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Die Tram oder das Tram?

Begonnen von DoroMara, 19. April 2015, 22:11:00

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Sipres

Zitat von: Sascha am 20. April 2015, 09:03:47Mir wurde z.B. gesagt, daß Mittel- und Norddeutsche mit dem Begriff "Odelfass" nichts anfangen können, weil es in den barbarischen Provinzen ( ;D ) eben "Gülle" heißt.

Ich zeig dir gleich mal barbarische Provinz. Wenn ich mit meiner Meute dein Dorf brandschatze, alle Männer töte und die Frauen als Ware mitnehme, um sie zu verkaufen, wer ist dann der Barbar, hä? ;)

OT Ende.

Was das Hauptthema angeht, würde ich mich der Meinung "Benutz es ruhig schweizerisch, erklär's aber irgendwie" anschließen.

Sascha

#16
Zitat von: Sipres am 20. April 2015, 10:01:31
Ich zeig dir gleich mal barbarische Provinz. Wenn ich mit meiner Meute dein Dorf brandschatze, alle Männer töte und die Frauen als Ware mitnehme, um sie zu verkaufen, wer ist dann der Barbar, hä? ;)
Pfff... Zu Fuß packst Du die Strecke nicht, ein Gaul trägt Dich nicht und in ein Auto oder die Bahn paßt Du nicht rein. Ergo: Komm doch! :ätsch:
EDIT: Außerdem habe ich mein ganzes Leben in einem CSU-regierten Land zugebracht. Mich schreckt so leicht nichts mehr ...

Zitat von: Sipres am 20. April 2015, 10:01:31
OT Ende.
Ähm ja ... ist wohl besser. ;)

Sipres

Ganz kurz noch OT @Sascha: Ich hätte nie erzählen sollen, dass ich fett bin. Seitdem bringst du mich regelmäßig durch Lachattacken in die Nähe eines Herzinfarkts ;D

Tigermöhre

Ich würde auch einfach "das Tram" schreiben. Fußnoten kann man, meiner Meinung nach, nur machen, wenn man ein Sachbuch schreibt, oder Terry Pratchett heißt. Ansonsten finde ich sie in Romanen sehr seltsam.
Außerdem kapieren die meisten Leser auch so, was du meinst. Ich erinnere mich noch daran, wie ich zum erstem Mal auf das Wort "Trottior" stieß. Das war in einem Kinderbuch und es wurde nicht erklärt oder so. Dennoch konnte ich mir erschließen, was es bedeutet.
Das einzige, was ich vielleicht machen würde, wäre, ganz Vorne einen Hinweis zu schreiben, dass das Buch in Schweizer Hochdeutsch geschrieben ist. Aber auch das finde ich eigentlich überflüssig.

HauntingWitch

DoroMara, schreib "das Tram", wir können doch stolz auf unsere Eigenheiten sein!  ;D Ausserdem macht es das authentischer, wenn es in Zürich spielt. Sind denn die Charaktere Schweizer oder Deutsche? Mich würde das irritieren, wenn ich in einem Buch, das in Zürich spielt, einen Schweizer sagen lese: "Nehmen wir die Tram?" Ich bin auch der Meinung, man darf die Schweiz als Setting verwenden und man darf entsprechende Sprache benutzen, warum sollten wir uns zurückstellen, nur weil wir Schweizer sind? Weil unser Land klein ist und unsere Sprache "nur" ein Dialekt? Nein, bestimmt nicht. Ein Amerikaner sagt ja auch "movie" und der Engländer "film".

DoroMara

Ganz herzlichen Dank für all eure Anmerkungen.

Ich überlege mir wirklich schon, ob ich eine Fussnote machen soll, obwohl ich natürlich weiss, dass dies die Leser eher abschreckt.

Aber "das Tram" tönt für viele einfach grammatikalisch fasch und ich benütze diesen Ausdruck nicht nur in der direkten Rede sondern vor allem in der Erzählung. Schweizer Leser würden "die Tram" aber wirklich als Anbiederung empfinden.

Strassenbahn ... So wird das Gefährt nicht genannt. Ich vermute, dass der Verlag mich auf diese Seite ziehen will. Er will auf keinen Fall, dass das Buch zu viele Helvetismen hat.

ZitatWas mich aber interessiert, ist, warum die Tram in der Schweiz neutral ist. In Deutschland ist es die Abkürzung für Trambahn, und weil die Bahn weiblich ist, gilt das dann für die Tram genauso. Wird es in der Schweiz anders hergeleitet?

Keine Ahnung, warum das so ist. Da forsche ich mal nach.

Umizu

Ich würde das Tram benutzen. Du bist eine Schweizer Autorin, die in einem Schweizer Verlag veröffentlicht also dürfen da ruhig solche Eigenheiten drin sein. Ich würde mich auf jedenfall freuen, wenn ich in einem Buch plötzlich etwas "schweizerdeutsches" lese.

ZitatStrassenbahn ... So wird das Gefährt nicht genannt. Ich vermute, dass der Verlag mich auf diese Seite ziehen will. Er will auf keinen Fall, dass das Buch zu viele Helvetismen hat.
Strassenbahn ist für Schweizer, denke ich, noch viel schlimmer wie die Tram. :)

Ratzefatz

#22
ZitatStrassenbahn ist für Schweizer, denke ich, noch viel schlimmer wie die Tram. :)

Und für alle anderen liest sich Strassenbahn (statt Straßenbahn) schlimm. So oder so kann man's nicht allen recht machen. :-)

Bei uns in Österreich würde man übrigens auch "die Tram" sagen, nicht "das", wobei "Tram" bei uns auch nicht wirklich gebräuchlich ist - die Straßenbahn heißt hier "die Bim". Und damit's noch komplizierter wird, sind die einzelnen Linien (also zB Linie 1) in manchen Städten männlich ("der Einser") und in anderen Städten weiblich ("die Einser"). :-) Fazit: Ich als Leser hätte mit der/die/das Tram/Bim/Straßenbahn/Einser/Wasauchimmer kein Problem, solange die Bedeutung aus dem Kontext klar hervorgeht.

