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Wie geht eigentlich Schreiben?

Begonnen von chaosqueen, 24. Februar 2015, 11:48:56

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HauntingWitch

Zitat von: chaosqueen am 25. Februar 2015, 12:47:21
Aber die Übergänge sind so fließend. Wenn man in der dritten Person und eindeutig aus Klaus Sicht erzählt, dann wird es halt irgendwann schwierig:
Klaus beißt geräuschvoll in sein Brot. Erna zieht süffisant eine Augenbraue hoch. - Geht vielleicht noch als eine Erzählperspektive durch, weil er ihre Reaktion auf seine Handlung halt als süffisant wahrnimmt.
Aber wenn es danach heißt Sie konnte es nicht leiden, wenn er beim Essen Geräusche machte - ist das dann noch seine Perspektive?

Möglich ist es, wenn er schon eine Weile mit ihr zusammen ist und das weiss... Man könnte z.B. so etwas wie, deshalb machte er es erst recht absichtlich, hinzufügen und schon ist es wieder klar.

Churke

Zitat von: chaosqueen am 25. Februar 2015, 12:47:21
Der Kern der Sache könnte sein, dass ich kein Gefühl für meine Texte habe.

Dieses ganze Hin und Her, was man schreiben kann und wie und in welche Perspektive das passt und ob das korrekt ist oder nicht...
Ich glaube, dass du dir zu viele Gedanken machst.
Stell dir einfach vor, du wärst Klaus, hättest gerade Erna ertragen, und bloggst dir jetzt deinen Frust über die Alte von Hals. Alles runterschreiben, einfach rauskotzen, ohne Wenn und Aber. Siehst du da ein Problem? Ich nicht.

Romane schreibe ich genauso. :engel:

Lothen

Zitat von: chaosqueen am 25. Februar 2015, 12:47:21
Aber wenn es danach heißt Sie konnte es nicht leiden, wenn er beim Essen Geräusche machte - ist das dann noch seine Perspektive? Oder schon ihre Innenansicht?
Aus solchen und ähnlichen Gründen häufen sich in meinen Texten schöne Wörtchen wie "vermutlich" oder "anscheinend". :D Ich würde das vom Kontext abhängig machen. Wenn klar ist, dass der Satz eine Art inneren Monolog repräsentiert, geht das durchaus als seine Perspektive durch.

Ansonsten bin ich da bei Churke und Witch: Nicht so viel denken, lieber einfach drauflos schreiben. ;) Ob der eine oder andere Satz in der Perspektive hakt, sagt dir spätestens ein Pate oder Betaleser. Und dann kannst du ihn immer noch korrigieren.

Anj

ZitatAber die Übergänge sind so fließend. Wenn man in der dritten Person und eindeutig aus Klaus Sicht erzählt, dann wird es halt irgendwann schwierig:
Klaus beißt geräuschvoll in sein Brot. Erna zieht süffisant eine Augenbraue hoch. - Geht vielleicht noch als eine Erzählperspektive durch, weil er ihre Reaktion auf seine Handlung halt als süffisant wahrnimmt.
Aber wenn es danach heißt Sie konnte es nicht leiden, wenn er beim Essen Geräusche machte - ist das dann noch seine Perspektive? Oder schon ihre Innenansicht?

Meiner Meinung nach ist das nicht pauschal beantwortbar. Es ist definitiv eine Grauzone, weil man nie 100%ig sicher sein kann, dass der Leser es auch als Interpretation betrachtet. Relevant dafür ist letztlich das Textumfeld, die Beziehung der Figuren usw. Wie Witch schon schrieb, kommt ein Zusatz, verändert es direkt alles wieder und macht die Perspektive eindeutig. Fehlt der Zusatz kann es ein Perspektivfehler sein oder aber einfach ein Beweis dafür, dass die Figuren sich sehr gut kennen. So geht es uns doch auch mit unseren Mitmenschen, je besser wir sie kennen, desto sicherer interpretieren wir ihr Verhalten oder wissen einfach, wie sie zu manchen Dingen stehen.
Lothens Variante aus den Aussagen Vermutungen zu machen, kann hilfreich sein. Letztlich muss man in den Überarbeitungen immer noch weiter schleifen. Mal Fleisch an den Text bringen, mal Knorpel und Sehnen entfernen. Wo was nötig ist, kann man oft selbst nur mit viel Abstand oder durch Betaleser sicher identifizieren.

Also bin ich da ganz bei Churke, schwafel mal los, lass die Figur sich aufregen, freuen, jammern usw. Aber zu einer Sache mindestens eine halbe Seite lang und lass sie ruhig alles zwei oder dreimal wiederholen. Es geht dann auch erstmal nur um den richtigen Inhalt. Die wörtliche Verpackung am Ende, das Malen mit Worten kriegst du später schon hin, denn dass du formulieren kannst, beweisen deine Posts hier.
Mit dieser inhaltlichen Grundlage hast du bei der Überarbeitung ja überhaupt erst die Wahl die besten Varianten stehen zu lassen, Dinge zu verbinden und noch zu verbessern oder radikal wieder zu streichen.

Und wenn dir dazu keine Figur einfällt, dann nimm Jana, die einfach keinen vernünftigem Text zustande bringt und dabei ist in drei Tagen Deadline. ;)
"Wenn du andere Leute ansiehst, frage dich, ob du sie wirklich siehst, oder ob du nur deine Gedanken über sie siehst."
Jon Kabat-Zinn.

Shedzyala

Zitat von: chaosqueen am 25. Februar 2015, 10:07:48
Anjanas Beschreibung ihrer Emotionen und Empfindungen, als ihr Hund angefahren wurde, sind gerade unglaublich beeindruckend für mich: Denn genau diese Dinge sind es, die mich in Romanen beeindrucken und die meinen völlig abgehen, weil ich es nicht weiß. Ich kann es mitempfinden, wenn ich es lese oder höre, ich empfinde es auch, wenn ich selber in einer solchen Situation stecke, aber wenn man mich fragen würde "welche (körperlichen) Empfindungen hast Du, wenn Du ahnst, dass gleich etwas passiert und Du wütend, sauer und ängstlich bist? Dann kommt von mir vermutlich der berühmte Kloß im Hals und der genauso abgegriffene Schauer über den Rücken, aber das ist stereotyp abgespult, weil man halt weiß, dass diese Emfindungen da sind, und nicht, weil ich sie in dem Moment nach-empfinden kann.

Hierzu kann ich dir vielleicht einen Tipp geben, der mir sehr geholfen hat: Songtexte. Gute Songschreiber schaffen es mit wenigen Worte Gefühle zu erzeugen und praktischerweise behandelt meist ein Song nur jeweils ein Gefühl. Da Songs im Gegensatz zu Geschichten eben nicht unbedingt einen Plot brauchen, sondern sich wirklich nur auf ein Gefühl/Situation beschränken. Wenn ich bei den Emotionen einer Figur nicht weiterkomme, dann suche ich mir einen Song zu der Emotion und fange ganz genau an zu analysieren, warum ausgerechnet diese Worte dieses Gefühl jetzt bei mir erzeugen.

Um noch auf dein Klaus/Erna-Beispiel einzugehen: Für mich hört es sich in der Tat nach einem Perspektivenwechsel an, wenn du beginnst über ihre Abneigungen zu schreiben. Allerdings hängt diese Einschätzung auch mit ganz viel Bauchgefühl zusammen. Natürlich kann man den Satz auch damit interpretieren, dass sich die beiden sehr gut kennen – aber ich tue das in deinem Beispiel nicht. Ich sehe Szenen tatsächlich sehr oft wie einen Film, und bei mir schwenkt die Kamera in dem Moment von Klaus fort auf Erna. Allerdings weiß ich nicht, ob mir dieser Perspektivenwechsel auch dann auffallen würde, wenn der Satz mitten in einem Buch versteckt wäre und eben nicht isoliert.
Allerdings kannst du diesen Satz für einen Entwurf ruhig erst einmal stehen lassen, wenn dir grad nichts mehr dazu einfällt. Wenn du zwei Wochen später drüber liest, am besten eingepackt in einem kompletten Kapitel, fällt es dir vielleicht, ihn so zu ändern, wie du ihn haben willst.
Wenn sie dich hängen wollen, bitte um ein Glas Wasser. Man weiß nie, was passiert, ehe sie es bringen ...
– Andrzej Sapkowski, Die Dame vom See

Pestillenzia

Zitat von: Churke am 25. Februar 2015, 13:32:41
Ich glaube, dass du dir zu viele Gedanken machst.
Stell dir einfach vor, du wärst Klaus, hättest gerade Erna ertragen, und bloggst dir jetzt deinen Frust über die Alte von Hals.

