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Wie geht eigentlich Schreiben?

Begonnen von chaosqueen, 24. Februar 2015, 11:48:56

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Franziska

Zitat von: Alana am 07. September 2015, 18:49:49

Stilistisch finde ich es übrigens echt schwierig, weil es auf Deutsch so gut wie keinen guten Ratgeber gibt, außer eben den von Susanne Strecker. Über den Einsatz von Sprache allgemein kann man auch viel aus englischen Büchern lernen, aber beim Stil wird es dann sinnlos. ;D

Ähm, wäre mal ne Idee, den zu schreiben. ;D

Haben wir nicht auch einen Thread zu Schreibratgebern? Wäre ja schade, wenn das hier untergeht, danke auf jeden Fall für die Tipps. 20 masterplots habe ich gerade hier rumliegen.

@Kerstin: achso, ich hatte mal überlegt einen Kurs bei der VHS zu machen, aber ich hatte auch Angst, dass ich dann alles schon weiß. Es gibt nicht so viele für Fortgeschrittene. Da wäre dann wohl eher Wolfenburg oder das Autorendock in Hamburg. Aber leider zu teuer für mich.

Wie die anderen shcon meinten, man lernt auch viel durchs lesen. Ich denke mir dann oft das hätte ich anders geschrieben, manchmal entstehen dadruch neue Projekte. Oder ich lerne wie man es gut macht. Manchmal schreibe ich mir Zitate auf. Aber so wirklich ein Buch durchanalysiert habe ich noch nicht, da weiß ich irgendwie gar nicht, wie ich das machen soll.

Kerstin

Zitat von: Alana am 07. September 2015, 18:49:49
Das Buch "Writing the breakout novel" schaue ich mir gleich mal an, das wäre ja nicht verkehrt. ;D
Das habe ich mir damals auch gedacht.  ;D
Ich liebe das Buch und finde es auch sehr motivierend geschrieben. :)
Aber es ist halt ganz klar auf den Massenmarkt in den USA ausgerichtet.

Zitat von: Franziska am 07. September 2015, 18:56:23
@Kerstin: achso, ich hatte mal überlegt einen Kurs bei der VHS zu machen, aber ich hatte auch Angst, dass ich dann alles schon weiß. Es gibt nicht so viele für Fortgeschrittene. Da wäre dann wohl eher Wolfenburg oder das Autorendock in Hamburg. Aber leider zu teuer für mich.
Das ist bei uns in der Gegend ähnlich - meines Wissens nach (wurde mir gesagt, ich habe es nicht überprüft) biete ich den einzigen Fortgeschrittenen-Kurs an und der dürfte vom Inhalt noch immer unter dem Wissen des Durchschnitts-Forumsmitglied liegen.
Man vergisst sehr schnell, wie viel man doch schon gelernt hat.  :)

Aber ich habe mal bei den VHS-Programmen anderer Städte gestöbert - da gibt es manchmal schon interessante Sachen - gerade im Bereich Wochenendseminar.

Alana

Ich glaube, dass wir deutschen Genre(!)-Autoren noch sehr viel von den Amerikanern lernen können. Gerade was Dynamik und Spannung von Geschichten angeht. Habs mir jetzt mal bestellt und bin gespannt. :)
Alhambrana

canis lupus niger

#63
Zitat von: Franziska am 07. September 2015, 18:56:23
Ähm, wäre mal ne Idee, den zu schreiben. ;D


Hat Trippelschritt in seiner Selbstvorstellung nicht gestanden, an einem zu arbeiten?  ;)

Ähm, ich glaube nicht, dass ich von mir behaupten kann, zu wissen, wie man Schreiben lernt. Vermutlich, weil ich immer weniger der Meinung bin, schreiben zu können, je länger ich mich damit beschäftige. Eigentlich kann ich nur berichten, wie ich versuche Schreiben zu lernen.

Anfangs, bei meinen ersten beiläufigen Texten (, die ich ohne jeden Anspruch eher als Kalligrafie-Übung angefertigt habe), habe ich einfach versucht, etwas aufzuschreiben, was mir selber als Leser gefallen würde.

Erst lange danach, als es erste Meinungen dazu gab, habe ich mir Gedanken über das "Wie" gemacht, und warum das eine "Wie" richtiger sein könnte, als das andere. Klar, dann kamen erste Beta-Kommentare dazu, ohne dass ich damals eine Ahnung davon hatte, dass das Betakommentare waren.