LG
Ratzefatz

,,Dein Name ist Venko", raunte Zoya in sein Ohr. ,,Venko, Venko, Venko." Sie gab ihm für jedes ,,Venko" einen Kuss und ermahnte ihren Mann: ,,Vergiss deinen Namen nicht!"
,,Wie könnte ich ihn vergessen, meine Zoya", raunte er zurück, ,,wenn ihn vergessen auch dich vergessen hieße?"

Maja

Und man stellt sich als Leser schnell auf sowas ein. Ich bin als Jugendliche bei Büchern aus den Sechzigern darüber gestolpert, dass es nicht "die Cola" war, wie heute, sondern "das Cola". Irritierend, aber wenn man einmal weiß, dass es damals so verwendet wurde, als Abkürzung für "das Colagetränk", kann man sich einfach damit abfinden. Ich weiß jedenfalls jetzt, wie ich, wenn ich mal in der Schweiz sein sollte, nach der Straßenbahn fragen muss, so wie ich auch weiß, dass ich in Berlin keine Berliner kaufen kann - oder eben in Aachen keine Rosinenschnecken.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

DoroMara

ZitatUnd damit's noch komplizierter wird, sind die einzelnen Linien (also zB Linie 1) in manchen Städten männlich ("der Einser") und in anderen Städten weiblich ("die Einser").

Darum freute ich mich in Wien immer mit ÖV zu fahren, weil da so süss vom Fahrer durchgegeben wurde, auf welche Linien man umsteigen kann. Ist das immer noch so?

Ilva

Und ich hätte schwören können, DAS Tram sei das einzig Wahre!

Ich würde auch "das Tram" wählen, vor allem wenn nicht explizit ein deutscher Tourist der Erzähler ist. Einen Zürcher "die Tram" sagen zu lassen, das klingt in meinen Ohren genauso schlimm wie "der Züricher See". :D

Statt eine Fussnote könntest du am Anfang auch eine Mini-Szene einbauen, wo der Prota besagtem Touristen zuhört und sich im Stillen über den - seiner Meinung nach - falschen Artikel wundert. Das würde ich eleganter finden als eine Fussnote und in ein, zwei Sätzen hast du erklärt, weshalb nun halt mal "das" im Text verwendet wird.

DoroMara

ZitatStatt eine Fussnote könntest du am Anfang auch eine Mini-Szene einbauen, wo der Prota besagtem Touristen zuhört und sich im Stillen über den - seiner Meinung nach - falschen Artikel wundert. Das würde ich eleganter finden als eine Fussnote und in ein, zwei Sätzen hast du erklärt, weshalb nun halt mal "das" im Text verwendet wird

Oh, das wäre etwas. Meine Prota ist etwas düster und mit sich selber beschäftigt. Mal sehen, wie ich sie dazu bringe, anderen zuzuhören.

DoroMara

@Maja:

ZitatWas mich aber interessiert, ist, warum die Tram in der Schweiz neutral ist. In Deutschland ist es die Abkürzung für Trambahn, und weil die Bahn weiblich ist, gilt das dann für die Tram genauso. Wird es in der Schweiz anders hergeleitet?

Ich habe mal im Idiotikon (Wörterbuch des Schweizerdeutschen) rumgeschnüffelt:
Dort steht, dass man in der Schweiz den Begriff Tam vom englischen Tramway übernommen habe und da in manchen Städten das Gefährt auch "Trämli" genannt wird, kam man vielleicht auf den Artikel "das". An Trambahn denkt niemand, der Begriff ist hier unbekannt.

chaosqueen

Ich werfe auch noch mal meinen Senf ein: Ich hab mich als Kind schon aufgeregt, wenn mir in Büchern vorkommenden Begriffe erklärt wurden. Ganz schlimm fand ich Klammern oder Fußnoten, weil ich dann immer dachte, der Autor hält seine Leser für total doof.

Schreib "das Tram" ohne jede Erklärung. Ich bin Hamburgerin, lebe seit 17 Jahren in Kiel und kenne viele Ausdrücke aus anderen Bundesländern nicht - aber ich mag es, in Büchern auf sie zu stoßen und sie dann ohne Erklärbären aus dem Kontext zu verstehen. Tram dürfte als Begriff den meisten klar sein, und spätestens, wenn jemand mit der Tram fährt, sowieso. Wenn Dein Roman in Zürich spielt, dann ist es das Tram, und dann sollen manche Leser glauben, Du schreibst komisch, letztlich werden sie es akzeptieren.

"Das Cola" irritiert mich auch immer wieder. Es gibt noch heute Regionen, in denen es so heißt, Maja. ;)

DoroMara

Die Verlegerin hat nach langem hin und her die Entscheidung gefällt:

Im Text wird es weder "das" noch "die" Tram heissen, sondern Strassenbahn.  :'(
Die Zürcher Leser werden mir den Hals umdrehen und an der Buchvernissage werde ich an der Lesung jede "Strassenbahn"- Nennung auslassen!

Morgen gehe ich nochmals im Verlag vorbei, doch die Verlegerin will nicht mehr über DIESES THEMA diskutieren. Argh!! Sie will den Text langsam in den Druck schicken.

Euch allen, die ihre Meinung geschrieben haben, jedenfalls nochmal ein grosses Dankeschön. Meine Prota wird im Folgeband ein Auto kaufen oder nur noch den Bus benützen.