Dem schließe ich mich an. Ich vermute, dass du so kopflastig an die ganze Schreiberei rangehst, mit so vielen Regeln, Vorschriften und Tu-dieses-nicht-mach-jenes-bloß-nicht im Hinterkopf, dass du dir dadurch selbst im Weg stehst und dich gar nicht mehr traust, einfach zu schreiben.

Ich mache es im Prinzip wie Churke. Ich hocke mich in den Kopf meines Perspektivträgers, sehe, höre, rieche, schmecke alles und stelle mir dann vor, was er/sie dabei denken könnte.

Klaus biss geräuschvoll in sein Brötchen und sah Erna über die Erdbeermarmelade hinweg an. Sie tat es schon wieder. Sie zog schon wieder so süffisant ihre Augenbraue hoch. Er wusste, dass sie es nicht leiden konnte, wenn er beim Essen Geräusche machte. Er kaute, schluckte hinunter und biss wieder in sein Brötchen. Diesmal krachte es noch lauter. Sehr gut.

Glaubst du, es könnte dir helfen, wenn du völlig willkürliche Szenen schreibst, die nichts, aber auch gar nichts mit irgendeinem deiner Schreibprojekte zu tun haben? Die Szenen müssen auch gar nicht lang sein, aber du musst sie aus der Sicht dreier völlig unterschiedlicher Personen schreiben.

Beispiel: ein Mensch geht in den Keller einer Wäscherei, wo die riesigen Waschmaschinen rumpeln.
Variante 1) Die Person eine alleinerziehende Mutter, die eigentlich schon längst auf dem Weg zum Kindergarten sein müsste, um ihr Kind abzuholen, aber die fiese Wäschereibesitzerin (die das genau weiß) befiehlt ihr, zuerst noch die Trommeln zu leeren. Tut sie das nicht, wird sie gefeuert. Und weil sie schwarz arbeitet, kann sie sich nicht wehren.
Variante 2) Jetzt geht die Wäschereibesitzerin hinunter und überlegt sich, wie sie ihre Angestellte weiter schikanieren kann.
Variante 3) Der Wäschereibesitzer geht die Treppe hinunter. Er hat seine keifende Alte gründlich satt und ist stattdessen total scharf auf die Angestellte.
Variante 4) Wieder die alleinerziehende Mutter. Diesmal geht sie hinunter, um ihre Chefin umzubringen.
Variante 5) Und nochmal die Alleinerziehende. Die alte Chefin ist weg (warum auch immer ...  :darth: ) und ein junger, hübscher Typ hat die Reinigung übernommen. Er hat ihr nicht nur einen Arbeitsvertrag gegeben, sondern will heute Abend mit ihr essen gehen.

Wie nehmen die unterschiedlichen Leute die immer gleiche Umgebung wahr? Wie nimmt ein und dieselbe Person diese Umgebung wahr, wenn sie mit völlig anderen Gefühlen die Treppe hinunter geht? Was geht in ihren Köpfen vor?
Du weißt es nicht? Egal. Der Leser auch nicht. Aber er glaubt dir das, was du schreibst.

