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Die Sache mit dem dringenden Bedürfnis

Begonnen von Antigone, 01. Juni 2007, 09:21:29

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Churke

Das muss ich hier einfach los werden...
Laut Herodot habe die Amazonen einmal am Tag ihr Lager verlassen, um sich einzeln in die Büsche zu schlagen.
Draufhin teilten sich auch die Sykthen auf und passten die Amazonen ab zum Flirten. Sehr erfolgreich übrigens. Ideen muss man(n) haben.  ;D

et cetera

Aus diesem Grund (und aus zig weiteren) liebe ich "Die unendliche Geschichte", als der Prota sich auf dem Schuldachboden versteckt und nach einer Weile herunter schleicht, um auf die Toilette zu gehen. Und genau in der Szene fragt er sich auch, warum das in Romanen nie thematisiert wird ;D

Ein Roman mit einem Mädchen, das sich als Junge verkleidet und dann seine Tage bekommt, ist "Die schwarz Stadt" von Tamora Pierce. Ich weiß jetzt leider nicht mehr, wie sie das gelöst hat (ob z.B. Baumwolle oder Stoffreste verwendet wurden). Aber ich mochte damals die Beschreibung, dass das Mädchen zuerst gar nicht weiß, was das ist, und glaubt, beim Waffentraining sich verwundet zu haben.

In meinem letzten Roman hatte ich das Problem, dass ein Charakter doch recht lange bewusstlos war. Realistischerweise habe ich ihm in der Zeit eine Windel verpasst, aber ich gehe davon aus, dass das wieder gestrichen wird, sollte (ok, unwahrscheinlich) der Roman jemals verlegt werden. So genau wollen das Leser vermutlich nicht wissen.

Kraehe

#107
Hm. Jetzt muss ich hier doch auch mal noch was dazu schreiben :)

Erstmal: ja, früher habe ich mich das auch gefragt. Aber früher generell mehr als heute. Inzwischen... naja. Verstehe ich, wenn man charas oder Rollen in Filmen und Büchern und so ein ewnig Freiraum gibt. Ich meine: Man bekommt im wahren Leben doch genug von Toilettengängen etc. mit, oder? Das ist so selbstverständlich, dass eine Erwähnung auch eine Art Stil sein muss, um passend zu wirken, finde ich.

Wo es mir zuletzt wirklich beim Lesen gefehlt hat war in Canavan's Zeitalter der Fünf, als die gute... Name vergessen  :pfanne: ... angekettet ist und dann sogar noch der Priester kommen und sich an ihr vergehen will. Da stand sie ja auch länger und ich habe mich gefragt, ob sie da nicht schon riecht oder oder. Naja.

Sonst fällt mir noch als nettes Beispiel aus "Kriegsklingen" von Abercromby ein: Der Hundsmann ist in seiner Perspektive oft charakterisiert über ein "Verdammt, er musste pissen. Immer vor den Kämpfen musste er pissen" oder so ähnlich. Und wenn dann gekämpft ist, geht er erstmal pissen ;D

Mit der Periode, das kenne ich auch so gut wie nur aus dem "ich gebe mich als Mann aus"-Szenario, glaube ich. Und ich als Leser störe mich jetzt nicht übermäßig daran, wenn sowas dezent übergangen oder mit wenigen Anspielungen abgehandelt wird. Ein wenig nervt es mich ja schon im RL ::)

Aber ich habe mir mal überlegt, wie und wo ich selber sowas dabei habe:
Einmal geht einer meiner Protas austreten, er ist da als Geisel genommen, sozusagen, das ist die einzige Bewegung, die er tagsüber bekommt, wie er selber sagt. Und netterweise begegnet er dann unterwegs noch jemandem, der ihn erkennt, was dann alles verkompliziert :P
Dann habe ich eine Prota, die zwar nicht ihre Tage bekommt, aber eine Art Abtreibung in Gesellschaft vornimmt und dann umsorgt und umgekleidet werden muss.
Und eine kleine Chara habe ich, die fies gefangen gehalten ist und dann nicht gesondert für dringende Bedürfnisse behandelt wird... aber da habe ich mich dann entschieden, nicht direkt zu sagen, sie würde sich in die Hose machen (müssen) oder so. Privatsphäre 8)

Simara

In "Das Lied von Eis und Feuer" wird eigentlich relativ oft erwähnt wenn jemand einem dringenden Bedürfnis nachgeht. (Was mir da sehr in Erinnerung geblieben ist, ich zitiere: "Sagte er, während er pisste."

Shin

Zitat von: Krähe am 18. Mai 2011, 21:52:04
Mit der Periode, das kenne ich auch so gut wie nur aus dem "ich gebe mich als Mann aus"-Szenario, glaube ich. Und ich als Leser störe mich jetzt nicht übermäßig daran, wenn sowas dezent übergangen oder mit wenigen Anspielungen abgehandelt wird. Ein wenig nervt es mich ja schon im RL ::)
*nick*
Es ist sehr erniedrigend, wenn ich oder einige meiner weiblichen Freunde mit abgebundener Brust und als Kerl verkleidet zu nem Event auftaucht und einem dann mal wieder mit jeder Faser klar wird, dass man eben doch eine Frau ist!  :wums:
"Sometimes all I'm ever doing is trying to convince myself I'm alive."
- Daisy The Great
"It's OK, I wouldn't remember me either."         
- Crywank           

Wollmütze

Kopf hoch, Frauen sind immer noch die besseren Männer  ;D  :P

Kraehe

#111
Zitat von: Wolli am 19. Mai 2011, 20:00:43
Kopf hoch, Frauen sind immer noch die besseren Männer  ;D  :P

Das wollte ich ja gar nicht abstreiten :engel:
Aber als Frau kennt man das doch mit den Tagen und so. Da reichen mir dann Anspielungen wie "ihr Rücken schmerzte weil blabla" oder so. Dann weiß man doch zu Genüge Bescheid. Und Ausblendungen finde ich auch keinen Beinbruch, wenn sie für den Plot nicht relevant sind.

