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Trauriges Ende - wenn es für den Helden schlecht ausgeht

Begonnen von Debbie, 20. Dezember 2014, 19:50:44

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Sipres

Als Leser bin ich da ziemlich unvoreingenommen. Stirbt der Prota, ist er halt tot, überlebt er, dann nicht. Mir kommt es dabei hauptsächlich auf die Umstände des Todes oder des Überlebens an. Gerade dramatische, aber nicht zu übertriebene Tode mit stundenlangem Flashback sind wirklich ansprechend. Vor allem dann, wenn es mir die Tränen in die Augen treibt.

Beim Schreiben denke ich immer schon über den Tod des Protas nach, wenn ich anfange zu schreiben. Oft lasse ich meine Protas überleben, obwohl das ein schlimmeres Ende als der Tod ist. Es fühlt sich immer gut an, die emotionalen Qualen einfach offen stehen zu lassen und nicht einfach durch den Tod zu beenden.

Mithras

#31
Zitat von: Maja am 20. Dezember 2014, 22:07:08Wenn ein Protagonist am Ende des Romans stirbt, nehme ich das dem Autor weniger übel, als wenn es auf Seite 60 passiert - dann weiß ich, ich habe meine Zeit mit der Figur gehabt, und es war eine schöne Zeit, aber das Buch ist am Ende, so oder so, und wenn es dann eine logische Folge ist, dass der Held oder die Heldin stirbt, dann bin ich traurig, aber ich kann damit leben.
Ich sehe es interessanterweise genau umgekehrt: Einen vermeintlichen Protagonisten noch relativ früh in der Geschichte sterben zu lassen zeigt für mich auch, dass der Autor auch nicht vor schmerzhaften Entscheidungen zurückscheut. Wenn man zu Protagonisten eine besondere Beziehung entwickelt hat, kann es manchmal sehr schwer fallen, ihnen etwas Grausames anzutun. Selbst George R. R. Martin, der ja nicht gerade für seinen schonenden Umgang mit seinen Protagonisten bekannt ist, hat damit Probleme, weshalb er die Red Wedding - für mich eine der mutigsten Szenen in der Fantasyliteratur überhaupt - erst zu Papier gebracht hat, als sie sich nicht mehr aufschieben ließ.

Überhaupt sind Heldentode am Ende der Geschichte sehr anfällig für Klischees. Warum sollte man den vermeintlichen Protagonisten nicht auch auf halber Strecke sterben lassen dürfen? Funktioniert natütrlich nur, wenn man weitere Protagonisten in den Startlöchern stehen hat, die die Lücke schließen können, sorgt aber, wenn richtig umgesetzt, für ein wundervolles Schockerlebnis. Das beste Beispiel liefert in meinen Augen erneut Martin, der die vermeintliche Hauptperson seiner Serie schon im ersten Originalroman einen Kopf kürzer macht - für mich war das zugegebenermaßen nicht überraschend, da die Buchrückentexte der alten deutschen Ausgabe gnadenlos gespoilert haben, und doch habe ich mich bis zum Ende an die Hoffnung geklammert, dass es dies nicht stimmen könnte.

Dabei gilt: Je unwürdiger und ungerechter ein Tod, desto schmerzhafter. Wenn es dem Autor gelingt, mich zu berühren - und sei es durch Verbitterung und Frustration -, dann rechne ich es ihm hoch an. Ich bewundere Autoren, die die Konsequenz aufbringen, etwas Liebgewonnenes, Einzigartiges oder Faszinierendes zu zerstören, und das bezieht sich nicht nur auf die Charaktere: Wenn ich mich entscheiden müsste, was für mich Bernhard Hennens Elfenromane trotz meiner Abneigung gegen klassische Fantasywesen außergewähnlich und noch immer lesenswert macht, dann ist es die Unerbittlichkeit, mit der er ganze Welten und Völker auslöscht. Als Leser weiß man, dass es geschen wird, geschehen muss, und so ist für mich Beklemmung das vorherrschende Gefühl, wenn ich lese, wie sich eine Situation immer weiter zuspitzt, weil die Beteiligten zu engstirnig, fanatisch oder machtgierig sind, um die Konsequenzen zu erkennen. Mir fällt es bereits schwer, meine eigens geschaffenen Fantasyvölker verschwinden zu lassen, obwohl es für die Handlung völlig bedeutungslos ist, ob sie bereits ausgelöscht worden sind oder nicht, da sie nie in Erscheinung treten.