Trau dich. Hock dich in den Kopf der Figur nimm die Welt mir ihren Augen wahr. Denk nicht an Regeln. Denke nur das, was deine Figur denkt.

chaosqueen

Hallo ihr Lieben! :)

Danke noch mal ganz doll für all eure Tipps, euren Zuspruch und das geduldige Ertragen meiner "ich kann aber nicht!"-Phase! :gruppenknuddel:

Ich bin mit Sicherheit noch immer nicht gut darin, auf Anhieb so zu schreiben, wie ich es mir vorstelle, aber ich gucke so weit aus meinem tiefen dunklen Fünfuhrloch meiner Seele und beschließe, eure Tipps und Ratschläge zu beherzigen. Gerade die letzten Tipps und die Weiterentwickung meines Beispielsatzes durch Manu haben mir gerade sehr geholfen. Ich fürchte, ich muss langsamer schreiben - nicht an sich, sondern insgesamt. In dem Sinne, dass ich vermutlich weiterhin wirklich schlechte Entwürfe runterrotze und dann Szene für Szene durchgehe und Fleisch auf die Rippen bringe. Und dann Haut. Und vielleicht noch ein paar Klamotten, nackt soll meine Geschichte ja auch nicht unbedingt sein (außer, sie ist eine Erotikgeschichte :engel: ).

Ich nehme mir jetzt die letzte Szene meines Romans vor und schaue mir genau an, was sie eigentlich transportieren soll und wie meine Perspektivträgerin sich gerade fühlt. Ich meine - sie wurde von ihrem Chef zum Essen eingeladen, nachdem sie sich gerade von ihrem Freund getrennt hat. Eigentlich ist sie noch in der Trauerphase, andererseits fand sie ihren Chef schon länger recht ... ansehnlich. Da muss doch mehr drin sein als ein hölzern formuliertes Fünf-Gänge-Menü! ;)

Ahneun

Seid Alle gegrüßt, Ihr Weisen und Wissenden! :winke:

Liebe @chaosqueen, ich persönlich möchte Dir für diesen Thread hier von Herzen danken. Auch wenn Du Dich bei allen hier die Dir geantwortet haben bedankst, ich danke Dir!

Warum? Das möchte ich Dir sehr gern schreiben.
Für mich ist das "TiZi-Forum" ein Treffpunkt von vielen vor Allem verschiedenen Leuten. Männlein wie Weiblein. Ich bin hier her gekommen, weil ich Euch kennen gelernt habe. Und, ... ich schrieb es bereits, die Liebe zur Schreiberei bei mir entdeckt habe. Du, "chaosqeen", gibst mir eigentlich mit Deiner Frage - "Wie geht eigentlich Schreiben?" die Antwort darauf, Wieweit bin ich schon? Welche Qualität hat mein "Produkt" als Gesamtwerk? Wie schreibe ich Was? Hab ich bei dem Was ich Wie schreibe, einen ,,roten Faden" (Plot)?

Alle die Dir hier geantwortet haben, wollten Dir ihre Erfahrungen und Erlebnisse, rund um das Schreiben, mit auf den Weg geben. Sie haben Dir sehr ausführlich geantwortet. Das hab ich mir jetzt alles durchgelesen – und ich danke auch Euch allen, die ihre Meinung und vor allem die Lösungsmöglichkeiten, auch ihre Ansichten, von Fehleinschätzung bis hin zur Problemerkennung und Problembeseitigung, niedergeschrieben haben.

Ich werde so oft wie es geht, hier meine Anregungen und die Hilfen holen, die mir beim Schreiben fehlen. Heute weiß ich noch nicht, was da so auf mich zu kommt. Noch immer stehen meine Protagonisten im Gewitterguss. Da stehen sie auch schon gut seit einer Woche. Ich will damit andeuten, dass ich noch nicht viel weiter gekommen bin mit meiner eigentlichen Geschichte. Na ja, ich könnte Euch die Schuld geben. ;D Natürlich nicht!  :no: Ich habe mir zur Aufgabe gestellt, meine Geschichte auf jeden Fall zu einem positiven Abschluss zu bringen. Diese Aufgabe soll mit dem Ziel der Veröffentlichung von mir akribisch verfolgt werden. Jetzt, nachdem ich hier diesen Thread gelesen habe um so mehr!

Dafür noch einmal an Alle die hier geschrieben haben meinen vollen Respekt, meinen Dank und meine Anerkennung. Auch wenn Ihr der Ansicht gewesen seid, "chaosqeen" bei der Frage; ,,Wie geht eigentlich Schreiben?" geholfen zu haben. Ihr habt auch mir geholfen! Weil ich alles hier lesen durfte und nun auch für mich umsetzen darf.

LG an Alle,
A9
- Ein Diamant
ist

Trippelschritt

Aus gutem Grund interessiere ich mich dafür, was ihr tut, um Schreiben zu lernen oder besser schreiben zu lernen.

Sicher, es gibt den Satz: Schreiben lernt man nur durch Schreiben.
Aber dieser Satz ist wie alle Halbwahrheiten äußerst gefährlich. Unbestreitbar ist, dass man eine Art von Meisterschaft nur durch lange Übung erreicht. Man muss also schreiben.
Andererseits kenne ich Autoren, die seit Jahren schreiben und sich auch nicht um einen deut verbessern. Und genau so kenne ich den einen oder anderen, der seit Jahren an seinem
großen Roman arbeitet, ohne irgendeine Aussicht ihn jemals zu beenden. Scheiben allein reicht also offensichtlich nicht immer.

Ich weiß auch nicht, wer überhaupt schon einmal über diesen Punkt nachgedacht hat.
Eine erste Antwort kann ich geben, um eine Spur vorzuzeichnen. Man muss sich verbessern wollen und darf nicht auf dem Wunsch sitzen bleiben, dass man gerne besser schreiben können
würde. Man muss es wollen wollen. Und wenn man es dann will, welche Schritte unternehmt ihr, damit ihr endlich besser werdet.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Sascha

Was mir da am meisten hilft sind schlicht meine Betas.
Natürlich hab ich mich auch mal durch ein paar Schreibratgeber gequält, und die von H.P.Roentgen lesen sich auch ganz gut. Aber letztlich war es dann doch das Feedback meiner Betas, das offenbar wirklich viel gebracht hat. Sie decken Längen auf und unpassende Wortwahl, und das versuche ich dann nicht nur im aktuellen MS zu verbessern, sondern in den folgenden auch zu vermeiden. Als alter Labersack ist bei mir immer viel "Fluff" (wie Tina es nennt) mit drin, obwohl ich versuche, auch das zu verbessern, aber wenn man von einer Betaleserin gesagt bekommt, daß man das Ding eigentlich so schon einem Verlag anbieten könnte (also die erste Fassung für die Betas), dann muß man wohl doch irgendwas gelernt haben. ;D

Shedzyala

Mir hat es sehr geholfen, meine Lieblingsbücher einmal unter einem handwerklichen Blick zu betrachten. Ich habe mir also besonders gelungene Kapitel noch einmal ganz genau durchgelesen und darauf geachtet, wie die Sätze geschrieben wurden. Wie wurden Hintergrundinfos eingeflochten und wie ist die Dialogführung? Ich habe also letztlich von den "Großen" gelernt – wobei Großen hier bedeutet: Autoren, die ich gerne lese. Was bringt es mir zu wissen, wie eine E. L. James schreibt, wenn ich selbst doch gar nicht solche Bücher schreiben wollen würde.

Was Schreibratgeber angeht, finde ich den Tempest sehr schön. Die dortigen Kolumnen lese ich immer gern und haben mich sicher auch schon ein großes Stück vorangebracht.
Wenn sie dich hängen wollen, bitte um ein Glas Wasser. Man weiß nie, was passiert, ehe sie es bringen ...
– Andrzej Sapkowski, Die Dame vom See

Golden

#41
Ich denke besonders als Anfänger und auch noch ein ganzes Stück danach hilft Textarbeit mit anderen Leuten. Also beispielsweise in entsprechenden Foren Textausschnitte posten und dann das Feedback beachten. Im Grunde genommen so ähnlich wie Sascha schon geschrieben hat, nur dass das im bisschen kleineren Umfang erstmal abläuft.
Man kann dann natürlich auch gut gezielt an seinen Schwächen versuchen zu arbeiten und bspw. übwiegend nur Dialoge als Text an den Partner abgeben, möchte man sich in diesem Bereich verbessern.
Textarbeit in Foren (und auch so) ist natürlich ein Geben und Nehmen und man muss erstmal entsprechende zuverlässige Leute finden. Die Fortführung hiervon wären dann wohl Betas für ganze Romane.

Ary

Hallo Trippelschritt,

was mir hilft: Lektorate und Betaleser, auf jeden Fall. Vor allem verschiedene Betaleser, weil unterschiedliche Leute auf unterschiedliche Dinge achten. Wenn es um Schwachstellen geht, die ich kenne, weise ich Betaleser auch konkret darauf hin und bitte sie, besonders darauf zu achten.
Was mir aber auch hilft: Lesen. Viele verschiedene Autoren und Genres, bei den "Großen" abgucken, wie sie bestimmte Dinge angehen.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

gbwolf

Hallo,

Zitat von: Trippelschritt am 07. September 2015, 12:09:34Man muss es wollen wollen. Und wenn man es dann will, welche Schritte unternehmt ihr, damit ihr endlich besser werdet.
Bei mir waren es nicht die Testleser - einen Autor dabei zu fördern, den eigenen Text zu verbessern, anstatt ihm die eigene Sicht der Dinge überzustülpen, ist eine Kunst für sich. Ich war für viele Jahre auf kurzgeschichten.de und habe mich mit den Texten anderer Autoren auseinandergesetzt. Und in konzentrierterer Form hier auch noch in der Skriptschmiede. Dabei habe ich sicherlich auch häufig daneben gelangt und Mist verzapft, der den Autoren nicht weitergeholfen hat, aber mir selbst sind viele Sachen klar geworden, was an Texten funktioniert und was nicht. Und manche Sachen lernt man irgendwie wenn ... wie soll ich das sagen? ... die Zeit reif dafür ist?

Dazu hatte ich zwei sehr gute Schreibseminare (Eins bei Martin Conrath und eins bei Horst Eckert).

Und seit ich das Glück habe, mit professionellen Lektoren zusammenzuarbeiten, lerne ich noch viel mehr, was ich noch alles zu lernen habe. Beispielsweise sagte mir eine Lektorin, ich solle aktiver schreiben, nicht so passiv, mal schauen, ob ich die ganzen haben/sein/ließen/zu-Infinitive wirklich brauche oder ob ich es mir damit nur einfach mache. Oder mal zu schauen, ob man nicht ein paar Sätze Füllwörter streichen kann.

Umgekehrt kenne ich Leute, die viele Jahre lang über das Schreiben nachdenken und ihre Geschichten in sich reifen zu lassen - und die plötzlich loslegen und nur ganz behutsame Tipps von Testlesern brauchen, um richtig durchzustarten.

Grüße,
Nadine

Kerstin

Ich denke, dass es vor allem wichtig ist, dass man sich verbessern will und kritikfähig ist.

Am Anfang hat es mir auch sehr geholfen, die Texte von anderen zu kommentieren - gerade bei den sprachlichen Basics hilft es meiner Meinung nach sehr.
Das erlebe ich auch bei meinen Schülern an der VHS. Am Anfang sind sie selten in der Lage genau zu benennen, was an einem Text nicht funktioniert. Mit einigen grundlegenden "Regeln" und Übung können sie andere Texte besser beurteilen und finden auch eher Schwächen in eigenen Texten.

Ich persönlich lerne ja gerne aus Büchern und versuche jedes Jahr ein paar Schreibratgeber zu lesen. Gerade im englischsprachigen Bereich gibt es da ja sehr viele interessante.
Dazu dann Podcasts, Blogs, Videos ... alles, was ich zum Thema Handwerk finde.

Halte ich eine Technik für interessant, probiere ich sie aus (momentan experimentiere ich mit beat sheets). Funktioniert sie, wird sie ins Repertoire aufgenommen. Dementsprechend ist bei mir noch nie ein Buch mit derselben Technik entstanden, wie ein anderes. Ich erweitere und passe ständig an.

Was ich auch gerne mache, ist Bücher, die mir gefallen, zu analysieren. Manchmal mache ich es sehr detailliert, manchmal schaue ich mir nur bestimmte Passagen an. Ab und an schreibe ich auch besonders schöne Stellen von Hand ab, um ein gefühl für die Sprache zu bekommen.