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Die Tram oder das Tram?

Begonnen von DoroMara, 19. April 2015, 22:11:00

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DoroMara

Bald wird mein Manuskript lektoriert und da steht ein Diskussionspunkt schon an oberster Stelle:

Die Tram oder das Tram?

Mein Roman spielt in Zürich, wo man "das Tram" sagt. Meine Schweizer Betaleser meldeten mir, ich könne unmöglich "die Tram" schreiben.

Nun meine Frage an alle deutschen Tizis: Wenn ihr "das Tram" lest, denkt ihr, die kann kein Deutsch oder denkt ihr, das spielt halt in der Schweiz, wo sie so komisch sprechen.

Sipres

Ich würde denken, dass du kein deutsch kannst, weil ich "Das" in Zusammenhang mit Tram noch nie gehört habe. Aber ich habe allgemein keine Ahnung von Dialekten oder ähnlichem, solange es nicht Norddeutsch ist.

Franziska

Also ich kenne nur die Tram= Straßenbahn? Allerdings ist Tram eigentlich ein Begriff, den man in Hamburg gar nicht kennt, hier gibts ja keine Tram. Also wenn das Buch in der Schweiz spielt, dann würde ich auch die schweizer Wörter beibehalten. Wenn es durchgehend so geschrieben ist, würde ich schon denken, dass es eben der schweizer Dialekt ist.

Coehoorn

#3
Da würde ich mich schlicht und einfach nach Wikipedia richten...
Zitat[...] die (Deutschland) beziehungsweise das (Schweiz) Tram [...]

Denken würd ich mir gar nix, weil ich den Begriff Tram hier im Ruhrpott noch nie gehört hab

Liliane

Also ich denke, es ist sehr wichtig, ob noch mehr solcher Begriffe vorkommen, bei denen man merkt, dass es aufs Schweizerische ausgerichtet ist. Weil für einen Deutschen klingt das einfach nur falsch glaube ich. Aber es wäre auch nicht so gut, wenn Leute in der Geschichte "die Tram" sagen, obwohl sie das in Wirklichkeit nie sagen würden.
Wenn es allerdings nur erzählt und nie gesagt wird, würde ich "die Tram" schreiben  :)

Ahneun

#5
Tchja, leider kann ich da auch nur sagen, dass es bei uns "Die Tram" heißt.

Man spricht im sächsischen Raum von der "Bimmel". Zuweilen hört man aber auch von "Der Tram". Also in Deinem Fall würde es "Die Tram" heißen. Aber bei "Das Tram" hätte ich als Leser ein Problem. Du müsstest im Streitfall, eine Schweizer bzw. eine Deutsche Version Deines Buches drucken lassen.
Ist schon komisch das Ganze.  :hmmm:

LG

Edit: sorry ich wollte noch hinzu fügen;
Tram = Tramwai (rus.) Straßenbahn. Scheinbar ist hier auch der Grund dafür zu sehen, dass man bei uns (in Ostdeutschland)
den russischen Einfluss heute noch spürt
- Ein Diamant
ist

Blaurot

Wenn es in Zürich "das Tram" heißt und dein Roman dort spielt, dann würde ich es auf jeden Fall so beibehalten!
Richtig ist es auf jeden Fall, auch laut Duden  ;)

Churke

Zitat von: DoroMara am 19. April 2015, 22:11:00
Nun meine Frage an alle deutschen Tizis: Wenn ihr "das Tram" lest, denkt ihr, die kann kein Deutsch oder denkt ihr, das spielt halt in der Schweiz, wo sie so komisch sprechen.

Würde ich vom Perspektivträger abhängig machen. Die meisten Leuten wissen zwar nicht, dass auch das Schweizer Hochdeutsch eine andere Grammatik hat, aber so ist das halt. Das ist keine Frage von falsch oder richtig.

Ahneun

Ich würde die Protas sich im "schwitzer Dütsch" unterhalten lassen, während Du im "normalen Deutsch" schreibst.  :lehrer:
- Ein Diamant
ist

Maja

Ich schließe mich Blaurot an. Es spielt in Zürich, dann sollte es auch in der in Zürich richtigen Form verwendet werden. Auch wenn deutsche Leser dann die Augenbrauen hochziehen, den Kopf schütteln und murmeln "Die Schweizer mal wieder ..." - du hast auch schweizer Leser. Und die sollen nicht denken, dass du dich den Deutschen anbiederst und Schweizer reden lässt, wie Schweizer niemals reden würden.

