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Die Anglifizierung des Textes - sinnvoll oder überflüssig?

Begonnen von chaosqueen, 24. Juli 2015, 13:10:11

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chaosqueen

Weil es an anderer Stelle aufkam und mir eh auf den Nägeln brennt, eröffne ich mal den Thread dazu.

Mir fallen immer wieder Bücher auf, bei denen der Titel ganz oder teilweise Englisch ist, obwohl der Autor auf Deutsch geschrieben hat. Die Steigerung dazu sind Bücher, deren Handlung ohne ersichtlichen Grund in die USA, nach Kanada oder GB verlegt wurde.

Bei Titeln finde ich es einfach absolut unnötig. Wenn ein Englisches Buch im Titel unübersetzt bleibt, kann ich es teilweise nachvollziehen, vor allem, wenn der Titel ein Sprachspiel enthält - auch wenn das die meisten deutschen Leser vermutlich nicht bemerken werden (je nach Zielgruppe).
Aber warum muss das Buch eines deutschen Autors einen ganz oder teilweise englischen Titel haben? Sind wir wirklich so amerikanifiziert, dass wir eher zu einem englischen Titel greifen als zu einem deutschen? Und warum muss es dann oft auch noch ein Englischer Titel mit einem deutschen Untertitel sein, so als sei der Roman eigentlich auf Englisch erschienen und habe nun zum Originaltitel einen deutschen Untertitel erhalten? Für mich hat das ein bisschen was von Etikettenschwindel.

Noch schlimmer für mich sind Romane, die ohne ersichtlichen Grund im Ausland (und da dann zu 98% im englischsprachigen Raum) spielen. Eine mir bekannte Autorin erklärte, dass sie die deutschen Namen so schrecklich findet, dass sie ihren Roman nach London verlegt hat. Und dann heißt die weibliche Hauptfigur Louisa - wirklich? Was ist denn an Luisa so schrecklich, dass man die deutsche Version nicht nehmen kann? ??? Mal abgesehen davon, dass bei den ganzen Kevins, Chantals und Matt Eagles heutzutage ein Protagonist mit englischem Vornamen in Deutschland auch nicht mehr groß auffällt.

Ich unterscheide übrigens zwischen Büchern, die bewusst im Ausland spielen und solchen, bei denen die Umgebung für die Handlung irrelevant ist. Wenn ein deutscher Autor über den amerikanischen Bürgerkrieg schreibt, dann muss das Buch auch dort spielen, klar. Wenn es um einen Roastrip in Kanada geht, wäre eine Reise von Dortmund nach Castrop-Rauxel irgendwie keine echte Alternative, sehe ich ein. Aber wenn es um Stalking geht, dann ist es letztlich egal, ob das Opfer von LA nach Miami flieht oder von Kiel nach Stuttgart. Wenn ich einfach eine Liebesgeschichte erzähle, die überall auf der Welt spielen kann, warum dann unbedingt in Philadelphia statt in Heide?

Anscheinend glauben die Verlage, dass es besser zieht, wenn die Story in den USA spielt, und auch englische Titel sind hoch im Kurs. Aber warum? Statistisch gesehen müsste ich in der Minderheit sein mit meiner Abneigung und meinem Unverständnis. Wie geht es euch damit? Macht ihr euch Gedanken darüber? Kauft ihr eher ein Buch mit dem Titel "Fly with Me" als eines, das "Mit uns der Wind" heißt?

Ich überlege, wie weit das noch gehen wird. Englische Titel auf deutschen Büchern sind in den letzten Jahren vor allem im Bereich Romance und Erotik stark im Kommen. Englische Settings schon wesentlich länger (und genau so lange rege ich mich drüber auf, zumal die Autoren oft selber nie vor Ort waren, ihr Wissen aus Büchern, Filmen und von Wikipedia haben und dann unglaubliche Schnitzer einbauen, weil sie einfach kulturelle Unterschiede zum Leben in Deutschland nicht kennen). Dass deutsche Autoren englisch klingende Pseudonyme verwenden, weil sie sich besser verkaufen, ist auch nicht selten - hier könnte man ja noch damit argumentieren, dass sie sich dann im englischsprachigen Raum besser verkaufen, nur passiert es eh viel zu selten, dass deutsche Autoren ins Ausland verkauft werden.

Werden wir irgendwann keinerlei deutsche Settings mehr haben? Bekommen Autoren nur noch Verträge, wenn sie ihre Romane von Vornherein in den USA (oder ggf. noch in GB oder - exotisch! - Australien) ansiedeln? Werden wir irgendwann auf Englisch schreiben müssen, um unsere Bücher noch verkaufen zu können? Und - das wäre dann der Gipfel der Idiotie - werden diese Bücher dann extra für die Leser, die der Englischen Sprache nicht mächtig sind, ins Deutsche übersetzt?