Rückmeldungen waren und sind jedenfalls für mich unendlich wichtig, vor allem kritische. Was mir selber gefällt, weiß ich ja schließlich schon. Ich brauche Rückmeldungen über das, was nicht so gut ist, und warum der jeweilige Leser es nicht gut findet. Das objektiv als subjektive (und trotzdem berechtigte) Meinung zu akzeptieren, musste ich - vermutlich so wie jeder andere Schreiberling auch - erstmal lernen. Anfangs habe ich bei manchen furchtbar mit meinem Schicksal gehadert und erstmal das Bedürfnis gehabt, mich und meine Ergüsse zu rechtfertigen. Inzwischen finde ich gerade die Subjektivität eines Kommentars besonders positiv. Spannend ist es, wenn ein Text von vier verschiedenen Leuten völlig verschieden wahrgenommen wird. Wenn ihn alle vier gut finden, aber aus verschiedenen Gründen, umso besser. :vibes:

In Fantasy- und Schreibforen habe ich sehr wertvolle Rückmeldungen zu Textausschnitten bekommen, über Fehler, die mir gar nicht als solche bekannt waren. Ich lernte von anspruchsvollen Lesern und von Autorenkollegen, Kriterien anzuwenden, die mir bis dahin völlig unbekannt waren.

Den einen oder anderen Schreibratgeber habe ich seitdem inzwischen auch gelesen, erlaube mir aber, nur das davon zu übernehmen, was ich nachvollziehen kann und was mir nützlich erscheint. Auch aus Technik-Threads in Schreibforen übernehme ich für mich nicht alles, sondern nur das, was ich für mich selber brauchen kann.

Einen Kurs habe ich noch nie besucht und weiß auch nicht, ob das etwas für mich wäre. Mein Mangel an Zeit (als berufstätige Mutter mit eigenem Haus, Grundstück und Tierhaltung) ist da vor allem der begrenzende Faktor. Aber ich bin mir auch nicht sicher, ob ich Spaß daran hätte, und ob er mir die zeit wert wäre, selbst wenn ich sie aufbringen könnte. Wie ich woanders schon erwähnt habe, bin ich Genussschreiber. Das Schreiben hat für mich einen ganz großen Selbstzweck. Vielleicht kann man sogar von einem therapeutischen Wert reden. Jedenfalls ist es für mich immer noch ein wichtiges Kriterium, dass meine Machwerke mir selber gefallen müssen.

Andererseits habe ich, seitdem ich begonnen habe, zu veröffentlichen, gelernt, dass vieles, was ich verfasst habe, qualitativ ziemlicher Mist ist. Zumindest würde ich Vieles heutzutage sehr anders schreiben. Anderes gefällt mir  immer noch gut, und das beruhigt mich dann in meiner laienhaften Selbsteinschätzung auch wiede ein bisschenr.  ::)

Ich lese inzwischen die Werke anderer ("richtiger") Autoren viel kritischer und vergleiche viel.  Professionelle Autoren und erfolgreiche Bücher aus Großverlagen habe ich dadurch gelernt, sehr kritisch zu sehen. Vieles, was mit viel Marketingaufwand und Vorschusslorberen einer (vielleicht etwas inzestuösen) Presse-/Medienlandschaft massenhaft verkauft wird, ist sehr viel schlechter, als das, was man in Autorenforen entdecken kann und was trotzdem noch intensiv kritisiert wird. Aber auch das ist eine Schule, die weiterhilft, sich selber und seine Arbeit einschätzen zu lernen. Erfolgreich heißt nicht gut, und gut ist nicht automatisch erfolgreich. Und nicht-erfolgreich Muss nicht unbedingt schlecht bedeuten.  Ohne Neid ... Na ja, ein bisschen Neid kommt manchmal schon auf, wenn etwas richtig Schlechtes von einem Großverlag im Hardcover aufwändig lektoriert und mit vielen professionellen Grafiken versehen in mehreren Sprachen in die Regale der Buchhandlungen gebracht und auch noch erfolgreich verkauft wird.  :-\ Aber, ... wie gesagt, ... auch das ist ein Lernprozess: zu erkennen, dass es ein Privileg sein kann, nach meinen eigenen Maßstäben zu schreiben, weil ich nicht veröffentlichen muss, weil ich eh nicht davon lebe(n kann).