Wenn du es den Deutschen rechtmachen willst, dann schreib Straßenbahn statt Tram. Wenn schon, denn schon. Da die Hälfte der Deutschen mit Tram nicht viel anfangen kann, wäre das für die das Einfachste. Was mich aber interessiert, ist, warum die Tram in der Schweiz neutral ist. In Deutschland ist es die Abkürzung für Trambahn, und weil die Bahn weiblich ist, gilt das dann für die Tram genauso. Wird es in der Schweiz anders hergeleitet?
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Aphelion

Ich würde nur "das Tram" verwenden, wenn du ansonsten auch schweizerische Ausdrücke verwendest. Wenn der Rest der Sprache hochdeutsch ist, wäre "das Tram" für mich ein Stilbruch.

Zitat von: Maja am 19. April 2015, 22:46:48
Wenn du es den Deutschen rechtmachen willst, dann schreib Straßenbahn statt Tram. Wenn schon, denn schon. Da die Hälfte der Deutschen mit Tram nicht viel anfangen kann, wäre das für die das Einfachste.
Es wäre zwar einfacher (i.S.v. bequemer für einige LeserInnen), aber ich (aus NRW stammend) finde, dass solche regionalen Besonderheiten zumutbar sind. Und in dem Fall heißt die Straßenbahn regional eben Tram. So ungewöhnlich ist der Begriff auch wieder nicht, finde ich. :) Da gibt es viel unbekanntere Wörter, die trotzdem verwendet werden - was ich persönlich auch gut finde, denn sonst hätten wir eine rapide Sprachverarmung und/oder eine künstliche (fortgesetzte) Gleichmacherei, auf die andere deutschsprachige Regionen zu Recht allergisch reagieren.:)

("rapide" dürfte im Durchschnitt nicht viel geläufiger sein als "Tram".  :D)

Atra

Ich als Urberliner würde denken, dass du kein Deutsch kannst :-\ Das Tram hört sich für mich, die tagtäglich die Tram hört und sagt, absolut falsch an, da würde selbst der Aspekt mit der Schweiz unten runter fallen (aber das gilt sicher und offensichtlich nicht für alle)  ;D
"Man muss erst zum Leben aufstehen, bevor man sich niedersetzt zum Schreiben."
(Henry David Thoreau)

Sascha

Wenn es in Zürich "das Tram" ist, muß das auch so rein. Genauso, wie man bei Euch Velo fährt oder mit dem Pedalo über den Zürcher See schippert.
Aber: Kannst Du bei der ersten Erwähnung (oder einer der ersten) irgendwie mit einfließen lassen, daß "das" Tram eben schweizerisch ist? Ist schwer, ohne daß man sofort die Erklärung für den Leser rausmerkt, aber vllt. geht's ja. Velo und Pedalo müßtest Du auch irgendwie erklären ...
Mir wurde z.B. gesagt, daß Mittel- und Norddeutsche mit dem Begriff "Odelfass" nichts anfangen können, weil es in den barbarischen Provinzen ( ;D ) eben "Gülle" heißt. Bei uns ist es aber Odel, ich hab das aufgelöst, indem ich den Gedanken des Prota reingeschoben hab: "Müssen die denn mitten in der Nacht ihre Felder einstänkern?". So weiß der Leser spätestens an der Stelle, worum es sich da handelt.

Blaurot

Wie wäre es mit einer kleinen Fußnote, in der die sprachliche Besonderheit kurz erklärt wird? So lernen die Leser auch noch etwas, was ich gut fände.

Liliane

Zitat von: Blaurot am 20. April 2015, 09:12:20
Wie wäre es mit einer kleinen Fußnote, in der die sprachliche Besonderheit kurz erklärt wird? So lernen die Leser auch noch etwas, was ich gut fände.

Die Idee finde ich sehr gut. Ich denke, nicht jeder kann sich sicher sein, dass das einfach Schweizer Dialekt ist, wenn er das liest, man ahnt es vielleicht, denkt aber vielleicht auch, es sei ein Fehler. Mit einer Fußnote kann man korrekt bleiben und die schweizer Ausdrücke durchgehend verwenden, verwirrt aber auch niemanden und der Leser erfährt noch etwas interessantes. Die Fußnote eben dann nicht gerade in einer Todeskampf-Szene setzen, dann passt das gut denke ich.