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Frage zu einem Redebegleitsatz

Begonnen von Carolina, 22. September 2014, 12:09:24

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Carolina

Hallo ihr Lieben,

ich habe eine ganz banale Frage. Und zwar begegnen mir bei den Büchern ein und der selben Korrektorin (verschiedene Autoren) immer mal wieder Sätze folgender Struktur (Inhalt verändert, klingt sinnfrei, aber will den Autor ja nicht verunglimpfen, man kann Sätze ja googeln):

»Nein! Das glaube ich nicht ...«, schnell drehte sie sich um, als sie ihn bemerkte, und schob ihn aus der Tür.
--> Ich bin der Meinung, dass das Komma nach der wörtlichen Rede so nicht passt.

Richtig wäre meiner Ansicht nach:
»Nein! Das glaube ich nicht ...« Schnell drehte sie sich um, als sie ihn bemerkte, und schob ihn aus der Tür.

Oder eine andere Konstruktion dieser Art:
»Nein! Das glaub ich nicht ...«, sagte sie, als sie ihn bemerkte, sich schnell umdrehte und ihn aus der Tür schob. (Nicht besonders hübsch, aber geht mir ums Prinzip.)

Was sagt ihr dazu?

Zum Thema Redebegleitsätze suche ich übrigens noch Information, da ich manchmal sperrig formuliere.  :)

Nuya

Ich bin deiner Meinung. Ich kann es jetzt adhoc nicht mit einer Regel begründen, aber mir kommt das Komma an der Stelle auch falsch vor. Hätte sich ein »sagte« oder ähnlich angeschlossen, wäre es meiner Meinung nach richtig/okay.

:winke:

Avery

#2
Also, ich bin kein Zeichenprofi, habe aber mal gelernt, dass man sowas machen kann, wenn die wörtliche Rede durch eine Aktion unterbrochen wird. Beispielsweise so:

"Ich weiß nicht", sie zwirbelte eine Haarlocke um ihren Finger, "denkst du wirklich, dass das gut wäre?"

Auf die Art, die du erwähnst, kenne ich es allerdings auch nicht und mir gefiele es spontan auch ohne das Komma besser  :hmmm: (Im Zweifelsfalle würde ich hier übrigens die Regeln im Duden zu Rate ziehen. Unter Regel 9.2 ist ein ähnlicher Fall aufgezeigt, den ich optisch unschön finde, der aber wohl korrekt zu sein scheint.)

Churke

Zitat von: Avery am 22. September 2014, 12:21:03
Unter Regel 9.2 ist ein ähnlicher Fall aufgezeigt, den ich optisch unschön finde, der aber wohl korrekt zu sein scheint.)

Nein, das sind jedes Mal ein kompletter Begleitsatz.

Im Eingangs aufgeführten Beispiel hat die wörtliche Rede keinen Begleitsatz, das ist das Problem. Man könnte es vielleicht als Aneinanderreihung von Hauptsätzen verstehen. Ob das geht...? Zumindest ist es in diesem Fall ungeschickt formuliert.




Avery

Zitat von: Churke am 22. September 2014, 12:38:15
Nein, das sind jedes Mal ein kompletter Begleitsatz.

Im Eingangs aufgeführten Beispiel hat die wörtliche Rede keinen Begleitsatz, das ist das Problem. Man könnte es vielleicht als Aneinanderreihung von Hauptsätzen verstehen. Ob das geht...? Zumindest ist es in diesem Fall ungeschickt formuliert.

:versteck: Ich muss gestehen, dass ichs in der Eile eben völlig übersehen habe, aber noch kurz hinzufügen wollte. Nächstes Mal dann lieber keine Antwort mehr, wenn man dringend den Bus kriegen will  :-[ 
Ansonsten kenn ich es wie beschrieben nur aus dem Einschub in meinem letzten Posting und kann entsprechend nicht weiterhelfen. Pardon.

Sprotte

Ich habe gelernt (von meiner Lektorin, die mich freundlich wockte), daß nur echte Inquitformeln (sagte, meinte, fragte etc.) so mit Komma angehängt bzw. mit Doppelpunkt vor den Satz gestellt werden dürfen.

Er sagte: "Die Sonne scheint."
"Die Sonne scheint", sagte er.

Aber:
Er lächelte. "Es regnet."
"Es regnet." Er lächelte.

Die eingeschobenen Tätigkeitsbeschreibungen stehen ja nicht als Ersatz einer Inquitformel, dürfen also so eingekommatat werden.


Carolina

Ich danke euch!   :jau:

Zitat von: Lazlo am 22. September 2014, 14:27:29
Diesen Link finde ich sehr hilfreich zu dem Thema:

http://ylvaverlagblog.wordpress.com/2013/05/26/acht-tipps-zur-verwendung-von-sprecherverben/
Lazlo, ich finde deinen Link super! Hab ich gleich noch einer krimischreibenden Kollegin weitergeleitet. ;-)


Zitat von: Sprotte am 22. September 2014, 13:53:15
Ich habe gelernt (von meiner Lektorin, die mich freundlich wockte), daß nur echte Inquitformeln (sagte, meinte, fragte etc.) so mit Komma angehängt bzw. mit Doppelpunkt vor den Satz gestellt werden dürfen.

Er sagte: "Die Sonne scheint."
"Die Sonne scheint", sagte er.

Aber:
Er lächelte. "Es regnet."
"Es regnet." Er lächelte.

Die eingeschobenen Tätigkeitsbeschreibungen stehen ja nicht als Ersatz einer Inquitformel, dürfen also so eingekommatat werden.
Ich bin bisher auch davon ausgegangen, dass Sprotte richtig liegt. Allerdings hatte ich keine Erklärung.

Zitat von: Avery am 22. September 2014, 12:21:03
Also, ich bin kein Zeichenprofi, habe aber mal gelernt, dass man sowas machen kann, wenn die wörtliche Rede durch eine Aktion unterbrochen wird. Beispielsweise so:

"Ich weiß nicht", sie zwirbelte eine Haarlocke um ihren Finger, "denkst du wirklich, dass das gut wäre?"
Averys Beispiel ist für mein Sprachgefühl hingegen merkwürdig, es klingt unrund. Ich würde es mit einem ganzen Satz in der Mitte lösen:
"Ich weiß nicht ..." Sie zwirbelte eine Haarlocke um ihren Finger. "Denkst du wirklich, dass das gut wäre?"

Ayeelah

Zitat von: Carolina am 22. September 2014, 18:48:16
Averys Beispiel ist für mein Sprachgefühl hingegen merkwürdig, es klingt unrund. Ich würde es mit einem ganzen Satz in der Mitte lösen:
"Ich weiß nicht ..." Sie zwirbelte eine Haarlocke um ihren Finger. "Denkst du wirklich, dass das gut wäre?"
So wie du würde ich das auch lösen.

Ich habe für mich mal gemerkt:
Wenn der Sprecher eine Aktion hat, die seine Rede näher beschreibt, dann kommt das Komma.
"Ja", sagte/schrie/flüsterte/winselte/... er.

"Ja", sagte/schrie/flüsterte/winselte/... er, "so machen wir das."
"Ja", sagte/schrie/flüsterte/winselte/... er. "Mach das."
Inwiefern der zweite Teil der Rede per Punkt oder Komma ist, mache ich davon abhängig, wie stark es nach meinem Empfinden zum ersten Teil gehört. Bzw. ich stelle mir einfach die Rede ohne Aktionseinschub vor:
"Ja, so machen wir das."
"Ja. Mach das."


Wenn die Aktion des Sprechers unabhängig von der Rede ist, dann wird Rede und Aktion per Punkt getrennt.
"Ja." Er tanzte und klatschte wie verrückt. "Mach das."


Oder als eine Art Hybrid:
"Ja", sagte er und tanzte und klatschte wie verrückt. "Mach das."
Oder:
"Ja, genau so", sagte er und tanzte und klatschte wie verrückt, "werden wir das machen."


Was ich schon gesehen habe, und nach meinem Empfinden eine Grauzone ist, wäre:
"Ja," lächelte/grinste/... er.
Ich für mich begründe die Grauzone damit, dass die Mimik "sprechend" die Rede unterstützt.
Ich persönlich mag es nicht sonderlich und bemühe mich, das zu vermeiden. Mir ist lieber, jemand sagt etwas, als dass er etwas grinst. Ich frag mich hierbei immer zwangsläufig: Wie grinst jemand ein Wort?  ???