Ich stelle das einfach mal zur Diskussion in den Raum. Als jemand, der Deutsch und Englisch studiert hat und Literatur in beiden Sprachen liest, frage ich mich halt, welcher (vermeintliche) Mechanismus dahintersteckt, Titel und Settings zu "anglifizieren". Ich hab nichts dagegen, einen Krimi aus München, eine Liebesschnulze aus Gelsenkirchen oder eine Dystopie aus Hamburg zu lesen.

Feuer frei. :)

Thaliope

Ich glaub, das ist ein bisschen eine Genrefrage. Gesellschaftsreflektierende Bücher deutscher Autoren werden wohl auch in Zukunft hier spielen. Aber bei (wertungsfrei!) eskapistischer Literatur stehen halt die spontanen und emotionalen Assoziationen ganz stark im Vordergrund. Der Leser will sich wegträumen, und da lösen wohl englsiche Titel und entsprechende Settings eher die gewünschten Assoziationen aus als "Liebe in Castrop-Rauxel" Was nah und realistisch ist, lässt sich ja so schlecht romantsich verklären ;) Vielleich stören zu viele realistische Einflüsse und Konnotationen auch das Leseerlebnis :)
Die Assoziationen sind durch Filme, Serien, Leitkultur geprägt und erstmal nicht zu leugnen, auch wenns einem persönlich nicht gefällt. Man kann selbst sicher dagegen anarbeiten, indem man positive Beispiele dagegen schreibt. Diesen Punkt als Bewertungskriterium für Bücher anzusetzen, finde ich hingegen eher ... naja, eigenwillig :)


Sprotte

Danke!

Jeremias Baumwolle (besser bekannt als Jerry Cotton) war ein Begleiter meiner Kindheit. Oheim hatte uns drei Kindern vier riesige Pappkartons mit Heften und kleinen Taschenbüchern überlassen (er war froh, Stauraum gewonnen zu haben, wir Kinder haben uns durch die Papiermengen gefräst). Ich war sehr überrascht, als ich endlich verstand, daß das nicht aus USA importiert und liebevoll für den deutschen Leser übersetzt worden war.

Ich lese Shakespeare, Pratchett und Heyer im englischen Original. King habe ich auch nur im Original gelesen. Unsere TV-Serien und Spielfilme sind größtenteils Importe. Und wenn ein deutscher Sender mal eine Sitcom versucht, dann ist die gerne ein Abklatsch einer erfolgreichen US-Serie. Großverlage kaufen US-Erfolge ein. Was sich da gut verkaufte, wird auch hier gut laufen. Plus die Zwangsabnahmen, die den Büchermarkt füllen.

Auch ich habe im US-Setting geschrieben. Unter anderem meine liebe Horry, die ich irgendwann - ich fand mich unglaubwürdig, als deutsche Autorin einen Roman in Montana zu haben - nach Jahren in mein schleswig-holsteinisches Klaxdonnersbüll umschrieb. Der Roman gewann dadurch.

Des chaos Beobachtung teile ich: Englische Titel, US-Settings. Was anderes scheint nicht zu gehen. Ausnahmen wie Frankreich, Italien tauchen nur ganz selten auf. Es muß US sein. Ein wenig Vortäuschung falscher Tatsachen ebenso wie die englisch klingenden Pseudonyme. Was es in meinen Augen ganz sicher ist: vorauseilender Gehorsam. Die feste Überzeugung, daß nur Sachen aus USA ein Hit sein können, sich also dem Gedanken anbiedern und anpassen.

Und ja: Mich stören englische Titel deutscher Autoren. Ich fühle mich veralbert.

Fianna

Für mich sind englische Titel nur ein Randphänomen. Ich lese vor allem Fantasy, Historische Romane, Krimis und in letzter Zeit vermehrt Thriller. Da kommt das eher nicht vor. Im Gegenteil, in den 1991 wurde das Buch "Resurrection Row" von Anne Perry als "Die roten Stiefeletten" übersetzt - 2006 wurde dieser Titel bei einer Neuausgabe eines anderen Verlages beibehalten.
Ich glaube, es ist müßig zu erwähnen, dass der deutsche Titel kaum einen Bezug hat zum Inhalt und dass Anne Perry gewohnheitsmäßig Örtlichkeiten im Titel hat (Callander Square, Paragon Walk,...), so dass der ursprüngliche Titel besser gepasst hätte.

Ich habe den Eindruck, die englischen Titel kommen nur bei Romance/Erotik sowie bei Selfpublishern oder einigen kleinen Verlagen vor. In vielen anderen Genres habe ich diesen Eindruck nicht gewonnen, und ich denke auch nicht, dass das in dem weiten Sinne um sich greift, wie Du es etwas überzogen schwarz gemalt hast.



Ich habe übrigens selbst ein englisches Pseudonym  ;) als ich meine erste Kurzgeschichte veröffentlicht habe, habe ich noch Ägyptologie studiert. Die waren, insbesondere an meiner Uni, etwas schwierig mit belletristischen Veröffentlichungen (selbst und gerade im historischen Bereich), also brauchte ich für meine Selbsthilfegruppe der verhinderten Mörder ein Pseudoym.
Und da ich Irland mag, habe ich einen typisch irischen Namen gewählt.
Das war noch bevor Aileen P. Roberts mit ihren Fantasynamen an die großen Verlage kam. Inzwischen habe ich mir auch gedacht, dass es mir nicht gefällt, wenn man mich in so eine "Fantasyautoren müssen englische Namen haben  ::)"-Schublade steckt.
Aber genau so blöd finde ich es, wenn jemand ständig das Pseudonym wechselt, obwohl es keine Gründe (Genrewechsel oder so) gibt. Also werde ich für 1 x im Jahr eine Kurzgeschichte meinen bisherigen Namen behalten, und sollte ich jemals mehr zustande bringen, schaue ich weiter.

Pandorah

Ich habe mich hier und dort mit LeserInnen unterhalten. Und habe mehr als nur einmal gehört, dass die lieber in den USA spielende Bücher lesen, weil Deutschland schlicht langweilig und spießig sei. Ich glaube, genau das ist es - der Ruf. Die Staaten haben - ob das so stimmt, sei jetzt mal unkommentiert dahingestellt - den Ruf von Freiheit und Abenteuer, Deutschland ist eng, kleinbürgerlich und eben spießig. Wer denn mal in die Staaten reist, hat Urlaub und erfährt dann auch die Freiheit, während hier Alltag herrscht.

Daher bringt das Setting, ob es nötig ist oder nicht, gleich schon ohne Aufwand Freiheit und Abenteuer mit sich, und wenn man einen englischen Titel wählt, dann weht auch dort noch mal ein frisches Lüftchen.

Ary

Ich denke da ähnlich wie Pan. Bücher, die in den USA spielen, haben immer irgendwie was von Freiheitssehnsucht, die in Großbritannien spielenden diesen für mich so ganz typisch britischen Charme. Mein erster Urban Fantasy-Versuch spielt auf der Isle of Man, weil mich das Raue und Ursprüngliche dieser Insel so reizt - trotzdem würde ich bei Veröffentlichungsversuch dem Buch keinen englischen Titel verpassen, weil ich das einfach nicht mag Was raue ursprüngliche Landschaft angeht, hätte das Buch genausogut auch in Norwegen oder auf Island spielen können und der Held hätte dann eben nicht Nate geheißen, sondern vielleicht Stig, Thore oder Gunnar. Nur wegen meiner Vorliebe für bestimmte Namen würde ich nicht unbedingt eine Romanhandlung ins Ausland packen - nur, wenn bestimmte handlungselemente es erfordern. Ich würde kein deutsches Buch mit englischem Titel nur deswegen ablehnen, und da wir es gerade im Rezensionenthread darüber haben, auch keinen Stern abziehen, aber erwähnen, dass ich es komisch finde, würde ich in einer Rezension auf jeden Fall.

Was ich spannend finde, ist ein "Boom" an Provence-Romanen, die nach meinem Gefühl gerade wie die Pilze aus dem Boden schießen, fast alle mit Lavendelblüten auf dem Cover oder Lavendel im Titel. Sehnsucht ist ein viel thematisiertes Gefühl in diesen Büchern - Sehnsucht nach Aufbruch/Ausbruch, einem neuen Leben, Freiheit. Ich gebe zu, ich liebe diese Bücher.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

HauntingWitch

Was diese Entwicklung betrifft: Thaliope hat es wieder einmal genau auf den Punkt gebracht.  :) Ich denke, es geht auch Vieles von den Verlagen aus bzw. bei den Autoren vom Verkaufswille. Scheint, als glaube man, dass sich englische Titel und amerikanische Settings besser verkaufen.

Wie ich das als Autorin sehe: Ist mir herzlich egal. Es muss passen. Ich habe kürzlich ein Manuskript mit englischem Titel verschickt. Nachdem ich mir zwei Wochen lang den Kopf über einen passenden deutschen Titel zerbrochen und keinen gefunden habe. Ich finde, das englische Wort passt, also mache ich das so. Sehe ich übrigens auch als Leser so, wenn ein deutsches Buch einen englischen Titel hat, der passt und gut klingt, warum auch nicht? Ich finde es nur schlimm, wenn mir der Titel nicht gefällt, aber das gilt auch für deutsche Titel, also macht das für mich keinen grossen Unterschied.