Der Tod von Protagonisten im Verlauf der Handlung ist für mich natürlich ein angestrebtes Ziel. Vier von ihnen werden auf jeden Fall das Zeitliche segnen, verteilt über den Verlauf der Handlung. Die Gründe sind so vielfältig wie die Charaktere: Eine Hinrichtung als Bauernopfer, ein Selbstmord aus Schuldgefühlen, ein Tod als "Kollateralschaden" eines Massakers, und ein Freitod, um ein Geheimnis zu wahren. Vor allem letzterer liegt mir sehr am Herzen und ereignet sich in einem der letzten Kapitel, da hier mein Lieblingscharakter die Konsequenzen aus seinem bisherigen Leben zieht und bewusst die Erinnerung an seine erste Tochter mit ins Grab nimmt, damit seine noch lebende Tochter in Sicherheit ist. Als Soundtrack dieser Szene stelle ich mir immer Time von Hans Zimmer vor.

Und völlig in einener Sache: Ich habe vor einiger Zeit (u. a. mit Naudiz) einen Artikel zum Thema Heldentod im Phantast-Magazin verfasst. Da ich bei diesem Thema nur allzu leicht von Hundersten ins Tausendste komme, verweise ich einfach mal auf den Artikel (ab S. 91), der im Speziellen meine Sichtweise wiedergibt! 8)

Siara

Zitat von: Mithras am 14. Februar 2015, 23:56:01
Ich sehe es interessanterweise genau umgekehrt: Einen vermeintlichen Protagonisten noch relativ früh in der Geschichte sterben zu lassen zeigt für mich auch, dass der Autor auch nicht vor schmerzhaften Entscheidungen zurückscheut.
Das kommt für mich ganz darauf an: Ist es ein Tod, der den Plot vorantreibt, der dingend notwenig ist, um die Geschichte auf die nächste Stufe zu heben? Wenn ja, ist es zu verschmerzen. Ich persönlich mag es dennoch nicht, weil ich Bücher vorwiegend aufgrund der Charaktere, nicht aufgrund der Handlung genieße. Wenn da ein Protagonist wegfällt, muss es schon extrem gut gemacht sein. Aber gerade was du sagst, stört mich oft: Jemanden sterben lassen, einfach nur um zu zeigen: "Guck mal, hier ist wirklich niemand sicher!" Das wirkt oft mich oft billig. (Zumal dieser erste "wichtige" Tote in solchen Werken auch hin und wieder der letzte bleibt, was es nur noch gekünstelter wirken lässt).

Zitat von: Mithras am 14. Februar 2015, 23:56:01
Dabei gilt: Je unwürdiger und ungerechter ein Tod, desto schmerzhafter.
Ungerecht: Ja, stimmt. Daraus kann eine sehr schöne Tragik entstehen, die - wenn auch schmerzhaft - wirklich großartig zu lesen ist. Bei unwürdig kann ich dir nicht in allen Fällen zustimmen. Wenn beispielsweise ein Protagonist Kriege und Zweikämpfe, Hunger und Folter durchgestanden hat, dann möchte ich nicht lesen, wie er auf der Straße auf Pferdemist ausrutscht und von einem Karren überfahren wird. Das ist definitiv unwürdig, aber ich finde es vor allem frustrierend. Auch hier gilt aber wieder: Wenn dahinter ein tieferer, geschickt mit dem Plot verstrickter Sinn steckt, ist es für mich verzeihlich.
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.

