Die nehme ich alle mit!"
Ich: "Wie das denn bitte?"
Spielerin: "In meinem Rucksack!"
Ich: "Siebzehn Streitkolben?! In deinem Rucksack?"


Topic: Joaaa, so ungefähr läuft das bei mir im allgemeinem auch. Da wird auch mal der Latrinen-Eimer geleert, wenn's nötig wird. Aber näher ran muss ich nicht.

Liebe Grüße,
KaPunkt

She is serene
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are equal
in her hands.
(Diane di Prima)