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Jugendschutz bei ebooks

Begonnen von pink_paulchen, 30. April 2015, 16:16:07

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pink_paulchen

Herr Sprang vom Börsenverein meint, dass jetzt jeder Verlag eine Person benennen muss, die die Bücher kategorisiert und bei Selfpublishing macht der Autor es dann selbst. Und nach dieser Kategorie, wird dann entschieden, ob das ebook frei erworben, oder nur gegen Altersnachweis abgegeben wird.
Er verlangt, dass das bis 2017 umgesetzt sein muss. Es geht - wohlgemerkt - nur um ebooks. Der identische Text auf Papier ist jederzeit frei erhältlich.
http://www.boersenblatt.net/artikel-sitzung_des_verleger-ausschusses.958989.html

Sipres

#1
Und wieso nur bei ebooks? Liegt das jetzt an mir oder ist das irgendwie unsinnig, dass sich ein Zwölfjähriger kein Buch mit verstörenden, gewaltätigen Szenen kaufen darf, weil es elektronisch ist, aber wenn es gedruckt wurde, es in jedem Buchladen erwerden kann?

Also wenn schon, dann sollte man das doch überall einführen, oder? So nach dem Motto "Ganz oder gar nicht".

Silvia

"Künftig müssten (noch zu benennende) Jugendschutzbeauftragte der Verlage Bücher – wie schon jetzt z.B. bei Filmen üblich – im Wege einer freiwilligen Selbstkontrolle einstufen und mit FSK 0, 6, 12, 16 und 18 kennzeichnen."

Ernsthaft?
Ich stelle mir gerade die schönen Fantasy-Cover der eBooks mit diesen schicken gelben/weißen Aufklebern und der Altersfreigabe vor .... Neee! Also verkaufsfördernd ist das nicht gerade, so vom Design her.

Sprotte

eBooks gelten nicht als Buch, sondern als Software. Deswegen ja auch der normale Mehrwertsteuersatz und nicht der ermäßigte wie bei Printbüchern. Ich finde das auch hochgradig unsinnig, daß das gleiche "Buch" als Print frei verkäuflich sein wird, während sein "schmuddeliger" Zwilling das eBook nur noch unter der Ladentheke erhältlich sein soll.
Speziell wird das wohl auf die pornographischen Geschichten zutreffen (womit wir dichter an die USA rücken: Gewalt ist okay, aber Sex? Bööööööse!). Ob darunter wohl auch die Dino-Sex-Geschichten fallen? :innocent:

Christian

Ich hatte es auch gerade gelesen und sitze noch ein wenig ungläubig blinzelnd vor dem Rechner. Okay, dann bin ich also in Zukunft möglicherweise mein eigener Jugendschutzbeauftragter, hmm. Wenn es um die Buchpreisbindung geht, sind ebooks Bücher und wenn es um "Jugendschutz" geht, sind ebooks also Software. Okay ... Ich muss weg. Pippi Langstrumpf ruft. Es wird Zeit für unser Duett.

EDIT:
ZitatOb darunter wohl auch die Dino-Sex-Geschichten fallen? :innocent:
:rofl:

HauntingWitch

Ich finde die Idee gut, ganz ehrlich. So können jüngere Kinder sicher besser vor bestimmten Inhalten geschützt werden, obwohl man das natürlich auch umgehen kann, wie bei Filmen. Kann man sich ja von älteren Bekannten oder Geschwistern zu Weihnachten wünschen.

Was ich nicht verstehe, ist, warum das nur bei E-Books geschehen soll. Es existiert doch bei einem Print mit demselben Inhalt genau das gleiche Problem. ::) Nur weil ein gedrucktes Buch keine Software ist? Bitte!

Für Autoren und Verlage wird das wahrscheinlich einfach einen Mehraufwand erzeugen, was natürlich ärgerlich ist.

Zitat von: Sprotte am 30. April 2015, 16:29:12
Speziell wird das wohl auf die pornographischen Geschichten zutreffen (womit wir dichter an die USA rücken: Gewalt ist okay, aber Sex? Bööööööse!). Ob darunter wohl auch die Dino-Sex-Geschichten fallen? :innocent:

Das stimmt so nicht ganz. Laut der Facebookseite des Amrun-Verlags soll auch Horror speziell abgesondert werden. Und der Verlag ist in dem Genre ja sehr aktiv.  ;D

Christian

Zitat von: Witch am 30. April 2015, 16:34:58
Was ich nicht verstehe, ist, warum das nur bei E-Books geschehen soll. Es existiert doch bei einem Print mit demselben Inhalt genau das gleiche Problem. ::) Nur weil ein gedrucktes Buch keine Software ist? Bitte!
Das ist für mich persönlich das eigentliche Problem. Gegen den Jugendschutz an sich habe ich nichts. Ich glaube nicht daran und es ist wahrscheinlich nerviger Mehraufwand, aber gut, damit kann ich leben. Nur diese unsinnige Unterteilung.  :nöö:

ZitatDas stimmt so nicht ganz. Laut der Facebookseite des Amrun-Verlags soll auch Horror speziell abgesondert werden. Und der Verlag ist in dem Genre ja sehr aktiv.  ;D
Ich gehe jetzt erstmal und weine ein bisschen leise in mein Kissen.

