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Was macht ihr mit euren fertigen (abgelehnten) Romanen?

Begonnen von Franziska, 16. August 2014, 01:30:36

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Franziska

Was man hier immer so mitbekommt, haben viele bereits einige Romane in der Schublade liegen. Manche schreiben jedes Jahr den Nano, oder seit sie zwölf sind einen Roman im Jahr. Einige hier haben inzwischen auch schon eine beachtliche Anzahl an Veröffentlichungen vorzuweisen. Doch die stehen in keinem Verhältnis zu den Romanen die hier alle zusammengenommen schreiben müssen!
Was macht ihr mit euren Romanen, wenn ihr meint, sie sind fertig? Kommt ihr gar nicht erst an den Punkt, dass ihr denkt, sie könnten gut genug für eine Veröffentlichung sein? Oder habt ihr gar keine Lust auf die Überarbeitung und lasst die ganzen Romane unbearbeitet liegen?
Oder gebt ihr die Veröffentlichung auf, wenn ein paar Agenturen oder Verlage abgelehnt haben? Schickt ihr sie so lange an Verlag, bis irgendwann ein kleiner Verlag zusagt, auch wenn es Jahre dauert? Denkt ihr, wenn es nicht klappt, mache ich eben SP? Oder wenn die Verlage es nicht wollen, muss es ja schlecht sein, also lieber in der Schublade lassen, bis ich irgendwann gut genug bin zu veröffentlichen?
Wenn man sich einige SP-Bücher so anguckt, würde ich mal behaupten 90 % der Autoren hier können es besser.

Ich selbst habe bisher fünf Romane geschrieben und noch nichts veröffentlicht. Die ersten Versuche waren sicher verbesserungswürdig, wenn nicht gar grauenhaft. Und ich bin froh, dass ich sie nicht veröffentlicht habe! Aber ich setzte mich auch immer wieder mal ran und überarbeite die alten Texte. Meistens schreibe ich so Nischenthemen, für die es eh nur eine Handvoll Verlage gibt. Und wenn die es nicht wollen, bleibt es in der Schublade. Meinen zweiten Roman habe ich frei online gestellt.
Jetzt denke ich gerade darüber nach, die alten Romane, also die, die in den letzten zehn Jahren entstanden sind, selbst zu veröffentlichen. Das würde einiges an Zeit kosten. Die könnte ich auch nutzen, um etwas neues zu schreiben. Aber dass die Sachen niemand liest, finde ich auch schade. Andererseits könnte ich auch noch weitere zehn Jahre warten, bis ich hoffentlich noch besser schreibe und noch bessere Romane dabei herauskommen. Wenn man die Sachen veröffentlicht, muss man sich schließlich auch auf Kritik einstellen. Und dass die eigenen Texte nicht perfekt sind, ist einem ja auch meistens nur zu klar.

Sprotte

Ich gehöre wohl mit zu den Vielschreibern.
In der Schublade liegen acht Agentenromane und zwölf Bände Maynard. Und da bleiben sie auch. Schreiben ist ein Lernprozeß, der mehr oder weniger langam abläuft. In die Agentenromane mag ich - trotz der Dialoge, auf die ich immer noch stolz bin - nicht mehr reinsehen. Und bei den Maynard-Bänden häufen sich Anfängerfehler, die mir heute wirklich weh tun.

Ich habe kürzlich meinen zehnten Heroic beendet, der erste ist nun unter Vertrag. Er stammt aus dem NaNo 2010 und hat diverse Überarbeitungsrunden und zwei Agenturabsagen hinter sich. Eine mit hilfreichen Anmerkungen, die ich einarbeiten konnte. Was mache ich, falls einer der anderen neun nicht ebenfalls beim Verlag landen kann? Ich denke, er landet ebenfalls in der Schublade. Oder ich ackere ihn nochmals mit Betaleserhilfe durch. Es kann aber auch schlichtweg sein, daß dieser Held (die Jungs unterscheiden sich glücklicherweise deutlich!) nicht funktioniert. Dann: Schublade.