Zu den Settings: Ich wähle das Setting, das ich als passend und schön empfinde. Mittlerweile bevorzuge ich die Schweiz insofern, dass es einfach viel lebensechter wird, wenn ich einen Ort nehmen kann, den ich wirklich gut kenne (oder mir jederzeit anschauen kann). Aber ich liebe z.B. auch London, war auch schon einige Male dort. Wenn ich nun also Lust habe, mein Buch in London spielen zu lassen - ohne jeden weiteren Grund ;) - dann tue ich das. Punkt. Was mir aber nicht in den Sinn kommen würde, ist ein Buch nur um des Verkaufs Willen in die USA zu verlegen, das könnte ich auch gar nicht schreiben, wenn mir der Bezug dazu fehlt. Aber wenn ich einen Ort habe, in meinem Fall jetzt London, der mir eben gefällt, warum nicht? Warum sollte ich meine Skripte auf Teufel komm' raus in Deutschland oder der Schweiz spielen lassen, wenn mir mehr nach London (bzw. England als Ganzes) ist? Ich lege meine Settings dahin, wo ich sie haben will, ob das nun ein Schweizer Setting ist, weil ich Schweizerin bin oder ein englisches, weil ich es eben mag.

Pandorah

Zitat von: Witch am 24. Juli 2015, 13:44:35
Scheint, als glaube man, dass sich englische Titel und amerikanische Settings besser verkaufen.
Das ist nicht nur ein Glaube, ob sich etwas besser verkauft oder nicht. Verlage sind Unternehmen, und die schauen auf Zahlen. Wenn sich "Fly with me" besser verkauft als "Mit uns der Wind", sieht man das an den Zahlen. Natürlich ist der Titel nicht alles, aber die rechnen schon knallhart und testen, woran es liegt.

Zitat von: Witch am 24. Juli 2015, 13:44:35
Aber wenn ich einen Ort habe, in meinem Fall jetzt London, der mir eben gefällt, warum nicht? Warum sollte ich meine Skripte auf Teufel komm' raus in Deutschland oder der Schweiz spielen lassen, wenn mir mehr nach London (bzw. England als Ganzes) ist? Ich lege meine Settings dahin, wo ich sie haben will, ob das nun ein Schweizer Setting ist, weil ich Schweizerin bin oder ein englisches, weil ich es eben mag.
Dem stimme ich absolut zu. :D Ich muss Lust auf das Setting haben.

Nycra

Zu den Titeln möchte ich noch kurz etwas zu bedenken geben, weil es gerade bei meinen Victorian Secrets so ein enormes Problem war. Durch den Schutz eines Titels sind viele schon vergeben und dürfen nicht mehr genau so verwendet werden. Bei der Reihe habe ich über 200 Titel vorgeschlagen, von denen, die dem Verlag gefielen, war nicht einer mehr frei. Bei den Subtiteln (Verbotene ...) hatte ich sogar hier im Zirkel nach Vorschlägen geforstet. Deutsche Titel zu finden ist für bestimmte Bereiche inzwischen wirklich nicht mehr so einfach.  :P

Was das Setting angeht: Ich weiß von mindestens einer Autorin definitiv, dass sie ihr in Deutschland spielendes Skript auf USA ändern musste und das, obwohl es teilweise inhaltlich keinen Sinn ergab. Der Verlag bestand darauf, andernfalls hätte es die Veröffentlichung nicht gegeben. Inwieweit man da Stärke zeigen kann oder will und sein Setting durchsetzt, hängt meiner Meinung nach auch vom Verlag ab, ich weiß nicht, ob ich Heyne in so einem Fall widersprechen würde.  ;)

Moni

Ich schreibe gerade zwei Urban-Dark-Fantasy-was-auch-immer Teile, die in London spielen. Und ich sage einfach mal: solange ich Fantasy schreibe, nehme ich mir das Recht, die Bücher dort spielen zu lassen, wo sie für meinen Geschmack am besten hinpassen. Ob das jetzt in einem freierfundenen Land ist, oder in einem den Gesetzmäßigkeiten der Fantasy angepassten London/GB ist, all das ist doch meiner eigenen Phantasie überlassen.
Wenn ich die ersten Ideen für einen Roman habe, ist da meistens schon sehr früh klar, wo das ganze spielen soll. Und dann ist es eben auch mal England oder Amerika. Letzten Sommer hatte ich dann die Idee zu einem Vampirroman in Deutschland, da waren ein paar interessante Rheinburgen ausschlaggebend. Einen Krimi über eine geheimnisvolle Bibliothek wollte ich in Italien ansiedeln und auch da kam mir die Idee durch einen Bericht über eine bestimmte Bibliothek in einer bestimmten italienischen Stadt.
Ganz sicher geht es nicht nur mir so und ich würde den deutschen Autoren, die ihre Bücher im Ausland ansiedeln nicht nur unterstellen, daß sie Deutschland als für die Leser langweilig empfinden. Bei einigen ist es vielleicht so, aber wenn wir schon für andere Dinge nicht in Sippenhaft genommen werden wollen, dann doch bitte nicht für gerade so etwas. Und schon gar nicht darin gipfeln, daß man diese Autoren mit Punkteabzug bei Rezis "abstraft" (wenn wir doch im Rezensionsthread gerade von allen Seiten hören, daß eine Rezi doch was ganz anderes bezweckt  ;) ).
Gleiches für mich bei englischen Titeln.
Deutsch ist die Sprache von Goethe, von Schiller...
und im weitesten Sinne auch von Dieter Bohlen[/i]
Stefan Quoos, WDR2-Moderator