@Simara: Ich glaube, das wurde früher im Thread auch schonmal angesprochen. Eine Szene mit Tyrion, glaube ich?

Ah ja. Was ich noch als Beispiel hätte - wenn auch etwas anderer Art: Im Weitseher-Zyklus von Robin Hobb (jetzt zumindest erste drei Bände) gibt sich der Ausbilder Chade auf Reisen gerne als Lady nochwas aus. Und der Job bei ihm/ihr ist bei allen Stallburschen und Dienern verhasst, weil sie unausstehlich ist und dann morgens regelmäßig einen übelstriechenden Nachthafen zum Leeren abgibt ::)

Zit

Ich weiß ja nicht, wenn jemand so angekettet herum hängt und kaum etwas zu essen und trinken bekommt, dann schläft auch die Verdauung ein. Auch eben weil man sich nicht bewegt. Da gibts dann natürlich auch nicht viel zum Ausscheiden. Ich denke, besonders wenn man wenig isst/trinkt, versucht der Körper so gut wie alles in Energie umzuwandeln, und dann bleibt auch noch weniger übrig. (Wobei man auch bei wenig Bewegung, einfach weniger Energie braucht. :hmmm: Aber der Körper muss ja trotzdem am Leben erhalten werden.)
Aber, ich denke mal, wenn jemand ewig herum steht oder gar hängt, sind Ermüdungserscheinungen härter zu verkraften als Hunger und Durst. Hunger vergeht auch irgendwann nach einer Weile.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Ary

Gerade diese "junge Protagonistin bekommt zum ersten Mal in ihrem Leben ihre Regel, ist nicht drarauf vorbereitet und glaubt, sie muss sterben"-Szenen in Romanen gehen mir ehrlich gesagt schon auf den Keks, seit ich mit süßen 13 Jahren "Dornenvögel" gelesen habe. Ich habe wegen sowas auch schon mal ein Buch weggelegt, weil mir die Protagonistin auch wegen anderer Dinge tierisch auf den Nerv ging - aber diese "Tage"-Szene war wirklich der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Man kann sowas thematisieren, aber man muss es nicht machen. Die "Tage" nerven bei mir weibliche Figuren auch nur dann, wenn sie sie gerade so GAR nicht brauchen können. Aber meist habe ich doch eher männliche Figuren, die sich dann wieder mit ganz anderen Dingen rumschlagen müssen.
"Müssen" müssen meine Figuren nur, wenn es wirklich plotrelevant ist, sonst wird es dezent übergangen. Baden und essen tun sie allerdings recht oft - irgendwie habe ich schon wieder einen Helden, der es hasst, dreckig zu sein. Außerdem kann man im Bad so schön über Gott und die Welt nachdenken.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

zDatze

Ich lasse das Thema auch ganz gerne unter den Tisch fallen. Ist bei bisher weder plotrelevant, oder auch nur irgendwie wichtig gewesen. Und nur weil meine Prota eine Frau ist, muss ich diese monatlichen Beschwerden nicht auch noch breitwälzen.

Ich überlege aber, ob man dieses "die Heldin ist für ein paar Tage zickig" nicht doch ganz amüsant von einer anderen Perspektive aus schreiben könnte. Wenn der arme Held wieder einmal ein paar beißende Kommentare abkriegt und man(n) sich fragt, was er nun schon wieder angestellt hat.  :hmmm:

Zit

Hm, stellt sich nur die Frage, ob Leser das dann auf die -- nicht erwähnten -- Tage zurück führen können oder ob er das Verhalten der Figur dann als unpassend empfindet, wenn nicht gar out of character. Ich mein, wenn wir uns als Autoren schon nicht darum kümmern, ob unsere Mädchen ihre Tage haben und wie sie damit umgehen -- warum sollte es dem Leser denn auf einmal bewusst werden? Vorallem wenn soetwas normalerweise nicht im Roman vorkommt, ist doch so ein Verhaltensgrund nicht gerade Gedanke numero uno.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

zDatze

Ja, da ist schon was dran, dass der Chara dann "out of character" handelt. War nur ein Gedanke.
Es kommt vielleicht auch einfach auf die Umsetzung an und wie beide Charas zueinander stehen. Wenn man das als humorvolle Bemerkung reinbringt, stört es mich wahrscheinlich weniger, als wenn mir die Prota vorjammert, dass ihr tagelang schlecht ist und sie sich am liebsten einfach unter der Bettdecke verkriechen will.

Sprotte

OMG, stell Dir eine Kriegerin mit PMS vor ... der arme Held!

Zit

Welcher Held? :rofl: Also dass eine Kriegerin einen Freund hat ... und dann noch mit PMS -- da ist doch jeder Kerl schnell über alle Berge. Das muss dann schon echt so eine *schmacht* Traum-Liebe sein, wenn er bleibt. ;D
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Sprotte

Oder er traut sich nicht wegzulaufen, weil die ihm dann nachkommt und dann gnade ihm Gott ... :rofl: