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Plot VS Charakter

Begonnen von Roca Teithmore, 10. Oktober 2014, 12:01:42

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Roca Teithmore

Ein interessantes Thema das gerade aufkam falls es das schon gibt (ich habe es leider über die Suche nicht gefunden -my bad, falls es es gibt, kann man es gerne verschieben)

Ein frage die ich mal in der Raum werfe.

Macht es euch mehr Spaß oder findet ihr es wichtiger:

A: Über einen Interessanten Charakter zu schreiben, der eher banale Dinge tut (Slice of Life als Beispiel)

B: Ein interessanter tiefgreifender Plot, bei denen die Charaktere nicht so wichtig sind.

Es hat ja beides seinen Reiz - am besten kombiniert man das vermutlich. Aber was glaubt ihr, ist an sich spannender für einen Leser :)
Wenn ihr euch wirklich auf eines von beiden konzentriert? Ich mutmaße mal, dass immer eines von beiden überwiegt.

Ich persönlich bin eher der Charakter Driven Schreiber und Leser. Da ich bei vielen Plots eher das Gefühl habe, das ich es schon mal
gelesen habe und ich das in der Regel nur in Kurzgeschichten o.ä, finde oder bei Kritischen Sachen.

Aber im Grunde ist dann auch eher die Welt das was ich interessant finde, in der ein Plot spielt. Die Storyworld wenn sie kreativ und
gut ist, ist für mich auch eher ein Argument zu etwas zu greifen/etwas zu schreiben.

Was sind eure Erfahrungen hierzu?

Dämmerungshexe

Ich bin wohl auch auf der Charakter-Seite. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass mein Hauptprojekt bisher sehr charakter-lastig war und mit dem Prota steht und fällt. Wahrscheinlich müsste ich mal schauen wie ich das bei anderen Projekten angehe und ob sich meine Sichtweise dann verändert.

Ich denke auch, das Charaktere und Plot sehr stark miteinander verzahnt sein sollten. Also jede Wendung sollte irgendwie durch den Charakter und seine Entscheidungen begründet sein.
Ganz banale Dinge - ich weiß nicht ob ich das schreiben würde/wollte - davon ist mein Leben eh schon erfüllt ^^ Also setzte ich meine Protas lieber ein wenig Drama aus und schaue, wie sie darauf reagieren.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques

Lazlo

Man sollte sich auf jeden Fall auf eins von beiden konzentrieren. Ich persönlich finde dabei auch die Entwicklung meines Protas am interessantesten.

Bei der Charaktergeschichte geht es um die Entwicklung Deines Protas, was stellt er da und welche Rolle spielt er in seiner Umgebung. Es geht nicht darum, was deine Figur ist, sondern was sie im Laufe der Geschichte wird.
In der Ideengeschichte geht es darum, wie der Prota Informationen entdeckt. Am Anfang wird er in das Rätsel einbezogen, das er dann am Ende auflöst.
Dann gibt es noch die Ereignisgeschichte, in der gleich am Anfang etwas passiert, was die Welt bedroht. Am Ende wird die alte Ordnung wieder hergestellt oder die Welt versinkt im Chaos.

Hierzu gibt es einen super Link, der die einzelnen Arten von Geschichten erklärt.

http://www.autorenforum.de/datenbanken/39-schreibkurs/189-fantasy-mchkeiten-und-handwerk-teil-1

Lucien

Mein Hauptinteresse gilt in der Regel auch den Charakteren.

Ich schließe mich aber Dämmerungshexe an. Figur und Plot sollten sinnvoll miteinander verknüpft sein. Sobald ich das Gefühl habe, dass ich eine Figur problemlos durch eine andere ersetzen könnte, ohne dass es den geringsten Einfluss auf die Handlung hätte, finde ich, dass etwas gründlich daneben geht.

Wenn ich vor einer Kaufentscheidung stehe, kenne ich ja häufig die Figuren noch nicht und überlege, ob mir der Plot interessant erscheint oder nicht. Erst danach lerne ich die Charaktere kennen. Ich entscheide mich also als Leserin erst für die Handlung, dann für die Figur.
Beim Schreiben ist es jedoch umgekehrt. Bei mir steht immer zuerst ein Charakter im Raum oder er kommt gleichzeitig mit der Plotidee. Entsprechend webe ich die Geschichte rund um die Figur. Dabei ist mir auch wichtig, Einblicke in den Alltag der Charaktere zu gewähren. Überhand sollte es jedoch nicht nehmen.

@ Lazlo: Danke für den Link.  :jau:

Tigermöhre

Ich glaube, ich schreibe eher plotdriven.

Meistens kommt mir zuerst eine Idee zum Plot oder sogar einfach nur zum Setting. Dann stellen sich nach und nach Charaktere vor, die mitmachen wollen.
Wobei dann Charaktere und Handlung so zusammengehören, dass ich auch niemanden wirklich austauschen kann. So wie Dämmerungshexe schreibt. Es ist alles miteinander verzahnt.

Ich glaube auch, dass kommt sehr aufs Genre an. Ich lese und schreibe bevorzugt High-Fantasy. Da ist gar kein Platz für banale Erlebnisse.

Churke

Die Frage ist doch, welche Geschichte man erzählen will.
Ob "Julius Cäsar" oder "Das Ende der römischen Republik". Die Figuren sind in beiden Fällen die selben, aber sie spielen unterschiedliche Rollen und als Autor muss man unterschiedliche Akzente setzen.

Siara

Für mich zählen die Charaktere mehr. Eindeutig.

Eine interessante Geschichte ist ja schön und gut und kann auch schon mal zum Kauf verlocken. Allerdings brauche ich als Leser etwas, das mich an diese Geschichte bindet, das mich dazu treibt, ihren Verlauf verfolgen zu wollen. Und dieses etwas ist in der Regel das Schicksal der Charaktere.

Was das "Banale" angeht: Ich glaube tatsächlich, dass es keine große, umfangreiche Geschichte braucht, um einen interessanten Roman zu schreiben. Aber es braucht Konflikte. Im Grunde kommt es immer auf die Erzählweise an, die auch alltägliche oder tausendfach behandelte Schwierigkeiten lesenswert machen kann. Beim Schreiben lege ich mehr Wert auf die Handlung als beim Lesen, obwohl bei meinen eigenen Projekten der Fokus ebenfalls auf den Charakteren liegt.

@Churke: Es ging - wenn ich es richtig verstanden habe - auch darum, welche Akzentsetzung auf mehr Interesse stößt. Denn irgendwie gehören ja alle Einzelschicksale in einen größeren Zusammenhang, genau wie große Ereignisse immer Auswirkungen auf einzelne Personen haben.
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.

Klecks

Letztens habe ich schon irgendwo geschrieben, dass die Figuren es sind, die den Plot zu ihrem Plot, zu ihrer Geschichte machen. Deshalb kann ich mich da nicht positionieren, weil es für mich selbstverständlich und etwas ganz Automatisches ist, dass die Figur den Plot ergibt, nicht der Plot die Figuren. Wäre eine andere Figur in einem Projekt, wäre auch der Plot ein anderer, weil jede Figur anders reagiert, denkt, fühlt. Ein eher schüchterner Prota würde die Liebe seines Lebens kampflos aufgeben, was ein Unhappy End wäre. Eine eher selbstbewusste Person würde um seine Liebe kämpfen und eine zweite Chance bekommen, was ein Happy End wäre. Man sieht also: Sobald ich die Figur verändere, verändert sich der Plot mit ihr. Für mich besteht da ein untrennbarer Zusammenhang, dessen treibende Kraft die Figur und ihre individuellen Eigenschaften ist.

Zitat von: Lazlo am 10. Oktober 2014, 13:18:46
Man sollte sich auf jeden Fall auf eins von beiden konzentrieren.

Das finde ich überhaupt nicht. Ich kann sowohl meinen Figuren, als auch meinem Plot besondere Aufmerksamkeit schenken, und das tue ich auch, beim Plot genauso wie bei den Figuren. Wenn ich mich nur auf eines der beiden konzentrieren würde, hätte ich entweder flache und leblose Figuren oder einen nichtssagenden, uninteressanten Plot. Ich möchte jedoch über echt wirkende, lebendig wirkende Menschen schreiben und ihre packenden, interessanten Geschichten erzählen.

Notrya

Zitat von: Klecks am 10. Oktober 2014, 16:28:58
Deshalb kann ich mich da nicht positionieren, weil es für mich selbstverständlich und etwas ganz Automatisches ist, dass die Figur den Plot ergibt, nicht der Plot die Figuren.

Bei mir funktioniert das selten so. Ein einziges Mal bisher, um genau zu sein. Da hatte ich meine Charaktere und habe sie einfach machen lassen, um zu schauen, was dabei herumkommt. Dabei hat das überraschend gut funktioniert.

Aber normalerweise habe ich zuerst den Plot, oder zumindest eine Ahnung davon, worum es geht, was in dem Roman passieren und wie er ausgehen soll und welche Art von Figuren dort mitmischen muss, damit das Konzept aufgeht. Wie ich dann die einzelnen Rollen ganz konkret besetze, überlege ich mir fast zuletzt ... Natürlich beeinflussen die Figuren den Plot wiederum, der ja auch noch gar nicht im Detail geplant ist, und so einiges kommt anders, als ich mir das gedacht hatte, aber der Grundplot muss bestehen bleiben und daher muss ich die Figuren dazu zwingen, ihn so voranzutreiben, dass es zum geplanten Ende kommt. Natürlich entwickeln sich dabei auch die Figuren, und in dem Punkt stimme ich Klecks absolut zu:

Zitat von: Klecks am 10. Oktober 2014, 16:28:58
Wenn ich mich nur auf eines der beiden konzentrieren würde, hätte ich entweder flache und leblose Figuren oder einen nichtssagenden, uninteressanten Plot.

Nur, dass ich mit dem Plot starte. Fast immer. Mich hat noch nie eine Figur angesprungen und gesagt "Erzähl was über mich!", ohne dass es einen Plot gab. ;D

Lazlo

Klecks: Wenn Du meinen Satz so aus dem Kontext rausreißt, dann bin ich auch Deiner Meinung...

"Man sollte sich auf jeden Fall auf eins von beiden konzentrieren"

Ich meinte, dass man sich für eine Geschichte, indem Fall Erlebnis-oder Charaktergeschichte entscheiden muss. Es bedarf ja keiner Diskussion, dass die Figur nicht flach und eindimensional sein sollte, auch wenn man sich für eine Erlebnisgeschichte entscheidet!!!

Klecks

@Notrya: Gerade die Tatsache, dass das bei jedem Autor etwas anders ist, finde ich total faszinierend und auch schön und wichtig.  :vibes:  Ich sagte ja auch für mich - nicht für alle, nicht für andere und erst recht bin ich nicht der Meinung, dass das bei allen Autoren zu sein muss.  ;D  Ich finde es spannend, wenn der Plot zuerst da ist. Wobei ich auch nicht behaupten will, dass ich nicht des Öfteren eine Plot-Idee habe und die Figuren danach kommen. Was ich sagen wollte und anders weil besser hätte ausdrücken sollen, ist, dass meine Figuren - egal, zu welchem Zeitpunkt - den Plot maßgeblich bestimmen, ermöglichen und beeinflussen. Ich passe den Plot den Figuren an, wenn etwas nicht passt. Aber wie gesagt, das macht jeder anders, und aus beiden Möglichkeiten entstehen sicherlich tolle Bücher. Das mit dem Anspringen finde ich lustig, dass du es sagst, denn genauso geht es mir meistens. Da kommt jemand, winkt gut gelaunt und sagt: "So, hier bin ich! Wer ich bin? Und was ich mache? Finde es heraus!" Was dann schon mal Jahre dauern kann.  :omn:

@Lazlo: Es war nicht meine Absicht, etwas aus dem Kontext zu reißen. Warum sollte ich das auch tun? Auf meiner Seite ist alles okay.  :winke:  Ich bin kein Fan davon, irgendwelche Entscheidungen zu treffen, die irgendjemand mir zu treffen anordnet, weil es die und die Einordnung gibt. Zumindest dann bin ich kein Fan davon, wenn es mir nicht hilft, und dieses Beispiel engt mich ein, während ein Genre zum Beispiel ein weit dehnbarer Überbegriff für etwas ist. Ich muss mich nicht zwischen Erlebnis- und Charaktergeschichte entscheiden. Ich will beides im selben Buch haben, und das hinzubekommen, ist die große Forderung, die ich an mich stelle. Aber nochmal: Das geht mir so, das muss nicht jedem so gehen, und ich urteile nicht darüber, dass eine Vorgehensweise besser oder schlechter oder effektiver ist als die andere. Und ich wollte dir auch nicht unterstellen, dass bei dir durch die andere Vorgehensweise flache Figuren/uninteressante Geschichten entstehen. Ich habe nur beschrieben, was bei mir passieren würde, wenn ich diese Vorgehensweise hätte.

Lavendel

Ich fand immer, dieses Thema ist eins der schwierigsten, wenn es um den Aufbau einer Geschichte geht. So oft hört man "plot driven" oder "character driven" oder wie auch immer man es nennt. Ich habe am Anfang immer gesagt, ja, klar, für mich ganz klar Charakter. Andererseits haben meine Bücher auch einen Plot.

In guten Büchern (zumindest in solchen, die ich gut finde), gehören Charakter und Plot zusammen. Der Protagonist will etwas, dass er nicht haben kann, oder muss etwas tun, dass er eigentlich nicht tun will - und das ist der Anstoß für den Plot. Der Charakt er muss einen inneren Konflikt überwinden. Er hat eine oder mehrere schlechte Eigenschaften, in seinem Leben stimmt etwas nicht, und er muss genau diese Unzulänglichkeiten überwinden, um auch den äußeren Konflikt, also den Plot, lösen zu können.

Ich meine, man kann sicherlich unterschiedlich gewichten, und es gibt auch Bücher, die wenig Wert auf Charakterentwicklung legen - genauso wie es Bücher gibt, die eher wenig Wert auf einen spannenden Plot legen. Ich mag beides nicht. Wie gesagt, ich finde, ein gutes Buch kriegt man nur hin, wenn man es schafft, Charakter und Plot untrennbar miteinander zu verflechten.

Churke

Plot und Figuren sollen zusammenpassen. Aber wenn sie es nicht tun, wenn es eines der üblichen Probleme gibt und man merkt, dass es so nicht funktioniert wie gedacht - an welcher Schraube dreht man dann?
Ändert man den Plot oder ändert man die Figur?

Das ist die Gretchenfrage. Ich für meinen Teil caste lieber einen an deren Hauptdarsteller als das Drehbuch über den Haufen zu werfen.

Siara

@Churke: Auch eine gute Frage. Wobei ich das für mich nicht pauschal sagen könnte. Es kommt ganz darauf an, was mich an dieses Projekt fesselt. Selbst wenn die Ursprungsidee im Plot wurzelte, kann es sein, dass die Charaktere in Wahrheit das Herz des Projektes sind. Dann würde ich auch in Betracht ziehen umzuplotten. Alte Ideen, die dadurch unter den Tisch fallen, kann man schließlich immer noch mal wieder neu verwerten. Wenn die Geschichte allerdings gut zu funktionieren scheint und die Charaktere einfach nicht mitspielen wollen, also nur im Weg sind, würde ich sie auch neu besetzen.

Meistens ist bei mir allerdings erst ein grobes Stück Plot da, dann erscheinen die Charaktere. Diese wiederum beeinflussen den weiteren Plot, der dann die Charaktere über ihre Grenzen treibt. So sind beide eng verflochten und passen in der Regel auch zusammen.
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.

Lavendel

Zitat von: Churke am 12. Oktober 2014, 13:08:01
Plot und Figuren sollen zusammenpassen. Aber wenn sie es nicht tun, wenn es eines der üblichen Probleme gibt und man merkt, dass es so nicht funktioniert wie gedacht - an welcher Schraube dreht man dann?
Ändert man den Plot oder ändert man die Figur?

Das ist die Gretchenfrage. Ich für meinen Teil caste lieber einen an deren Hauptdarsteller als das Drehbuch über den Haufen zu werfen.

Ja, das stimmt wohl. Ich mache es eher andersrum - aber meistens, wenn ich merke, dass ein Plot sowieso nicht so gut funktioniert oder dass ich auch mit einem anderen Protagonisten keinen Spaß dran hätten.