»Gegenüber der Fähigkeit, die Arbeit eines einzigen Tages sinnvoll zu ordnen,
ist alles andere im Leben ein Kinderspiel.«[/i]
Johann Wol

chaosqueen

Der Sehnsuchtsgedanke ist ein guter, das dürfte tatsächlich - vor allem in bestimmten Genres - ein guter Grund sein.

Und auch der Wunsch des Autors, seinen Roman dort spielen zu lassen, wo er seiner Meinung nach hinpasst, aber dann muss in meinen Augen eben auch Lokalkolorit vorhanden sein - und zwar mehr als "er reiste nach LA", ohne dass die Stadt dann in ihrem Flair auch gezeigt und eingefangen wird.

Ich habe (angefangene) Romane, die im Ausland spielen: "Selkie-Sommer" spielt in Schottland, weil ich das Land liebe, weil ich einen Ort brauchte, der einsam an einer wild romantischen Küste liegt und weil ich unberührte Unterwasserlandschaft brauchte, die durch Ölplattformen empfindlich gestört wird. Aber: Meine Protagonistin ist Deutsche, die dort ein Praktikum macht. Somit habe ich zum einen dem Ort einen Grund gegeben, zum anderen noch immer den Bezug zu Deutschland.

"Bis ans Ende der Welt" sagt es schon: Hier reist jemand. Und zwar nach Bali. Aber erst in der zweiten Hälfte des Romans, in der ersten ist meine Protagonistin noch in Kiel. Und ihre Reise ist eine Flucht, aber auch eine Sehnsuchtsreise - passt also perfekt in den Eskapismus.
Ich habe noch einen ziemlich toten angefangenen Roman, der auch in D beginnt und auf einer Mittelmeerinsel fortgeführt wird. Hier geht es ums Tauchen, und die Protagonistin entflieht auch hier ihrem Alltag und arbeitet dann eben auf einer Tauchbasis. Das wäre in Deutschland einfach nicht möglich, weil man hier zwar Tauchen kann, wir aber keinen nennenswerten Tauchtourismus haben und somit auch keine Basen mit angeschlossenem Resort, auf dem man als Tauchlehrer in Vollzeit arbeiten kann.
Alles andere - "Barfuß durchs Leben", "Mit Deinen Flügeln", "Auf der anderen Seite" und mindestens ein weiterer, uralter und unvollendeter Jugendroman, spielen in Deutschland. Weil es keinen Grund gab, sie zu verlegen. Okay, "Auf der anderen Seite" spielt überwiegend in einer Parallelwelt, aber eben in einer deutschen. ;)

Was den Punktabzug angeht: Man kann bei Amazon keine halben Punkte vergeben. Wenn mich ein Roman absolut überzeugt, dann merke ich in der Rezension an, dass ich es blöd finde, dass er einen englischen Titel trägt, bleibe aber bei meiner Punktzahl. Wenn ich aber zwischen zwei Punktwerten schwanke, dann kann es passieren, dass Titel und / oder Handlungsort den entscheidenden Schubs in die entsprechende Richtung geben. Denn ich bewerte noch immer das Gesamtpaket - und auch, wenn ich über haufenweise Tippfehler stolpere, führt das zu Abzügen, auch wenn man hier sagen könnte, dass der Autor auch nichts dafür kann, schließlich gab es (hoffentlich) noch einen Lektor und Korrektor.

Siehe Parallelthread zum Thema Rezensionen: Für mich ist eine Rezension nicht die Bewertung des Autors, sondern des Produktes "Buch". Und das besteht eben aus mehr als dem Inhalt.

Nycra: Mit dem Hintergrundwissen zu Deinem Titel fällt es mir definitiv leichter, es zu verstehen. Ich gebe aber zu, dass es mich irritiert hat, dass die Reihe einen englischen Übertitel hat. ;)
Und das Verlegen in die USA - ich weiß nicht, ob ich es tun würde. Ich bin manchmal extrem stur, und wenn ich mich an einem Setting versuchen soll, das ich nicht persönlich kenne, bin ich eher nicht dazu bereit, es zu nutzen. Aber wenn der Verlag mir die Recherchereise zahlt ... ;)

Moni, das trifft ja zum Teil auch wieder meinen Gedanken: Du hast Gründe, Deine Geschichten an bestimmten Orten anzusiedeln. Das lasse ich immer gelten. Ein Roman, der aber überhaupt nicht zeigt, warum er dort spielt, wo er spielt, weckt bei mir halt immer das Gefühl, es sei total beliebig, und dann habe man ihn eben der Verkaufbarkeit wegen in die USA verlegt. Das widerstrebt mir einfach.

Und eine Rezi ist in meinen Augen dafür da, meine subjektive Meinung zum Buch möglichst objektiv (!) rüberzubringen. Also eben kein "alles voll Kacke", sondern "das Buch hat mir nicht gefallen, weil ...". Und dazu gehören für mich eben auch Äußerlichkeiten wie Cover, Handlungsort, Titel und Fehlerquote. Aber das schreibe ich lieber drüben. ;)

Nika

Es gibt mehr als genügend Leser, die öffentlich sagen, dass sie keine deutschen Autoren lesen, weil wir angeblich nicht schreiben könnten. Daher kamen ja auch viele der englischsprachigen Pseudonyme.

Was allerdings auch noch mitspielt, ist meiner Meinung nach eine unterschiedliche Erwartungshaltung an das Setting und sogar die (angebliche) Nationalität des Autoren. Skandinavische Krimis sind anders als britische, amerikanische, deutsche. Französische Liebesgeschichten sind anders als englischsprachige, deutsche, japanische.

Ich habe selbst in der Leserunde zu meinem historischen Liebesroman ein paar mal zu lesen bekommen, dass die Sexszenen unerwartet und unnötig waren und saß sehr ungläubig vor dem Bildschirm. Ich wiederhole: Ein historischer Liebesroman. Er spielt in England 1604. Er gehört in das Genre, das wahrscheinlich alle Mädels mal irgendwann aus Mutters Bücherregal stibitzt haben. Das Genzre, bei dem in den 90ern ein halbnackter Fabio mit immer anderen halbnackten Damen auf dem Cover war. Da erwartet jemand keinen Sex? Empfindet drei solcher Szenen sogar schon als drei zuviel? Dann fing ich mal an, darüber nachzudenken, welche historischen Liebesromane ich von deutschen Autorinnen (oder zumindest welchen, die dem Namen nach nicht englischsprachig waren) gelesen habe ... und tatsächlich fiel mir kein klassischer Nackenbeißer ein, sondern nur Bücher in Richtung "Die Wanderhure" (oder eben andere "Die *bitte weibliche Berufsbezeichnung einfügen*) oder sehr sittsame Liebesromane, die, falls die Protagonisten überhaupt im Bett landen, rechtzeitig ausblenden).
Das selbe Phänomen hatte ich übrigens bei Codename Nike ebenfalls. Vampirroman, wir reden während der Bewerbungsphase über JR Ward, Lara Adrian, Sherrilyn Kenyon, etc. Trotzdem ist eine Leserin überrascht, weshalb in dem Buch Sex vorkommt. Genauso ein Leser, den ich warnte, dass es ein Frauenbuch ist und der nur meinte, er würde auch Sex and the City schauen. Wie gesagt, wäre das Buch unter Pseudonym als angebliche Übersetzung erschienen, hätte wohl keiner nachgefragt.

Es scheint also noch ein langer Weg zu sein, ehe sich deutsche Autoren und deutsche Settings in Leserköpfen als gleichwertig zu den englischsprachigen Pendants durchgesetzt haben.

Churke

Marketing ist nie überflüssig.

Man muss halt auch sehen, dass wir von der angelsächsischen Leitkultur geprägt sind. Ich habe auch schon englische Titel verwendet - "The War Is Over" ist ein Zitat, das geht nur auf Englisch.
Mache ich auch bei Kapitelüberschriften, zum Beispiel:
"Always wear eye protection"
"This is The End"
"Nuke 'em"
"Tea Time"

Franziska

#13
Ich versteh irgendwie nicht, warum man als deutscher Autor eine Handlung in die USA oder England "verlegt". Warum soll ich nicht etwas da spielen lassen, wo ich will? Das ist für mich das schöne am Schreiben. Ich brauche nicht auf Produktionskosten gucken. Ich kann sagen, mein Buch spielt in New York, dann spielt es da, ich kann sagen, mein Buch spielt auf dem Mars oder in einer Fantasywelt, dann spielt es da. Ich habe auch schon zwei Bücher in Hamburg spielen lassen, aber ich finde es nach einer zeit langweilig, weil ich immer schon mehr reizt, über Sachen zu schreiben, die ich nicht kenne.
Ws ich aber wie Chaos auch nervig finde, wenn Autoren sich keine Mühe machen, ein klein wenig zu recherchieren. Wenn nur einmal erwähnt wird, wo es spielt, aber keinerlei Beschreibung der Orte erfolgt. Dann ist es wirklich beliebig. Klar es gibt Geschichten, da spielt das auch keine große Rolle, wo es spielt, wenn die ganze Handlung nur in der Wohnung stattfindet oder so. Aber ich rege mich dann auch nicht ständig darüber auf, sondern verdreh einmal die Augen.
Außerdem ist es doch schön, wenn man einen Grund hat, über die Orte an denen man es spielen lässt zu recherchiren, oder gar mal da hinzufahren. Seit ich die Idee hatte ein Buch in San Francisco spielen zu lassen, will ich da unbedingt mal hin. Als erstes habe ich mir Bücher besorgt, die von deutschen Auswanderen geschrieben wurden (z.B. Milena Moser). Das war sehr praktisch, weil da die ganzen kulturellen Unterschiede vorkommen.
Bei dem Buch, das in England spielt, habe ich mir ewig die Landschaft und Orte in google street view angeguckt.