Es ist für mich auch sehr wertvoll, Bücher aus verschiedenen Jahrzehnten zu lesen um zu erkennen, wie sehr und wie schnell sich der Zeitgeschmack wandeln kann. Vieles, was vor Jahrzehnten (oder noch längerer Zeit) ein (Welt-)Bestseller war, wäre heute unverkäuflich, weil Masterplot, Sprache, Perspektive oder anderes einfach unmodern geworden ist. Auch das ermutigt, nicht Trends hinterher zu hecheln, sondern bei dem Eigenen zu bleiben, ... unter Berücksichtigung dessen, dass Kunst immer noch von Können kommt, und dass man Können erst einmal erwerben muss.

Für mich ist der Weg das Ziel. Ich versuche aus allem immer weiter zu lernen.

Sanjani

Hallo zusammen,

ich habe gerade mal überlegt, wie ich schreiben gelernt habe. Ich hatte zwar schon von Anfang an eine Freundin, die ich beta gelesen habe und die mich beta gelesen hat, aber an sprachliche Fortschritte erinnere ich mich da nicht. Mit ihr habe ich eher Dinge über Plots gelernt, dass manches einfach riesengroßer Mist war und so ;-)

Sprache habe ich v. a. übers selber Lesen gelernt. Ich habe tolle Wendungen registriert und die dann selber auch mal ausprobiert und sie neu kombiniert usw. Ich glaube, für mich war einfach auch wichtig, viele Dinge einfach mal runterzuschreiben, um herauszufinden, was ich persönlich gerne mag und gerne schreibe. So hat mir mal eine Betaleserin, die ich sehr schätze, gesagt, ich solle in der Er-Perspektive bleiben und den allwissenden Erzähler rausstreichen. Damals erschien mir das für das Werk total sinnvoll und ich merkte dann mit der Zeit, dass ich den allwissenden Erzähler überhaupt nicht mag. Also benutze ich ihn nicht mehr.

Was mir auch sehr geholfen hat, ist mein Seminar zum Thema Gesprächsführung, das ich im Psychologiestudium besuchte. Da haben wir gelernt, richtig Protokolle zu schreiben, also auch insbesondere die Nutzung des Konjunktivs. Das führte dazu, dass mir danach ständig falsch benutzte Konjunktive in veröffentlichten Büchern auffielen ;-)

Was ich auch total wichtig finde und was hier noch nicht erwähnt wurde: Alte Texte lesen. Damit meine ich richtig alte vom Anfang. Das mache ich zwar nicht oft, aber hin und wieder. Da merke ich dann auch, wie stark ich mich verbessert habe.

Was mich aber tatsächlich interessieren würde, ist, wie man sich noch verbessern kann, wenn man schon recht gut ist. Ich glaube, ich schreibe schon ziemlich gut, aber ich merke, dass da noch mehr Raum nach oben ist und mir aber nichts einfällt, wie ich es noch besser machen könnte. Insbesondere denke ich da an bildliche Beschreibungen, passende Vergleiche und Metaphern etc. Wie kommt man da auf neue Ideen?

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Trippelschritt

Wow, ist ja sagenhaft, was hier zusammengekommen ist. Ich habe gestern Nacht noch alles diagonal gelesen, werde mich in den nächsten Tagen aber eingehender mit euren Antworten beschäftigen. Jetzt ist es nur fair, dass ich auch mal etwas über meinen eigenen Weg berichte. Zunächst einmal: als ich beschloss Belletristik zu schreiben, fing ich nicht bei Null an, weil ich einen Schreibberuf und bereits fünf Bücher publiziert hatte. Das heißt Ausdruck oder Satzbau waren keine Fremdwörter mehr. Und auch Sachbücher solten unterhaltend sein. Aber alles, was darüber hinaus von Bedeuutng war, fehlte.
Große Ziele machen oft kleine Menschen. Aber das hielt mich nicht ab, gleich mit einem Roman zu beginnen. Leider wurde der gleich recht gut und ich hatte keine Ahnung, wie mir das gelungen war. Da fing ich systematisch von vorn an.