Selfpublishing reizt mich momentan überhaupt nicht. Vielleicht ändert sich das in zehn oder zwanzig Jahren. Oder nächstes Jahr, wer weiß. Momentan hat es für mich immer noch den Beigeschmack von "Beim Verlag versucht, nicht gelandet und aus Trotz/übersteigertem Ego/Enttäuschung (Nichtzutreffendes bitte streichen) selbst auf den Markt geschmissen". Selfpublishing, wenn es ordentlich gemacht sein soll, ist nicht leicht. Professionelles Lektorat und Coverdesign ist unabdingbar, finde ich. Dann die Werbung. Uff. Ja, auch bei einem Kleinverlag muß ich mich selbst bewegen. Das muß ein C-Listling beim Großverlag ebenfalls. Aber ich erhalte zumindest ein wenig Schützenhilfe. Plus einen Verlagsnamen auf dem Cover, womit ich mich bessergestellt fühle als ein Selfpublisher. Mag arrogant klingen, ist es vielleicht auch. Aber das ist im Augenblick meine Einstellung.

Cairiel

Ich veröffentliche die Romane nach ein paar Jahren überarbeitet im Netz, auch in Fällen, in denen ich nicht mehr dazu stehen kann. Ich will einfach sehen, wie Leser darauf reagieren und sie finden. Einer ist z. B. ist erstaunlich gut angekommen und ich habe sehr hilfreiche Kritik bekommen, wie ich den Roman noch weiter verbessern kann. Vielleicht überarbeite ich ihn irgendwann grundlegend und bringe ihn dann selbst heraus.

Momentan habe ich ein paar Projekte in der Schublade, die ich immer wieder überarbeite und mir von ihnen erhoffe, es irgendwann bei einem Verlag zu schaffen. Oder vielleicht nimmt mich ja doch irgendwann mal eine Agentur, dann hat die vielleicht Interesse daran, das ein oder andere einem Verlag vorzustellen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.  ::)

FeeamPC

@Cairiel: Das finde ich eine sehr gute Methode. Damit lässt sich herausfinden, bei welchem Roman, sich die Überarbeitung lohnt, und dann kann das gute Stück richtig poliert werden. Solltest du dann auch machen, da muss ich mich Franziska anschließen, die meisten hier im Tintenzirkel sind schon weit über dem normalen Selfpublisher-Niveau, auch du.
@Sprotte: Was lässt dich glauben, dass du aus diesen Anfängen nichts Brauchbares umstricken kannst? Oder ist das nur so, dass du einfach keine Lust mehr hast auf den Stoff?

Sprotte

Ein Umstricken würde mir da nicht reichen. Ich müßte die Romane neu schreiben (bei Maynard schleiche ich immer noch wie die Katze um den heißen Brei, ob ich das nun in Angriff nehme oder nicht - zumindest Band 1), und dann kommt auch der Entdecker in mir durch und fragt, warum ich etwas Bekanntes neu schreiben sollte, statt Neues zu entdecken.
Ich empfinde meine "Alt-Romane" als Wegmarkierungen meiner Entwicklung. Als solche sind sie gut, aber es ist ein wenig wie der Spruch von meinem Oheim über die Erziehungsversuche junger Eltern: "Das erste Kind haben sie wegschmeißen müssen." Soll heißen, daß Anfänge auch Experimente und wie Schulhefte sind, Übungen, von denen ich mich zwar nicht trennen mag (ergo löschen), die ich aber nicht einer größeren Leserschar so, wie sie sind, präsentieren möchte.

Klecks

Das ist schwer zu sagen - und deshalb ein tolles, interessantes Thema.  :hmmm:

Ich habe im NaNo 2013 einen Krimi geschrieben, um herauszufinden, ob ich Krimis schreiben kann. Er ist nicht schlecht und meine Mutter fand ihn klasse, aber er war mein erster Krimi und ich bin sicher, dass ich das eines Tages noch besser hinbekomme. Deshalb wird er ganz bewusst nicht veröffentlicht werden.

In eine Schublade stecke ich fertige Romane aber nicht. Sie bedeuten mir unendlich viel, deshalb formuliere ich es lieber so: Sie bleiben bei mir. Ich werde aber immer, immer versuchen, eine Agentur bzw. einen Verlag für die meisten meiner Bücher zu finden. Aufgeben werde ich nie, egal, was passiert. Und bis ich das geschafft habe, bleiben sie bei mir.  :vibes:


Franziska

#6
Zitat von: Cairiel am 16. August 2014, 08:31:16
Ich veröffentliche die Romane nach ein paar Jahren überarbeitet im Netz, auch in Fällen, in denen ich nicht mehr dazu stehen kann. Ich will einfach sehen, wie Leser darauf reagieren und sie finden. Einer ist z. B. ist erstaunlich gut angekommen und ich habe sehr hilfreiche Kritik bekommen, wie ich den Roman noch weiter verbessern kann. Vielleicht überarbeite ich ihn irgendwann grundlegend und bringe ihn dann selbst heraus.