Nur meine zwei Cents  ;)

Carolina

Zitat von: Ayeelah am 03. Oktober 2014, 00:31:54
Was ich schon gesehen habe, und nach meinem Empfinden eine Grauzone ist, wäre:
"Ja," lächelte/grinste/... er.
Ich für mich begründe die Grauzone damit, dass die Mimik "sprechend" die Rede unterstützt.
Ich persönlich mag es nicht sonderlich und bemühe mich, das zu vermeiden. Mir ist lieber, jemand sagt etwas, als dass er etwas grinst. Ich frag mich hierbei immer zwangsläufig: Wie grinst jemand ein Wort?  ???

Natürlich kann man ein Wort nicht grinsen, aber der Leser versteht schon, dass man meint: "sagte er mit einem Grinsen". Ob das guter Stil ist, weiß ich nicht. Ich lese im Moment viel zu Dialogen, weil ich mir nicht ganz sicher bin, ob ich es wirklich richtig mache. Deshalb habe ich jetzt für einen Textabschnitt gleich zwei Lektorinnen angefragt, um es abklopfen zu lassen, bevor ich das ganze Buch dreimal überarbeite und es immer noch holzig klingt.

Wave

#10
Zitat von: Ayeelah am 03. Oktober 2014, 00:31:54
Ich für mich begründe die Grauzone damit, dass die Mimik "sprechend" die Rede unterstützt.
Ich persönlich mag es nicht sonderlich und bemühe mich, das zu vermeiden. Mir ist lieber, jemand sagt etwas, als dass er etwas grinst. Ich frag mich hierbei immer zwangsläufig: Wie grinst jemand ein Wort?  ???

Man könnte das noch einen Schritt weiterführen.

Wie Aye schon schrieb, kann  z. B. "grinsen", wenn auch im Grauzonenbereich, noch so gerade als Redebegleitsatz aufgrund der "sprechenden Mimik" durchgehen.

Und "Guten Morgen", schälte er ;D macht irgendwie so überhaupt keinen Sinn (obwohl alles Sinn machen kann, je nach Kontext).

Aber wie sieht es aus mit z. B.:

fordern, wiederholen, sich aufregen u. v. m.?

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"Das sagt mir nichts", sagte Robert.
"Was hast Du gesagt?", fragte Frank.
"Das sagt mir nichts", wiederholte Robert.
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"Das kann ich doch nicht wissen!", regte Heike sich auf.
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"Her mit dem Geld!", forderte Tobias.
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Für mich sind oben erwähnte Beispiele u. ä., solange sie noch einen erkennbaren Sinnzusammenhang zum eigentlichen Reden haben, durchaus vertretbar. Ich finde, es funktioniert. Vielleicht, weil man eine "Rede" nicht nur als Gesprochenes, sondern als eine Einheit aus Wort, Information, Ausdrucksweise betrachtet kann?

Etwas anderes ist tatsächlich das Beispiel: "Hurrah!", tanzte (u. a.) er (es sei denn, er TANZT dieses Wort tatsächlich ;D oder es ist aus dem Kontext heraus erkennbar, dass das – warum auch immer – gerade Sinn macht).

Liebe Grüße

Wave

EDIT: Tippfehler ausgemerzt

Dämmerungshexe

Eher so als Anmerkung am Rande: habe neulich den "Herr der Ringe" mal wieder aufgeschlagen (englische Ausgabe) und gleich mal das hier gefunden:

'You are an interfering old busybody,' laughed Bilbo ...

Also selbst in Weltliteratur kann es mal vorkommen, dass ein Satz "gelacht" wird. (Nachdem mir das ins Auge gefallen ist, hab ich mal etwas weiter gesucht - das meiste wird tatsächlich "gesagt", aber auch einiges "geantwortet" oder "gestammelt" usw.)

Ich denke es ist auch eine Stilfrage. Bei mir selber brummen, stammeln, kreischen und wundern sich die Charaktere des Öfteren mal.
Ich kann mich jetzt nich aktiv an einen Text erinnern, in dem (wie in Lazlos Link beschrieben/empfohlen) nur "sagen" und "fragen" vorkommt. Aber ich denke so ein Text würde mich stören. Wenn wir schon all diese schönen Be- und Umschreibungen für die Art und Weise, wie etwas "gesagt" wird haben, warum nicht benutzen?
Solange es sinnvoll, nicht übertrieben und korrekt eingesetzt wird, sehe ich kein Problem damit.
,,So basically the rule for writing a fantasy novel is: if it would look totally sweet airbrushed on the side of a van, it'll make a good fantasy novel." Questionable Content - J. Jacques