1. Mein erster Ratgeber, der mir von vielen gekauften half, war von Sol Stein. Sein Programm bestand aus vielen kleinen Häppchen, eiinige stimulierten mich und brachten Ideen. Also übte ich, was mich kitzelte. Z.B. Beschreibungen.
2. Ein Schreiblehrgang bracchte wenig an Handwerk. Nicht weil er schlecht war, sondern weil er für Planschreiber ausgelegt war. Ich plante aber leider nicht, denn ich bin ein Bauchschreiber. Aber immerhin lernte ich meine Defizite kennen und, was wichtiger war, meinen Kreativitätaprozess.
3. Ich hatte eine Betaleserin, die meine ersten vier Seiten zerfetzte. Da lernte ich etwas über Nähe und Ferne.
4. Ich griff auf eine alte Technik von mir zurück, der Logbuch- oder Journalschreiberei, und begann mich beim Schreiben zu beobachten. Die wichtigsten Dinge hielt ich fest. Ein für mich ganz wichtiger Schritt.
5. Lernen durch Lesen. Eine gefährliche Sache. Ich wusste zwar immer, welcher Roman mir gefiel und welcher nicht und konnte es auch begründen, aber anfangs leider nicht bis aufs Handwerk runterbrechen. Ich weiß nicht, wie oft ich Rothfuss gelesen habe, bis ich herausbekam, was der mit seinen Dialogen anstellt. Das Lesen lehrte mich aber sehr viele Kleinigkeiten, die man nicht in ratgebern findet. Alles wurde notiert.
6. Allmählich hatte ich genug Material, begann es zu ordnen und die ersten Kapitel zu meinem eigenen Schreibratgeber, den ich nie vollenden werde, entstanden. Was ich für wichtig hielt und was ich glaubte verstanden zu haben, habe ich dann geübt. Da möchte ich den Schreiblust-Verlag erwähnen, wo man monatlich eine Kurzgeschichte ins Forum stellt, die von den anderen Autoren kommentiert wird - manchmal bringt das etwas, oft aber nicht - und am Ende des Monats stimmen die Teilnehmer ab und vergeben Punkte. Und die monatliche Plazierung der eigenen Geschichte zeigte einem dann, ob man auf dem richtigen Weg war. Großartige Schule, weil ich ja immer wusste, was ich gerade ausprobiert hatte.
7. Unter den unzähligen Punkten, die beim Handwerk zu beachten sind, mussten es Schlüsselpunkte geben, die darüber entschieden, ob ein Roman gut oder mittelmäßig ist. So dachte ich mir, weil das fast immer so ist. Man findet diese Idee unter Minimumkonzept, bottleneck-technique oder engpasskonzentrierte Strategie in ganz verschiedenen Bereichen. Auf ein paar bin ich gekommen, die in keinem Ratgeber stehen, aber selbstverständlich ist auch so etwas wie die Arbeit mit den Figuren dabei.
8. Da half mir Orson Scott Cards mit seinem Schreibratgeber über Figuren und Perspektiven

Wenn etwas von dem, was ich mache oder gemacht habe, wichtig ist, dann, dass ich überall nach Hilfe gegraben habe und nicht nur einen Weg gegangen bin. Und dass es ganz wichtig ist zu wissen, wo man selbst beim Schreiben steht, denn einige ganz wichtige Punkte helfen einem Anfänger gar nicht, weil er noch nicht aufnahmebereit ist und er sich erst später damit abgeben sollte.

Und dann bedanke ich mich erst einmal für diese vielen Postings und hoffe, dass sich noch mehr äußern, denn die Arbeit am Handwerk hört nie auf.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Nycra

 :wache!: Da das Thema von Trippelschritt eigentlich zu diesem hier gehört, habe ich das mal kombiniert.

traumfängerin

Einen Schreibratgeber, den ich für die Verbesserung von Sprache und Stil empfehlen kann, ist "50 Werkzeuge für gutes Schreiben" von Roy Peter Clark, der herrlich undogmatisch daherkommt. Er beschreibt, welche Funktion bestimmte stilistische Mittel haben, was diese beim Leser bewirken sollen. Was man davon dann für sich selbst übernimmt, bleibt jedem selbst überlassen.