Momentan habe ich ein paar Projekte in der Schublade, die ich immer wieder überarbeite und mir von ihnen erhoffe, es irgendwann bei einem Verlag zu schaffen. Oder vielleicht nimmt mich ja doch irgendwann mal eine Agentur, dann hat die vielleicht Interesse daran, das ein oder andere einem Verlag vorzustellen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.  ::)

Das mache ich ein bisschen ähnlich. Den Roman habe ich mir übrigens mal runtergeladen. ;D Ich fand die Kommentar auf fanfiktion und so auch sehr motivierend. Manchmal bekommt man auch sehr konstruktive Kritik. Sicher sind die ersten Versuche nicht immer die besten und manchmal ist es wirklich besser, man lässt sie in der Schublade. Aber manchmal hat man auch zu hohe Ansprüche und die Texte gefallen doch einigen Lesern.

Das wäre jetzt eine andere Diskussion, aber ich sehe das mit dem SP nicht so wie Sprotte. Warum ist es so viel mehr wert, wenn eine einzelne Person, ein einzelner Verleger das Buch rausbringt, wenn es ein klener Verlag ist? Mir fällt auch auf, dass immer mehr etablierte Autoren auch SP machen. Zum Beispiel Susanne Gerdom, Eva Völler, Lena Klassen, mir fallen gerade nicht mehr ein, aber es gibt noch mehr. Wahrscheinlich waren das bei denen auch Bücher, die sie nicht an Verlage verkaufen konnten und die in der Schublade lagen, oder Bücher, die vergriffen waren.
Und wenn man dann schon mal das Feedback von Lesern hatte, weil man den Text schon mal frei online gestellt hat, weiß man, dass er soo schlecht nicht sein kann. (Es sei denn, das Feedback ist schlecht natürlich). Andererseits verstehe ich auch, dass man weiter versucht, einen Verlag zu finden. Ich finde es schon sehr schade, dass ich für meinen letzten Roman keinen Verlag gefunden habe und weiß noch nicht, ob ich ihn selbst rausbringen soll.

Debbie

#7
Ich denke auch, dass Franziska und Fee recht haben - viele hier wären in der Lage, ihre Manuskripte selbst zu vertreiben, was ich generell erst einmal befürworte. Im Gegensatz zu den meisten anderen hier, muss ich zugeben, dass SP für mich kein Plan B ist, sondern das angestrebte Ziel. Das hat mehrere Gründe.

Zum einen sind die Lektorate in den Verlagen meistens nicht mehr das, was sie mal waren. Dass auf Lektoratsebene deutlich eingespart wird, kann man deutlich (selbst bei großen Verlagen) erkennen, wenn man die ersten hundert Seiten eines Buches gelesen hat. Falsche Fälle, vermeidbare Wortwiederholungen in aufeinanderfolgenden Sätzen, Mehrzahl-/Einzahlfehler - Dinge, die bei nochmaligem Lesen der Geschichte, durch einen neutralen, aufmerksamen Leser mit Sicherheit aufgefallen wären.

Dann ist da auch noch das leidige Werbethema. Man hört es hier und auch in anderen Foren (oder Zeitschriften) oft genug, dass sich die Verlage um Werbung praktisch gar nicht mehr kümmern, wenn man nicht gerade Stephen King oder Elizabeth George heißt. Wenn ich mir die Berichte so anschaue, sind Kleinverlage oftmals noch hilfsbereiter und engagierter als die Großen - gerade und v. a. wenn man Erstautor ist.

Gut, professionelle Cover sind toll - aber das allein rechtfertigt nicht meinen deutlich geringeren Gewinn als Autor. Das Preis-Leistungs-Verhältnis bei einer Veröffentlichung durch einen Verlag stimmt einfach nicht mehr. Früher haben Autoren vielleicht noch das Argument "Ich will schreiben, der Verlag soll sich um den Rest kümmern" ins Feld führen können, aber die Zeiten sind lange vorbei. Und nur für das professionelle Cover und ein fehlerhaftes Lektorat, dass Papyrus Autor alleine noch fast besser hinbekommt, kann ich dem Verlag doch nicht so einen relativ großen Anteil am Gewinn überlassen.  :no:

Natürlich kostet mich das Ganze Geld - ein paar Hundert fürs Cover, ein paar Hundert für die Website (wobei man sich als SP am Anfang auch erstmal nur einen Blog erlauben kann) und ein paar Tausend für ein professionelles Lektorat - so denn ich eines brauche. Aber da spare ich mir dieses Geld lieber vom Mund ab, und ernte hinterher den Lohn meiner Früchte ganz allein; selbst dann, wenn es die Ausgaben nicht deckt.


Layout, Einstellen, Covergestaltung, etc. - das hab ich jetzt alles bereits in einem Durchlauf hinter mir. Gerade das Layout und das Einstellen sind wirklich nicht so wild. Wenn man den ganzen Tag daran sitzt, kann man das in 10 - 12 Stunden locker schaffen. Gut, das Cover hat mich einiges an Zeit gekostet (ca. eine Woche) und musste dann professionell (für 60€) noch einmal nachbearbeitet werden, dass es den Anforderungen von CreateSpace genügt. Meine Cover wären etwas anspruchsvoller, weshalb ich sie wohl von einem Fachmann machen lassen würde. Und ich wollte für mein selbstverlegtes Buch (wenigstens für den ersten Band der Reihe) ein professionelles Lektorat, wobei ich da glücklicherweise auch genau weiß, an wen ich mich wenden würde.

Aber auch ohne professionelles (bzw. trotz dreier semi-professionellen Lektorate durch selbsternannte Lektoren, die teilweise alles nur verschlimmert haben) Lektorat haben wir das Buch meines Bruders ganz ordentlich hinbekommen. Ein paar kleine Fehler, die beim Nachbearbeiten wieder hinzugefügt wurden, haben wir erst nach dem Einstellen entdeckt und dann ausgebessert. Jetzt ist es praktisch fehlerfrei (bis auf die Konstellationen, die mein Bruder absichtlich beibehalten wollte  :seufz:) und irgendeine Leserin hat (obwohl da die kleinen Fehler noch drin waren) sogar die Professionalität im Layout und dem Schreibstil in ihrer Rezension positiv angemerkt. Es verkauft sich schwankend, aber regelmäßig, ohne dass für das Buch großartig Werbung - v. a. nicht online - gemacht wurde. Und dafür, dass es thematisch eher "Nischenliteratur" und sprachlich eindeutig nicht mainstream ist, ist der Verkauf von ca. einem Buch pro Tag sicherlich keine schlechte Bilanz. Drücken wir es mal so aus: Hier hab ich mal von irgendeinem Autor, der einen Verlagsvertrag hatte, gelesen, dass seine erste Abrechnung zum Essen gehen gereicht hat - und dafür reicht es bei meinem Bruder jeden Monat.

Meine erste Übersetzung (Liebesroman, man könnte sagen "ChickLit") verkauft sich hingegen super. Die Rezensionen sind fast ausschließlich positiv, der Sprachstil wird gelobt - also alles prima. Allerdings handelt es sich bei dem Roman natürlich um ein sehr populäres Genre und die Autorin hatte bereits eines ihrer Bücher als deutsche Übersetzung relativ erfolgreich auf dem Markt platziert.

Ich hoffe Alana vergibt mir, wenn ich ihre Seelenmagie hier als weiteres, positives Beispiel und zur Veranschaulichung aufführe.  :versteck: Ich hab die Leseproben ihrer Bücher gelesen und sie schreibt super - im ersten Buch genauso wie im dritten. Dennoch hat sich der Erfolg erst richtig eingestellt, als sie sich werbetechnisch wirklich verausgabt hat. Natürlich hatte sie auch bereits zwei Bücher vorher rausgebracht und sich dadurch sicherlich schon einen gewissen Stamm an Fans erworben, aber ich würde wagen zu behaupten, dass ihre Werbemaßnahmen die treibende Kraft hinter dem Erfolg waren. Und alle drei Bücher wurden über einen Verlag veröffentlicht.

Anhand dieser Beispiele halte ich SP also generell geeignet für Autoren, die folgende Voraussetzungen mitbringen:

- einen mainstreamtauglichen Schreibstil
- ein mainstreamtaugliches Genre
- Kenntnisse in Papyrus Autor
- evtl. Bereitschaft, Geld für ein professionelles Cover (und Lektorat) zu investieren, sofern sie nicht selbst aus der Branche kommen
- Bereitschaft zu intensiver Eigenwerbung (aber das muss man auch im Verlag machen, wenn man Erfolg sehen will)
- Abneigung gegen fragwürdige Verträge, Deadlines, etc.


Da schließe ich jetzt absichtlich nicht mit ein: "Die von Verlagen und Agenturen abgelehnt wurden." Ganz oft hat sowas nämlich wirklich triftige Gründe. Allerdings haben die Kindle-Bestseller-Autoren auch schon mehrfach bewiesen, dass auch Lektoren und Agenten mitunter völlig falsch liegen können. Wenn ihr also ein Manuskript in der Schublade habt, dass von jemandem gelesen wurde, der sich mit Grammatik und Rechtschreibung wirklich auskennt, viel liest (am besten auch Krimis und Thriller, diese Leute sind meist die besten Partner, wenn es um das Herausfiltern von Plotlöchern und solchen Dingen geht) und auch ehrlich die Meinung sagt, würde ich euch raten es nach ein paar weiteren Beta-Lesern einfach mal mit dem SP zu versuchen - sofern ihr möglichst viele der oberen Voraussetzungen mitbringt, bzw. bereit seid zu erfüllen. Aber auch wenn nicht, lohnt es sich darüber nachzudenken, ob man sein Herzblut wirklich in der Schublade versauern lassen möchte oder es doch lieber einfach mal versucht ... Nur meine ganz subjektive Meinung.

Alana

#8
Was sollte ich dagegen haben, als Positivbeispiel angeführt zu werden? ;D

Zunächst zu bekannten Autoren, die unter die SPler gehen: In den meisten Fällen handelt es sich dabei um die Backlist, mitnichten also um abgelehnte Manuskripte, sondern um solche, die bereits verlegt wurden, wo die Rechte aber an den Autor zurückgefallen sind, weil sie sich nicht mehr verkaufen. Das sind auch meist recht erfolgreiche Manuskripte, die sich nur inzwischen eben tot gelaufen haben. Neu aufgelegt im SP funktionieren sie dann wieder super. Das ist natürlich perfekt, denn hier kann man die bereits lektorierte Version im SP rausbringen und muss nur in Cover und Satz investieren. (Lektorat gilt nicht als Urheberleistung, wenn es nicht ausdrükclich im Vertrag steht, darf der Verlag also nicht verlangen, dass man die unlektorierte Version nutzt. Die gesetzte Druckfahne darf man allerdings nicht verwenden.)

Deswegen werde ich vielleicht auch so weiter machen, erst mal mit Verlagen zusammenarbeiten, kann ja nicht schaden, und falles es nicht läuft, versuche ich es im SP, sobald ich die Rechte zurück habe. (Deswegen immer auf kurze Laufzeiten achten! Insbesondere bei e-Book only höchstens 3 Jahre.)

Zum Thema Werbung etc.: Die beste Werbung ist, mehr Bücher zu schreiben und dran zu bleiben. Bei Seelenmagie habe ich sicher die meiste Werbearbeit geleistet und das hat bestimmt vor allem zum Ausmaß des Erfolgs beigetragen, allerdings ist es mittlerweile doch so, dass Bookshouse immer häufiger sehr erfolgreiche Titel hat, auch ohne dass dafür viel Werbung gemacht wird. Es scheint, als hätte der Verlag mittlerweile doch einige Stammleser. Wahrscheinlich war es hier also die Kombination aus allem, die zum Erfolg geführt hat.

Mich juckt es in den Fingern, SP mal zu versuchen, sollte ein Manuskript von mir nicht vermittelt werden, dann wäre das definitiv eine Möglichkeit, das zu testen.

Alhambrana

Avery

Ein super spannendes Thema mit wirklich sehr verschiedenen, interessanten Meinungen und Erfahrungen  :hmmm: Was SP angeht, ist es für mich nicht das Ziel, aber durchaus eine Option, wenn gar nichts mehr geht - allerdings habe ich diesen Punkt noch längst nicht erreicht und ebenso ist es möglich, dass die Schätze nach Ablehnung in der Schublade landen, weil ich merke, dass sie einfach nicht veröffentlichungswürdig waren - und entsprechend "zurecht" abgelehnt worden sind. Auch wenn es natürlich, wie Debbie schreibt, immer mal Fälle gibt, in denen sich Agenturen und Verlage geirrt haben und doch wahre Schätze im Selbstverlag auftauchen.


Vielleicht habe ich mich damit aber auch deshalb noch nicht so intensiv auseinandergesetzt, weil ich der typische Fall von: Übermotiviert gestartet und tief gefallen bin  :gähn: Ich neige dazu - Beim Erstlingswerk genauso wie in jedem NaNo aufs Neue - komplett orientierungslos in ein Projekt zu starten, auf das ich gerade riesige Lust habe. Grober Plot ist zwar vorhanden, aber eigentlich kein genaues Ziel und deshalb artet es dann irgendwann wieder in 700 langen Seiten aus, die immer noch kein Ende haben. Und dann verlassen mich gleichzeitig Lust und Mut, es fertigzumachen und mich der Überarbeitung zu widmen. Ergo --> Schublade. Fertiggestellt habe ich also neben einigen Kurz-Kurzromanen und vielen Kurzgeschichten bisher ganz exakt ein einziges Werk  :versteck: Nämlich meinen Erstling mit 15 Jahren und 760 Seiten. Grottenschlecht, triefend von Fehlern, angefangen, ihn neu zu schreiben und bei neuen 640 Seiten abgebrochen, da es aussichtslos war.

Insgesamt liegen also in meiner Schublade inzwischen fünf Romanleichen, die es alle über die 300 Seiten hinaus-, aber nie bis zum Ende geschafft haben. Und trotzdem alle einen Platz in meinem Schreibherz haben und irgendwann endlich beendet werden wollen.
Deshalb arbeite ich gerade auch jede freie Minute an meinem aktuellen Projekt und versuche es trotz Motivationslöchern fertigzukriegen. Um mir zu zeigen, dass ich es kann und um dem Traum eines Agenturvertrages vielleicht doch einen Millimeter näher zu kommen.


Churke

Zitat von: Franziska am 16. August 2014, 01:30:36
Oder gebt ihr die Veröffentlichung auf, wenn ein paar Agenturen oder Verlage abgelehnt haben?
Ja.
Aber nicht endgültig, da bietet sich immer mal wieder eine Gelegenheit. 


Zitat
Wenn man sich einige SP-Bücher so anguckt, würde ich mal behaupten 90 % der Autoren hier können es besser.
Können hat nicht notwendigerweise etwas mit Umsatz zu tun, das wollen wir mal nicht unter den Tisch fallen lassen.  :engel:


HauntingWitch

Die meisten abgelehnten Skripte bleiben bei mir (ein sehr schöner Ausdruck übrigens, @Klecks, "in der Schublade" klingt immer so abwertend) in der Hoffnung, dass sich eines Tages eine neue Gelegenheit bietet. Dies passiert allerdings erst, wenn ich es bei allen Verlagen, die ich für geeignet halte, probiert habe. ;) Und bei meinem Erstling gab es diese Gelegenheit sogar in Wettbewerbsform und prompt hat das geklappt. Ich glaube, dass es immer wieder einen nächsten Zug gibt. Es mag manchmal Monate, manchmal sogar Jahre dauern, bis er kommt, aber es kommt einer.

Es gibt allerdings auch wirklich Projekte, auf die ich nach der Ablehnung plötzlich keine Lust mehr habe oder ich nach ein paar Monaten überarbeiten möchte, noch einmal anschaue und dann doch lieber sein lasse. Diese bleiben dann einfach bei mir, für was auch immer sie gut sein mögen. Bei einigen mache ich auch Kurzgeschichten aus gewissen Abschnitten und reiche die dann bei Ausschreibungen ein oder veröffentliche sie im Internet. Letzteres mache ich wie Cairiel einfach um zu sehen, wie die Sachen auf die Leser wirken.

SP ist für mich zumindest vorerst noch keine Option. Mir scheint, SPler haben bei den Lesern einen allzu schlechten Ruf und man wird sehr schnell abgestempelt. Das ist mir einfach zu heikel. Allerdings wird mir zunehmend bewusst, dass ich offenbar nicht in der Lage bin, richtige Romane zu verfassen. Wenn ich die 50k erreiche, bin ich glücklich, aber bereits das ist eine riesige Herausforderung für mich. Mein Erstling hatte ursprünglich mehr, aber da war auch viel Gelaber drin. Mein zweiter Schatz hat gerade einmal 170 Normseiten. Da frage ich mich schon, welcher Verlag möchte denn so etwas veröffentlichen und welche Leser schlucken das? Wenn "Roman" draufsteht, erwartet man doch etwas mehr Umfang, oder? Jedenfalls wäre unter diesem Aspekt SP vielleicht eine Möglichkeit. Ich müsste mir keine Sorgen mehr machen, dass meine Geschichten nicht lang genug sind und könnte auch mal zwei, drei KG in einen Band packen oder so etwas. Aber das sind Überlegungen, die ich erst seit wenigen Wochen anstelle. Eine Entscheidung liegt noch in weiter Ferne.

Wie Sprotte finde ich übrigens auch, dass alle Geschichten insofern ihre Wichtigkeit haben, dass sie unsere Entwicklung tragen. Es mag die Aussenwelt vielleicht nicht interessieren, aber sie helfen uns, unsere Fähigkeiten und Grenzen zu erproben und besser zu werden. Wenn jemand erst nach dem zwanzigsten Roman einen Verlag finden, haben doch die vorherigen 19 ihn erst dahin geführt. Wenn jemand im ganzen Leben nie einen Verlag findet, haben die Geschichten ihm trotzdem das Leben verschönert und gut getan, oder? Wichtig sind alle, in irgendeiner Weise.  :)

Snöblumma

Ja, ich gehöre auch zu der Fraktion, die bestimmte Geschichten als "Entwicklung" begreift, bzw. als Teil der persönlichen Entwicklung. Diese Romane waren zum damaligen Zeitpunkt gut und entsprachen dem Stand des Könnens, sie haben Themen behandelt, die mir damals wichtig waren - aber sie waren weit weg von gut. Mit etwas sehr viel Überarbeitung könnte man bestimmt gute Romane daraus machen, das ist nicht die Frage, aber ich lasse sie lieber im Rohzustand, ein bisschen als Tagebuchersatz, wenn man so will. Ich lese dann und wann rein, freue mich an meinen Fehlern und Naivitäten und an guten Szenen und an meinen Figuren, und dann lege ich sie wieder weg. Mein erster High Fantasy-Romanepos gehört dazu (3 Teile, weit jenseits der 1500 Wordseiten in normaler Formatierung, also keine Ahnung wie viele tausend Normseiten), mein erster erotischer Roman, die Herr der Ringe-Fanfiktion, an der ich maßgeblich zu schreiben gelernt habe. Das sind alles keine Werke, bei denen man das Gruseln bekommt, aber sie sind eben Übungswerke. Als solche haben sie ihre Berechtigung und ihren Wert und gut ist. Ich empfinde es bei ihnen auch nicht schade, dass sie nur mir gehören - diese Romane sind für mich immer auch Spiegel meiner Selbst, mehr als das zur Veröffentlichung bestimmte Zeugs, das braucht keiner lesen außer mir.

Von meinen erotischen Romanen ist bislang noch keiner bei den Verlagen durchgefallen, aber ich würde wohl, wenn einer tatsächlich nirgendwo ankäme, SP gewählt haben - jedenfalls bei den Büchern, die für mich gefühlt Reihen abgeschlossen haben. Da nun aber meine beiden "Reihen" bei Verlagen untergekommen sind und damit in sich fertig sind, ist da erst mal nichts mehr auf Halde und wird bis 2016 wohl auch nichts mehr groß auf Halde kommen, weil ich bis dahin mit dem jetzt verkauften Zeugs wohl mehr als genug zu tun habe. Ansonsten habe ich noch ein Exposé, das bei einem Verlag angekommen wäre, aber nur unter Änderungen, die ich nicht mitmachen wollte. Also habe ich zurückgezogen und es wartet jetzt darauf, nochmal aufpoliert zu werden und die große Runde anzutreten - aber erst, wenn die Zeit etwas ruhiger wird.

Bei meiner High Fantasy und dem Steampunk steht das Problem vielleicht an. Die Bücher gefallen mir recht gut, aber der Markt bei den Großen ist ziemlich dicht. Bei den Kleinen habe ich es noch nicht versucht, solange nicht alle Großen durch sind (das wird sich dann irgendwann nächstes Jahr oder so zeigen, denke ich). Mal sehen - noch bin ich da optimistisch, dass sich etwas findet für meine Schätzchen. Ich mag die Bücher zu gerne, um sie in der Schublade zu lassen, aber ich denke, ich würde auch erst mal noch abwarten, ob der Markt sich nicht etwas dreht. SP kommt für mich zeitlich einfach nicht in Frage und für "einfach raushauen und schauen, was passiert" sind mir die Manuskripte einfach zu gut. Ich habe gerne einen Verlag im Rücken, der mir die Orga abnimmt, Cover macht, Werbung macht, für den Vertrieb sorgt, all diese Dinge. Und bislang habe ich da nichts negatives zu berichten, insofern bleibe ich ein "Verlagsveröffentlichungs"-Fan. Nicht, weil ich SP an sich minderwertig finde, sondern weil mir SP einfach zu viel Arbeit ist. Ich will meine wenige Freizeit mit Schreiben verbringen, nicht mit Werbung und Co. Ich habe schon einen Vollzeitjob, dazu noch einen zweiten bekomme ich nicht hin. So viel, wie bspw. Alana gemacht hat, das ginge bei mir einfach nicht - also bleibt da nur Verlag oder "raushauen" und damit letztlich verbrennen. Oder eben mal abwarten, ob die Marktlage sich irgendwann dreht :D.

Antigone

Nun ja, ich warte einfach darauf, eine reiche und berühmte Schriftstellerin zu sein. Dann mach ich es so wie Stephen King, der wahrscheinlich noch seine letzte Wäschereirechnung mit Erfolg veröffentlichen könnte und hau alle Schubladen-Romane nach und nach auf den Markt, während ich mir auf Bali die Sonne auf den Bauch brennen lasse....  ;D

(a propos Stephen King: in seinem Roman Sara passiert so was ähnliches; ein erfolgreicher Schriftsteller ist nach dem Tod seiner Frau in einer Schreibkrise; weil sein Verlag aber natürlich drängt, kramt er nach und nach seine bisherigen Frühwerke hervor. Blöd für ihn, als auch die langsam zu Ende gehen....)

Und jetzt im Ernst: im Moment liegen diese Werke (so viele sinds gar nicht) tatsächlich nur in der Schublade. Manchmal kram ich sie hervor, wenn sich eine speziell zugeschnitte Ausschreibung ergibt. Und einen meiner Nano-Romane konnte ich tatsächlcih in so einem Spezialfall an den Verlag bringen.

Ansonsten... weiß ich noch nicht. Um mich ernsthaft mit Sachen wie Self-Publishing zu beschäftigen, fehlt es mir derzeit noch an Motivation. Aber ausschließen für ewig möchte ich es nicht. Nur halt jetzt noch nicht.

lg, A.

Arcor

Da ich mich jahrelang nur einem einzigen monströsen Projekt gewidmet habe, ist meine fertige Roman-Sammlung noch ziemlich überschaubar. Von daher habe ich nur drei Romane vorzuweisen. Einer liegt bei Agenturen, die beiden anderen auf Eis und vermutlich werden sie da auch bleiben. Ich glaube nicht, dass ich - bei all den Ideen, die mir noch im Kopf rumschwirren - jemals die Zeit finden werde, das ganze so grundlegend zu überarbeiten (oder besser neuzuschreiben), dass da noch einmal was Vernünftiges draus wird. Tut weh, aber das ist da leider die Realität.

Ansonsten kann ich mir aber vorstellen, dass ich prinzipiell jeden Roman anbieten werde, sobald ich mit ihm zufrieden bin und er durch einige Betaleser-Hände gegangen ist. In die Schublade käme er nur dann, wenn ihn partout keiner will.
Not every story is meant to be told.
Some are meant to be kept.


Faye - Finding Paradise