HauntingWitch

Zitat von: Christian am 30. April 2015, 16:41:22
Ich gehe jetzt erstmal und weine ein bisschen leise in mein Kissen.

Verkaufstechnisch ist das bestimmt doof, da kann ich euch verstehen. Gerade bei Horror sehe ich aber auch die andere Seite. Ich habe früher viel Horror gelesen, aber mittlerweile vertrage ich es einfach nicht mehr. Wenn das eine geschlossene Kategorie ist, macht das die Selektion für mich als Leser leichter. Aber bei Büchern ist das in der Regel eigentlich nicht so ein Problem, so etwas hätte ich lieber bei Filmen, inkl. Warnung vor Trailern, Werbung u.ä., die sich auf solche Filme beziehen. Nicht, um das aus dem Programm zu verbannen, sondern einfach nur so ein Hinweis: "Achtung, nichts für schwache Nerven." Aber okay, das driftet jetzt ab.

Nycra

Hey cool, dann werden vielleicht meine Bücher irgendwann unter der Ladentheke an Jugendliche vertickt.  :snicker:

Was ein Schwachsinn. Entweder gilt diese Regel sowohl für Print als auch Ebook, oder gar nicht. Wobei ich heute wohl nicht so schreiben würde, wenn ich nicht schon als Teenie die Liebesromane meiner Schwester hätte lesen können, die stellenweise sehr ... heiß waren.

Zitat von: Christian am 30. April 2015, 16:30:45Wenn es um die Buchpreisbindung geht, sind ebooks Bücher und wenn es um "Jugendschutz" geht, sind ebooks also Software.
Wobei das Thema ja wie ein Ebook bei der Buchpreisbindung behandelt werden soll, ja noch nicht final vom Tisch ist.

Mal von der anderen Seite betrachtet: Wenn ein Buch als FSK 18 eingestuft wird und vielleicht einen roten Aufkleber erhält, könnte das u.U. sogar die Verkaufszahlen steigern, weil gerade der Erwachsene sich sicher sein kann (können sollte), dass er tatsächlich einen Erwachsenenroman liest. Stellt euch nur vor: Twilligt als weichgespült gekennzeichnet und einer eurer Romane mit dem roten Siegel. Hrhr, ich muss gestehen, die Idee hat was.  ;D

Btw: Jugendliche, die so viel lesen, dass sie sich Thriller/Horror etc. antun, sind meines Erachtens auch tough genug, den Stoff zu verarbeiten, ohne gleich einen Schaden davon zu tragen. Aber es passt zu dem, was ich neulich einen Kinder-Psychologen sagen hörte: "Wir leben in einer Gesellschaft, in denen die Eltern so große Angst um ihre Kinder haben, dass sie sie zu sehr behüten. Diese Kinder werden niemals lernen, was es heißt, wirklich erwachsen zu sein, weil ihnen die Chance dazu schon viel zu früh genommen wird. (aus dem Gedächtnis zitiert)

FeeamPC

#9
Schwachsinn. Zensur in allen Formen wurde schon immer mal probiert und hat nie funktioniert. Man kann eigentlich nur mit Verkaufsbarrieren arbeiten, die im Geschäft aktiv werden, und das macht Amazon ja z.B. schon. Da taucht das Erotik-Segment bei normaler Suche nicht mehr auf.

Aber im Ernst. Dann dürfen Schulklassen demnächst auch nicht mehr in die Galerie der alten Meister geschleppt werden. Diese ganzen dicken Ölgemälde mit Schlachten, halb- oder ganznackten Frauen und Männern und so Zeug, blutbefleckte Helden, lüsterne Satyre, Salome mit dem frisch abgehackten Kopf von Johannes dem Täufer ... igitt, und das soll Kultur sein? Ich doch jugendgefährdend!
Und die Heiligenbilder in den Kirchen, die drastische Märtyrertode zeigen, sind dann ebenfalls jugendgefährdend.

Nachtrag: Wenn das Ebook so eindeutig kein Buch ist, ist damit auch jedes Argument für die Buchpreisbindung hinfällig. Bin gespannt, wann irgend so ein Schlauberger damit vor Gericht geht.