Zit

Stimmt, zur Übersicht ist das Buch gut. :D Ich fand's nur schade, dass er meistens dann abbricht, wenn es spannend wird. Also, manche Werkzeuge hätte er noch ein Stückchen ausführlicher behandeln können.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Kerstin

Zitat von: Alana am 07. September 2015, 19:11:02
Ich glaube, dass wir deutschen Genre(!)-Autoren noch sehr viel von den Amerikanern lernen können. Gerade was Dynamik und Spannung von Geschichten angeht. Habs mir jetzt mal bestellt und bin gespannt. :)

Da kann ich dir nur zustimmen! Würde mich freuen, wenn du mir mal schreibst, wie es dir gefällt. :)
Um die 20 Masterplots schleiche ich schon ewig rum. Das wird vermutlich meine Belohnung für die Fertigstellung meines aktuellen Projekts.

Zum Thema Stil verbessern: Ich bin echt kein Sprachgenie (gute Metaphern zu finden, fällt mir unendlich schwer - in meinen Rohfassungen steht oft nur "baue hier Metapher ein" und am Ende fällt mir dann doch keine ein).
Was mit allerdings hilft, ist sehr viel zu lesen - vor allem in verschiedenen Genre von verschiedenen Autoren.
Ich führe auch eine Liste mit Formulierungen, Wörtern ..., die ich toll oder einfach nur außergewöhnlich fand. Ich schaue sie mir regelmäßig an, um mir das einzuprägen.
Außerdem lese ich auch gerne im Synonymwörterbuch oder lasse mir in meinem Schreibprogramm ab und Synonyme von irgendwelchen Wörtern anzeigen.
Und (auch wenn es öde ist) ich schreibe wirklich öfters längere Passagen von Autoren ab, die ich toll finde - von Sara Douglass und Tad Williams habe ich sicher schon über 100 Seiten abgeschrieben - oder lese sie laut vor.

Ein Sprachgenie werde ich wohl nie, aber es wird besser.

Guddy

Feedback einholen finde ich auch ganz wichtig.
Ansonsten gehe ich persönlich aber weniger nach Do's und Dont's, nach Ratgebern oder Regeln. Viel wichtiger finde ich, sich inspirieren zu lassen: Von der Natur, von außergewöhnlichen Orten, von Menschen, von der Umgebung. Fantasie und Vorstellungsvermögen finde ich genau so wichtig wie ein Gefühl für das Schreiben zu haben bzw. zu bekommen. Das geht bei mir am besten, wenn ich mit freiem Kopf schreibe.
Mein Ratgeber würde sich sehr esoterisch lesen, fürchte ich ;D
Oder in kurz: Man sollte sich meiner Meinung nach nicht von den Regeln in Ketten legen lassen und stattdessen offen für die Umgebung sein. Beobachten. Sich in ein Café setzen und die Eindrücke der Welt auf sich wirken zu lassen.

Ich hatte es mal mit Ratgebern versucht, aber dann schnell gemerkt, dass ich zu "regelhaft" vorgehe. Das kam auch bei Testlesern nicht so gut an.
Jeder kann natürlich schreiben und lernen, wie er möchte. Man kann Ratgeberschreiber sein oder reiner Gefühlsschreiber.

Am wichtigsten finde ich am Ende aber auch die Betaleser und noch wichtiger Paten. Und dass man die Kritik dann auch annehmen kann und nicht stur darauf beharrt, dass alles sowieso supi ist ;)

Trippelschritt

Das könnte daran liegen, dass die Regeln in Schreibratgebern gar keine Regeln sind, sondern bestenfalls Leitlinien oder Empfehlungen.
Also keine Ketten, sondern lichte Stellen im Dickicht.  Od so.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Guddy

#72
Achso. Dachte man kettet sich lebenslang an einen Schreibratgeber und wird bei Nichtbefolgung direkt in den Kerker gesteckt? ;D

Nein klar, natürlich muss man sich nicht sklavisch daran halten ;) Ich persönlich bin einfach ein 100%iger Gefühlsschreiber und möchte nur den Tipp geben, auch mal nur auf sich zu hören und sich "treiben zu lassen", wenn man herausgefunden hat, dass man einfach der Typ dafür ist. :)

Edit: Das ist für mich einfach "wie Schreiben geht". Frei nach Mufasa: "Hör auf dein Herz!"

Klecks

Ich glaube, ich habe noch nie (oder schon sehr lange nicht mehr) darüber nachgedacht, wie schreiben geht, zumindest kann ich mich nicht daran erinnern im Moment.  :hmmm:  Ich habe immer einfach geschrieben, weil es mir so viel Spaß macht und mir so wichtig ist. Ob ich etwas richtig oder falsch mache, war mir damals, als ich angefangen habe, egal, und während ich inzwischen durchaus stark darüber nachdenke, ob ich richtig oder falsch vorgehe (bei der Figurenentwicklung, dem Plotten, dem Spannungsaufbau, dem Verhältnis von Action zu ruhigeren Momenten, ect.), würde es mir zwar extrem weh tun, wenn mir jemand sagen würde, dass ich es falsch mache, aber es würde nichts daran ändern, dass ich das Schreiben liebe. Ich würde immer weiter schreiben - auch wenn mir jemand sagen würde, dass Schreiben so nicht geht, wie ich es mache. Deshalb fasst es die Aussage "Hör auf dein Herz", die ich hier auch schon gelesen habe, ganz gut zusammen.  ;D

Alana

Zitat von: Kerstin am 08. September 2015, 15:05:10
Da kann ich dir nur zustimmen! Würde mich freuen, wenn du mir mal schreibst, wie es dir gefällt. :)
Um die 20 Masterplots schleiche ich schon ewig rum. Das wird vermutlich meine Belohnung für die Fertigstellung meines aktuellen Projekts.

Mache ich. Ich bin etwas schlecht gelaunt, weil es heute noch nicht im Briefkasten war. Ich wollte doch heute mit meiner Breakthroughnovel starten, Mensch. ;D Das Buch ist super. Es gibt vor allem sehr tolle Tipps für die Figurendynamik in bestimmten Plotvarianten.

ZitatZum Thema Stil verbessern: Ich bin echt kein Sprachgenie (gute Metaphern zu finden, fällt mir unendlich schwer - in meinen Rohfassungen steht oft nur "baue hier Metapher ein" und am Ende fällt mir dann doch keine ein).
Was mit allerdings hilft, ist sehr viel zu lesen - vor allem in verschiedenen Genre von verschiedenen Autoren.

Hachja, ich auch nicht. Wenn ich mal was gefunden habe, was mir gefällt, dann benutze ich das bis zum Erbrechen bzw. bis mir die Lektorin aufs Dach steigt. ;D

ZitatIch führe auch eine Liste mit Formulierungen, Wörtern ..., die ich toll oder einfach nur außergewöhnlich fand. Ich schaue sie mir regelmäßig an, um mir das einzuprägen.
Außerdem lese ich auch gerne im Synonymwörterbuch ...

Ja, das mache ich auch. Ich habe angefangen, Literatur zu lesen.  :o Aus lauter Verzweiflung und auf der Suche nach neuen sprachlichen Pfaden, weil die alten schon so ausgelatscht sind. Und in der Genreliteratur schreiben alle irgendwie gleich, finde ich. Wer eine ganz tolle Sprache hat, ist Ursula Poznanski. Sie hat einen sehr lockeren Stil, aber dann immer mal so einzelne Formulierungen dazwischen, die einen umhauen.


ZitatEin Sprachgenie werde ich wohl nie, aber es wird besser.

Ich finde vor allem gemein, dass man ein Problem beseitigt und dann schleift sich was neues ein. Bei mir ist es so. Ich habe bei jedem Manuskript irgendeine Unart, die ich sehr ausgiebig pflege. ;D

@Guddy: Das geht doch beides. Mich ärgert halt immer, dass nicht anerkannt wird, dass Schreiben ein Handwerk ist, das man lernen kann und auch bis zu einem gewissen Grad muss. Bei einem Maler stellt das keiner infrage, aber beim Schreiben denkt jeder: ach, ich schreibe einfach los und lass mich doch von irgendwelchen Regeln nicht in meiner Kreaitivität beschränken. Muss man ja auch nicht. Jeder kann schreiben wie er mag und es gibt natürlich auch andere Lernquellen als Schreibratgeber. Aber ich denke, die Leute, sie sich einfach hinsetzen und gut schreiben, sind ganz seltene Ausnahmetalente.
Alhambrana