Wie die anderen schon sagten, man ist eben dadurch geprägt, was man kennt. Da kann ich Thali auch voll zustimmen, deutsche Settings verbindet man eben eher mit anspruchsvoller Literatur oder sowas wie Tschick, deutsche Provinz als Setting kann ja auch spannend sein, nur ganz anders als eine amerikanische Kleinstadt.

Wenn ich jetzt ein Buch in Bayern spielen lassen wollte, müsse ich dafür genauso viel recherchieren, als wenn ich es z.B. in Italien spielen lassen wollte oder auch England.

Bei Titeln stört es mich nur, wenn man es einfach auch auf Deusch hätte übersetzten können und es auch gut geklungen hätte oder wenn der Titel noch grammatisch falsch ist. Am besten noch original englische Titel mit einem neuen englischen Titel. Das regt mich richtig auf. Bevor es ein richtig schlechter deutscher Titel als Übersetzung ist, dann doch lieber den Originaltitel übernehmen.

edit: ich finde ja schlechte deutsche Titel eigentlich viel schlimmer.
Da wird zum Beispiel "The iron king" zu "Plötzlich Prinzessin" oder Shadwoland zu "Auch Geister können küssen" oder Cinder Lunar Chronicles zu "Wie Monde so silbern". Oder Everneath zu "Ewiglich die Sehnsucht". ::)
Wenn ich die englischen Titel nicht kenne würde, würde ich viele Bücher gar nicht lesen, weil die deutschen Titel so bescheuert sind.
Da spielt wahrscheinlich auch rein, was Nika ansprach, dass in Deutschland der Titelschutz so streng ist, dass man kaum noch was Neues findet.

Marek

Für mich sind Titel und Handlungsort zwei paar Schuhe.

Ich siedle meine historischen Romane gerne in Großbritannien an - das ist ein Land, das ich sehr liebe, in dem ich oft gewesen bin, und mit dessen Geschichte ich je nach Epoche vertrauter bin als mit der Deutschen. Ich freue mich, meine Begeisterung für Land und Leute mit dem Leser zu teilen, meine eignen Landschaftsbeobachtungen einfließen lassen zu können und beim Leser diesen Hauch von Fernweh zu erzeugen - nicht so unerreichbar wie bei "Love and Landscape"-Romanen, aber im Sinne von "Könnte man eigenlich mal wieder hinfahren". Ich denke auch, dass die Mentalität meiner Figuren oft der britischen mehr entspricht als der deutschen, und es ist auch eine Genrefrage: der klassische Gaslicht- oder Schauerroman spielt in Großbritannien, der klassische Krimi ebenfalls, und wenn ich mit den Erwartungen an das Genre jongliere, tue ich gut daran, mich scheinbar klassischer Schauplätze zu bedienen. Es stimmt den Leser gleich auf die richtige Stimmung ein.

Ich schrecke auch nicht davor zurück, zeitgenössische Romane in Deutschland spielen zu lassen, und das dann auch noch in so unspektaturlären Orten wie Schwerte an der Ruhr oder dem fiktiven Vorort Wachteln - insbesondere, wenn mir wichtig ist, dass meine Leser nicht völlig abheben vor lauter Phantastik und Romantik, sondern immer nochnmal mit einem Fuß auf der Erde bleiben. Dieser scheinbare Konflikt zwischen dem Träumerischen und dem Banalen ist etwas, mit dem ich gerne spiele, und das deutsche Leserpublikum nimmt deutsche Schauplätze einfach per se als banaler war, als es Schauplätze mit Fernwehfaktor tun - und dazu kommt, wenn man in realen Orten arbeitet, ist man bei in Deutschland spielenden Romanen doppelt so sehr verpflichtet, dass auch wirklich jedes Detail stimmt, einfach weil die Wahrscheinlichkeit, dass Leser dort ein und aus gehen, höher ist, als wenn ich das Buch in den hügeligen Weiten von Wales ansiedle. In meiner Jugend habe ich mich sehr über das Kinderbuch "Jan und das Wildpferd" von Heinrich Maria Dennebrog aufgeregt, das in Merfeld spielte, dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, wo der Autor aber niemals einen Fuß hingesetzt hat und wo von der Ortsbeschreibung über das Verhalten der Leute einfach nichts stimmte. Hätte das Buch stattdessen von Mustangs im fernen Amerika gehandelt, ich hätte es dem Autor vielleicht verziehen.