Lothen

Zitat von: Nycra am 30. April 2015, 16:53:07Btw: Jugendliche, die so viel lesen, dass sie sich Thriller/Horror etc. antun, sind meines Erachtens auch tough genug, den Stoff zu verarbeiten, ohne gleich einen Schaden davon zu tragen.
Ich hab auch ehrlich gesagt noch nie eine psychologische Studie gesehen, die belegen würde, dass das LESEN von "jugendgefährdenden" Inhalten Aggressivität, Schreckhaftigkeit, Suizidneigung oder sonstiges beeinflusst. Eigentlich ist da nur immer die Rede von TV und Videospielen.

Ich muss sagen, prinzipiell finde ich die Idee einer Kennzeichnung nicht sooo verkehrt. Eigentlich ist es nur eine passende Analogie zu Filmen. Sinnfrei ist die Tatsache, dass es nur für Ebooks gelten soll - und der Zusatzaufwand, der für die Vertriebsseiten dadurch entsteht (Altersnachweis etc.).

Das einzige, was sich mir nicht erschließt, ist die Notwendigkeit. Wie gesagt, ich habe keine Erfahrung damit gemacht, dass ein Kind vom Inhalt eines Buches nachhaltige "Schäden" davongetragen hätte. Gut, ich hab als Kind auch Gruselbücher gelesen und mich dann unter der Bettdecke versteckt, aber das halte ich nicht für bedenklich. ;) Ebenso wenig kann ich mir vorstellen, dass sich pubertäre Teenager Erotik-Romane reinziehen und dadurch nachhaltig verstört werden.

Insofern: Prinzipiell vielleicht logisch, aber nicht wirklich nützlich.

Aljana

Zitat von: Lothen am 30. April 2015, 17:12:19
Wie gesagt, ich habe keine Erfahrung damit gemacht, dass ein Kind vom Inhalt eines Buches nachhaltige "Schäden" davongetragen hätte.


Das Lesen von Steven Kings 'Mädchen' hat bei mir glaube ich schon Schäden verursacht. :D huiuiuiui! Da hätte mal besser draufstehen sollen, dass es für unter 12-Jährige nicht geeignet ist. (Nein ganz so ernst ist das nciht gemeint)
Aber ja, auch mir verschließt sich, warum es wenn nur für eBooks gelten soll. 

pink_paulchen

Ein ganz kleines bisschen off-topic, aber doch irgendwie genau hier sehr passend - ein Blogbeitrag einer Mutter zum Thema Medienkompetenz und Sinnhaftigkeit der Beschränkung anhand von Alter: http://novemberregen.blogger.de/stories/2496722/
Ich finde das einen wirklich grandiosen, schlüssigen Ansatz.

Franziska

#13
Ich kann mir nicht vorstellen, dass das wirklich gemacht wird. Wie soll denn das funktionieren? Muss man jetzt Amazon eine Persokopie zuschicken oder wie?
Also generell finde ich eine Alterskennzeichnung bei Büchern sehr sinnvoll, besonders bei Jugendbüchern. Da wunder ich mich immer wieder, was da als Jugendbuch verkauft wird. Irgendwo auf der Verlagsseite steht dann vielleicht ab 16, aber so sieht man das nicht.(Beispiel: Angalfall: verstümmtelte Kinder hängen in den Bäumen) Aber dafür würde es meiner Meinung nach reichen, wenn man das einfach auf den Buchrücken druckt, wie es manchmal auch passiert.
Wenn es danach geht hätte ich mit 16 meine eigenen Texte nicht lesen dürfen. ::)
Vor allem, was sind die Kriterien für die Alterskennzeichnungen?

edit: vorhin hatte ich einen Artikel gelesen, dass die FSK von nichts weiß und das alles noch überhaupt nicht feststeht. Jetzt finde ich den aber nicht mehr.

Man hat echt das Gefühl, irgendwo gibt es eine Verschwörung gegen ebooks. Als ob sie unbedingt den Buchmarkt zerstören wollen.

FeeamPC

Kommt mir vor wie früher be den Comics. Das war auch so neumodischer Schmuddelkram,mit dem wir nichts zu tun haben sollten, keine richtigen Bücher und erst recht kleine richtige Literatur.

Ende vom Lied war, dass ich genau dafür mein Taschengeld ausgegeben habe.

Abgesehen davon habe ich mit 10, 12 Jahren Vaters Krimis gelesen. Je mörderischer, desto besser. Heimlich, natürlich. Ich behaupte mal, es hat mir nicht geschadet. Zumindest habe ich real keinen umgebracht danach. Nur ein paar Figuren in Büchern.