Mithras

Zitat von: Siara am 15. Februar 2015, 00:13:00Das kommt für mich ganz darauf an: Ist es ein Tod, der den Plot vorantreibt, der dingend notwenig ist, um die Geschichte auf die nächste Stufe zu heben? Wenn ja, ist es zu verschmerzen. Ich persönlich mag es dennoch nicht, weil ich Bücher vorwiegend aufgrund der Charaktere, nicht aufgrund der Handlung genieße. Wenn da ein Protagonist wegfällt, muss es schon extrem gut gemacht sein. Aber gerade was du sagst, stört mich oft: Jemanden sterben lassen, einfach nur um zu zeigen: "Guck mal, hier ist wirklich niemand sicher!" Das wirkt oft mich oft billig. (Zumal dieser erste "wichtige" Tote in solchen Werken auch hin und wieder der letzte bleibt, was es nur noch gekünstelter wirken lässt).
Gekünstelt sollte es natürlich auf keinen Fall wirken, doch ich denke, dass auch hier dasselbe gilt wie für alle Wendungen, die die Handlung nehmen kann: Sie müssen zur Geschichte passen. Nichts, was in irgendeiner Form von nennenswerter Bedeutung für die Geschichte ist, sollte einfach so im Sand verlaufen, und natürlich muss auch der Tod eines Protagonisten irgendetwas bewirken - und gerade so schwerwiegende Wendungen sollten sich in der Regel langfristig auswirken, in welcher Form auch immer.

Zitat von: Siara am 15. Februar 2015, 00:13:00Ungerecht: Ja, stimmt. Daraus kann eine sehr schöne Tragik entstehen, die - wenn auch schmerzhaft - wirklich großartig zu lesen ist. Bei unwürdig kann ich dir nicht in allen Fällen zustimmen. Wenn beispielsweise ein Protagonist Kriege und Zweikämpfe, Hunger und Folter durchgestanden hat, dann möchte ich nicht lesen, wie er auf der Straße auf Pferdemist ausrutscht und von einem Karren überfahren wird. Das ist definitiv unwürdig, aber ich finde es vor allem frustrierend. Auch hier gilt aber wieder: Wenn dahinter ein tieferer, geschickt mit dem Plot verstrickter Sinn steckt, ist es für mich verzeihlich.
Ich unterscheide zwischen unwürdigen und banalen Toden. Dein Beispiel mit dem Pferdemist ist natürlich besonders extrem, denn die Wahrscheinlichkeit, dass genau so etwas passiert, ist denkbar gering - so gering, dass man einen solchen Tod als unglaubwürdig abtun würde. Doch was, wenn der Protagonist von einer verirrten Kugel getroffen wird, sich die Ruhr einfängt, die in einer eingekesselten Stadt grassiert, oder an einer schwärenden Wunde stirbt, die er sich auf dem Schlachtfeld zugezogen hat? - Grausam, unwürdig, ungerecht, aber ganz sicher nicht unglaubwürdig. Wie es so schön heißt: Wer sich in Gefahr begibt, der kommt darin um. Ein "würdiger" Tod - etwa durch die Hand des bösen Obermackers, den er mit letzter Kraft noch niederringen kann - ist ebenso unglaubwürdig wie vorhersehbar. Am Ende einer Geschichte sollte man auf keinen Fall meinen, noch mit aller Gewalt Dramatik erzeugen zu müssen.

LinaFranken

#34
Zu so einem tollen Thema muss ich auch mal etwas Senf loswerden:

Normalerweise bin ich kein sensibler, mitfühlender Mensch, hat aber jemand die große Leistung geschafft, mich dazu zu bringen, mit seinem Chara mitzufühlen, dann rechne ich ihm das schon sehr hoch an. Möchte dann aber auch schon lieber ein glückliches Ende für den Prota, der mich so mitgerissen hat. (Da muss ich an Titanic denken, wo ich aplaudiert habe, als diese Nervensägen endlich ins Wasser gefallen sind  :P) Hat ein Chara mich begeistert, verkrafte ich seinen Tod nur, wenn er sinnvoll ist. (Nicht wie bei Harry Potter! >:()
Derzeit liegt die Fortsetzung eines Romans vor mir, den ich abgöttisch geliebt und Sturzbäche geheult habe, als das Ende nicht gerade glücklich ausfiel. Ich habe die Befürchtung, das ich Lust bekommen werde den Autor mit einer Bratpfanne aufzusuchen, falls er wieder mit meinen ohnehin seltenen Gefühlen spielt.  :wart:
Andererseits muss das Ende schon verhältnissmäßig real sein. Überkitschte Hollywood-HappyEnds sind dann schon wieder zu viel des Guten und ziehen ein Ende rigendwie ins Lächerliche. Aber es ist immer einfach zu meckern, statt es selbst besser zu machen, denn ich weiß oft selbst nicht, ob ich den Todesstoß ausführen will. Meistens hoffe ich, das niemand die Nebencharas ins Herz schliesst, denn die sind wirklich als Kanonenfutter geplant.

zDatze

Ich war ja lange Zeit eine große Gegnerin von Happy-Ends, aber mittlerweile muss ich diese (doch einschränkende) Sichtweise revidieren. Ich mag zwar immer noch keine super-kitschigen Happy-Ends und wie Lina schon geschrieben hat, ist eine gute Portion Realismus bei jedem Ende durchaus zu empfehlen.

Um jetzt nicht zu weit vom Thema abzukommen, hier meine aktuelle Herangehensweise, wenn sich ein trauriges Ende abzeichnet: Meistens stütze ich mich hier auf das Thema Verlust. Mein Held/meine Heldin verliert am Ende etwas, das sie nicht mehr zurückbekommen kann, sei es ein lieb gewonnener Weggefährte oder auch etwas, das sich nur auf psychischer Ebene abspielt. Um ein Beispiel zu nennen: Eine meiner Figuren verabschiedet sich am Ende eines Buches davon, jemals wieder Teil ihrer Familie zu werden.

Mir ist es wichtig geworden, meine Figuren nicht mehr mit allen Mitteln zugrunde zu richten. Sie dürfen durchaus noch leiden, aber ich möchte sie nach zig Seiten des Kämpfens nicht mehr ohne Perspektive in der Traufe stehen lassen. Einen Funken Hoffnung hat sich noch ein jeder Chara bei mir verdient.

Araluen

#36
Wie Datze war ich früher ein Gegner des Happy-Ends. Für mein Fantasy-Epos hatte ich geplant, dass die PRotagonisten ihren Tod freiwillig in Kauf nimmt, um eben die Welt zu retten. Der zweite Protagonist verliert sie und noch einen besten Freund. Immerhin gewinnt er die Krone. Und auch sonst war fröhliches Morden und Leben zerstören geplant. Von diesem Weg bin ich mitlerweile abgekommen. Sollte ich das Projekt noch einmal aufnehmen, würde die Protagonistin wahrscheinlich immer noch sterben, aber insgesamt würde es besser ausgehen. Geschichten funktionieren besser, wenn der Leser mit einem guten Gefühl das Buch zuklappt. Und der Leser hängt nun einmal im Idealfall am Protagonisten. Da wäre es unvorteilhaft, wenn man ihm ausgerechnet diesen wegnimmt. Außer man hat noch einen zweiten potentiellen Sympathieträger in der Hinterhand.
So bin ich mittlerweile Freund des bittersüßen Happy-Ends geworden. Es ist nicht alles gut. Das wäre nach bestandenen Abenteuern und Leid auch irgendwie verwunderlich. Aber der Held gewinnt etwas, auch wenn er dafür bezahlen muss.
Herr der Ringe hatte das immer gut für mich umgesetzt.
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.

Manchmal ist es aber nötig einen Protagonisten zu töten. In der Serie, die ich mit meiner Freundin geschrieben habe, stirbt am Ende die wahrscheinlich größte Sympathieträgerin. Aber es lässt sich nicht ändern. Sonst könnte ihr Ehemann und seines Zeichens Halbdämon, nicht den Höllenthron besteigen, wofür er seine Menschlichkeit aufgeben muss. An dem ganzen hängt noch ein ziemlicher Rattenschwanz an Schicksalen und auch sonst haben wir noch einige zerstörte Leben und Tote zu beklagen. Deshalb haben wir auch zwei Charaktere festgelegt, die wirklich ein gutes Ende bekommen. Die Serie soll schließlich Spaß machen und nicht deprimieren.
Bei einem bittersüßen Ende finde ich es auch wichtiger, dass die Charaktere etwas verlieren oder sich eben etwas verändert hat, mit dem sie klar kommen müssen, als dass sie sterben. Es gibt viel subtilere Arten für ein ungutes Ende, als den Tod. Da kann man letztlich auch mehr heraus holen.
Den Vorschlaghammer, den manche Autoren einsetzen, um ihre Charaktere und auch Welten zu zerstören, mag ich nicht. Grausamkeit um der Grausamkeit willen oder um einfach zu zeigen, dass man es kann und mit seinen Charakteren macht, was man will, wertet eine Geschichte nicht auf in meinen Augen.

Zum unwürdigen Tod. Manchmal kann das ganz erfrischend sein, wenn ein Charakter unvorhergesehen an etwas recht banalem stirbt. Wo war das? Ich glaube Drachenlanze.
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In einer anderen Serie... irgendwas aus den vergessenen Reichen  hatte ich eher das Problem, dass zu viel gestorben und dann wieder belebt wurde. Was war ich froh, als die Priesterin von irgendeinem Viech mit Säure zersetzt wurde und so nichts übrig blieb, um sie wieder zu beleben. Aber das schweift gerade vom Thema ab ;)
Wenn man sich aber eine besonders absurde Todesart ausdenkt nur mit dem Ziel zu zeigen, wie kreativ man doch ist oder um scheinbar gegen den Strom zu schwimmen und seine Einzigartigkeit zu betonen. Dann hat man das Ziel auch verfehlt und tut weder sich noch dem Roman einen Gefallen.

Elona

#37
Ich muss ehrlich gestehen, dass es bei mir darauf ankommt. Bei Happy End Filmen verdrehe ich häufig die Augen und bei anderen passiert es mir tatsächlich, dass ich anfange das Ende zu goggeln, wenn es den Anschein erweckt, dass es mir (wohlgemerkt in dem Moment) nicht gefallen könnte.
Der Held opfert sich für alle, empfinde ich übrigens als genauso kitschig wie ein Happy-End. Was im Übrigen keine Aussage darüber gibt, ob mir der Film (oder das Buch) als Ganzes gefallen hat oder nicht.
Gleiches gilt für Bücher, da fange ich dann an das Ende zu überfliegen. Das Ganze hat einen simplen Grund, ich mag mich einfach nicht ärgern. Stelle ich fest, dass das Ende für mich nicht zufriedenstellend wäre, breche ich das Buch ab oder den Film. Im Gegensatz zu einem Film, würde ich jedoch ein Buch nicht wieder anrühren.

Im Endeffekt wollen wir als Autoren den Leser berühren. Wie wir das anstellen bleibt jedem selbst überlassen. Für mein Empfinden muss aber ein Ende in den Plot als gesamtes passen. Wenn ich das als stimmig empfinde, können auch der Protagonist und/oder ein lieb gewonnener Nebencharakter sterben oder gleich die ganze Welt untergehen. Was mir jedoch auch wichtig ist, ist ein gewisser Realitätsbezug.
Deshalb finde ich, dass der letzte Satz von zDatze es ganz gut einfängt, zumindest für mich:
Zitat von: zDatzeMir ist es wichtig geworden, meine Figuren nicht mehr mit allen Mitteln zugrunde zu richten. Sie dürfen durchaus noch leiden, aber ich möchte sie nach zig Seiten des Kämpfens nicht mehr ohne Perspektive in der Traufe stehen lassen. Einen Funken Hoffnung hat sich noch ein jeder Chara bei mir verdient.
Was du, Araluen, im Prinzip mit deinem
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.
Beispiel angeführt hast. Wobei ich es nicht als bittersüßes Ende, sondern einfach als realistisch/glaubwürdig bezeichnen würde.

FeeamPC

Auch im realen Leben ist ein guter Tod wichtig. Lady Diana wäre nicht so heißgeliebt und unvergessen, wenn sie nicht so schön jung und dramatisch ums Leben gekommen wäre.

Araluen

Ja, Aurora, der Opfertod für das Wohl der Welt ist verdammt kitschig. Da ist was dran ;) Wenn man da an Aslan aus den Chroniken von Narnia denkt... einer von vielen kleien Gründen, warum ich die Bücher nicht mag.
Es muss im Endergebnis halt passen. In der Mistborn-Saga von Sanderson stirbt die Protagonistin im Grunde ja auch. Aber es ist ein gutes Ende, wenn auch der kitschige Opfertod fürs Wohl der Welt ;) Aber bis dahin hat man sich noch an ausreichend Ersatzsympathieträger gewöhnt und kann sich einfach mit ihnen freuen, dass ihre Welt nicht untergeht, acuh wenn sie nue geformt wird. Wie immer gilt es wohl das Maß zu halten.

Ohja, an Lady Di wird man sich noch lange erinnern, zumindest an ihre Schönheit und ihren Tod.

Churke

Diese Selbstopferei hat einen evangelikalen Hintergrund.  ::) Der sich opfernde Held macht den Jesus. Der ist ja bekanntermaßen auch für uns am Kreuz gestorben. Damit das Ending Happy ist, lässt der Autor den Helden auch schon mal wieder auferstehen. Wenn man das mal so betrachtet, ergeben diese billigen deus-ex-machina-Tricks sogar auf einmal richtig Sinn.  :-X

Elona

#41
Mal davon abgesehen, dass ich es als ein wenig befremdlich empfinde, einen Verlust durch Tod im realen Leben als gut zu bezeichnen. Einprägsam, ok. Tragisch, ja. Aber gut? Die Schwester einer Freundin ist mit Ende zwanzig tödlich verunglückt, daran ist nichts gut. Auch nicht an der Art des Todes. Das war einfach nur tragisch.

Für mich besteht da einfach ein Unterschied. In einem Buch arbeitest du als Autor etwas aus bzw. auf etwas hin. Du planst es. In der Realität geschieht es zunächst einmal. Ob da eventuell eine höhere Macht dahinter steht, sei mal dahingestellt und das ist ohnehin eine Frage, die jeder für sich beantworten muss.

Um aber auf den (in meinen Augen unangebrachten) Vergleich zurückzukommen:
Die Geschichte geht trotz Lady Dianas Tod weiter. Wenn du also ein Buch schreibst, dein Prota in der Mitte durch (wohlgemerkt einen Unfall- wobei das auch mal dahingestellt sei) verstirbt, dann hast du die Realität von mir aus eingefangen. Das gleiche was Araluen als Beispiel eingebracht hat mit den Herzinfarkt des Zwerges (wobei da wiederum der Zeitpunkt fragwürdig ist). In einem Buch wird jedoch häufig daraufhin gearbeitet, dass der Prota am Ende verstirbt. Die größere Kunst ist es in meinen Augen zu schaffen, diesen Fünkchen Hoffnung, dass zDatze beschrieb einzufangen. Und dabei landen wir dann näher an der Realität. 

Ich persönlich kann dem Tod eines Protas um des Todes Willen einfach nichts abgewinnen. Das ist Effekthascherei und ich empfinde es schlicht und ergreifend als Langweilig. Einer der Gründe, warum ich auch Game of Thrones nicht mag.

Die Chroniken von Narnia habe ich nicht gelesen, jedoch finde ich die Filme unterhaltsam. Wie gesagt, hat es nichts damit zu tun, wenn ich etwas kitschig finde, ob ich etwas mag oder nicht.
Sorry but you are not allowed to view spoiler contents.

Aber ich finde es im Kontext gesehen in Ordnung. Wie gesagt, der Kontext der Geschichte ist für mich ausschlaggebend.

Nebenbei bemerkt war Lady Di zu Lebzeiten sowohl berühmt als auch geliebt. Wenn dem nicht so gewesen wäre, hätte ihr Tod die Menschen nicht so erschüttert, wie es der Fall gewesen ist.

Araluen

Zitat von: Churke am 14. Dezember 2015, 19:20:04
Diese Selbstopferei hat einen evangelikalen Hintergrund.  ::) Der sich opfernde Held macht den Jesus. Der ist ja bekanntermaßen auch für uns am Kreuz gestorben. Damit das Ending Happy ist, lässt der Autor den Helden auch schon mal wieder auferstehen. Wenn man das mal so betrachtet, ergeben diese billigen deus-ex-machina-Tricks sogar auf einmal richtig Sinn.  :-X

Ich habe mir extra auf die Finger gehauen, um nicht Jesus-Löwe zu schreiben ;)

Genau, Aurora. Protas umbringen, weil man es kann, tut der Geschichte letztlich nicht gut.

Die Narniabücher sind... Geschmackssache. Ich habe mich nur durch die ersten drei Bände gearbeitet. Danach habe ich die Lust verloren. Die Filme sind da um einiges besser, aber auch da ist Aslan, wie du schon sagst einfach kitschig  :rofl: Aber wir schweifen ab.

Trippelschritt

Ich mag keine Bücher mit traurigem Ende, also schreibe ich auch keine in der Art. Ein klares Happy End muss es aber auch nicht sein. Es kann ruhig etwas offen oder der Triumph gebrochen sein. Sonst ist es mir zu marzipanig süß.

Liebe Grüße
trippelschritt

canis lupus niger

#44
Zitat von: Araluen am 13. Dezember 2015, 08:43:47
In einer anderen Serie... irgendwas aus den vergessenen Reichen  hatte ich eher das Problem, dass zu viel gestorben und dann wieder belebt wurde. Was war ich froh, als die Priesterin von irgendeinem Viech mit Säure zersetzt wurde und so nichts übrig blieb, um sie wieder zu beleben.
Ach, da hab ich zuerst spontan gedacht: "Wieso kennt sie schon die Fortsetzung von GOT?"
Eine Entwicklung, die ich mir inzwischen für R´hlor (vermutlich falsch geschrieben), Melisandre und ihre unsäglich vielen Wiederbelebten wünschen würde ...   :rofl:

Zitat von: Araluen am 13. Dezember 2015, 08:43:47
Aber das schweift gerade vom Thema ab ;)
Stimmt! Hat aber Spaß gemacht.

In meinem aktuellen, bzw. kürzlich abgeschlossenen Projekt habe ich jemanden sterben lassen, der zwar kein Protagonist oder Perspektivträger ist, aber einen Sympathieträger. Und er stirbt im Prinzip sinnlos, bzw. sinnbildlich für all das, was sich die Bewohner seines Heimatlandes im Verlauf der Geschichte erhofft und mit ihren Bemühungen angestrebt haben. Na gut, durch seinen Tod wird etwas ausgelöst, das die katastrophale Entwicklung doch noch abmildert, aber irgendwie ist es trotzdem unwürdig, sinnlos und traurig. Ich bin damit ganz zufrieden.  :snicker: Es nimmt der Geschichte den kitschig-märchenhaften am-Ende-wird-alles-gut-Anstrich.