Bücher, die an keinem bestimmten Ort spielen, aber mit Selbstverständlichkeit ihren Hauptfiguren englischsprachige Namen geben, sind noch etwas anderes - wenn man das Gefühl hat, es ist nur aus marketingtechnischen Gründen passiert. Aber wo ich wirklich auf die Barrikade gehe, sind deutschsprachige Bücher, von deutschsprachigen Autoren, deren deutsche Originalausgabe unter einem englischen Titel erscheint. Das finde ich so affektiert und peinlich, dass diese Bücher von mir weder gekauft noch gelesen werden. Wenn ich das Gefühl habe, Verlag wie Autor wollen entschuldigen oder verschleiern, in welcher Sprache das Buch geschrieben wurde, fühle ich mich getäuscht. Es stört mich auch, dass so viele dieser Titel nicht erst vom Verlag vergeben werden, aus marketingtechnischen Gründen, sondern schon vom Autor so gewählt - ich sehe das ja im Romanboard und während des Nanos.

Deutsche Autoren, die auf englisch schreiben, dürfen genre mit englischsprachigen Titeln arbeiten. Handelt es sich um feststehende Begriffe, die sich so nicht übersetzen lassen - z.B. hatte Timmytoby einen Roman mit Poker-Hintergrund und dem Titel "Big Blind", was auch im deutschen so heißt" - ist das etwas anderes. Aber wo es gar nicht mehr geht, ist, wenn die Titel nicht nur auf englisch sind, sondern auf schlechtem Englisch. Ich liebe die englische Sprache. Wenn dann ein deutscher Roman den Titel "Pay in Love" trägt, rollt mir das nicht nur die Zehennägel hoch, sondern bringt auch den Anglisten in mir zum Weinen. Weil viele Deutsche eben kein so gutes Englisch sprechen wie ein anglophiler Leistungskursschüler, müssen die Titel dann ganz einfach, simpel und idiotensicher sein - wo man auf Deutsch ein rafiniertes Wortspiel in den Titel hätte einbauen können, bekommt das Buch stattdessen einen englischen titel vom Niveau "Ich Tarzan Du Jane".

Ich liebe Sprache. Und diese Verkümmerung tut mir weh. Bevor die Eurovision die Sprachregel, nach der jedes Land in seiner Landesprache vertreten werden musste, hatten wir sehr schöne, komplexe Lieder - man verstand sie vielleicht nicht, aber wenn man mal eine Übersetzung gefunden hatte und sah, dass der Song von zwei Liebenden handelt, die nicht zueinanderkommen können, weil zwischen Mols und Skagen in Norddänemark zu viel Schnee liegt, dann war das von berückender Schönheit und ermutigte, mehr Sprachen zu lernen. Fünfzehn Jahre nach dem Fall der Sprachregel haben die meisten Lieder nur noch simple, knappe Texte, bei denen sich "Love Love Love", "Schalalalalala" und dadaistische Schätzchen à la "I'm a Jocker I'm a Shocker I'm a Rocker I'm a Pocker" die Klinke in die Hand geben. So läuft es bei den Buchtiteln genauso. Wenn ich wählen muss zwischen Simmels "Im Frühling singt zum letzten Mal die Lerche" und "Underwater Kisses", weiß ich, was ich wähle.

Ich kenne die Kehrseite der Medaille. Ich kenne Leser, die nicht rot werden, wenn sie erklären, dass sie grundsätzlich keine deutschsprachigen Bücher lesen, weil deutsche Autoren nicht schreiben können. Zugegeben, es ist einfacher, auf Englisch gut zu schreiben als auf Deutsch - im deutschsprachigen Bereich fällt mir ein schlechter Stil, sprachliche Ungeschicklichkeit, schneller auf, weil unsere Sprache ein paar Fallstricke mitbringt, in denen sich Autoren zu schnell verheddern - Plusquamperfekt und Konjunktiv wirken im Deutschen viel schneller störend als im Englischen. Aber diese Problematik löst man nicht, indem man den Lesern mit einem englischen Titel eine Internationalität vorgaukelt, die so nicht gegeben ist. Und Leser lassen sich nicht gern übers Ohr hauen. Englischsprachige Titel, in Kombination mit einem englisch klingenden Pseudonym - das ist schlichtweg Etikettenschwindel. So oft ich mich auf politischer und historischer Ebene auch geschämt habe, Deutsche zu sein, stehe ich zu meiner Herkunft, meiner Sprache, und sehe nicht ein, warum ich mich nur aus marketingtechnischen Gründen als etwas ausgeben sollte, das ich nicht bin.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt